Mit Visualisierung oder Veranschaulichung (Sichtbarmachen) meint man im Allgemeinen, abstrakte Daten (z. B. Texte) und ZusammenhÀnge in eine graphische bzw. visuell erfassbare Form zu bringen.
Dazu gehört etwa die Umsetzung eines Marketingkonzepts durch einen Werbespot, die Entwicklung eines Drehbuchs aus einem Drama, oder die gestenreiche Darstellung bzw. PrĂ€sentation[1] eines Sachverhalts bei einem Vortrag oder die Prozessvisualisierung im technischen Bereich. Im Speziellen bezeichnet Visualisierung den Prozess, sprachlich oder logisch nur schwer formulierbare ZusammenhĂ€nge in visuelle Medien zu ĂŒbersetzen, um sie damit verstĂ€ndlich zu machen. Weiterhin wird Visualisierung eingesetzt, um einen bestimmten Zusammenhang deutlich zu machen, der sich aus einem gegebenen Datenbestand ergibt, der aber nicht unmittelbar deutlich wird.
Dabei werden Details der Ausgangsdaten weggelassen, die im Kontext der gewĂŒnschten Aussage vernachlĂ€ssigbar sind. Zudem sind stets gestalterische Entscheidungen zu treffen, welche visuelle Umsetzung geeignet ist und welcher Zusammenhang gegebenenfalls betont werden soll. Visualisierungen implizieren daher stets eine Interpretation der Ausgangsdaten, werden aber auch durch textliche oder sprachliche Angaben ergĂ€nzt, um eine bestimmte Interpretation zu kommunizieren. SchlieĂlich wird Visualisierung auch rein illustrativ benutzt, um etwa ein Gegengewicht zum Textkörper zu bilden, ohne eine eigene Aussage zu transportieren.
Als Medien fĂŒr Visualisierung kommen zum Beispiel manuelle, gedruckte und Computergrafik, Datentabellen, Film- und Computeranimation sowie immersive Medien wie XR (Virtual Reality, Mixed Reality, Augmented Reality) zur Anwendung.[2]

Gezeigt ist die prognostizierte Altersverteilung (fĂŒr Deutschland im Jahr 2050). Mit einem Blick sieht man zum Beispiel, dass es so viele 90-JĂ€hrige wie Neugeborene geben wird, oder dass Frauen tendenziell Ă€lter werden als MĂ€nner. Was diese Visualisierung nicht darstellt, ist die zeitliche Entwicklung von heute bis dorthin.
Einsatzgebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ein Chef zeigt die Umsatzzahlen des letzten Quartals in einem Balkendiagramm.
- Raumbezogene Daten, z. B. die Verteilung der Bevölkerungsdichte in Deutschland, werden in einer Karte dargestellt und veranschaulicht (Geovisualisierung, Kartografie).
- Der Turbinen-Ingenieur lÀsst sich den Luftstrom anhand der Dichten bildlich darstellen und betrachtet den zeitlichen Verlauf in einem Film.
- Eine Protein-Struktur sieht der Chemiker gerne als 3D-MolekĂŒl-Darstellung auf dem Bildschirm, dreidimensional mit einer Polarisations-Shutter-Brille, und möchte das MolekĂŒl womöglich auch drehen.
- Der Verkehrsplaner plant eine neue Ampel an einer Verkehrskreuzung und die Simulations-Software visualisiert ihm den verÀnderten Verkehrsfluss als Aufsicht auf die Kreuzung.
- Ein Architekt plant ein neues GebĂ€ude und zeigt mit Hilfe einer Visualisierung, wie sich dieses in die bestehende Umgebung einfĂŒgt. Verbreitet ist hierfĂŒr die Visualisierung mittels 3D-Computergrafik.
- Bei der Renovierung oder GebĂ€udegestaltung setzen Kundenberater hĂ€ufig auch Visualisierungsprogramme zur Entscheidungsfindung ein. Auf Basis eines realen Fotos können verschiedene ĂnderungswĂŒnsche wie z. B. neue TĂŒren, farbige Fenster oder ein komplett neues Dach realitĂ€tsnah âanprobiertâ werden.
- In der Prozessautomatisierung werden ganze Industrieanlagen via Bildschirm gesteuert und ĂŒberwacht. Dabei werden die einzelnen Aggregate als Blöcke dargestellt, Statusabfragen und Handeingriffe geschehen via Mausklick.
- Ein bekanntes Beispiel fĂŒr die wissenschaftliche Visualisierung ist der Wetterbericht im Fernsehen.
Im industriellen und technischen Bereich gibt es fĂŒr die Visualisierung von ProzessablĂ€ufen spezielle Software, sogenannte Visualisierungssysteme.
FĂŒr Medienplayer bezeichnen Visualisierungen Techniken zur Darstellung von abgespielter Musik in Form von bewegten Bildern.
Datenvisualisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Wissenschaft von der Visualisierung von Daten nutzt Kenntnisse ĂŒber
- die Farbenlehre,
- den Aufbau des menschlichen Auges
- die Psychophysik und
- die Kognitionspsychologie
aus, um anwendungsbezogen visuelle Metaphern zum korrekten, effizienten und umfassenden Erkennen von Datenmustern systematisch herzuleiten. Die AktivitÀt des Visualisierens ist ein davon zunÀchst abgetrennter Teil, der durch die Visualisierungs-Pipeline schematisiert wird.
Visualisierungs-Pipeline
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Visualisierungs-Pipeline spezifiziert die Prozesskette mittels derer Daten in Bilder ĂŒberfĂŒhrt werden. Sie besteht aus in Reihe geschalteten Funktionen zum Generieren, Filtern und Bereinigen von Daten, zum Abbilden der Daten auf Geometrien und Materialien, zum Rendern dieser Objekte und zum Darstellen des gerenderten Bildes. Das Paradigma der erweiterten Visualisierungs-Pipeline schlieĂt die interaktive AusfĂŒhrung oder Steuerung durch mindestens einen Zuschauer ein.
Nicht zwingend notwendig, jedoch vermehrt impliziert, ist die Implementierung der Visualisierungspipeline als Visualisierungsprogramm auf einem Computer. Dessen Verwendung komplementiert dann das automatisierte Finden und Bewerten von Datenmustern als Bestandteil des Data-Minings.
Verbreitet ist das folgende Prinzip:
Daten(gewinnung) â Filter(bereinigung) â Konvertierung (auf Geometrie und Attribute) â Darstellung (je nach Perspektive, Anzeigetechnik)
Wissenschaftliche Visualisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die wissenschaftliche Visualisierung bezeichnet die Wissenschaft und die Methodik der Visualisierung von gemessenen Daten oder Simulationsergebnissen denen unmittelbar physikalische Prozesse zugeordnet werden. Anwendungsfelder stammen dabei aus den Ingenieurs- und Naturwissenschaften. Eine wissenschaftliche Visualisierung muss dabei drei Kriterien entsprechen:
- ExpressivitÀt (AusdrucksfÀhigkeit): Die Darstellung soll nur zeigen, was in den Daten auch enthalten ist, und keine falschen Aussagen suggerieren.
- EffektivitÀt: Die Darstellung soll den visuellen FÀhigkeiten des Menschen gerecht werden.
- Angemessenheit (AdĂ€quatheit): Die Erzeugung der Darstellungen darf nicht ĂŒbermĂ€Ăig teuer sein (z. B. Rechenzeit).
Als Spezialgebiet der wissenschaftlichen Visualisierung umfasst die medizinische Visualisierung die Erforschung und Anwendung von Methoden zur Visualisierung von Lebewesen zum Zweck der medizinischen Diagnose.
Informationsvisualisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Informationsvisualisierung ist die Visualisierung von abstrakten Daten, die nicht unmittelbar mit physikalischen ZustĂ€nden und Prozessen assoziiert werden. Dieses sind zum Beispiel Dokumente, Börsenergebnisse und Demografiedaten. Ăhnlich verhĂ€lt es sich auch bei der Visualisierung von Kennzahlen, Analysewerten und Berichten. Diese basieren in der Regel auf Zahlen und Zeichen die hĂ€ufig in tabellarischer Form vorliegen.
Visualisierung in der Kunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein individualistisches Beispiel von Visualisierung in der bildenden Kunst liefert uns der bekannte deutsche Landschaftsmaler Caspar David Friedrich mit seiner Aussage:
âSchlieĂe dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge zuerst siehest dein Bild. Dann fördere zutage, was du im Dunkeln gesehen, dass es zurĂŒckwirke auf andere von auĂen nach innen.â
Visualisierung in der Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Architektur und Innenarchitektur bezeichnet der Begriff Visualisierung die bildliche Darstellung eines geplanten Bauwerks oder einer stĂ€dtebaulichen Situation. Die Visualisierung tritt anstelle von Technische Zeichnungen, die fĂŒr Laien oft schwer lesbar sind.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Logo
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In Logos werden Informationen oder Ideen grafisch verdichtet. Sie können rechtlich geschĂŒtzt sein.
Beispiel: WWF (World Wide Fund For Nature)
Label
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In Labels werden Konzepte oder Marken z. B. mittels Symbolen dargestellt. Sie können rechtlich geschĂŒtzt sein.
Beispiel: GrĂŒner Punkt
Cartoon
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Cartoons und Comics werden politische, soziale, persönliche Erfahrungen und Ideen optisch verdichtet.
Beispiel: Mordillo, Walt Disney
PortrÀt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In PortrÀts sind Persönlichkeiten und ihre Lebensgeschichten enthalten.
Beispiel: Einstein (hier sogar in einer Formel)
Diagramm
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Diagramme machen ZusammenhÀnge visuell erfahrbar.
Beispiel: Energiekonzept
Schema
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Allgemein eine auf das Wesentliche beschrĂ€nkte Darstellung eines Sachverhaltes, siehe z. B. R&I-FlieĂschema.
