
Rappwindfarben
Braunwindfarben

kein Einfluss erkennbar
Die Windfarbe oder Silber ist eine Fellfarbe bei Pferden. Das zugrundeliegende Silbergen hellt beim Pferd die schwarze Farbe bei Pferden auf. Windfarbige Pferde haben oft Fehlbildungen der Augen (MCOA).
Etymologie
Der Begriff „Windfarben“ ist eine deutsche Übersetzung des isländischen Begriffs „Vindótt“ welcher die gleiche Fellfarbe beschreibt. Die fachsprachliche Bezeichnung für das Gen lautet „Silber“ oder „Silver“ in Anlehnung an den englischen Namen „Silver Dapple“ für Fellfarbe, die durch das Gen verursacht wird.
Genetik
Das Silbergen des Hauspferdes ist eine Mutation eines Genortes, die dem Silver-Locus PMEL17 entspricht. Das verantwortliche Gen wird mit Z dargestellt. Die Forschungsergebnisse zur genetischen Bestimmung von Silver wurden 2006 veröffentlicht.
Die Mutation wird autosomal dominant vererbt. Silver beeinflusst die Bildung des schwarzen Pigments Eumelanin und aus diesem Grund nur schwarzen Haare aufhellen, beispielsweise Rappen oder Braune. Pferde, die Silver homozygot tragen, sind oft heller als Pferde, bei denen Silver heterozygot vorliegt.
Silver hat keine Auswirkung auf das rötliche Pigment Phäomelanin, so dass Pferde, die genetisch Füchse (rot) sind, keine Farbveränderungen oder Aufhellungen im Fell zeigen. Füchse können jedoch das Silbergen an ihre Nachkommen vererben, wenn sie das Gen tragen.
Fehlbildungen der Augen (MCOA)

Das Silbergen ist mit Fehlbildungen der Augen verbunden, der multiplen kongenitalen Augenanomalie (MCOA).[1] Es gibt eine Gentest mit dessen Hilfe das Silbergen und damit MCOA ausgeschlossen werden kann.[2][3]
Pferde vererben das MCOA-Syndrom unvollständig dominant. Reinerbige Pferde können aufgrund des Silbergens schwere Augenschäden haben, während mischerbige Pferde nur geringfügige Fehlbildungen aufweisen können, die für Laien nicht erkennbar sind. Zu den klinischen Anzeichen von gehören unter anderem:[4]
- unnatürlich nach außen gewölbte Hornhaut (angeborener Grüner Star)[5]
- Fehlbildungen der Iris,[6]
- Zysten im Auge
- Grauer Star
Diese Erkrankungen können durch eine Ultraschalluntersuchung des Auges nachgewiesen werden.[5] Betroffene Pferde können unter Sehstörungen leiden und Probleme damit haben, sich an wechselnde Lichtverhältnisse anzupassen. Bei manchen Pferden ist das Sehvermögen stärker beeinträchtigt, was zu Verhaltensstörungen und eingeschränkter Leistungsfähigkeit führen kann.[7]
In einer Studie aus dem Jahr 2013 mit Comtois-Pferden und Rocky Mountain Horses wiesen alle Tiere, die ein Silbergen trugen, eine Augenerkrankung auf, wobei die Probleme bei den Tieren, die mischerbig für das Allel waren, milder ausfielen als bei den reinerbigen. Keines der Kontrollpferde dieser Rassen, denen das Silbergen fehlte, wies eine Augenerkrankung auf.[5]
Erscheinungsbild


Das Erscheinungsbild der Windfarbe hängt von der Grundfarbe ab. Das Silbergen kann schwarzes Langhaar zu weiß aufhellen und das schwarze Fell von Rappen zu schokoladenbraun. Alle Farben, die von Braunen oder Rappen abgeleitet sind, wie Mausfalben, Braunfalben, Rappschecken oder Braunschecken und Schimmel, so lange sie noch nicht ganz weiß sind, können durch das Gen aufgehellt werden.
