St. Michael | ||
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Daten | ||
Ort | Rheinzabern | |
Baumeister | Bischöflicher Baumeister Johann Nikolaus Schwartz | |
Baustil | barocke Saalkirche, spätgotischer Turmstumpf | |
Baujahr | 1789 (Turmaufbau) 1777 (Saalkirche) Mittelalter (Turmstumpf) | |
Koordinaten | 49° 7′ 10,1″ N, 8° 16′ 41,9″ O | |
Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Michael in Rheinzabern befindet sich an der örtlichen Hauptstraße im Landkreis Germersheim (Rheinland-Pfalz). Sie ist die Hauptkirche der Rheinzaberner Großpfarrei Mariä Heimsuchung und gehört damit zum Dekanat Germersheim im Bistum Speyer. Die Kirche trägt das Patrozinium des Erzengels Michael und steht unter Denkmalschutz.
Beschreibung
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Die barocke Saalkirche mit dreiseitig geschlossenem Chor stammt aus dem Jahr 1777. Das Langhaus misst 28 m Länge, 15,35 m Breite und eine Höhe von 9,4 m. Der Chorraum hat darüber hinaus eine Länge von 11,35 m und eine Breite von 10,6 m; er misst in seiner Höhe 9 m. Der Stumpf des im Westen angebauten Kirchturms ist spätgotisch und stammt von einem Vorgängerbau der heutigen Kirche. Das oberste Geschoss des Turms mit Kuppel und Laterne wurde 1786 im Stil des Barock aufgesetzt.
Geschichte
Seit dem Jahr 880 ist eine Rheinzaberner Pfarrei belegt. Die heutige Pfarrkirche St. Michael wurde 1777 wohl nach Plänen des bischöflichen Baumeisters Johann Nikolaus Schwartz gebaut, nachdem die Vorgängerkirche im frühen 18. Jahrhundert aufgrund von Kriegseinwirkungen baufällig geworden war. Der Neubau ist ungefähr doppelt so groß wie sein Vorgänger. Die Freitreppe zum Südportal des Kirchgartens wurde 1780 fertiggestellt. Im Jahr 1789 wurde die ehemals pyramidale Turmspitze durch den heutigen barocken Aufbau ersetzt. Während der Koalitionskriege diente die Kirche temporär als Spital. In dieser Zeit wurde ihre Inneneinrichtung vollständig zerstört.
Die Seitenaltäre wurden 1937 eingeweiht, die heutige Kassettendecke wurde 1937 durch einen örtlichen Schreiner eingebaut. Der Taufstein befindet sich seit 1944 in der St.-Michael-Kirche.
In den Jahren 1964–1968 wurde der Innenraum der Kirche nach liturgischen Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils umfassend renoviert. In diesem Rahmen wurden der heutige Hauptaltar, der Ambo sowie die Altarinsel für Priester und Ministranten eingebaut.
Eine erneute Innenrenovierung wurde in den Jahren 2005 und 2006 vorgenommen. Hierbei wurde die Kassettendecke in heutiger Form farblich gefasst und der Chorraum umgestaltet.
Ausstattung
Innenausstattung
Die Innenausstattung der St.-Michael-Kirche umfasst einen Hochaltar aus Travertin-Mamor, zwei Seitenaltäre (Marien- und Michaelsaltar), eine Kanzel sowie eine Orgel im Stil des Frühklassizismus. Der rechte Seitenaltar beinhaltet das Tabernakel. Darüber hinaus befinden sich im Inneren ein Rokoko-Beichtstuhl und das Gestühl im übereinstimmenden Stil; beide sind mit Schnitzereien verziert.
Das Bild wird im Inneren insbesondere durch die Rückwand des Chors geprägt. Die goldenen Rauten auf blauem Grund sollen den Himmel symbolisieren, während die Anordnung der Rauten Kreuze darstellen soll. Dass der hellere Blauton bis zu den Füßen der Figur des Erzengels Michael reicht, soll den alltäglichen Kampf zwischen Gutem und Bösem symbolisieren. Die drei rotfarbenen Bänder, die sich an der Wand des Chorraums entlang ziehen sollen die Lebenslinien des Menschen darstellen.
Auch verfügt die Kirche über eine Kassettendecke aus Holz. Diese ist mit einem hellen Anstrich versehen, sodass optisch ein fließender Verlauf zwischen Wand- und Deckenfläche entsteht. Die Kassettenfelder sind mit goldenen Kreuzungspunkten und roten, knospenförmigen Ornamenten gestaltet.
