Technopedia Center
PMB University Brochure
Faculty of Engineering and Computer Science
S1 Informatics S1 Information Systems S1 Information Technology S1 Computer Engineering S1 Electrical Engineering S1 Civil Engineering

faculty of Economics and Business
S1 Management S1 Accountancy

Faculty of Letters and Educational Sciences
S1 English literature S1 English language education S1 Mathematics education S1 Sports Education
  • Registerasi
  • Brosur UTI
  • Kip Scholarship Information
  • Performance
  1. WeltenzyklopÀdie
  2. Geoinformationssystem
Geoinformationssystem 👆 Click Here!
aus Wikipedia, der freien EnzyklopÀdie
(Weitergeleitet von Geo-Informationssystem)

Geoinformationssysteme, Geographische Informationssysteme (GIS) oder RÀumliche Informationssysteme (RIS) sind Informationssysteme zur Erfassung, Bearbeitung, Organisation, Analyse und PrÀsentation rÀumlicher Daten. Geoinformationssysteme umfassen die dazu benötigte Hardware, Software, Daten und Anwendungen.

Anwendungsgebiete

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geoinformationssysteme werden in vielen Bereichen genutzt, unter anderem in der Geographie, Umweltforschung, ArchĂ€ologie, Marketing, Kartografie, Stadtplanung, Kriminologie (Verbrechenskarten), Logistik, im Ressourcenmanagement und im Gesundheitswesen. Mithilfe eines GIS ist es dem Zivilschutz beispielsweise möglich, Informationen fĂŒr EvakuierungsplĂ€ne zusammenzustellen oder Gefahrenzonen, welche verstĂ€rkt von Naturkatastrophen betroffen sind, auszuweisen. Umweltschutzbehörden können bestimmen, welche Feuchtgebiete in besonders bedrohten Gebieten liegen. Marketingabteilungen können herausfinden, in welchen Gebieten neue Kunden gewonnen werden können, wo sich geeignete Standorte fĂŒr neue Filialen befinden oder wie hoch die Versorgungsdichte in einem bestimmten Gebiet bereits ist.

  • Gefahrenzonenenplan der Wildbach- und Lawinenverbauung in Graz Mariatrost.
    Gefahrenzonenenplan der Wildbach- und Lawinenverbauung in Graz Mariatrost.
  • Punktdichte Auswertung zur Bestimmung der Dichte an SupermĂ€rkten und Bushaltestellen in QGIS.
    Punktdichte Auswertung zur Bestimmung der Dichte an SupermÀrkten und Bushaltestellen in QGIS.

Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Höhlenmalerei aus Lascaux

Bereits vor etwa 15.500 Jahren[1] zeichneten Cro-Magnon-JĂ€ger Bilder ihrer Beutetiere an die WĂ€nde der Höhle von Lascaux,[2] wobei die Strichzeichnungen als Wanderrouten dieser Tiere interpretiert werden können. Nach Ansicht einiger Autoren stellen diese frĂŒhen Darstellungen zwei Elemente der Struktur moderner Geoinformationssysteme (ein Bild verknĂŒpft mit Attributinformationen) dar.[3]

1832[4] erstellte der französische Geograph und Kartograf Charles Picquet eine Karte, um die Ausbreitung der dort herrschenden Choleraepidemie in 48 Pariser Distrikten visuell darzustellen.[5] Die betroffenen Distrikte fĂ€rbte er nach der Anzahl der TodesfĂ€lle ein.[6] Dies ist eine der frĂŒhesten Anwendungen der rĂ€umlichen Statistik in Bezug auf Epidemiologie. Veröffentlicht wurde diese Darstellung 1834 in einem PrĂŒfbericht des Kommissionsleiters Louis-François Benoiston de ChĂąteauneuf, der selber Ökonom, Statistiker und Demograf war.[7][8]

John Snows Karte der HÀufung der TodesfÀlle wÀhrend der Cholera-Epidemie 1854

1854[9] entwarf der Arzt John Snow eine Karte der CholerafÀlle in London. Dabei stellte er jeden Fall als Punkt an der entsprechenden Position dar.[10] Durch Snows Studien der Verteilung der CholerafÀlle konnte die Quelle der Krankheit, eine kontaminierte Wasserpumpe, ermittelt werden. WÀhrend die Grundelemente von Topologie und Thema bereits zuvor in der Kartografie bekannt waren, zeichnet sich John Snows Karte dadurch aus, dass er diese kartographischen Methoden erstmals nicht nur zur Visualisierung, sondern zur Clusteranalyse von rÀumlichen PhÀnomenen nutzte.

Mit der raschen Entwicklung der Computerhardware in den 1960er Jahren entstanden die ersten universellen Kartenerstellungs-Applikationen.[11]

Entwicklung moderner GIS

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg könnten demnĂ€chst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfĂŒgst.

1963[12] wurde in Ottawa durch das Department of Forestry and Rural Development mittels System Design und dem Beginn der Entwicklung der Grundstein fĂŒr das erste moderne GIS gelegt. 1965 wurde das System umgesetzt und sollte laut Plan mit 1976 finalisiert werden.[13] Roger Tomlinson entwickelte ein GIS namens Canada Geographic Information System (CGIS). Es verfĂŒgte ĂŒber Funktionen zur Speicherung, Analyse und Bearbeitung der Daten des Canada Land Inventory. Ziel der Entwicklung war es, die KapazitĂ€ten des Landes (Boden, Landwirtschaft, WĂ€lder, wild lebende Tiere, Wasservögel, Landnutzung) im Maßstab 1:50.000 zu ermitteln. Diese Daten wurden in GĂŒteklassen kategorisiert, um Analysen zu ermöglichen. CGIS war das erste echte GIS und eine Weiterentwicklung der reinen Kartierungs-Applikationen, da es zahlreiche Zusatzfunktionen wie Overlay, Messungen und Digitalisierung/Scannen umfasst. Es unterstĂŒtzte ein nationales Koordinatensystem, verarbeitete Linien als Bögen mit einer echten Topologie und speicherte die Attribute von den rĂ€umlichen Informationen getrennt in separaten Dateien. Durch diese Entwicklung wurde Tomlinson als „Vater von GIS“ bekannt. CGIS wurde bis in die 1990er Jahre genutzt und war die grĂ¶ĂŸte digitale Landressourcen-Datenbank Kanadas. Es wurde als Mainframe-System zur UnterstĂŒtzung nationaler und regionaler Ressourcenplanung und -managements entwickelt. Eine seiner StĂ€rken war die landesweite Analyse komplexer Daten. CGIS war nie in kommerzieller Form erhĂ€ltlich.

