Die Synagoge in Rhens, einer Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz, war eine Synagoge, die 1832 in einem älteren Haus eingerichtet und während der Novemberpogrome 1938 geschändet wurde.
Geschichte
Die jüdische Gemeinde Rhens hatte zunächst einen Betraum in einem Haus, das 1827 verfallen war. 1832 wurde das heutige Haus Langstraße 9 – im Türsturz steht 1668 – gekauft und zu einer Synagoge umgebaut. Der damals verputzte Fachwerkbau mit abgewalmten Mansarddach und Rundbogenfenstern im Obergeschoss war für die kleine jüdische Gemeinde nur mit großen Anstrengungen finanzierbar.[1]
Zeit des Nationalsozialismus
Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge von SA-Männern und Hitler-Jungen geschändet und demoliert. Hässliche Szenen spielten sich ab: Ritualgeräte wie der Chanukkaleuchter wurden gestohlen und verhöhnend umhergetragen. Eine Torarolle wurde derart am Leichenwagen der jüdischen Gemeinde befestigt, dass sie während der Fahrt abgerollt wurde. SA-Männer trampelten auf dem abgespulten Teil herum, zündeten die Torarolle an und rollten sie mit dem Wagen zum Rhein. Das Synagogengebäude blieb jedoch erhalten und wurde später zu einem Wohnhaus umgebaut.[2]
Gedenken
Eine Gedenktafel am Haus Langstraße 9 erinnert an die ehemalige Synagoge.[3]
Denkmalschutz
Die ehemalige Synagoge von Rhens ist ein geschütztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz (DSchG) und in der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz eingetragen.[4] Seit 2002 ist die ehemalige Synagoge von Rhens Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.
Siehe auch
Literatur
- „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Bearbeitet von Stefan Fischbach u. a., hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz u. a., Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 322 (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, Bd. 2).
- Helmut Prößler: Rhens (874-1974). Gemeinde Rhens im Selbstverlag, Rhens 1974, S. 84 f.
- Hildburg-Helene Thill: „Rhens Judenrein“. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz, Heft Nr. 8 - 3/94 (4. Jahrgang), S. 20–27, online.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Prößler: Rhens (874-1974). Gemeinde Rhens im Selbstverlag, Rhens 1974, S. 84 f.
- ↑ Die Synagoge in Rhens (Kreis Mayen-Koblenz). Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum, 30. Juni 2020, abgerufen am 1. November 2024.
- ↑ Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde. In: alemannia-judaica.de. Abgerufen am 1. November 2024.
- ↑ Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreis Mayen-Koblenz, 25. August 2020 (PDF; 1,7 MB, Seite 85), abgerufen am 1. November 2024.
Koordinaten: 50° 16′ 53,8″ N, 7° 37′ 3,8″ O
- Synagogenbau in Rheinland-Pfalz
- Synagogenbau in Europa
- Profanierte Synagoge
- Synagoge im Landkreis Mayen-Koblenz
- Bauwerk am Mittelrhein
- Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal
- Erbaut im 17. Jahrhundert
- Umgenutztes Bauwerk im Landkreis Mayen-Koblenz
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