Kirchhof
Eine Kreuzigungsgruppe aus Rotsandstein, die mit dem Jahr 1737 bezeichnet ist, befindet sich im Kirchhof. Ebenfalls befinden sich dort Grabkreuze aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit den Wundmalen Christi. Vor dem Kirchgartenportal im Süden liegt eine zweiläufige Rokoko-Treppenanlage aus dem Jahr 1780. Traditionell nutzten Männer den linken und Frauen den rechten Treppenaufgang.
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Innenansicht; Blick zum Chor
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Innenansicht; Blick zur Orgelempore
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Frühklassizistischer Hochaltar
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Rokoko-Beichtstuhl
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Zweiläufige Freitreppe zum südlichen Kirchgartenportal
Orgel
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Heutige Orgel
Die Orgel auf der Empore wurde 1974 von Wolfgang Scherpf (Speyer) im historischen Stiehr-Gehäuse mit 24 Registern auf zwei Manualen und Pedal gebaut.[1] Das Instrument hat 1.468 Pfeifen.[2] Die Prospektpfeifen stammen vermutlich von der Walcker-Vorgängerorgel. Im Jahr 2007 erfolgte eine Ausreinigung und Renovierung durch Orgelbau Mühleisen (Leonberg).[3] Die Disposition lautet:
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Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur ist elektrisch. Bei den Windladen handelt es sich um Schleifladen.
- Koppeln: II/I, I/P, II/P
Vorgängerorgeln
Johann Michael Stiehr (Seltz) baute 1787–1789 eine einmanualige Orgel mit selbstständigem Pedal und 19 Registern für die neue Pfarrkirche. Während der Koalitionskriege wurde diese schwer beschädigt und konnte 1837 nur teilweise restauriert werden. E.F. Walcker & Cie. (Ludwigsburg) baute 1882 eine neue Orgel im historischen Stiehr-Gehäuse als op. 414 mit 20 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Sie wurde 1973 demontiert und im Folgejahr durch die heutige Orgel ersetzt.[1]
Gemeinden
Zu der Pfarrei Mariä Heimsuchung Rheinzabern gehören, neben dieser Hauptkirche, noch folgende drei Teilgemeinden:[4]
- Hatzenbühl (St. Wendelin)
- Jockgrim (St. Georg, St. Dionysius, Schweinheimer Kirchel)
- Neupotz (St. Bartholomäus)
Literatur
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreis Germersheim. 6. November 2024 (rlp.de [PDF; 6,7 MB; abgerufen am 5. Februar 2025]).
- Hans Caspary (Bearb.): Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. 2., bearbeitete und erweiterte Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 1984, ISBN 3-422-00382-7, S. 863.
Weblinks
- Die Geschichte der Pfarrkirche St. Michael. In: Webauftritt der Pfarrei Rheinzabern.
- St. Michael-Kirche Rheinzabern. In: pfalz.de. Pfalzwein e.V.
Einzelnachweise
- ↑ a b Eintrag „Rheinzabern, Deutschland (Rheinland-Pfalz) - Katholische Pfarrkirche Sankt Michael“ (Beschreibung Nr. 2012780). In: Orgeldatenbank orgbase.nl. Abgerufen am 9. Februar 2025.
- ↑ Die Orgel. In: Webauftritt der Pfarrei Rheinzabern. Abgerufen am 9. Februar 2025.
- ↑ Rheinzabern, St. Michael. In: Wiki-Orgeldatenbank Organ Index. Abgerufen am 9. Februar 2025.
- ↑ Kirchen und Kapellen der vier Gemeinden unserer Pfarrei. In: Webauftritt der Pfarrei Rheinzabern. Abgerufen am 5. Februar 2025.
- Kirchengebäude im Landkreis Germersheim
- Kulturdenkmal im Landkreis Germersheim
- Rheinzabern
- Michaeliskirche
- Pfarrkirche des Bistums Speyer
- Saalkirche in Rheinland-Pfalz
- Gotischer Baurest
- Gotisches Bauwerk in Rheinland-Pfalz
- Barockbauwerk in Rheinland-Pfalz
- Barocke Kirche
- Erbaut in den 1770er Jahren
- Klassizistische Kanzel
- Disposition einer Orgel
- Kirchengebäude in Europa