1964 grĂŒndete Howard T. Fisher das Laboratory for Computer Graphics and Spatial Analysis an der Harvard Graduate School of Design. Dort wurden zahlreiche wichtige theoretische Konzepte fĂŒr die Verarbeitung von Geodaten entwickelt. Bereits in den 1970er Jahren hatte das Team zahlreiche zukunftsweisende Programmcode-Abschnitte und Softwaresysteme wie „SYMAP“, „GRID“ und „ODYSSEY“ veröffentlicht. Diese waren Inspirationsquellen fĂŒr spĂ€tere kommerzielle Entwicklungen.[14]

In den 1980ern entstanden mit M&S Computing (spÀter Intergraph), ESRI, MapInfo und CARIS wichtige kommerzielle Produzenten von Geoinformations-Software. Ihre GIS umfassten zahlreiche Funktionen. Sie bauen auf dem herkömmlichen Ansatz auf, rÀumliche Daten von Attributdaten zu trennen, verwendeten aber bereits Datenbanken.

Parallel dazu begann das U.S. Army Corps of Engineers Research Laboratory in Champaign, Illinois, mit der Entwicklung eines freien GIS namens GRASS GIS.

In den spÀten 1980er und 1990er Jahren wuchs das Programmangebot durch den starken Anstieg der GIS-Nutzung zunÀchst auf Unix-, spÀter auch auf Windowsrechnern.

Ende des 20. Jahrhunderts gab es fĂŒr die GIS-Technologie durch das Internet neue Entwicklungsmöglichkeiten. Heute gibt es mehr und mehr Open-Source-GIS, die auf zahlreichen Betriebssystemen laufen und fĂŒr Spezialanforderungen angepasst werden können.

GIS-Software

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im gewerblichen Bereich dominieren kommerzielle GIS. Zu den bekanntesten Herstellern zĂ€hlt ESRI mit seinen ArcGIS Produkten. Daneben sind noch Hersteller wie Autodesk (Topobase und Map3D), Bentley Systems (MicroStation), Intergraph (GeoMedia), Manifold System, Pitney Bowes (MapInfo und pbEncom), Supergeo (SuperGIS) und Smallworld zu nennen. Diese Hersteller bieten meist eine komplette Produktpalette mit Systemen in verschiedenen Ausbaustufen an. Behörden und das MilitĂ€r nutzen meist spezielle eigens erstellte, angepasste (z. B. ESRI (ArcGIS), Pitney Bowes (MapInfo), CAIGOS (CAIGOS-GIS), GEOgraFIS, Polygis), oder Open-Source-Softwareprodukte.

Open-Source Lösungen werden mittlerweile hÀufig im akademischen Bereich verwendet. Die bekanntesten Open-Source-GIS sind GRASS GIS und QGIS, beides sind Projekte der Open Source Geospatial Foundation. Es existieren zahlreiche weitere Systeme wie OpenJUMP, DIVA-GIS und SAGA GIS oder GIS-Werkzeuge wie GeoTools oder GDAL und Webmapping-Bibliotheken wie OpenLayers oder Leaflet.

Verteilte, dienstbasierte Architekturen ermöglichen eine vereinfachte, kostengĂŒnstige Geodatendistribution. Die meisten Desktop-GIS unterstĂŒtzen den Zugriff auf Web-basierte standardisierte Karten- und Geodatendienste. GIS, welche auf Webservices ĂŒber das Internet zurĂŒckgreifen, werden als Web-GIS bezeichnet. Geoportale als spezifische AusprĂ€gung von Web-GIS sind Webanwendungen fĂŒr eine Suche nach und einen Zugriff auf geographische Informationen und Dienste (Darstellung, Editierung, Analyse) mithilfe eines Webbrowsers. In diesem Bereich dominieren Google Maps mit Google Earth als Desktop-Zugangssoftware, Bing Maps, HERE, Yandex.Maps, sowie als Open-Data-Projekt OpenStreetMap.

In den vergangenen Jahren konnten zwei wesentliche Trends im Kontext von GIS identifiziert werden. Zum einen lĂ€sst sich eine verstĂ€rkte Bedeutung von GIS im Internet beobachten, wie aktuelle Entwicklungen im Bereich des Web-GIS zeigen. Des Weiteren ist zu beobachten, dass GIS einfacher zugĂ€nglich werden und auch Laien zunehmend mit GIS in Kontakt kommen, ohne konkret zu wissen, dass es sich dabei um GIS handelt. Dies wird ermöglicht durch Geoportale im Internet oder Navigations-Apps (z. B. OsmAnd, Organic Maps oder Google Maps), welche der Allgemeinheit nicht nur Geodaten in Kartenform bereitstellen, sondern auch die Erfassung (z. B. durch Tracking-Aufzeichungen), Verwaltung von Geodaten oder sogar einfache rĂ€umliche Analysen wie Entfernungsmessungen ermöglichen.[15]

Geodaten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Geodaten

Modellierung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datenmodell

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datenmodelle beschreiben, welche Daten in einem Informationssystem gespeichert werden können und wie diese Daten strukturiert sind. Es handelt sich dabei um Informationen ĂŒber verschiedene reale Objekte (Personen, FlurstĂŒcke, FlĂŒsse). Diese Objekte werden durch ausgewĂ€hlte Attribute beschrieben. Beispielsweise kann man allen FlurstĂŒcken die Attribute Gemarkungsnummer, Flur, FlurstĂŒcksnummer und Nutzungsart zuordnen. Bei den genannten Eigenschaften handelt es sich um solche, die ein Objekt des Typs FlurstĂŒck eindeutig bezeichnen (Bundesland, Gemarkung, Flur, FlurstĂŒckszĂ€hler, FlurstĂŒcksnenner) und seiner Beschaffenheit nach beschreiben. Man spricht auch von „beschreibenden Daten“, „thematischen Daten“, „Sachdaten“ oder „Attributdaten“.

Die „klassischen“ Informationssysteme beschrĂ€nken sich auf die reine Verwaltung und Verarbeitung von Sachdaten. In GIS werden den Sachdaten noch die sogenannten Geometriedaten gegenĂŒbergestellt. Sie beschreiben die geographische Lage, Form, Orientierung und GrĂ¶ĂŸe von Objekten (siehe auch raumbezogene Objekte). DafĂŒr werden Vektordaten verwendet. Vektordaten reprĂ€sentieren die Objektgeometrie anhand grafischer Elemente (zum Beispiel Punkte, Linien, Kreisbögen). Bei Vektordaten gibt man die Geometrie eines FlurstĂŒcks in Form der Grenzpunktkoordinaten und der Geometrie der Grenzlinien (Strecke, Kreisbogen) an. Der Auszug eines digitalen Luftbildes (meist in Form eines Orthofotos) liegt dagegen nur als Rasterdaten vor, kann aber damit ĂŒberlagert werden.

