NAD Electronics International
| |
---|---|
![]() | |
Rechtsform | |
Gründung | 1972 |
Sitz | Pickering, Ontario ![]() |
Branche | Hifi Produkte |
Website | nadelectronics.com |
NAD Electronics, kurz NAD, ist ein 1972 in London gegründeter und damit ehemals britischer Hersteller mittel- bis hochpreisiger Hi-Fi-Geräte, der seit 1999 zur kanadischen Lenbrook-Gruppe gehört.[1][2] NAD ist ein Akronym für den selbst gestellten Anspruch, eine „New Acoustic Dimension“, also eine neue akustische Dimension erschließen zu wollen. Gründer waren der Elektro-Ingenieur Martin L. Borish[3] (1928–2017[4]) und der Ingenieur Björn Erik Edvardsen (1945–2018[4]).[5][6] Die Entwicklung der NAD-Geräte erfolgt heute in der kanadischen Zentrale, die Fertigung dagegen auch schon vor der Lenbrook-Übernahme in verschiedenen Ländern, unter anderem in Taiwan und China.[7][8][9] In Deutschland übernahm nach Dynaudio[5][10] 2019 Dali den NAD-Vertrieb.[11]

Konzept, Innovationen und Geschichte
Die Gründer Borish und Evardsen hatten sich während ihrer Zeit bei dem Lautsprecherhersteller Acoustic Research in Boston kennengelernt.[12] Zur Erfüllung des 1972 erdachten[5] Anspruchs „New Acoustic Dimension“ wurden und werden alle Geräte nach klangrelevanten Kriterien optimiert und eher unwichtige, potenziell klangschädliche Ausstattungsmerkmale weggelassen.[5][13] Dieses Vorgehen, das bald auch zu einem vergleichsweise schlichten Geräteäußeren führte (siehe insbesondere die Bilder NAD 3060, NAD 3020 und NAD 7020), entspricht dem Motto „Music first“ oder „Die Musik steht im Mittelpunkt“. Borish war davon ausgegangen, der Markt würde günstige Hi-Fi-Geräte wünschen.[14] Ab 1978 wurde der von Edvardsen entwickelte vergleichsweise preisgünstige Vollverstärker 3020 (in Deutschland für 280 DM[14]) ein großer Erfolg:[15][16] Er hatte eine vergleichsweise geringe Leistung von 20 Watt (an 8 Ohm) je Kanal, die aber bis zu geringen Lasten von 2 Ohm stabil war, und wurde für seinen natürlichen Klang gelobt.[14] Mit mehr als einer Million verkauften Exemplaren[17] gilt er als einer der bestverkauften Verstärker in der Hi-Fi-Geschichte,[5] in einigen Quellen wird er auch als „erfolgreichster Vollverstärker aller Zeiten“ bezeichnet.[18][19][20] Mit dem NAD 5120 wurden ab 1983 Plattenspieler mit einem flachen, nicht aus Rundrohr bestehenden Tonarm aus Phenolharz angeboten.[21][22] Die Dolby Laboratories entwickelten mit NAD für Kassettengeräte zur Korrektur des Hochtonfrequenzganges Play Trim.[23][24] Diese NAD-Kassetten-Decks wurden in den 1980er Jahren angeboten, Play Trim wurde auch von Yamaha verwendet.[25] 1991 wurde NAD von der dänischen AudioNord übernommen, 1999 dann von der Lenbrook Group. Bis dahin gab es keine mehrkanaligen A/V-Geräte im Programm.[26]
Etwa ab 2001 bot NAD die besonders hochwertig gemachte Silver Series an. Neben Monoblöcken kam mit dem S 250 auch ein 19 kg schwerer 5-Kanal-Verstärker mit einem Ringkerntransformator auf den Markt.[27][28][29] Etwa 2003 wurde mit dem T752 auch ein Mehrkanal-Receiver angeboten.[30]
Etwa 2007 erschienen Mehrkanalgeräte mit einem modularen Aufbau („MDC, Modular Design Construction“): Beim Fortschritt der Signaltechnik können einzelne Module getauscht werden.[31][32] Die günstigen Stereo-Verstärker stehen bis heute in der Tradition des 3020. Sie sind inzwischen mit Ringkerntransformatoren ausgestattet.[9][33] 2010 brachte NAD mit dem über 20 kg schwereren Vollverstärker M2 seinen ersten Class-D-Verstärker auf den Markt.[34] Ende 2013 erschien ein günstiger und kompakt gebauter Class-D-Verstärker, der D 3020 mit einer Leistung von 30 Watt pro Kanal.[18][35]