Da das Gen nur schwarze Haare aufhellt, kann es vom Fuchs abgeleitete Farben nicht aufgehellen. Fuchsschecken, Palominos, Rotschimmel (unabhängig davon ob sie echte Schimmel oder stichelhaarige Pferde sind) und Füchse werden von dem Gen nicht verändert. Die Erscheinungs der Windfarbe kann durch weitere Farbgene verändert werden.
Windfarbige Fohlen sind meist ziemlich hell und haben aufgehelltes bis graues Langhaar (Mähne und Schweif). Sie haben auffällig weiße Wimpern. Die Hufe von Jungtieren sind bis etwa zum Ende des ersten Lebensjahres schwarzweiß gestreift, werden dann dunkler und verlieren die Streifen.
Braunwindfarben
Braunwindfarbene Pferde sind Braune, die durch das Silbergen aufgehellt sind. Braunwindfarbene haben aufgehelltes Langhaar, auch das Schwarz an ihren Beinen ist aufgehellt. Der übrige Körper bleibt unverändert, da er (sofern es sich nicht um einen Schwarzbraunen handelt) kein schwarzes Fell hat.
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Braunwindfarbener, das Schwarz an den Beinen ist aufgehellt
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Braunwindfarbenes Finnpferd
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Die aufgehellten Beine eines Braunwindfarbenen
Rappwindfarben
Rappwindfarbene Pferde sind Rappen, die durch das Silbergen aufgehellt sind. Sie können eine dunkle Körperfarbe mit silberner Mähne und Schweif haben, andere sind gleichmäßig schokoladenbraun, manchmal mit deutlich hellerer Mähne, manchmal aber auch nicht. Windfarbene können ein geäpfeltes Fell (engl. dapple) haben. Teilweise tritt es auch nur im Fellwechsel auf und ist nicht das ganze Jahr hindurch sichtbar.
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Rappwindfarbenes Shetlandpony
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Rappwindfarbene Stute mit Fohlen
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Windfarbenes Pony
Verwechslungsmöglichkeiten
- Füchse können an rappwindfarbene Pferde erinnern, wirken aber gewöhnlich weniger grau.
- Lichtfüchse sind manchmal kaum von Braunwindfarbenen zu unterscheiden
- Braunwindfarbene können mit dunkleren Isabellen verwechselt werden.
- Windfarbene wurden auch schon mit Apfelschimmeln verwechselt. Der Schimmel hat eine Mischung von schwarzen und weißen Haaren in den grauen Fellbereichen.
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Haflinger Lichtfuchs mit dem Gen Flaxen
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Schwarzwälder Kaltblut, Fuchs mit Flaxen
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Windfarbenes Rocky Mountain Horse
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Im Vergleich dazu ein Apfelschimmel
Rassen
Windfarbene kommen recht häufig beim Rocky Mountain Horse, Isländer, American Miniature Horse, Comtois und dem Finnpferd vor. Von folgenden Rassen ist außerdem bekannt, dass dort das Silbergen vorkommt: Appaloosa, Ardenner, Exmoor-Pony, Missouri Foxtrotter, Morgan (Pferd), Paint Horse, Quarter Horse, Schwedisches Warmblut, Welsh A, Irish Tinker, American Saddlebred, Shetlandpony und verwandte Rassen.[2][4] Bei anderen Rassen ist die Farbe selten.