Neben den Informationen der einzelnen Objekte speichern Informationssysteme noch Beziehungen zwischen diesen Objekten. Es kann sich um sachlogische Beziehungen oder raumbezogene Beziehungen handeln oder es können beide Beziehungskategorien abbildbar sein. Eine sachlogische Beziehung kann man z. B. zwischen FlurstĂŒcken und Personen herstellen: Eine „Person“ (Objekt) ist „EigentĂŒmer“ (sachlogische Beziehung) des „FlurstĂŒcks“ (Objekt).

Datenstrukturmodell

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Datenstrukturmodell gibt an, auf welche Weise Objekte und ihre gegenseitigen Beziehungen in einem Informationssystem, hier speziell einem GIS, abgebildet werden können. Raumbezogene (= topologische) Beziehungen gehen zum Beispiel FlurstĂŒcke untereinander ein: ein FlurstĂŒck (prĂ€ziser: die FlurstĂŒcksflĂ€che) „ist Nachbar“ (topologische Beziehung) eines anderen FlurstĂŒcks.

Vektorbasierte Datenstrukturmodelle ermöglichen es, die Objektgeometrie mit Hilfe von geometrischen Elementen (z. B. Punkte, Kreisbögen, Linien) zu beschreiben; diese Elemente lassen sich durch geordnete oder ungeordnete Gruppierung zu höherwertigen Geometrien zusammenfassen (z. B. LinienzĂŒgen oder FlĂ€chen). Vektordaten lassen sich relativ einfach mit Sachdaten verknĂŒpfen.

Das rasterbasierte Datenstrukturmodell kennt nur ein einziges Datenstrukturelement, nĂ€mlich das Rasterelement, je nach Rasterart auch Pixel oder „Bildpunkt“ genannt. Den Rasterelementen können zwei Eigenschaften zugeordnet werden: die geometrische und die radiometrische Auflösung. Die geometrische Auflösung gibt an, welche LĂ€nge und Breite ein Rasterelement in der Natur besitzt; die radiometrische Auflösung bezeichnet die unterscheidbaren Grauwerte je Rasterelement.

Topologie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Topologie bezeichnet die rĂ€umliche Beziehung von Geoobjekten zueinander (Nachbarschaftsbeziehungen). Im Gegensatz zur Geometrie, die die absolute Form und Lage im Raum betrifft, sind topologische Beziehungen zwischen Geoobjekten unabhĂ€ngig von Maßen wie der Distanz. Die wichtigsten topologischen Beziehungen zwischen zwei Geoobjekten A und B nach Egenhofer sind:

  • A ist disjunkt zu B (berĂŒhren sich nicht und ĂŒberdecken sich nicht)
  • A liegt innerhalb B
  • B liegt innerhalb A
  • A ĂŒberdeckt B
  • B ĂŒberdeckt A
  • A berĂŒhrt B
  • A gleicht B

Dimensionen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach Aufgabenstellung können Geoinformationssysteme Geodaten in einer bis vier Dimensionen verwalten und bearbeiten:

  • entlang einer Linie (Straßen- oder Bahntrasse, Schacht, Grenze usw.),
  • auf einer FlĂ€che (2D, was den hĂ€ufigsten Fall darstellt),
  • 3D-Körper oder 2D-Zeitreihen, oder
  • kombiniert in Raum und Zeit (4D)

In Àlteren Systemen wurden die Formprimitiven aufgrund mangelnder 3D-Daten lediglich in den zweidimensionalen Raum eingebettet.

In einer Übergangsphase wurde die Höhenangabe als Attribut an zweidimensionale Objekte angefĂŒgt. Da dadurch aber noch keine 3D-Einbettung erfolgt ist, spricht man in diesem Fall lediglich von einer zweieinhalbdimensionalen Einbettung.

In modernen Anwendungen, zum Beispiel in den Geowissenschaften, sind die Objekte in den dreidimensionalen Raum eingebettet.

QualitÀt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: DatenqualitĂ€t (GIS)

Unter QualitĂ€t versteht man im GIS-Umfeld inwiefern Geodaten definierte Anforderungen erfĂŒllen. Die konkrete QualitĂ€t der Daten wird in der Regel auf Basis von QualitĂ€tsmerkmale im Hinblick auf eine konkrete Fragestellung und der entsprechenden Anforderungen beurteilt. Diese Datenmerkmale sollten in den entsprechenden Metadaten dokumentiert sein. Die ISO hat in der ISO-Norm ISO 19157 Merkmale fĂŒr die QualitĂ€t von Geodaten gelistet, welche sehr hĂ€ufig angewandt werden.[16]

Rechtliches

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Rechte an Geoinformationen

Die Rechte an Geoinformationen leiten sich vor allem aus dem Urheberrecht ab. Wenn Geoinformationen öffentlich-rechtlich gefĂŒhrt werden, können zusĂ€tzlich auch Rechte nach dem Vermessungs- und Geoinformationsrecht bestehen. Die Rechte von „Jedermann“ erlauben die eigene Ortsbestimmung, sowie Karten von öffentlich zugĂ€nglichen Orten anzufertigen, diese Daten selbst zu nutzen sowie zu verbreiten. Projekte wie OpenStreetMap verfolgen diesen Entwicklungspfad.

Funktionen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geoinformationssysteme erweitern die Nutzungsmöglichkeiten der klassischen Landkarte. Neben der Visualisierung gibt es zahlreiche Funktionen zur Analyse der Geodaten.

Datenerfassung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moderne GIS nutzen digitale Informationen, fĂŒr deren Erfassung unterschiedliche Datenerfassungsmethoden benutzt werden. Vor allem in der Anfangszeit war die Digitalisierung von Papierkarten und VermessungsplĂ€nen die gebrĂ€uchlichste Datenerfassungsmethode. Dazu wird mithilfe eines Digitalisierungsbrettes und Georeferenzierungsmethoden (in GIS- oder CAD-Programmen) die analoge Information in eine digitale Form ĂŒbertragen. Zunehmend wichtiger ist die On-Screen-Digitalisierung von Satelliten- und Luftbildern. Dabei werden die gescannten oder bereits digital vorliegenden Bilder direkt am Bildschirm als Vorlage fĂŒr die Digitalisierung genutzt.

Eine weitere Methode der Datenerfassung ist die Datenaufnahme im Feld mit GPS-GerĂ€ten. Mithilfe von DGPS können auch fĂŒr Vermessungszwecke brauchbare Genauigkeiten erzielt werden.