Piktogramm
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Ein Piktogramm ersetzt schriftliche Kurz-Hinweise.
Beispiel: Fluchtweg
Foto
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Ein Foto macht Inhalte unmittelbar visuell erfahrbar.
Beispiel: Foto von Mare Frisium.
Pinnwand
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Pinnwandmoderation visualisiert Ideen, Entwicklungen, Gruppenprozesse.
Einordnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Visualisierung ist eine Querschnitts-Wissenschaft, die â neben Anwendungsgebiet der Computergrafik â je nach Betrachtungsweise auch aufgefasst werden kann als:
- Teilgebiet der Lehre vom PrÀsentieren,
- Teilgebiet der Pinnwandmoderation,
- Teilgebiet des (wissenschaftlichen) Journalismus,
- Teilgebiet des Kommunikationsdesigns,
- verwandt zur bildenden Kunst.
Jemand, der eine Visualisierung eines Sachverhalts erzeugen möchte, muss
- VerstÀndnis von den zugrundeliegenden ZusammenhÀngen haben,
- den EmpfÀnger seiner Visualisierung kennen,
- wissen, wie diese ZusammenhÀnge am besten dem EmpfÀnger erklÀrt werden,
- das Vorhaben der Visualisierung umsetzen können, also entsprechende Werkzeuge beherrschen und ihre Grenzen kennen,
- Grundkenntnisse ĂŒber optische SinneskanĂ€le haben,
- den inhaltlichen Verlauf des GesprÀchs erfassen und ohne eigene ErgÀnzung, VerfÀlschung und Kommentierung zusammenfassen,
- den roten Faden und zentrale Aspekte des GesprĂ€chsverlaufs erkennen und fĂŒr Anwesende prĂ€sent halten,
- eine steigende InteraktionsÂdichte ĂŒbersichtlich dokumentieren.
Technische Produktvisualisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die technische Produktvisualisierung ist die 3D-Darstellung einer Produktgeometrie. Da der EmpfÀnger meist nicht alle Informationen, die in einem CAD-Datenmodell vorhanden sind, benötigt, kann dieses vereinfacht werden.
Software
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Visualisierungen können heute ganz einfach am Computer mittels Visualisierungsprogrammen erstellt werden. FĂŒr die unterschiedlichsten Aufgabenstellungen gibt es ein breitgefĂ€chertes Spektrum an Programmen. 3D-Visualisierungen gewinnen in Unternehmen zunehmend an Bedeutung und werden nicht mehr ausschlieĂlich fĂŒr Werbezwecke eingesetzt. Im Verkauf, im Vertrieb fĂŒr interne PrĂ€sentationen, fĂŒr die Produktentwicklung und in der PR- und Ăffentlichkeitsarbeit werden Visualisierungen immer wichtiger. Um die Visualisierungen dem gesamten Unternehmen und auch den externen Partnern und Zulieferern zur VerfĂŒgung zu stellen, werden die einmal erstellten Medien fĂŒr die vielfĂ€ltigen Einsatzmöglichkeiten (Print, Web, Video, CD-ROM usw.) aufbereitet und in einer zentralen Datenbank verwaltet. Und das alles ist bereits möglich, wĂ€hrend die Produkte noch in der Planung oder Produktion sind. Bildelemente oder ganze Bildwelten werden dazu kĂŒnstlich erzeugt oder in reale Bilder integriert. Klassisch gefilmtes oder auf VideobĂ€ndern aufgezeichnetes Bildmaterial wird digitalisiert, bearbeitet und mit visuellen Effekten versehen. Bewegte oder stehende Bilder werden retuschiert, korrigiert oder miteinander zu neuen, absolut real wirkenden Bildern kombiniert.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Audiovisualisierung â Darstellung von Klang und Akustik
- Bildgebendes Verfahren
- Computervisualistik
- Errechnetes Bild
- Sonifikation â Die âVerklanglichungâ von Daten
- Datenkompetenz
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- A. Alteneder (Hrsg.): Visualisieren mit dem Computer: Computergrafik und -animation. Entwicklung, Realisierung, Kosten. Siemens, MĂŒnchen 1993.
- Chun-houh Chen, Wolfgang HĂ€rdle, Antony Unwin (Hrsg.): Handbook of Data Visualization. Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-33036-3.
- H. Schumann, W. MĂŒller: Visualisierung. Grundlagen und allgemeine Methoden. Springer, Berlin-Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-64944-1.
- T. Rahlf: Datendesign mit R: 100 Visualisierungsbeispiele. Open Source Press, MĂŒnchen 2014, ISBN 978-3-95539-094-5.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- â Vgl. Claudia Nöllke: PrĂ€sentieren. 5., aktualisierte Auflage. Haufe, Freiburg 2010, ISBN 978-3-448-10026-6, S. 58â61 (Visualisierungen â worauf kommt es an?)
- â Josef W. Seifert: Visualisieren, PrĂ€sentieren, Moderieren, 26. Aufl., Offenbach 2009, S. 11â46.
