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Das Deutsche Kaiserreich wurde 1871 nach Siegen Preußens in den Einigungskriegen gegründet und bestand bis zum Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918. Es entwickelte sich zu einer der führenden Industrienationen Europas, war jedoch auch von politischen Spannungen, sozialen Ungleichheiten, Antisemitismus und imperialistischen Bestrebungen geprägt. Das Portal bietet einen Einstieg in die 19.404 Artikel des Deutschen Kaiserreiches in der deutschsprachigen Wikipedia. Es gibt einen Überblick über Ereignisse und wichtige Persönlichkeiten dieses historischen Kapitels der deutschen Geschichte. Es gibt noch genug zu tun, die Mitarbeit ist gerne gesehen. Anmerkungen, Vorschläge oder sonstige Wünsche bitte unterschrieben auf die Diskussionsseite setzen.
Artikel des Monats
Bündnispolitik Otto von Bismarcks ist die Bezeichnung für die Außenpolitik des deutschen Reichskanzlers Bismarck seit 1871, nachdem der Krieg gegen Frankreich als letzter der drei Reichseinigungskriege zur Gründung des Deutschen Reichs geführt hatte. Mit der erfolgreichen Nationalstaatsbildung hatten sich die Rahmenbedingungen der bismarckschen Außenpolitik grundlegend verändert. Mit dem Deutschen Reich war eine neue europäische Großmacht durch kriegerische Expansion des Königreichs Preußen entstanden. Bismarck erkannte, dass Europa die Furcht vor weiterer deutscher Expansion genommen werden musste, und er erklärte das Reich für saturiert, d. h. Deutschland sah von weiteren Gebietsansprüchen ab. Bestätigt wurde dies durch einen Adressentwurf, der dem Reichstag im März 1871 zur Verabschiedung vorgelegt wurde. Demnach war das „neue Reich [...] dem selbsteigenen Geiste des Volkes entsprungen, welches, nur zur Abwehr gerüstet, unwandelbar den Werken des Friedens ergeben ist. [...] Die Tage der Einmischung in das innere Leben andrer Völker werden, so hoffen wir, unter keinem Vorwand und in keiner Form wiederkehren“. Mit Hilfe von Bündnissen sollte der Kriegsfall möglichst ausgeschlossen werden.
Bild des Monats
Der Deutsche Kaiser war von 1871 bis 1918 das Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches. Das deutsche Kaisertum wurde als Fortführung des 1806 erloschenen römisch-deutschen Kaisertums verstanden, hatte faktisch aber keine politischen Gemeinsamkeiten mit dieser monarchischen Herrschaftsform des Heiligen Römischen Reiches. Verfassungsrechtlich wurde das Kaiseramt durch die Artikel 11 der Verfassung des Deutschen Bundes vom 1. Januar 1871 sowie daraufhin der Bismarckschen Reichsverfassung vom 16. April 1871 begründet. Die symbolisch-zeremonielle Weihe erfolgte am 18. Januar 1871 durch eine Proklamation deutscher Fürsten und des Militärs im Spiegelsaal von Schloss Versailles bei Paris. Die ältere Bezeichnung für den Funktionsträger in der Verfassung des Norddeutschen Bundes lautete „Präsidium des Bundes“ oder „Bundespräsidium“. Die Verfassungsnorm behielt diese ältere Bezeichnung bei, die in der Praxis jedoch völlig hinter dem Kaisertitel zurücktrat.
Der deutsche Kaiser war ein konstitutioneller Monarch und das Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches. Er war jedoch nur ein wichtiges Staatsorganen neben drei weiteren: dem Bundesrat, dem Reichstag als nationales Parlament und dem Reichskanzler. Das Kaiseramt war gemäß Artikel 11 der Verfassung in Personalunion mit dem des Königs von Preußen verbunden. Auf diese Weise sollte im offenen Widerspruch zum föderalen Prinzip eine preußische Vorherrschaft in Deutschland sichergestellt werden. Die Kaiser verfügten über weitreichende exekutive Vorrechte.
Beschäftigung mit dem Kaiserreich heute
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Das Deutsche Kaiserreich hinterließ ein vielschichtiges Erbe. Die Kolonialpolitik hat bis heute Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Deutschland und ehemaligen Kolonien sowie auf die Diskussion um Rückgaben von geraubten Kunstwerken und Artefakten. Gegenwärtig gibt es Diskussionen darüber, wie das Kaiserreich in der heutigen Zeit historisch aufgearbeitet und in Erinnerung behalten werden sollte. Dabei stehen Themen wie Nationalismus, Militarismus, Antisemitismus, autoritäre Tendenzen, der Erste Weltkrieg sowie rechts- und sozialstaatliche Elemente im Fokus. Auch der richtige Umgang mit Denkmälern und Straßennamen aus der Zeit des Kaiserreiches ist hoch umstritten.