Datenbearbeitung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daten-Konvertierung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geodaten können in den unterschiedlichsten Dateiformaten und (Geo-)Datenbanken gespeichert werden. Praktisch jeder kommerzielle GIS-Hersteller liefert eigene Formate. Geoinformationssysteme bieten daher in der Regel Funktionen zur Konvertierung von Geodaten in unterschiedliche Dateiformate.

Da digitale Daten auf unterschiedlichste Weise gesammelt und gespeichert werden können, kommt es vor, dass Daten nicht mit einem Programm kompatibel sind. Das Geoinformationssystem muss daher in der Lage sein, Geodaten entsprechend zu konvertieren.

Raster-Vektor-Konvertierung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verwendung von Rasterdaten bringt einige Probleme mit sich. Eine Möglichkeit ist die Konvertierung in Vektordaten. Ein hĂ€ufig genutzter Ansatz ist, dass die Rasterzelle den Wert der AusgangsflĂ€che bekommt, die den grĂ¶ĂŸten Anteil an der Zelle hat. Ebenso kann es nĂŒtzlich sein, bestimmte Eigenschaften zu bestimmen, die vorrangig oder mit höherem Gewicht einer Zelle zugeordnet werden sollen.[17]

Bei der Raster-Vektorkonvertierung wird zwischen zwei Arten unterschieden:

  • Aus benachbarten Zellen mit gleichen Attributwerten sollen Vektorobjekte generiert werden.
  • Vorhandenen Geoobjekten sollen Attribute aus RasterdatensĂ€tzen zugewiesen werden.
    Diese Art der Raster-Vektorkonvertierung basiert in der Praxis fast ausschließlich auf der sogenannten Punktmethode. Dabei werden Geoobjekte mit den Mittelpunkten der Rasterzellen verschnitten. Falls der Mittelpunkt der Zelle innerhalb des Geoobjektes liegt, wird der Wert der Zelle zur Berechnung des Wertes des Geoobjektes verwendet (beispielsweise durch Mittelwertbildung).[17]

Koordinatentransformation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Koordinatentransformation

Geodaten liegen in unterschiedlichsten Koordinatensystemen vor. Um sie gemeinsam verarbeiten zu können, mĂŒssen sie auf dasselbe Koordinatensystem bezogen sein. Eine zentrale Funktion von Geoinformationssystemen ist daher die Koordinatentransformation. Die Koordinatentransformation kann on-the-fly, d. h. im laufenden Betrieb, oder in einem eigenen Arbeitsschritt erfolgen.

Georeferenzierung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Georeferenzierung, Geokodierung oder Verortung versteht man die Zuweisung raumbezogener Referenzinformationen zu einem Datensatz. Zur Herstellung des Raumbezuges werden in vielen FÀllen Transformationen und Konversionen sowie Interpolationen notwendig. Dazu gehören die Eliminierung geometrischer Verzerrungen und die Einpassung der Daten in ein gewÀhltes Koordinatensystem.

Personenbezogene Daten können ĂŒber die Adresse verortet werden. Dazu sind je nach Aufgabenstellung umfangreiche Adressdatenbanken notwendig um beispielsweise straßenabschnittsgenau Werte zu erhalten.

Satellitenbilder und andere Rasterdaten können erst nach entsprechender Georeferenzierung eingebunden werden.

Datenverwaltung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit wachsenden Datenmengen und der immer stĂ€rkeren Verbreitung von Geoinformationssystemen wird es immer wichtiger, Geodaten effizient zu verwalten. Dazu ist es notwendig, Metadaten zu erfassen und kontinuierlich zu aktualisieren. Einige GIS bieten dazu eingebaute Funktionen, andere Systeme ĂŒberlassen es dem Benutzer, Metadaten mithilfe anderer Softwareprodukte zu verwalten.

Geodatenbanken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

FĂŒr die Speicherung der Sach- und Geometriedaten (vorrangig der Vektordaten) nutzten zu Beginn der GIS-Ära nur wenige GIS-Basissysteme marktgĂ€ngige Datenbanksysteme (z. B. dBASE oder Oracle). Eine Vielzahl von Systemen basierten auf proprietĂ€ren Datenbankmanagementsystemen. Heute hat sich die Nutzung von marktgĂ€ngigen relationalen bzw. objektrelationalen Datenbanksystemen fĂŒr die Geodatenverwaltung durchgesetzt. Auch die neuen Versionen von MS Access sind entsprechend angepasst worden.

Konventionelle Datenbanken können Geodaten meist nicht effizient verwalten. Daher gibt es fĂŒr viele kommerzielle und Open-Source-Datenbanken Erweiterungen fĂŒr die Verwaltung von Geodaten. Beispiele fĂŒr Geodatenbanken sind: Oracle Spatial, PostGIS und SpatiaLite. Einige Hersteller bieten Schnittstellen zu unterschiedlichen Datenbanken an.

RĂ€umliche Analysen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff der rĂ€umlichen oder GIS-Analyse ist nicht eindeutig definiert. FĂŒr eine Analyse mĂŒssen Rohdaten in nĂŒtzliche Informationen umgewandelt werden, um effektivere Entscheidungen treffen zu können. Analysen können UmstĂ€nde und ZusammenhĂ€nge aufdecken, die sonst unsichtbar geblieben wĂ€ren. In der Literatur wird der Begriff fĂŒr folgende Bereiche verwendet:

  • RĂ€umliche Datenmanipulation (beispielsweise die Pufferzonen-Erzeugung)
  • RĂ€umliche Datenanalyse – deskriptiv und untersuchend
  • RĂ€umliche statistische Analysen (z. B. Interpolation durch Kriging)
  • RĂ€umliche Modellierung fĂŒr rĂ€umliche Vorhersagen

Weiter kann zwischen der qualitativen und quantitativen rÀumlichen Analyse unterschieden werden.

FĂŒr die rĂ€umliche Analyse ist es wichtig, zu wissen, in welcher Form Daten gespeichert sind und wie die rĂ€umlichen PhĂ€nomene reprĂ€sentiert werden. Die QualitĂ€t der Ausgangsdaten beeinflusst die Analyse entscheidend. Sowohl die Eignung der Daten als auch die Wahl geeigneter Analysegebiete sind von großer Bedeutung.

Zu den Methoden der rÀumlichen Analyse zÀhlen: Abfragen, Messungen, Transformationen, deskriptive Zusammenfassung, Optimierung, Testen von Hypothesen und Modellierung.

Die Ergebnisse von rÀumlichen Analysen Àndern sich, wenn der Ort der Untersuchungsobjekte verÀndert wird. Um Fehlinterpretationen zu vermeiden, erfordert jede rÀumliche Analyse eine fachgerechte Interpretation der Ergebnisse.

