Harold Clayton Urey (* 29. April 1893 in Walkerton im US-Bundesstaat Indiana; † 5. Januar 1981 in La Jolla, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Chemiker und Nobelpreisträger.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Urey studierte Zoologie an der University of Montana (Bachelor 1917) und promovierte 1923 in Chemie an der University of California, Berkeley. 1918/19 war er bei der Barrett Chemical Company, 1919 bis 1921 Instructor für Chemie an der University of Montana und 1923/24 an der Universität Kopenhagen. 1924 bis 1929 war er Associate in Chemie an der Johns Hopkins University. Er war ab 1929 Associate Professor an der Columbia University in New York, wurde dort 1934 Professor, war von 1945 bis 1958 an der University of Chicago und danach an der University of California in San Diego. Ab 1970 war er dort Professor Emeritus.
1934 erhielt er den Nobelpreis für Chemie „für seine Entdeckung des schweren Wasserstoffes“, des Deuteriums, von 1931. Das geschah in Zusammenarbeit mit dem Physiker Ferdinand Brickwedde und George Murphy.
Zu Ureys hauptsächlichen Arbeitsgebieten zählten neben der Trennung von Isotopen auch die Atomspektren sowie die Spektren und Strukturen von Molekülen. Er ist der Erfinder der δ18O-Methode. Diese Isotopenuntersuchung ermöglicht Temperaturrekonstruktionen von Millionen Jahre alten Fossilien. Das Verfahren wird bis heute in der Klimatologie als Proxy verwendet.[1]
Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er mit seinem Team an diversen Forschungsprojekten innerhalb des Manhattan-Projekts und trug auf diese Weise zur Entwicklung der ersten Atombombe bei. Am bedeutendsten war dabei die Entwicklung des Gasdiffusionsverfahrens zur Trennung von 235U und 238U.
Ureys Interesse galt vor allem auch dem Frühstadium der Planeten und der Uratmosphäre. So arbeitete er auch auf dem Gebiet der Entstehung des Lebens. Seine Erkenntnisse dazu fasste er in dem 1952 erschienenen Buch The Planets: Their Origin and Development zusammen.
Der als Miller-Experiment bekannte Versuch wird manchmal auch Miller-Urey-Experiment genannt (siehe Chemische Evolution).[2]
1928 wurde er Fellow der American Physical Society. Seit 1935 war er Mitglied der National Academy of Sciences und der American Philosophical Society.[3] Die Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique nahm ihn 1937 als assoziiertes Mitglied auf.[4] 1938 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.[5] 1947 wurde er zum auswärtigen Mitglied (Foreign Member) der Royal Society gewählt. 1940 erhielt er die Davy-Medaille, 1946 den Liversidge Award der Royal Society of Chemistry, 1962 die J. Lawrence Smith Medal und 1964 die National Medal of Science. Neben dem Nobelpreis wurde er 1966 mit der Goldmedaille der Royal Astronomical Society ausgezeichnet. 1975 erhielt er den V. M. Goldschmidt Award.
1985 wurde ein Mondkrater und 2000 der Asteroid (4716) Urey nach ihm benannt.[6][7] Die American Astronomical Society vergibt jährlich den Harold-C.-Urey-Preis für Planetologie, die European Association of Geochemistry verleiht jährlich den Urey Award für Geochemie.
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The Planets – Their Origin and Development. Yale University Press, New Haven 1952.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Harmon Craig et al.: Isotopic and cosmic chemistry. North-Holland, Amsterdam 1964
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Harold C. Urey im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1934 an Harold C. Urey (englisch)
- Eintrag zu Urey, Harold Clayton (1893 - 1981) im Archiv der Royal Society, London
- The Register of Harold Clayton Urey Papers 1929–1981 orpheus@The UC San Diego Libraries
- Harold Clayton Urey. In: Physics History Network. American Institute of Physics (englisch)
- Informationen zu und akademischer Stammbaum von Harold C. Urey bei academictree.org
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Harold C. Urey: The thermodynamic properties of isotopic substances. In: Journal of the Chemical Society (Resumed). 1947, ISSN 0368-1769, S. 562, doi:10.1039/JR9470000562 (englisch).
- ↑ Michael Marshall: The secret of how life on earth began, auf: BBC – Earth, vom 31. Oktober 2016
- ↑ Member History: Harold C. Urey. American Philosophical Society, abgerufen am 14. November 2018.
- ↑ Académicien décédé: Harold Clayton Urey. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 22. März 2024 (französisch).
- ↑ Members of the American Academy. Listed by election year, 1900–1949 (PDF). Abgerufen am 27. September 2015
- ↑ 4716 Urey (1989 UL5) JPL Small-Body Database Browser, abgerufen am 30. April 2010.
- ↑ Harold C. Urey im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU (WGPSN) / USGS
Personendaten | |
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NAME | Urey, Harold C. |
ALTERNATIVNAMEN | Urey, Harold Clayton |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Chemiker, Nobelpreis für Chemie 1934 |
GEBURTSDATUM | 29. April 1893 |
GEBURTSORT | Walkerton, Indiana |
STERBEDATUM | 5. Januar 1981 |
STERBEORT | La Jolla |
- Harold C. Urey
- Chemiker (20. Jahrhundert)
- Nobelpreisträger für Chemie
- Person (Manhattan-Projekt)
- Hochschullehrer (Columbia University)
- Hochschullehrer (University of Chicago)
- Hochschullehrer (University of California, San Diego)
- Mitglied der National Academy of Sciences
- Auswärtiges Mitglied der Royal Society
- Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- Mitglied der American Philosophical Society
- Fellow der American Physical Society
- Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften und Schönen Künste von Belgien
- Träger der National Medal of Science
- Person als Namensgeber für einen Asteroiden
- Person als Namensgeber für einen Mondkrater
- US-Amerikaner
- Geboren 1893
- Gestorben 1981
- Mann