Obwohl die Rasse Schwarzwälder Kaltblut fast ausschließlich und durch Gentests bestätigt aus Füchsen besteht, wurde in einer Studie nachgewiesen, dass das Gen zu einem sehr geringen Prozentsatz (<1 %) auch bei ihnen zu finden ist. Dieses hat, wie oben beschrieben, auf die Fuchsfarbe keinen Effekt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde es vor mehreren Generationen durch die damals zugelassene Einkreuzung von Ardennern in die Rasse eingebracht.[8]
Zuchtempfehlung
Die FN empfiehlt grundsätzlich, die Zucht von reinerbig silberfarbenen Pferden zu vermeiden, da dies mit MCOA einhergeht. Ab 2025 müssen eingetragene Hengste bestimmter Rassen in Deutschland einen Gentest vorweisen. Diese Regelung gilt für die Rassen Deutsches Classic Pony, Deutsches Partbred-Shetlandpony, Shetlandpony, Isländer und Highland-Pony. Von der Testpflicht ausgenommen sind Rappen und Braune mit durchgehend schwarzem Langhaar. Vor der Eintragung in das Hengstbuch müssen die Augen von allen Hengsten, die das Silbergen tragen, tierärztlich untersucht werden. Hengste mit diagnostizierter MCOA dürfen nicht in das Hengstbuch, sondern nur in den Anhang des Hengstbuchs eingetragen werden.[9] Fohlen von Hengsten, die im Hengstbuch stehen, erhalten keinen Abstammungsnachweis, sondern nur eine Geburtsbescheinigung.[10]
Siehe auch
Weblinks
Quellen
- Emma Brunberg, Leif Andersson, Gus Cothran, Kaj Sandberg, Sofia Mikko, Gabriella Lindgren: A missense mutation in PMEL17 is associated with the Silver coat color in the horse. In: BMC Genet. 7, 2006, S. 46. PMID 17029645 doi:10.1186/1471-2156-7-46
- Emma Brunberg: Mapping of the silver coat colour locus in the horse. Institutionen för husdjursgenetik Sveriges Landbruksuniversitet, Uppsala, Sweden 2006.
- M. Reissmann, J. Bierwolf, G. A. Brockmann: Two SNPs in the SILV gene are associated with silver coat colour in ponies. In: Anim Genet. 38(1), 2007 Feb, S. 1–6. PMID 17257181
- B. H. Grahn, C. Pinard, S. Archer, R. Bellone, G. Forsyth, L. S. Sandmeyer: Congenital ocular anomalies in purebred and crossbred Rocky and Kentucky Mountain horses in Canada. In: Can Vet J. 49(7), 2008 Jul, S. 675–681. PMID 18827844
- L. S. Andersson, R. Juras, D. T. Ramsey, J. Eason-Butler, S. Ewart, G. Cothran, G. Lindgren: Equine Multiple Congenital Ocular Anomalies maps to a 4.9 megabase interval on horse chromosome 6. In: BMC Genet. 9(1), 2008 Dec 19, S. 88. PMID 19099555
Einzelnachweise
- ↑ Equine Multiple Congenital Ocular Anomalies and Silver Coat Colour Result from the Pleiotropic Effects of Mutant PMEL, Lisa S. Andersson, Maria Wilbe, Agnese Viluma, Gus Cothran, Björn Ekesten, Susan Ewart, Gabriella Lindgren, PLoS ONE 8(9), 23. September 2013
- ↑ a b Multiple Congenital Ocular Anomalies (MCOA)
- ↑ MCOA, auf equiseq.com
- ↑ a b Multiple Congenital Ocular Anomalies Anterior Segment Dysgenesis, MCOA Syndrome, auf https://horsedvm.com
- ↑ a b c Examining Eye Issues in Silver Dapple Horses, Christa Lesté-Lasserre, 13. Mai 2014
- ↑ What Is Iris Hypoplasia?, Richard E Bensinger, 7. Februar 2014
- ↑ Multiple Congenital Ocular Anomalies, auf horsedvm.com
- ↑ S. Mömke, R. Schrimpf, C. Dierks, O. Distl: Incidence of Mutation for Silver Coat Color in Black Forest Horses. In: IJAS. 3 (4), 2013, S. 859–861.
- ↑ Uta Helkenberg: Empfehlung für die Zucht von „silberfarbenen“ Pferden: Keine Anpaarung von reinerbigen Elterntieren, FN, Beirat Zucht, 7. Mai 2024
- ↑ Zuchtprogramm Deutsches Classic Pony, Bayerischer Zuchtverband für Kleinpferde und Spezialpferderassen