Abfragen und Selektionen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abfragen dienen der Lösung von Fragestellungen zu sachlichen oder rÀumlichen Kriterien und zur Selektion der Ergebnisse in der Karte.

Beispiele

  • sachlich: Wie viele Einwohner hat eine bestimmte Stadt?
  • rĂ€umlich: Wie viele und welche StĂ€dte liegen am Ufer eines bestimmten Flusses?

Puffer

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Puffer-Funktion (engl. buffer) ermöglicht die Bildung von Pufferzonen um Geoobjekte beliebiger Dimension. AbhÀngig von der Dimension spricht man von Punkt-, Linien- oder FlÀchenpuffern.[17]

Bei der Erzeugung der Pufferzonen wird um die ausgewĂ€hlten Geoobjekte eine FlĂ€che generiert. Die Pufferzonen umschließen das Geoobjekt und umliegende Gebiete innerhalb eines bestimmten Abstandes (fixer Wert oder abhĂ€ngig von den Attributen der Geoobjekte) vom ursprĂŒnglichen Geoobjekt. Die ursprĂŒnglichen Geoobjekte werden bei diesem Vorgang nicht verĂ€ndert.[17]

Puffer sind nicht nur grafische Darstellungen, sondern Objekte, mit denen man Analysen wie beispielsweise Verschneidungen durchfĂŒhren kann. Es ist möglich, mehrere Puffer um ein Objekt zu erstellen und diese unterschiedlich zu gewichten (beispielsweise verschiedene Schutzzonenkategorien).

Verarbeitung von Grenzen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Verarbeitung von Grenzen wird nur die Geometrie eines Datenlayers verÀndert. Die Attribute und Attributwerte werden dabei nicht angetastet. Nur der FlÀcheninhalt und der Umfang der entstandenen TeilflÀchen wird neu berechnet. Mögliche Modifikationen sind:[17]

  • ZusammenfĂŒhren von Geometrien
  • Herausstanzen von Gebieten
  • Aufteilen auf mehrere kleine Gebiete
  • Herausschneiden/Löschen von Teilen aus dem Inneren eines Gebietes

Verschneidung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Verschneidung (Informatik)

Unter Verschneidung versteht man die Überlagerung von Themenebenen (Layer) oder Objektklassen. Mithilfe von Booleschen Operationen werden aus den Ausgangsdatenebenen neue Objekte gebildet, die die Attribute der Ausgangsobjekte kombinieren. Es entsteht eine neue Datenebene. Die Ausgangsdatenebenen werden nicht verĂ€ndert.[17]

Zusammenlegen, Verschmelzen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Funktion vereinigt Objekte mit gleichem Attribut, z. B. zur Entfernung von „Splitterpolygonen“, die durch Verschneidung entstanden sind.

Netzwerkanalysen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Optimaler Reiseweg eines Handlungsreisenden durch die 15 grĂ¶ĂŸten StĂ€dte Deutschlands

Die Analyse von Netzwerken gehört zu den zentralen Anwendungen von Geoinformationssystemen.

Anwendungsgebiete von Netzwerken sind die Modellierung von Verkehrssystemen wie Straßen- oder Schienennetzen, aber auch Leitungsnetzen wie z. B. Rohrleitungsnetze oder Telekommunikationsleitungsnetze. Netzwerke sind Mengen von Knoten und Kanten. Sie gehören zu den Graphen, wobei in der Praxis zumeist nur unsymmetrische und gewichtete Graphen vorkommen. Die Analyse von Netzwerken basiert auf der Graphentheorie. Netzwerke weisen eine Knoten-Kanten-Knoten-Topologie auf und bauen somit auf dem Vektormodell auf.[17]

Netzwerkkanten können Straßen, Eisenbahn- oder Schifffahrtslinien fĂŒr ein Transportnetzwerk ebenso wie Leiterbahnen eines elektrischen Leitungsnetzes oder die FlĂŒsse eines Flussnetzes darstellen. Die Knoten des Netzwerkes sind z. B. Haltestellen oder allgemeine VerknĂŒpfungsstellen wie beispielsweise Kreuzungen. Den Netzwerkelementen können Eigenschaften zugewiesen werden, die je nach Aufgabenstellung in Analysen einbezogen werden können. Die Bewertung der Kanten erfolgt in der Regel durch die WeglĂ€nge zwischen zwei Knoten. FĂŒr die Fahrzeugnavigation kann auch die Fahrtzeit zur Bewertung herangezogen werden.[17]

Netzwerkanalysen werden zur Lösung folgender Probleme durchgefĂŒhrt:[17]

  • Ermittlung kĂŒrzester Wege zwischen zwei Punkten
  • Problem des Handlungsreisenden
  • Ermittlung von Einzugsbereichen

Interpolation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Thiessen-Polygone, oder auch Voronoi-Diagramm

LeistungsfĂ€hige GIS bieten Verfahren zur rĂ€umlichen Interpolation und Modellierung von FlĂ€chen im Raum. Ausgehend von wenigen, im Raum verteilten Punkten (xi,yi) mit Attributwerten zi (beispielsweise Temperaturmessungen oder Höhenangaben) sollen fĂŒr beliebige Punkte (xk,yk) Attributwerte zk bestimmt werden. Dazu wird mithilfe von Interpolationsverfahren von den bekannten Werten zi auf die unbekannten zk-Werte geschlossen. Dabei wird implizit angenommen, dass diejenigen Standorte (bzw. die zugehörigen Werte) den gesuchten Wert an einem neuen Standort stĂ€rker beeinflussen, die nĂ€her zu ihm liegen. Interpolationsverfahren laufen auf die Bestimmung gewichteter Mittelwerte hinaus.[17]

Klassische Anwendungsgebiete sind die Berechnung einer rÀumlichen Niederschlags- oder Temperaturverteilung, einer GelÀnde- oder GrundwasseroberflÀche oder der rÀumlichen Verteilung von Stoffkonzentrationen im Boden.[17]

Zu den rÀumlichen Interpolationsverfahren zÀhlen:[17]

  • TrendflĂ€chenanalyse
  • RĂ€umliche Interpolation durch Mittelwertbildung
  • Triangulation und Thiessen-Polygone (Voronoi-Diagramm bzw. Dirichlet-Zerlegung)

PrÀsentation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Möglichkeiten der Darstellung und PrÀsentation spielen in GIS eine entscheidende Rolle. Die herkömmlichen Auswertungen aus Datenbanken werden mithilfe eines GIS durch die Veranschaulichung zum Beispiel auf einer Landkarte oft verstÀndlicher und bieten unterschiedliche Darstellungsmöglichkeiten. Die Funktionen sind deshalb sehr umfangreich. Hier einige wichtige Beispiele:

