Dmitri Walerjewitsch Utkin (russisch Дмитрий Валерьевич Уткин; * 11. Juni 1970 in Asbest, Oblast Swerdlowsk, Sowjetunion; † 23. August 2023 bei Kuschenkino, Oblast Twer) war ein russischer Unternehmer, Neonazi und Soldat. Er war Gründer der privaten paramilitärischen Organisation Gruppe Wagner. Er befand sich an Bord der am 23. August 2023 abgestürzten Embraer Legacy 600 der Gruppe Wagner; dabei kamen alle zehn Insassen ums Leben.
Leben
Utkin wurde in Asbest als Sohn eines Geologen geboren, wuchs aber mit seiner als Bergbauingenieurin tätigen Mutter Ludmilla in Kirowohrad in der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik auf.[1] Bis 2013 diente Utkin, zuletzt als Oberstleutnant, im russischen Pskow, wo er Angehöriger der 2. Spezialaufklärungsbrigade des GRU war.[2][3][4]
Anschließend ging Utkin zum russischen Sicherheitsdienstleister „Moran Security Group“, der von Exmilitärs betrieben wurde und unter anderem Schutz vor Piratenüberfällen auf See anbot. Das Unternehmen gründete später die Militärgruppe „Slawisches Korps“ und warb Freiwillige an, um in Syrien Sicherungsaufgaben zu übernehmen.[3][4] Mit dem „Slawischen Korps“ ging Utkin nach Syrien, um Baschar al-Assad zu verteidigen.[2][3] 2014 war Utkin Kommandeur einer eigenen Teileinheit innerhalb des Slawischen Korps.[3] Nach schweren Verlusten löste sich die Einheit auf.[5] Aus den Resten wurde schließlich die „Gruppe Wagner“, benannt nach seinem eigenen Kampfnamen.[3][6] Er soll zunächst mit nur zehn Kämpfern im Russisch-Ukrainischen Krieg eingegriffen haben. Später vergrößerte er die Einheit auf 300 Mann, trat in der Zentralafrikanischen Republik, im Sudan, in Libyen und schließlich mit über 1000 Mann in Syrien auf.[7][4][8] Ein Investigativjournalist der russischen Onlinezeitung Fontanka verfolgte über 2000 Personen zurück und erwähnte eine Zahl von 5000 Personen, die Verträge mit Wagner unterzeichnet hätten.[9]
Utkin war anlässlich seiner Auszeichnung mit vier Tapferkeitsorden am 9. Dezember 2016 Gast bei einem Empfang im Kreml[1][10] und wurde mit dem Präsidenten Russlands, Wladimir Putin, fotografiert.[11][12][13] 2017 berichteten russische Medien, dass Utkin zum Generaldirektor des Gastronomieunternehmens Konkord des Putin-Vertrauten Jewgeni Prigoschin ernannt worden sei.[6]
Laut der russischen Luftfahrtbehörde Rosawiazija befand sich Utkins Name wie auch der Prigoschins auf der Passagierliste eine Fluges eines Privatflugzeugs der Gruppe Wagner, das am 23. August 2023 bei Kuschenkino (Oblast Twer) ohne Überlebende abstürzte.[14][15] Utkin war bis zu seinem Tod Finanzchef[16] und operativer Kommandeur der Organisation.[17]
Am 31. August 2023 wurde Utkin auf dem Militärgedenkfriedhof der Russischen Föderation bei Mytischtschi beigesetzt.[18][19]
Kampfname „Wagner“ und Neonazi-Ideologie
Utkin hatte eine Vorliebe für die Ästhetik und Ideologie des Dritten Reiches. Sein Kampfname „Wagner“ bezieht sich auf den Komponisten Richard Wagner.[1][7] Die Gruppe Wagner ist nach ihm benannt. Während seiner Stationierung in Luhansk im Rahmen seines Einsatzes im Russisch-Ukrainischen Krieg bestand er darauf, dass seine private Einheit Helme trägt, die den Helmen der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg nachempfunden sind.[3][4] Utkin trug eine Tätowierung der Siegrunen der Waffen-SS als Kragenspiegel und einen Reichsadler mit Hakenkreuz als Tätowierung auf der Brust.[13]
Sanktionen
Die USA setzten Utkin im Sommer 2017 wegen seiner Verstrickung in den Russisch-Ukrainischen Krieg auf die Sanktionsliste des Finanzministeriums.[20][21] Seit Dezember 2021 stand er auch auf der Sanktionsliste der Europäischen Union, Gründe waren unter anderem „Folter und außergerichtliche, summarische oder willkürliche Hinrichtungen und Tötungen.“[22]
Weblinks
- Utkin Dmitry. Auf: Database of Free Russia Forum; abgerufen am 14. Dezember 2021 (englisch).