Gegenwärtige Kontroversen
Deutscher Anteil am Ausbruch des Ersten Weltkrieges - Aufarbeitung der deutschen Besetzung Belgiens im Ersten Weltkrieg - Aufarbeitung des Völkermords an den Herero und Nama - Aufarbeitung der deutschen Beteiligung am Völkermord an den Armeniern – Aufarbeitung des Militarismus während des Kaiserreiches - Restitution von geraubten Kunstwerken und Artefakten - Umgang mit dem Bismarck-Denkmal in Hamburg - Debatten um das wiederaufgebaute Berliner Schloss
Dauer- und Sonderausstellungen der letzten Jahre
- Kaiserreich und Erster Weltkrieg 1871–1918 im Deutschen Historischen Museum Berlin (momentan geschlossen)
- 22. Juni 2021 bis 20. Februar 2022: Erinnerung – 1870/71. Reichsgründung in Versailles im Bismarck-Museum Friedrichsruh
- 16. Juli 2020 bis 31. Januar 2021: Krieg Macht Nation im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr (Ausstellung über die Entstehung des Kaiserreiches), rezensiert von H-Soz-Kult
Vor 150 Jahren...
- 5. Februar 1875: Quod numquam
- 6. Februar 1875: Reichspersonenstandsgesetz
- 8. April bis 13. Mai 1875: Krieg-in-Sicht"-Krise
- 22. April 1875: Brotkorbgesetz
- 22. bis 27. Mai 1875: Gothaer Kongress
- 31. Mai 1875: Klostergesetz
- 22. September 1875: Verordnung betreffend die Einführung der Reichswährung
Hauptartikel zur Politikgeschichte
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Die Politik des Deutschen Kaiserreiches wurde verfassungsrechtlich von vier wichtigen Staatsinstitutionen bestimmt. Der deutsche Kaiser war als konstitutioneller Monarch das Staatsoberhaupt, der Bundesrat vertrat die Gliedstaaten, der Reichstag war das nationale Parlament und die Reichskanzlei war für den Verkehr des Reichskanzlers mit den übrigen Reichs- und Staatsorganen verantwortlich. Die Innenpolitik wurde stark von Spannungen zwischen den konservativen Eliten und den aufstrebenden sozialistischen und liberalen Bewegungen geprägt. Die Außenpolitik des Deutschen Kaiserreiches war von einer zunehmenden bündnispolitischen Isolierung und aggressiven kolonialen Bestrebungen geprägt.
Verfassungselemente
Deutscher Kaiser - Reichstag - Bundesrat - Reichskanzler
Akteure
Wilhelm I. - Friedrich III. - Wilhelm II. - Otto von Bismarck - Bernhard von Bülow - Theobald von Bethmann Hollweg - Rudolf Virchow - August Bebel - Wilhelm Liebknecht - Nationalliberale Partei - Deutsche Zentrumspartei - Sozialdemokratische Arbeiterpartei - Erich Ludendorff - Paul von Hindenburg
Innenpolitik
Innere Reichsgründung - Reichsfeinde - Kulturkampf - Kanzelparagraph (1871) - Jesuitengesetz (1872) - Maigesetze (1873, 1874, 1875) - Klostergesetz (1875) - Brotkorbgesetz (1875) - Sozialistengesetz (1878-1890) - Umsturzvorlage - Zuchthausvorlage - Sozialgesetzgebung - Februarerlasse - Polenausweisungen (ab 1885) - Kanzlerdiktatur - Persönliche Regiment Wilhelms II. - Berliner Antisemitismusstreit - Antisemitenliga - Judenzählung - Burgfriedenspolitik - Kieler Matrosenaufstand - Novemberrevolution - Abdankung Wilhelms II.
Außenpolitik
Bündnispolitik Otto von Bismarcks - Friede von Frankfurt (1871) - Dreikaiserabkommen (1873) - Krieg-in-Sicht-Krise (1875) - Kissinger Diktat (1877) - Berliner Kongress (1878) - Zweibund (1879) - Dreikaiserbund (1881) - Dreibund (1882) - Einkreisung - „Platz an der Sonne“ (Rede 1897) - Deutsch-Britisches Flottenwettrüsten (ab 1898) - Flottengesetze (ab 1898) - Weltpolitik - Schlieffen-Plan - Julikrise - Deutsches Ultimatum an Belgien - Rape of Belgium - Septemberprogramm - Westfront - Ostfront - Deutsche Waffenstillstandskommission 1918 - Waffenstillstand von Compiègne (1918) - Dolchstoßlegende
Hauptartikel zur Wirtschaftsgeschichte
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Im Deutschen Kaiserreich erlebte die Wirtschaft eine rasante Entwicklung. Die Industrialisierung war in vollem Gange. Die Wirtschaft des Kaiserreiches basierte zunehmend auf der Schwerindustrie, insbesondere auf dem Bergbau, der Stahlproduktion und der chemischen Industrie. Große Unternehmen wie Krupp, Siemens und BASF waren führend in ihren Branchen. Industriearbeiter und Handwerker lösten Bauern und Landarbeiter als größten Teil der Bevölkerung ab. Die Bauern blieben jedoch eine weitere wichtige Gruppe im Kaiserreich, sie bewirtschafteten ihr eigenes Land oder arbeiteten auf den Gütern der adligen Großgrundbesitzer.