  • automatische Erstellung von Legende, Maßstabsleiste, Nordpfeil und anderer Kartenrandangaben
  • frei wĂ€hlbarer Kartenmaßstab und beliebige Kartenausschnitte
  • Darstellung in frei wĂ€hlbarem Kartennetzentwurf
  • frei definierbare Farb- und Mustergebung, sowie symbolische Darstellungen
  • Ein-/Ausblendung und Kombination verschiedener Layer (Raster- und Vektordaten)
  • 3D-Darstellungen, Digitale GelĂ€ndemodelle, „Drape“ (mit Raster- oder Vektordaten ĂŒberlagertes 3D-Modell)
  • Animationen (Flug ĂŒber GelĂ€nde und Ähnliches)
  • GelĂ€ndeschnitte/Profile
  • Einbindung von Diagrammen, Bild- oder Audiodaten

Generalisierung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ein Beispiel fĂŒr Generalisierung

Zusammenfassung, Verallgemeinerung, Vereinfachung und Selektierung von Objekten. Generalisierung ĂŒber die Erfassungsgeneralisierung hinaus ist notwendig, wenn der Maßstab verkleinert wird, um eine BeeintrĂ€chtigung der Lesbarkeit zu verhindern.

Automatisierung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

FĂŒr wiederkehrende Aufgaben ist es sinnvoll, diese zu automatisieren, indem die notwendigen AblĂ€ufe zu Makros zusammengefasst werden. Solche Aufgaben können sein:

  • Plots von Karten und PlĂ€nen entsprechend einem bestimmten Blattschnitt unter gleichen Randbedingungen
  • Nachattributierung importierter Daten
  • spezifische periodische Auswertungen fĂŒr regelmĂ€ĂŸige Berichte
  • RegelmĂ€ĂŸige Datenweitergaben an andere Ämter oder Firmen ĂŒber definierte Schnittstellen
  • PrĂŒfvorgĂ€nge zur Datenkonsistenz
  • Einbeziehung extern gepflegter Sachdaten

Voraussetzungen fĂŒr Automatisierbarkeit sind:

  • Eine Makrosprache mit Schleifen, Bedingungen und Eingabemöglichkeiten
  • konsistente, redundanzfreie Daten (Ausnahme: wenn die Konsistenz erst durch das Makro geprĂŒft wird).
  • softwarelesbare, klassifizierte Datenattribute, nach welchen selektiert werden kann.

AusprÀgungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landinformationssysteme (LIS)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Landinformationssystem

Landinformationssysteme verwalten detaillierte Geodaten, vor allem Basisdaten (primĂ€re, direkt gemessene/erhobene Daten), die großmaßstĂ€big strukturiert sind. Landinformationssysteme werden meist von Vermessungsbehörden (Kataster- und Vermessungsamt) aufgebaut und gefĂŒhrt. Sie beziehen sich in erster Linie auf die vermessungstechnische Abbildung der ErdoberflĂ€che in Form digitaler Karten und Grundbuch.

Kommunales Informationssystem (KIS)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommunale Informationssysteme sind GIS in Gemeinden. Zentraler Bestandteil eines KIS sind die Geobasisdaten des LIS (Automatisierte Liegenschaftskarte und Automatisiertes Liegenschaftsbuch in Deutschland, Digitale Katastralmappe und GrundstĂŒcksdatenbank in Österreich) und Luftbilder. Sie ermöglichen den Mitarbeitern einer Kommune den schnellen Zugriff auf Informationen zu einem FlurstĂŒck (EigentĂŒmer, FlĂ€chengrĂ¶ĂŸe, Nutzung 
).

Neben dieser Grundlage enthalten KIS verschiedenste Zusatzlayer. Ein kommunales Umweltinformationssystem (KUIS) ist beispielsweise ein Instrumentarium fĂŒr Aufgaben der Kommune im Bereich der Umwelt, das Daten ĂŒber alle Umweltbereiche rĂ€umlich, zeitlich und sachlich bereithĂ€lt, verarbeitet und aktuell hĂ€lt. Die ersten Zusatzlayer, die erfasst wurden, enthielten meist den Leitungskataster fĂŒr Wasser, Kanal, Gas und Strom. Heute existieren diverse Zusatzlayer wie GrĂŒnflĂ€chenkataster, Baumkataster, Friedhofskataster, Spielplatzkataster u. a.

Umweltinformationssystem (UIS)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Umweltinformationssystem

Umweltinformationssysteme dienen zur Bereitstellung von Umweltinformationen. Sie bestehen in der Regel aus mehreren Umweltdatenbanken zu verschiedenen Themen und bieten leistungsfĂ€hige Zugriffs- und Auswertemethoden zur Ableitung von Umweltinformationen. Umweltinformationssysteme dienen der Erfassung, Speicherung, Verarbeitung und PrĂ€sentation von raum-, zeit- und inhaltsbezogenen Daten zur Beschreibung des Zustandes der Umwelt hinsichtlich Belastungen und GefĂ€hrdungen und bilden die Grundlage fĂŒr Maßnahmen des Umweltschutzes. Sie bestehen in der Regel aus vielen verschiedenen Fachinformationssystemen (FIS).

Ihre Aufgaben erstrecken sich von der Erfassung der RadioaktivitĂ€t, der Kontrolle der Umweltmedien Luft, Wasser und Boden bis hin zu Biotopkartierungen und der Erhaltung der Artenvielfalt. Sie dienen der Notfallvorsorge, dem Verwaltungsvollzug und der BĂŒrgerinformation im Umweltbereich.

Wegen der Vielfalt der potenziellen Nutzer eines UIS bestehen unterschiedlichste, teilweise divergierende Anforderungen an die Charakteristika eines UIS. UIS werden als Informationssysteme in der Verwaltung und in Unternehmen der freien Wirtschaft (so genannte Betriebliche Umweltinformationssysteme) eingesetzt. FrĂŒhe Nutzer waren beispielsweise Umweltbehörden wie das Umweltbundesamt (UBA) oder Landesumweltministerien und deren nachgeordnete LandesĂ€mter.

Bodeninformationssystem (BIS)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Bodeninformationssystem

Bodeninformationssysteme umfassen geologische Daten. Sie sind komplex und können nur in interdisziplinÀrer Kooperation aufgebaut werden.

Ein Bodeninformationssystem im engeren Sinn (A, CH) enthÀlt Daten zur örtlichen Verbreitung der Bodentypen und ihrer Eigenschaften wie Bodenaufbau, Humusgehalt, pH-Wert und Bodenschwere. Die Bodenkarten können neben der Bodenart auch Bodenbelastungen oder die ErosionsgefÀhrdung zeigen.