- Dmitry Utkin bei IMDb
Einzelnachweise
- ↑ a b c Dmitry Dobry: Частное войско Вагнера. История подполковника из Украины, возглавившего личную армию Путина. 4. Dezember 2017, abgerufen am 14. Dezember 2021 (russisch).
- ↑ a b Syria war: Who are Russia's shadowy Wagner mercenaries? In: BBC, 23. Februar 2018.
- ↑ a b c d e f Denis Korotkow: Они сражались за Пальмиру. Auf: Fontanka.ru, 29. März 2016.
- ↑ a b c d Aleksandr Gostev: Russia's Paramilitary Mercenaries Emerge From The Shadows. In: Radio Free Europe, Radio Free Liberty, 16. Dezember 2016.
- ↑ Russian Mercenaries in Syria, Warsaw Institute, 22. April 2017
- ↑ a b „Wagner“-Söldnergruppe: Utkin wird vom Chefkiller zum Chefkoch. In: Der Standard, 17. November 2017.
- ↑ a b Klaus-Helge Donath, Jürgen Gottschlich, Jannis Hagmann und Mirco Keilberth: Krieg in Libyen. Auf Söldner-Ticket. In: Die Tageszeitung (taz). 18. März 2020, abgerufen am 14. Dezember 2021.
- ↑ Sergey Martynets: В СБУ раскрыли любопытные подробности о наемниках РФ на Донбассе. 4. September 2017, abgerufen am 14. Dezember 2021 (ua).
- ↑ ‘People think it doesn't affect them. But it affects everyone.’ Meduza interviews the reporter who blew the lid on Russian mercenaries fighting in Syria, Meduza, 30. August 2017
- ↑ Dmitry Dobry: Песков прокомментировал снимок Путина с Вагнером. 13. Januar 2017, abgerufen am 14. Dezember 2021 (russisch).
- ↑ Песков подтвердил присутствие командира ЧВК Вагнера на приеме в Кремле. In: tass.ru. 15. Dezember 2016, abgerufen am 1. März 2022.
- ↑ Фото дня: Фото дня: Дмитрий Уткин, которого называют командиром российских наемников в Сирии, и Владимир Путин. In: echo.msk.ru. 13. Januar 2017, abgerufen am 1. März 2022 (russisch).
- ↑ a b Signs of Neo-Nazi Ideology Amongst Russian Mercenaries. In: en.respublica.lt. 25. März 2021, abgerufen am 1. März 2022 (englisch).
- ↑ tagesschau.de: Prigoschin soll bei Absturz getötet worden sein, 24. August 2023, abgerufen am 24. August 2023.
- ↑ Prigoschin offenbar bei Absturz getötet – was wir wissen und was nicht. In: Tagesschau (ARD). 24. August 2023, abgerufen am 24. August 2023.
- ↑ Janita Hämäläinen: Mutmaßlicher tödlicher Absturz: Was der Fall Prigoschin für Putin und die Machtverhältnisse im Kreml bedeutet. In: Der Spiegel. 24. August 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. August 2023]).
- ↑ Alexander Sarovic, Fritz Schaap, Lina Verschwele: (S+) Absturz von Prigoschin-Jet: Wer übernimmt die Arbeit der Wagner-Söldner? In: Der Spiegel. 24. August 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. August 2023]).
- ↑ Командир ЧВК Вагнера Дмитрий Уткин (он же Вагнер) похоронен на мемориальном кладбище в Мытищах. In: Meduza. Abgerufen am 31. August 2023 (russisch).
- ↑ В Мытищах похоронили командира ЧВК „Вагнер“ Дмитрия Уткина. In: Север.Реалии. 31. August 2023, abgerufen am 31. August 2023 (russisch).
- ↑ Russia/Ukraine-related Designations and Identifications. United States Department of the Treasury, 20. Juni 2017 (englisch).
- ↑ Alan Rappeport, Neil MacFarquhar: Trump Imposes New Sanctions on Russia Over Ukraine Incursion. In: New York Times, 20. Juni 2017 (englisch).
- ↑ DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2021/2195 DES RATES vom 13. Dezember 2021 zur Durchführung der Verordnung (EU) 2020/1998 über restriktive Maßnahmen gegen schwere Menschenrechtsverletzungen und -verstöße. Abgerufen am 23. August 2023.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Utkin, Dmitri Walerjewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Уткин, Дмитрий Валерьевич (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Söldnerführer |
GEBURTSDATUM | 11. Juni 1970 |
GEBURTSORT | Asbest, Oblast Swerdlowsk, Sowjetunion |
STERBEDATUM | 23. August 2023 |
STERBEORT | bei Kuschenkino |