Borish war 2013 noch bei Lenbrook tätig,[36] Evardsen bis kurz vor seinem Tod.[14]
Aktuelles Programm
NAD bietet neben den klassischen, zweikanaligen Audiogeräten[37][38] mehrkanalige Audio-Video-Geräte für Heimkino-Anlagen an,[39] zu denen auch Mehrformatspieler[40] für die hochwertigen Tonformate DVD-Audio und SACD gehören.[41] Seit 2019 hat NAD auch zwei Plattenspieler mit Rundrohr-Tonarm im Programm, deren Plattenteller aus Glas besteht. Sie sind mit MM-Tonabnehmern von Ortofon bestückt.[42][43] In manchen Ländern, z. B. der Schweiz, sind auch NAD-Lautsprecher erhältlich, die mit Unterstützung von PSB Speakers, einem weiteren Unternehmen der Lenbrook-Gruppe,[6] entwickelt wurden. Inzwischen (2022) werden auch Retro-[44] und Streaming-fähige Geräte angeboten,[45] auch in der hochwertigen Masters Series.[46] Im Bereich der Phonovorverstärker bietet NAD mit dem PP4 ein Gerät, das durch einen eingebauten A/D-Wandler die Musik gleich digitalisieren kann.[47] 2025 erschien mit dem D 3020 V2 die zweite Version des recht günstigen Class-D-Verstärkers wieder mit 30 Watt Leistung je Kanal.[48]
Produktgalerie im zeitlichen Verlauf
-
Vollverstärker NAD 3060, 1978[49]
-
NAD 7020 Receiver
(1981–1988) -
NAD 701 Receiver
(1992–1994)[50] -
PP-1 Separater Phonovor-verstärker (1997–2001)
-
C 715 CD-Receiver
(2007–2012)[51]
Weblinks
- NAD / Bjorn Erik “BEE” Edvardsen (fidelity-magazine 2021, englisch)
- Nachruf zum Tode von Bjørn Erik Edvardsen (Low Beats, Dezember 2018)
- Martin Borish of NAD Passes Away (Residential Systems, 2017, englisch)
- Übersicht von NAD-Geräten
Einzelnachweise
- ↑ Stereophile Staff: Lenbrook Group adds NAD to Roster. In: stereophile.com. 25. April 1999, abgerufen am 28. August 2025 (englisch).
- ↑ Gert Redlich: NAD (Kanada). In: hifimuseum.de. 2007, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Sam Tellig, Stereophile Reviews C375BEE C565BEE vom 3. Januar 2010 (englisch, Archivlink).
- ↑ a b NAD Electronics celebrates 50 years of business. In: hiddenwires.co.uk. Oktober 2022, abgerufen am 29. August 2025.
- ↑ a b c d e Markus Bruhn: Bjorn Erik “BEE” Edvardsen of NAD. In: fidelity-magazine.com. 13. Dezember 2021, abgerufen am 28. August 2025 (englisch).
- ↑ a b 50 Jahre NAD und 50 Jahre PSB. In: living.audio. 8. März 2023, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Typangaben am Kassetten-Deck NAD 6040A
- ↑ Typangaben am Receiver NAD 705
- ↑ a b c Hans Jürg Baum: Test: NAD C315BEE - Return of the Legend. In: avguide.ch. 7. Oktober 2007, abgerufen am 30. August 2025 (englisch).
- ↑ Amré Ibrahim: Neue Konturen für die Zukunft oder warum das Runde jetzt ins Runde muss. In: image hifi. 2017, abgerufen am 29. August 2025.
- ↑ Ulrich Wienforth: Dali GmbH übernimmt NAD-Vertrieb. In: stereo.de. 31. Januar 2019, abgerufen am 29. August 2025.
- ↑ RS Staff: Martin Borish of NAD Passes Away. In: residentialsystems.com. 25. Juli 2017, abgerufen am 30. August 2025 (englisch).
- ↑ Bernhard Rietschel: NAD C 316BEE V2: der Budget-Vollverstärker im Test. In: lowbeats.de. 31. März 2018, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ a b c d Andrew Weber: Nachruf zum Tode von Bjørn Erik Edvardsen. In: lowbeats.de. 30. Dezember 2018, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Alexander Rose-Fehling: Vollverstärker Dynaudio NAD C388 im Test. In: connect.de. 31. März 2017, abgerufen am 29. August 2025.
