Erzbach Gemeinde Reichelsheim (Odenwald)
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Koordinaten: | 49° 40′ N, 8° 52′ O |
Höhe: | 322–353 m ü. NN |
Fläche: | 3,81 km²[1] |
Einwohner: | 205 (2022) ca.[2] |
Bevölkerungsdichte: | 54 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 64385 |
Vorwahl: | 06164 |
Erzbach im Odenwald (2023)
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Erzbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Reichelsheim im südhessischen Odenwaldkreis.
Geographie
Das Dorf Erzbach besteht aus zerstreut liegende Häuser bei doppelseitiger Gehängelage und liegt im Granitgebiet des Odenwalds, ca. 9,5 km nordwestlich von Erbach und fünf Kilometer südlich der Kerngemeinde Reichelsheims.[3] Der Ort liegt innerhalb des Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald am gleichnamigen Erzbach, der in den Osterbach, einem Quellbach der Gersprenz, mündet. Der Ortsteil Erzbach wird begrenzt durch die 381,3 Hektar umfassenden Gemarkung Erzbach.[1] In der Gemarkung liegt der Wohnplatz „Hof Roter Kandel“.[4]
An den Ortsteil Erzbach grenzen, vom Norden beginnend, im Uhrzeigersinn, die Orte Unter-Ostern, Rohrbach, Hiltersklingen Gemeinde Mossautal, Fürth (Odenwald) und Ober-Ostern. Durch den Ort führt die Landesstraße 3105 die von Ober-Ostern zur B 460 führt.
Geschichte
Ortsgeschichte
Die älteste erhaltene urkundliche Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahre 1324.[3] Im Mittelalter wurde in Ortsnähe Erz abgebaut. In erhaltenen Urkunden wurde Erzbach unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[3] Arezgreste (773, 795)[Anm. 1], Erczbach (1324, 1357) und Ertzpach (1443).
Erzbach gehörte zum Amt Reichenberg der Grafschaft Erbach, die 1806 zum Großherzogtum Hessen kam. Ab 1822 gehörte Erzbach zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Lindenfels, ab 1874 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt. Nach Auflösung des Amtes Erbach 1822 nahm die erstinstanzliche Rechtsprechung für Erzbach das Landgericht Michelstadt wahr, ab 1853 das Landgericht Fürth und ab 1879 das Amtsgericht Fürth.
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Erzbach im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Reichelsheim i. Odw. eingegliedert.[5][6] Für Erzbach sowie für die meisten im Zuge der Gebietsreform nach Reichelsheim eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke gebildet.[7]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 2] denen Erzbach angehört(e):[3][8][9]
- vor 1718: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Erbach, Amt Reichenberg
- ab 1718: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Erbach-Erbach, Anteil an der Grafschaft Erbach, Amt Reichenberg
- ab 1806: Großherzogtum Hessen,[Anm. 3] Souveränitätslande, Fürstentum Starkenburg, Amt Reichenberg (Standesherrschaft Erbach)
- ab 1815: Großherzogtum Hessen[Anm. 4], Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Amt Reichenberg (Standesherrschaft Erbach)
- ab 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Erbach[Anm. 5]
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Erbach
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Lindenfels
- ab 1867: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1874: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1918: Deutsches Reich,[Anm. 6] Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Erbach[10][Anm. 7]
- ab 1945: Deutsches Reich, Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen,[Anm. 8] Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach
- ab 1946: Deutsches Reich, Amerikanische Besatzungszone, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Erbach
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Odenwaldkreis, Regierungsbezirk Darmstadt, Gemeinde Reichelsheim[Anm. 9]
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
- 1961: 172 evangelische (= 95,60 %), 7 katholische (= 4,40 %) Einwohner[3]
Erzbach: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2022 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1829 | 170 | |||
1834 | 167 | |||
1840 | 195 | |||
1846 | 195 | |||
1852 | 198 | |||
1858 | 207 | |||
1864 | 223 | |||
1871 | 200 | |||
1875 | 177 | |||
1885 | 191 | |||
1895 | 192 | |||
1905 | 182 | |||
1910 | 190 | |||
1925 | 161 | |||
1939 | 132 | |||
1946 | 180 | |||
1950 | 185 | |||
1956 | 169 | |||
1961 | 159 | |||
1967 | 152 | |||
1970 | 174 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 192 | |||
2022 | 205 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[3]; Zensus 2011[11]; Gemeinde Reichelsheim |
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Erzbach 192 Einwohner. Darunter waren 6 (3,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 30 Einwohner unter 18 Jahren, 61 zwischen 18 und 49, 60 zwischen 50 und 64 und 36 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 78 Haushalten. Davon waren 21 Singlehaushalte, 21 Paare ohne Kinder und 33 Paare mit Kindern, sowie keine Alleinerziehende und drei Wohngemeinschaften. In 15 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 81 Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]
Politik
- Ortsbeirat
Für Erzbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Erzbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher, nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung gebildet. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[7] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Erzbach 64,29 %. Dabei wurden gewählt: ein Mitglied der SPD und vier Mitglieder der Gemeinschaftsliste „CDU und Reichenbacher Wählergemeinschaft“ (CDU-RWG).[12] Der Ortsbeirat wählte Frank Thomasberger (CDU-RWG) zum Ortsvorsteher.[13]
Weblinks
- Ortsteil Erzbach. In: Webauftritt der Gemeinde Reichelsheim.
- Erzbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Reichelsheim-Erzbach nach Register In: Hessische Bibliographie
Anmerkungen und Einzelnachweise
Anmerkungen
- ↑ Die Zuordnung zu Erzbach ist aber nicht gesichert.
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
- ↑ Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
- ↑ Trennung zwischen Justiz (Landgericht Michelstadt) und Verwaltung.
- ↑ Infolge des Ersten Weltkriegs entstand die Weimarer Republik.
- ↑ Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
- ↑ Infolge des Zweiten Weltkriegs.
- ↑ Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Reichelsheim.
Einzelnachweise
- ↑ a b Gemarkung Erzbach. In: GEOindex. Abgerufen im Dezember 2024.
- ↑ Ortsteil Erzbach ( vom 18. Dezember 2023 im Internet Archive) In: Webauftritt der Gemeinde Reichelsheim, abgerufen im Januar 2024.
- ↑ a b c d e f Erzbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Roter Kandel, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. Januar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Gemeindegebietsreform Hessen; Zusammenschlüsse und Eingliederung von Gemeinden vom 29. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84 ff., Punkt 94, Abs. 74 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ a b Hauptsatzung § 6. (PDF; 281 kB) Gemeinde Reichelsheim, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 3. Dezember 2022; abgerufen im Oktober 2020.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 38 und 92, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021 .
- ↑ Ortsbeiratswahl Ortsbezirk Erzbach. In: Votemanager. Gemeinde Reichelsheim, abgerufen im Januar 2025.
- ↑ Ortsbeiräte der Gemeinde Reichelsheim. In: Webauftritt. Gemeinde Reichelsheim, abgerufen im Januar 2025.