Ein Bodeninformationssystem im weiteren Sinn (z. B. das BIS-NRW oder das NiedersĂ€chsische Bodeninformationssystem NIBIS) umfasst auch Daten zum geologischen Aufbau der obersten Erdkruste sowie zur Hydrogeologie, Belastbarkeit, Ingenieurgeologie und Geochemie. Die Daten enthalten Bohrungs-Beschreibungen, Analysedaten und Karten verschiedener MaßstĂ€be und Themen.

Netzinformationssystem (NIS)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Netzinformationssystem

Ein Netzinformationssystem dient Ver- und Entsorgungsunternehmen zur Dokumentation ihres Leitungsbestandes. Neben der grafischen ReprĂ€sentation der LeitungsverlĂ€ufe und ihres Zustands werden DatensĂ€tze ĂŒber Art und technische Daten in diesem Informationssystem verwaltet. Netzinformationssysteme werden von vielen Unternehmen angeboten und bei ingenieurtechnischen Planungen – etwa bei der Leitungsrecherche vor Baumaßnahmen – genutzt.

Fachinformationssystem (FIS)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fachinformationssysteme stellen eine besondere Klasse von Geo-Informationssystemen dar. Hierunter fallen die Spezialanwendungen, die mit den bisherigen AusprĂ€gungen nicht abgedeckt sind. Sie sind Informationssysteme, die fachbezogene Aufgaben unterstĂŒtzen und zur BewĂ€ltigung konkreter Fachanforderungen notwendig sind, beispielsweise fĂŒr Bauwesen, Geographie, Geologie, Hydrologie, Lawinen- und Umweltschutz, Verkehrsplanung, Touristik, Freizeit- und Routenplanung. Hauptabnehmer fĂŒr Fachanwendungen sind Kommunen.

GIS in der ArchÀologie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: GeoarchĂ€ologie und ArchĂ€oinformatik

Auch in der archĂ€ologischen Forschung werden Geoinformationssysteme eingesetzt. So werden z. B. archĂ€ologische Fundstellen mit den Informationen zu ihrer Umwelt wie GewĂ€sser-, Rohstoff- und Nahrungsmittelentfernung, BodengĂŒte, Klimazone verknĂŒpft. Hierbei arbeiten vor allem GeodĂ€ten, Geographen und ArchĂ€ologen in interdisziplinĂ€ren Gruppen zusammen.

In der archĂ€ologischen Denkmalpflege verschiedener LĂ€nder und Staaten (Vorreiter sind in Europa u. a. die Niederlande) werden GIS vor allem zur Bestandserfassung, -visualisierung und -auswertung verwendet. So können beispielsweise fĂŒr die Bauleitplanung Fundstellen und die zugehörigen Informationen schnell kartiert und mit geplanten Bauvorhaben abgeglichen werden. Neuerdings werden GIS zunehmend zur Berechnung von Lagekriterien noch unbekannter Fundstellen eingesetzt (sog. PrĂ€diktionsmodelle; z. B. ArchĂ€oprognose Brandenburg.[18])

GIS bei der Veranstaltungsplanung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

GIS dienen auch als Werkzeug zur Planung von Großveranstaltungen. In dem Projekt GEOLYMPIA demonstriert der GIS-Cluster der UniversitĂ€t Salzburg die verbesserte Planung und DurchfĂŒhrung sportlicher Großereignisse. Die Optimierungen wurden bei Ereignissen wie der Rad-WM 2006, der Fußball-EM 2008 oder bei Olympia 2014 zur Planung eingesetzt. Die Gruppe entwickelt Module fĂŒr Szenarien zum nachhaltigen Ressourceneinsatz und zur Erhöhung der Sicherheit derartiger Großveranstaltungen.[19]

GIS in Transport und Logistik (GIS-T)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geoinformationssysteme fĂŒr Transport und Logistik (GIS-T) umfassen die Methoden und Anwendungen von GIS-Technologien fĂŒr Problemstellungen im Transportbereich.[20] Eine wichtige Anwendung ist die Erstellung und Wartung von Straßengraphen.

Standards

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wichtigsten Standards im GIS-Bereich sind die Standards des Open Geospatial Consortiums (OGC) und die ISO Serie 191xx.

OGC-Standards

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Open Geospatial Consortium

OGC Interface- und Protokoll-Spezifikationen ermöglichen die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Web-GIS, standortbezogenen Diensten und Standard-IT-Technologien. Die Standards ermöglichen das Entwickeln von komplexen Geoanwendungen und deren Funktionen einer Vielzahl von Applikationen bereitzustellen. Beispiele fĂŒr OGC-Spezifikationen sind Web Map Service (WMS), Web Feature Service (WFS) und Simple Feature Access.

ISO Serie 191xx

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standards dieser Serie:

  • ISO 19107 (Raumbezugsschema)
  • ISO 19109 (Anwendungsschemata)
  • ISO 19111 (Koordinatenreferenzsysteme)
  • ISO 19115 (Metadaten)
  • ISO 19136 (Geography Markup Language / GML)

INSPIRE

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geodateninfrastruktur in der EuropĂ€ischen Gemeinschaft, englisch Infrastructure for Spatial Information in the European Community (INSPIRE) ist eine Initiative der europĂ€ischen Kommission fĂŒr eine europĂ€ische Geodateninfrastruktur insbesondere in der Umweltpolitik. Basis ist die Richtlinien 2007/2/EG und ihre DurchfĂŒhrungsbestimmungen. Sie regeln ein einheitliches Daten-/Metadaten-Format.

Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Norbert Bartelme: Geoinformatik: Modelle, Strukturen, Funktionen. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-20254-4.
  • Ralf Bill: Grundlagen der Geo-Informationssysteme. 5. Auflage. Heidelberg 2010, ISBN 978-3-87907-489-1.
  • Henning BorggrĂ€fe, Lukas Hennies, Christoph Rass: Geoinformationssysteme in der historischen Forschung. Praxisbeispiele aus der Untersuchung von Flucht, Verfolgung und Migration in den 1930er- bis 1950er-Jahren. In: Zeithistorische Forschungen Band 19, 2022, S. 148–169. (zeithistorische-forschungen.de)
  • Michael Busch, Stefan Kroll, Rembrandt D. Scholz (Hrsg.): Geschichte – Kartographie – Demographie. Historisch-geographische Informationssysteme im methodischen Vergleich (= Geschichte, Forschung und Wissenschaft. Band 45). Lit, Berlin u. a. 2013, ISBN 978-3-643-12347-3.
  • Frank Dickmann, Klaus Zehner: Computerkartographie und GIS. 2. Auflage. Westermann. Braunschweig 2001, ISBN 3-14-160338-3.
  • Kerstin Droß: Zum Einsatz von Geoinformationssystemen in Geschichte und ArchĂ€ologie. In: Historical Social Research / Historische Sozialforschung. (HSR) 31 (2006), Nr. 3. (ssoar.info, Volltext als PDF; 129 kB)
  • Helmut Saurer, Franz-Josef Behr: Geographische Informationssysteme. Eine EinfĂŒhrung. Darmstadt 1997, ISBN 3-534-12009-4.
  • Wolfgang Göpfert: Raumbezogene Informationssysteme. 1. Auflage. Wichmann-Verlag, Karlsruhe 1987, ISBN 3-87907-165-9.
  • Martin Kappas: Geographische Informationssysteme. 2. Auflage. Westermann. Braunschweig 2012, ISBN 978-3-14-160362-0.