Entwicklungen und Ereignisse
Hochindustrialisierung in Deutschland - Deutsche Wirtschaftsgeschichte im Ersten Weltkrieg - Münzgesetz - Gründerzeit (1871–1873) - Gründerkrach - Schutzzollpolitik - Franckensteinsche Klausel - Agrarier - Konkursordnung - Hypothekenbankgesetz - Börsenenquetekommission
Bedeutende Unternehmer und Bankiers
Alfred Krupp - Friedrich Alfred Krupp - Werner von Siemens - August Thyssen - Carl Duisberg - Hugo Stinnes - Emil Rathenau - Walther Rathenau - Carl Zeiß - Bethel Henry Strousberg - Otto Schott - Robert Bosch - Carl Leverkus - Deutsche Reichsbank - Gerson von Bleichröder
Folgen des Ersten Weltkrieges
Deutsche Inflation 1914 bis 1923 - Kriegssozialismus - Steckrübenwinter - Ersatzlebensmittel im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich) - „Gesetz über den vaterländischen Hilfsdienst“ - Liebesgaben - Deutsche Kriegsküchen
Hauptartikel zu den deutschen Kolonien
Die deutschen Kolonien lagen überwiegend in Afrika und Ozeanien. Sie waren Teil der deutschen Expansionspolitik und dienten wirtschaftlichen, politischen und militärischen Interessen. Wirtschaftlich betrachtet hatten die deutschen Kolonien eine begrenzte Bedeutung. Dennoch wurden einige Rohstoffe wie Kautschuk, Baumwolle, Diamanten und Palmöl aus den Kolonien exportiert. Politisch gesehen dienten die Kolonien als nationale Prestigeobjekte. Sie wurden auch als potenzielle Siedlungsgebiete für deutsche Auswanderer betrachtet. Die deutsche Kolonialherrschaft war geprägt von Ausbeutung, Unterdrückung und rassistischer Diskriminierung.
Allgemeines
Deutsche Kolonien - Lüderitzland - Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) - Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Burundi und Ruanda sowie ein Teil Mosambiks) - Kamerun - Neukamerun - Togo - Deutsch-Neuguinea - Kiautschou - „Deutsche Schutzgebiete“ in der Südsee Deutsche „Musterkolonien“
Rassismus und Kolonialverbrechen
Verkafferung - Berliner Kolonialausstellung (1896) - Mischehendebatte im deutschen Reichstag (1912) - Mdachi bin Scharifu - Liste der Aufstände in den deutschen Kolonien - Massaker von Hornkranz (1893) - Völkermord an den Herero und Nama (1904-1908) - Schlacht am Waterberg (1904) - Konzentrationslager in Deutsch-Südwestafrika (ab 1904)
Verwaltung
Reichskolonialamt - Schutzgebietsgesetz - Kolonialrat - Gouvernementsrat (Deutsche Kolonien) - Landesrat (Deutsch-Südwestafrika) - Stationsdienst (Marine)
Ausgezeichnete Artikel
Exzellent
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Wilhelm I. • Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach • Schloss Babelsberg • Otto von Bismarck• Victoria von Großbritannien und Irland • Friedrich August III. • Abdankung Wilhelms II. • Abreise König Wilhelms I. zur Armee am 31. Juli 1870 • Blumenstraßenkrawalle
Lesenswert
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Ernennung Otto von Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten • Berliner Antisemitismusstreit • Leo von Caprivi • Theobald von Bethmann Hollweg • Deutsch-Französischer Krieg • Erster Weltkrieg• Schlacht von Tannenberg • Deutsche Frühjahrsoffensive 1918 • Schlacht bei Gorlice-Tarnów • Dritte Flandernschlacht • Weihnachtsfrieden (Erster Weltkrieg) • Sedantag •
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Gesellschaftsschichten
Bürgertum im Deutschen Kaiserreich
Politische Vorgeschichte
Bernstorff-Note (1861)
Kolonien
Deutsch-Westafrikanische Gesellschaft - Église Sainte-Famille (en) - Ostafrikanische Eisenbahngesellschaft
Erster Weltkrieg
Kriegsverbrechen im Ersten Weltkrieg (Ansatzpunkt: Benutzer:Artikelstube/Liste von Kriegsverbrechen im Ersten Weltkrieg; Aktualisierung: Importwunsch angelegt, wird von Superikonoskop erledigt)
Gedenken und Gedenkstätten zum Ersten Weltkrieg o.ä. (Ansatzpunkt: Erster Weltkrieg#Gedenken und Gedenkstätten)
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Siehe auch
Portale - 19. Jahrhundert · Imperialismus und Weltkriege · Preußen
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