Die St.-Martinus-Kirche ist eine ab dem 7. August 1949[1] erbaute und am 11. Dezember 1949 eingeweihte evangelisch-lutherische Kirche im Hamburger Stadtteil Eppendorf. Sie liegt dort an der Straßengabelung Martinistraße / Tarpenbekstraße und ist eine von drei Bartning-Notkirchen in Hamburg.
Bau und Erweiterungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund der Veränderung der Bevölkerungsstruktur und der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirchen begann die Kirchengemeinde Eppendorf schon 1947 über den Bau neuer Gebäude nachzudenken.[1] Für die heutige St.-Martinus-Kirche eröffnete sich die Möglichkeit durch das Notkirchen-Programm sehr schnell, nämlich noch im Jahr 1949, einen Kirchenbau umzusetzen.
Der Entwurf stammt von dem Architekten Otto Bartning unter Mitarbeit von Gerhard Langmaack und gehört zum Typ B[2] aus dem Notkirchen-Programm. Das äußere Erscheinungsbild zeigt diese Zugehörigkeit eindeutig und weist viele Parallelen zu anderen Kirchen aus diesem Programm auf. Typisch ist das direkt unter dem Dachüberstand umlaufende Fensterband und die Gestaltung des Innenraums. Der runde gemauerte Chor mit den Bogenfenstern und der kuppelförmigen Holzdecke ist Langmaacks individuelle Erweiterung des Grundmodells. Der Innenraum ist in Holz und weißem Putz gestaltet. Die Struktur zeigt noch sehr gut die unverkleidet gelassenen vorgefertigten Stützen und Dachbinder aus dunklem Holz. Das weiß gestrichene Mauerwerk besteht aus Kalksandstein, der zur Bauzeit das billigste erhältliche Material war. Die Kirche bietet auf traditionell in zwei Blöcken mit Mittelgang angeordneten Bänken insgesamt 450 Sitzplätze.
Der Turm mit einer Eingangshalle und einem Konfirmandensaal wurde später ergänzt.[2] Eine grundlegende Sanierung und Instandsetzung des Gebäudekomplexes erfolgte von 2009 bis 2011.[1]
Ausstattung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Altar und Kanzel sind wahrscheinlich Entwürfe Langmaacks, das Kruzifix stammt von Fritz Fleer. Das von Wolfgang Kreutter geschaffene Taufbecken aus dem Jahr 1949 ist eine Bronzeschale auf einer Steinsäule.
Die drei Bronzeglocken der Kirche stammen aus dem Jahr 1956.[1]
Änderungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zunächst stand die Kirche alleine auf dem Grundstück, später erfolgten zwei Erweiterungsphasen. Von 1951 bis 1954 errichtete man zuerst die Sakristei, erweiterte und erhöhte die Eingangshalle an der Front zur Martinistraße, errichtete den Turm und das Pastorat. Von 1972 bis 1973 wurde die Anlage um ein neues Gemeindehaus ergänzt. Dieses Gebäude des Architekten Jörn Rau fügt sich architektonisch sehr gut an die Notkirche an.[3] Im Laufe der Jahre ist die umliegende Wohnbebauung immer dichter an die Kirche heran gerückt, so dass kaum noch Freiflächen um die Kirche herum übrig blieben.
Orgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis 1974 gab es eine kleine Orgel, die 1963 durch die Firma Alfred Führer gebaut wurde[4] und die seit 1988 in der Franz-von-Assisi-Kirche in Hamburg-Neuallermöhe steht.
Als zweite Orgel wurde 1971 eine Jehmlich-Orgel eingebaut. Ihre Disposition[5] lautet:
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
- Spielhilfen: zwei freie Kombinationen
Zusätzlich existiert eine bewegliche Chororgel.[6]
Fotografien und Karte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 53° 35′ 30,3″ N, 9° 58′ 59,5″ O
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Anbau des Gemeindehauses
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Innenraum mit Blick zum Altar
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Hölzernes Deckengewölbe im Chorraum
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Taufe
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Altar
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ralf Lange: Architektur in Hamburg. Junius Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-88506-586-9, S. 134 f.
- Friedhelm Grundmann, Thomas Helms: Wenn Steine predigen. Medien Verlag Schubert, Hamburg 1993, ISBN 3-929229-14-5, S. 130 f.
- Gertrud Schiller: Hamburgs neue Kirchen 1951–1961. Hrsg.: Evangelisch-lutherische Kirche Hamburg. Hans Christians Verlag, Hamburg 1961, S. 14 f.
- Karin Berkemann: „Baukunst von morgen!“ Hrsg.: Denkmalschutzamt Hamburg. Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 2007, ISBN 978-3-937904-60-3, S. 46 f.
- Hans-Georg Soeffner, Hans Christian Knuth, Cornelius Nissle: Dächer der Hoffnung, Kirchenbau in Hamburg zwischen 1950 und 1970. Christians Verlag, Hamburg 1995, ISBN 3-7672-1245-5, S. 90 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Darstellung der Gemeindegeschichte auf der Homepage der Gemeinde. Abgerufen am 6. Juli 2018.
- ↑ a b St. Martinus-Kirche Hamburg-Eppendorf Eintragung in der Werkdatenbank der Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau. Abgerufen am 4. Juni 2018.
- ↑ Bewertung des Gemeindehauses nach Grundmann, Helms: Wenn Steine predigen. S. 130.
- ↑ Eintrag für die alte Orgel in der Orgeldatenbank orgbase.nl. Abgerufen am 7. Juni 2018.
- ↑ Eintrag für die neue Orgel in der Orgeldatenbank orgbase.nl. Abgerufen am 7. Juni 2018.
- ↑ Eintrag für die kleine Orgel in der Orgeldatenbank orgbase.nl. Abgerufen am 7. Juni 2018.