Weblinks

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Geoinformationssystem â€“ Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • MapRef.org – Sammlung EuropĂ€ischer Koordinaten-Referenz-Systeme (geodĂ€tische Referenzsysteme, Kartenprojektionen).
  • Int. Normierungsverein – Technisches Komitee Nr. 211 fĂŒr Geoinformation
  • Arbeitsgemeinschaft Geoinformationssysteme Forschungseinrichtung fĂŒr Geoinformationssysteme an der UniversitĂ€t der Bundeswehr

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. ↑ Lascaux Cave. French Ministry of Culture, archiviert vom Original (nicht mehr online verfĂŒgbar) am 1. Juni 2003; abgerufen am 13. Februar 2008. 
  2. ↑ Gregory Curtis: The Cave Painters: Probing the Mysteries of the World's First Artists. Knopf, NY, USA, ISBN 1-4000-4348-4. 
  3. ↑ David Whitehouse: Ice Age star map discovered. In: BBC. Abgerufen am 9. Juni 2007. 
  4. ↑ Laura Tate: An Overview of GIS History. Nobel Systems Inc., abgerufen am 15. Mai 2022 (englisch). 
  5. ↑ The history of GIS. CourthouseDirect.com, 4. April 2014, abgerufen am 15. Mai 2022 (englisch). 
  6. ↑ Charles Picquet Maps One of the First Applications of Spatial Analysis in Epidemology. In: HistoryofInformation.com. Abgerufen am 15. Mai 2022 (englisch). 
  7. ↑ Rapport sur la marche et les effets du cholĂ©ra-morbus dans ParisOffsite Link et les communes rurales du dĂ©partement de la Seine / par la commission nommĂ©e, avec l'approbation de M. le ministre du commerce et des travaux publics, par MM. les prĂ©fets de la Seine et de police ; annĂ©e 1832. 1834, abgerufen am 15. Mai 2022 (französisch). 
  8. ↑ Rapport sur la marche et les effets du cholĂ©ra-morbus dans Paris et les communes rurales du dĂ©partment de la Seine. Imprimerie Royale (Paris), 1834, abgerufen am 15. Mai 2022 (französisch). 
  9. ↑ GISGeography: The Remarkable History of GIS. In: GISGeography. 29. Oktober 2021, abgerufen am 15. Mai 2022. 
  10. ↑ John Snow’s Cholera Map. York University, abgerufen am 9. Juni 2007. 
  11. ↑ Joseph H. Fitzgerald: Map Printing Methods. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfĂŒgbar) am 4. Juni 2007; abgerufen am 9. Juni 2007. 
  12. ↑ History of GIS. In: ESRI. Abgerufen am 15. Mai 2022 (englisch). 
  13. ↑ R. F. Tomlinson: An introduction to the geo-information system of the Canada land inventory. (PDF) Maurice Sauve, Minister of Forestry and Rural Developments, 1967, abgerufen am 15. Mai 2022 (englisch). 
  14. ↑ Lucia Lovison-Golob: Howard T. Fisher. Harvard University, archiviert vom Original (nicht mehr online verfĂŒgbar) am 30. Oktober 2005; abgerufen am 9. Juni 2007. 
  15. ↑ Ralf Bill: Grundlagen der Geo-Informationssysteme. 7., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Wichmann, Berlin Offenbach 2023, ISBN 978-3-87907-716-8, S. 166–174. 
  16. ↑ Grundlagen der DatenqualitĂ€t. (PDF) Christian MĂŒllegger, Uni Wien, ehemals im Original (nicht mehr online verfĂŒgbar); abgerufen am 3. Mai 2009.@1@2Vorlage:Toter Link/homepage.univie.ac.at (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) 
  17. ↑ a b c d e f g h i j k l Norbert de Lange: Geoinformatik in Theorie und Praxis. Springer, Berlin Heidelberg, ISBN 3-540-28291-2. 
  18. ↑ Brandenburgisches Landesamt fĂŒr Denkmalpflege und ArchĂ€ologisches Landesmuseum. Brandenburgisches Landesamt fĂŒr Denkmalpflege und ArchĂ€ologisches Landesmuseum, archiviert vom Original (nicht mehr online verfĂŒgbar) am 23. Februar 2007; abgerufen am 26. September 2009. 
  19. ↑ GEOLYMPIA. GIS bei Großveranstaltungen. Abgerufen am 22. Oktober 2011. 
  20. ↑ Geographic Information Systems for Transportation (GIS-T). Shih-Lung Shaw, Jean-Paul Rodrigue, archiviert vom Original (nicht mehr online verfĂŒgbar); abgerufen am 17. September 2009. 
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4261642-6 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS)
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Geoinformationssystem&oldid=262716215“
Kategorie:
  • Geoinformationssystem
Versteckte Kategorien:
  • Wikipedia:Weblink offline
  • Wikipedia:Belege fehlen

  • indonesia
  • Polski
  • Ű§Ù„ŰčŰ±ŰšÙŠŰ©
  • Deutsch
  • English
  • Español
  • Français
  • Italiano
  • Ù…Ű”Ű±Ù‰
  • Nederlands
  • æ—„æœŹèȘž
  • PortuguĂȘs
  • Sinugboanong Binisaya
  • Svenska
  • ĐŁĐșŃ€Đ°Ń—ĐœŃŃŒĐșа
  • Tiáșżng Việt
  • Winaray
  • äž­æ–‡
  • РуссĐșĐžĐč
Sunting pranala
Pusat Layanan

UNIVERSITAS TEKNOKRAT INDONESIA | ASEAN's Best Private University
Jl. ZA. Pagar Alam No.9 -11, Labuhan Ratu, Kec. Kedaton, Kota Bandar Lampung, Lampung 35132
Phone: (0721) 702022
Email: pmb@teknokrat.ac.id