Road Runner und Wile E. Coyote sind zwei Zeichentrick-Figuren von Chuck Jones, die in den Warner-Bros.-Produktionen Looney Tunes und Merrie Melodies auftreten. Aus dem speziellen Konzept für die Road-Runner-Filme folgt, dass beide Figuren fast ausschließlich gemeinsam auftreten. Lediglich der Kojote wurde in leicht abgewandelter Form mit anderen Looney-Tunes-Figuren kombiniert. Die ersten Folgen entstanden 1949 (Fast and Furry-ous) und 1952 (Beep Beep). Jones’ Cartoon war ursprünglich als Satire auf die seinerzeit sehr beliebten Katz-und-Maus-Trickfilme wie Tom und Jerry geplant. Nachdem aber der Pilotfilm nicht als Satire erkannt wurde, als Komödie jedoch gut beim Publikum ankam, wurde das ursprüngliche Konzept fallengelassen.
Handlung
Die Hauptfiguren der Road-Runner-Kurzfilme sind:
- Road Runner – ein flugunfähiger und rasend schnell laufender Vogel, der leicht an den real existierenden Rennkuckuck (Geococcyx californianus, englisch Greater Roadrunner) angelehnt ist.
- Wile E. Coyote (in Deutschland auch als Karl der Coyote und Willi/Willy Kojote bekannt) – ein immer hungriger und vom Pech verfolgter Kojote. Der Name ist ein Wortspiel von wily (deutsch gerissen, schlau) und coyote (deutsch Kojote).
Die Handlung der Kurzfilme ist simpel und immer gleich: Der ständig nach Futter suchende Wile E. Coyote jagt den Road Runner in einer wüstenartigen Umgebung, die der Umwelt der südwestlichen USA nachempfunden ist. Dabei gehen die Jagden auch über Rohrleitungen beziehungsweise Tunnel, die weder ein System noch einen erkennbaren Zweck haben. Häufige Running Gags sind, dass der Kojote von einer Klippe fällt, unter einem Felsblock begraben wird oder sich selbst in die Luft sprengt. Die dabei entstehenden Verletzungen sind in der nächsten Szene wieder verheilt. Obwohl der Kojote mit High Tech und ausgefeilten Fallen ausgestattet ist, die in der Regel vom Looney-Tunes-Unternehmen ACME stammen, gelingt es ihm nie, den Road Runner zu fangen. Seine ausgeklügelten Konstruktionen gehen regelmäßig nach hinten los – oft auch gegen alle Gesetze der Physik – und verletzen dabei den Kojoten selbst. Aus dieser übertriebenen Slapstick-Gewalt beziehen die Filme ihren Witz. Obwohl der Kojote der „Bösewicht“ der Cartoons ist, ist er durch seine von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuche der Sympathieträger der Filme. Der Road Runner an sich hat keinen ausgearbeiteten Charakter, sondern ist eher als Beiwerk in die Szene eingebaut. Meistens ist er ziellos auf den Straßen unterwegs, nur selten wird er z. B. als Paketbote dargestellt. Alle vom Kojoten ausgelegten Köder, meist Vogelfutter, werden vom Roadrunner bereitwillig akzeptiert.
Die beiden Charaktere sprechen in der englischen Originalfassung fast nie, sondern teilen sich den Zuschauern (und gegenseitig) über hochgehaltene Schilder mit dem jeweiligen Statement mit. Die einzigen regelmäßigen „Wörter“ bestehen im beep beep (ausgesprochen eher „meep meep“) des Road Runners. Der Sprecher ist Paul Julian. In deutschen Fassungen werden die englischen Begriffe meistens übersetzt ausgesprochen. Das betrifft neben den besagten Schildern auch die Beschriftungen in den Plänen des Kojoten oder der ACME-Produktpalette.
Weitere Rollen gibt es in den Cartoons nicht.