- ↑ Michael Fremer, Stereophile-M3-Review In: Stereophile vom 19. Februar 2007 (Archivlink)
- ↑ Stephen Mejias: The Entry Level #7 Page 3. In: stereophile.com. 29. Juli 2011, abgerufen am 29. August 2025 (englisch).
- ↑ a b Jürgen Schröder: Vollverstärker NAD D 3020 im Test - connect. In: connect.de. 5. Dezember 2013, abgerufen am 4. September 2025.
- ↑ Cal Brockmann: NAD C 326BEE. In: fidelity-online.de. 3. August 2013, abgerufen am 8. September 2025.
- ↑ Michael Voigt: Die Legende lebt weiter. In: hifitest.de. Dezember 2013, abgerufen am 8. September 2025.
- ↑ NAD 5120 Turntable Review. In: hifi-classic.net. 2016, abgerufen am 30. August 2025 (englisch).
- ↑ 50 Years Timeline, 1983, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ NAD 6155 Cassette Deck Review. In: hifi-classic.net. 2016, abgerufen am 29. August 2025 (englisch).
- ↑ NAD 6340 Cassette Deck Review. In: hifi-classic.net. 2016, abgerufen am 30. August 2025 (englisch).
- ↑ https://www.soundonsound.com/forum/viewtopic.php?t=79381, abgerufen am 29. August 2025.
- ↑ Daniel Lyons: Digital Dislocation. In: forbes.com. 10. Mai 2004, abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
- ↑ Manual Library NAD Silver Series. In: hifiengine.com. Abgerufen am 30. August 2025 (englisch).
- ↑ Katalog NAD Silver Series 2001
- ↑ HiFi Test 5/2003
- ↑ NAD T752 receiver. In: massey.ac.nz. 2. Juni 2003, abgerufen am 31. August 2025.
- ↑ NAD T 775 HD 7.1-HD-AV-Receiver. In: hifitest.de. Abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ AV-Magazin: NAD T 775 – 7.1-AV-Receiver. In: av-magazin.de. Februar 2008, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Bernhard Rietschel: NAD C 316BEE V2: der Budget-Vollverstärker im Test. In: lowbeats.de. 31. März 2018, abgerufen am 31. August 2025.
- ↑ John Atkinson: NAD M2 Direct Digital integrated amplifier. In: stereophile.com. 15. März 2010, abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
- ↑ NAD D 3020 review. In: whathifi.com. 10. Oktober 2013, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
- ↑ Ted: Creator of 'Affordable Audiophile' Gear, Marty Borish Dies. In: strata-gee.com. 26. Juli 2017, abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
- ↑ Michael Voigt: Wolf im Schafspelz. In: hifitest.de. Februar 2011, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Sven Wunderlich: XXL-TEST: NAD C 399 – kraftvoller Stereovollverstärker mit „Modular Design Construction 2“ (MDC2). In: areadvd.de. 19. April 2024, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Carsten Rampacher: XXL-TEST: NAD T758 V3i Siebenkanal-AV-Receiver – Puristische Ausstattung, maximaler Sound? In: areadvd.de. 4. November 2020, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ NAD reviews. In: hifi-review.com. Abgerufen am 30. August 2025 (englisch).
- ↑ Lothar Brandt: NAD M5. In: connect.de. 12. August 2010, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Test: NAD C 558. In: hifi-journal.de. 13. Oktober 2019, abgerufen am 31. August 2025.
- ↑ AS: NAD C 588. In: hifichoice.com. 24. Juni 2019, abgerufen am 31. August 2025 (englisch).
- ↑ Thomas Kirsche: Test: NAD C 3050 – Stereovollverstärker im Retro-Design. In: likehifi.de. 30. August 2024, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Philipp Schneckenburger: NAD C 379 – Modularer Vollverstärker mit Streaming und Raumeinmessung. In: lite-magazin.de. 17. November 2024, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Olaf Adam: NAD M33 im Test – Präziser Klang und satte Ausstattung. In: hifi.de. 6. Januar 2022, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Bernhard Rietschel: NAD PP 4 im Test: Phono-Klassiker mit USB und schlauem Dreh. In: hifi.de. 16. März 2025, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Kashfia Kabir: Hi-fi deal alert! This ultra-compact and feature-packed NAD amplifier has a tempting £100 saving. In: whathifi.com. 19. Juni 2025, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
- ↑ hifiengine.com 2020, NAD 3060, abgerufen am 16. Mai 2020.
- ↑ hifiengine.com 2006-2020, NAD 701 (englisch), abgerufen am 17. Mai 2020.
- ↑ hifiengine.com 2006-2020, NAD C 715 (englisch), abgerufen am 17. Mai 2020.