| Daten | |
|---|---|
| Titel: | Socrate |
| Gattung: | Drama |
| Originalsprache: | Französisch |
| Autor: | Voltaire |
| Erscheinungsjahr: | 1759 |
| Personen | |
| |

Socrate ist ein unaufgefĂŒhrtes Drama in drei AufzĂŒgen von Voltaire in Prosa, ein angebliches StĂŒck des schottischen Dichters James Thomson, ĂŒbersetzt von einem M. FatĂ©ma aus dem Jahr 1759.
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Akt 1
Die Handlung spielt in Athen im Jahre 399 v. u. Z. â Anitus, der Hohe Priester der Ceres, beabsichtigt die junge, von Socrate erzogene Athenerin AglaĂ© zu heiraten. Der boshafte Priester nutzt sein Amt aus: Er lĂ€sst sich reichlich beschenken und versichert den Schenkenden, dies sei der beste Weg, die Gunst der Götter und Göttinnen zu erlangen: Gebt viel und ihr erhaltet viel. Zusammen mit dem athenischen Richter MĂ©litus will Anitus Socrate zugrunde richten, der nur die Tugend und die Gottheit predige und der es wagte, ĂŒber die Ceresmysterien zu spotten.
AglaĂ©s Vater Agathon hatte seine Tochter dem mit ihm befreundeten Socrate durch Testament anvertraut. Deshalb bittet Anitus den Socrate um sein EinverstĂ€ndnis â dessen Frau Xantippe habe ihre Zustimmung bereits erklĂ€rt. Socrate sieht sich indes nur als Tutor der Agathontochter und deshalb als nicht zustĂ€ndig fĂŒr die Entscheidung ĂŒber ihre Ehe. AglaĂ© aber verachtet Anitus und verweigert sich ihm, da sie Sophronime â einen jungen Athener und SocrateschĂŒler â liebe. Auch Anitusâ Drohung, Ceres könne sie bestrafen, wenn sie ihren Diener verachte, Ă€ndert nichts an ihrer ablehnenden Haltung.
- Akt 2
Sophronime fĂŒrchtet, dass Anitus wegen der Ablehnung AglaĂ©s Rache an Socrate nehmen werde. Zwischen Xantippe und Socrate kommt es zu einer Diskussion: Sie will AglaĂ©s Heirat mit Anitus, fĂŒr ihn ist maĂgeblich, dass AglaĂ©s und Sophronime sich lieben. Die HĂ€ndlerin Drixa will sich an Socrate rĂ€chen, weil er ihr Sophronime genommen habe, und wendet sich an Anitus. Dieser hat sofort ein Argument: Socrate verachtet die Götter, weil er ihn geringschĂ€tze. Trotzdem will er Socrate seinen Schutz anbieten, wenn der ihm AglaĂ© abtrete und Drixa den schönen Sophronime zurĂŒckgebe. Bald aber trifft sich das Tribunal der athenischen Richter mit dem Socratefeind MĂ©litus an der Spitze. Die Schulmeister Nonoti, Chomos und Bertios haben sich Beschuldigungen gegen Socrate ausgedacht. Anitus und MĂ©litus wissen sehr wohl, dass Socrate jeden von ihnen demaskieren könnte, und verbĂŒnden sich â ungeachtet ihrer gegenseitigen Abneigung â, um ihn zu vernichten. Die Anitus nahestehenden Terpandre und Acros sowie Drixa tragen ihre mannigfaltigen Beschuldigungen vor Gericht vor. MĂ©litus ordnet an, dass Socrate ins GefĂ€ngnis geworfen wird. Der Hohe Priester heuchelt Socrate vor, ihm blute das Herz, ihn in diesem Zustand zu sehen: Er könne frei sein, wenn er ihm das Waisenkind zusammen mit der Mitgift abtrete. Der Philosoph aber zieht das GefĂ€ngnis vor.
- Akt 3
Vor Gericht resĂŒmiert MĂ©litus die Anklagepunkte: Socrate sei ein schlechter BĂŒrger, verderbe die Jugend, leugne die Mehrzahl der Götter, sei HĂ€retiker, Deist und Atheist. In seiner Verteidigungsrede bekrĂ€ftigt der Philosoph, dass es nur einen Gott gebe â fĂŒr den obersten Richter ein Beweis, dass Socrate ein Verbrecher ist. Nachdem dieser auf einen Einwurf Anitusâ auch noch versichert, dass sich die Erde drehe, wird er auf Anordnung des obersten Richters abgefĂŒhrt. Nach der richterlichen Beratung wird dem wieder herbeigefĂŒhrten Socrate das Urteil verkĂŒndet: Er muss den Schierling trinken, bis der Tod eintritt. Xantippe und seine SchĂŒler besuchen den Verurteilten. Diese konstatieren: Die Kriminellen haben den Gerechten verurteilt. Socrate versichert den Anwesenden, seine Seele werde sie fĂŒr immer lieben, und trinkt das Gift aus dem Becher. â AglaĂ© und Sophronime haben Anitusâ Intrige aufgedeckt, dieser entzieht sich durch Flucht der Wut des Volkes. Die Richter widerrufen ihr Urteil. â Socrate verabschiedet sich von den Anwesenden: Die Tore der Ewigkeit öffnen sich fĂŒr ihn.[1]
Literarische Vorlage und biografische BezĂŒge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sokrates galt den AufklĂ€rern, darunter Denis Diderot und Charles Palissot de Montenoy, als rechtschaffener Philosoph, der der Intoleranz und dem Fanatismus zum Opfer fiel. Voltaire beabsichtigte Ende der 1750er Jahre mit der Verfassung des Socrate ein Fanal gegen die Intoleranz: âPuisse cet ouvrage trembler les fanatiquesâ.[2]
AuffĂŒhrungen und zeitgenössische Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Socrate wurde nicht auf der BĂŒhne aufgefĂŒhrt. Die brieflich am 13. Juni 1760 Charles-Augustin de Ferriol dâArgental mitgeteilte Absicht einer Ăberarbeitung im VersmaĂ unterblieb.
Drucklegung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Voltaire besorgte den Druck in Genf unter Vorspiegelung, das StĂŒck stamme aus dem Nachlass James Thomsons.
Beigabe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dem Socrate ist ein fiktives Vorwort des angeblichen Ăbersetzers M. FatĂ©ma vorangestellt, das die erfundene, auf Thomson zurĂŒckgehende Provenienz darlegt.
Erste Ausgabe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Socrate ohne Impressum, Amsterdam (recte: Genf, 1759), 107 S.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Theodore Besterman: Voltaires Gott In: Voltaire. Winkler, MĂŒnchen 1971, S. 179.
- Raymond Rousson: Socrate. In: Raymond Trousson, Jeroom Vercruysse, Jacques Lemaire (Hrsg.): Dictionnaire Voltaire. Hachette Livre, Paris 1994, S. 222f.
- Siegfried Detemple: Voltaire: Die Werke. Katalog zum 300. Geburtstag. Reichert, Wiesbaden 1994, S. 124 f.
Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- â Vgl. Voltaire. Oeuvres complĂštes 5. Théùtre â Tome quatriĂšme. Paris 1877, p. 359â396. Siegfried Detemple: Voltaire: Die Werke. Katalog zum 300. Geburtstag. Reichert, Wiesbaden 1994, S. 124
- â Raymond Rousson: Socrate. In: Raymond Trousson, Jeroom Vercruysse, Jacques Lemaire (Hrsg.): Dictionnaire Voltaire. Hachette Livre, Paris 1994, S. 222f.