Ein ähnliches Motiv ist Hase und Wolf. Auch hier gibt es die wilde Jagd des Wolfes nach dem Hasen. Es kommen aber auch andere Tiere vor.
Konzept
Chuck Jones erklärte in mehreren Interviews und in seiner Autobiographie, dass die Road-Runner-Cartoons auf einigen Regeln (Jones bezeichnet sie als Disziplinen, an die sich der Regisseur halten soll) basieren.
- Der Road Runner kann dem Kojoten keinen Schaden zufügen, außer plötzlich hinter ihm aufzutauchen und ihn mit seinem „Meep Meep“ zu erschrecken.
- Nur die eigene Unfähigkeit oder die Fehlfunktionen der ACME-Produkte können dem Kojoten Schaden zufügen, kein äußerer Einfluss ist dazu notwendig.
- Wile E. Coyote könnte seine Jagd jederzeit einstellen, wenn er wollte – wäre er kein Fanatiker.
- Die Cartoons kommen vollständig ohne gesprochene Dialoge aus, einzige Ausnahme ist das „Meep Meep“ des Road Runners.
- Der Road Runner darf sich nur auf der Straße bewegen, wie es sein Name (road ‚Straße‘) impliziert. (Wird jedoch nicht immer eingehalten: So bewegt sich Road Runner auch des Öfteren auf Schienen, z. B. in der Folge „Stop! Look! And Hasten!“)
- Der Ort der Handlung ist immer die Wüstenlandschaft im Südwesten der Vereinigten Staaten.
- Alle Werkzeuge und Waffen, die der Kojote einsetzt, werden von ACME geliefert.
- Die Schwerkraft ist der schlimmste Feind des Kojoten.
- Der Kojote wird bei seinen Misserfolgen immer mehr gedemütigt als ernsthaft verletzt.
- Der Kojote fällt erst dann in einen Abgrund, wenn er merkt, dass unter ihm nur Luft ist.
- Der Road Runner kann nicht lesen, aber offensichtlich Schilder schreiben, was die einzige Form an Kommunikation darstellt.
- Der Road Runner muss nicht trinken (wird in der Episode „Beep, Beep“ per Schild „gesagt“, jedoch trinkt er in mindestens einer anderen Episode einen Cocktail).
Vermarktung
Aufgrund ihrer Bekanntheit wurden beide Figuren als Werbeträger eingesetzt. Chrysler kaufte für 50.000 US-Dollar Vermarktungsrechte von Warner Bros., um den 1968 bis 1980 gebauten Plymouth Road Runner mit Abbildungen des Road Runners und einer Hupe, die das „Beep Beep“ imitiert, auszustatten. Der Road Runner war auch Namensgeber für das Breitband-Internetangebot über das Kabelnetz von Time Warner. Beide Figuren traten in diversen Werbespots auf, zum Beispiel für Pepsi, Chevrolet oder Energizer.
Außerdem wurden mindestens fünf Videospiele hergestellt:
- Road Runner – zunächst 1985 als Arcade-Spiel von Atari, später auf Atari 2600, Commodore 64 (1987), ZX Spectrum, Amstrad CPC und NES (1989)
- Road Runner and Wile E. Coyote bzw. Road Runner (PAL Developments) für Amstrad CPC, Commodore 64 und ZX Spectrum (alle 1991)
- Road Runner’s Death Valley Rally für SNES
- Desert Speedtrap für Sega Game Gear und Sega Master System
- Desert Demolition für Sega Mega Drive
Siehe auch
Literatur
- Chuck Jones: Chuck Amuck. The life and times of an animated cartoonist. Farrar Straus Giroux, New York NY 1989, ISBN 0-374-12348-9. Die englische Autobiographie von Chuck Jones.
- Maureen Furniss (Hrsg.): Chuck Jones Conversations. University Press of Mississippi, Jackson MS 2005, ISBN 1-57806-728-6. Eine Sammlung verschiedener Chuck-Jones-Interviews, ebenfalls englisch.