Cilengitide | ||
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Strukturformel | ||
Masse/Länge Primärstruktur | 5 Aminosäuren, 589 Dalton | |
Bezeichner | ||
Externe IDs |
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Arzneistoffangaben | ||
Wirkstoffklasse | Angiogenese-Inhibitor |
Cilengitid (EMD 121974, Markenname: Impetreve[1], Im Einbuchstabencode: cyclo-[RGDf(NMe)V]) ist der internationale Freiname für ein cyclisches Pentapeptid. Es wird derzeit in der Onkologie auf seine Anwendbarkeit als Angiogenesehemmer gegen Glioblastome, eine besonders bösartige Form von Hirntumoren, erprobt. Es wurde von der Merck KGaA in Zusammenarbeit mit Horst Kessler von der Technischen Universität München entwickelt.[2]
Wirkungsmechanismus
Cilengitid beinhaltet eine RGD-Aminosäuresequenz. Diese Sequenz, bestehend aus den drei Aminosäuren Arginin (R), Glycin (G) und Asparaginsäure (D), vermittelt die Bindung an spezifische Rezeptoren, sogenannte Integrine. Cilengitid hemmt die Integrine αvβ3 and αvβ5 und soll so die Bildung und das Wachstum von tumoreigenen Blutgefäßen (Angiogenese) und damit das Wachstum und die Ausbreitung von Tumorzellen unterbinden. In Folge wird die Blutzufuhr abgeschnitten, der Tumor „verhungert“ dadurch regelrecht und kann keine Metastasen mehr bilden. Manche Krebszellen reagieren auf diese Substanz sogar ganz unmittelbar und sterben ab (Apoptose).[3]
Klinische Erprobung
Cilengitid ist derzeit noch nicht für die Anwendung am Menschen zugelassen. Die Substanz befindet sich noch in der klinischen Erprobung.
- Die Ergebnisse einer multizentrischen Dosisfindungsstudie zur Ermittlung der maximal verträglichen Dosis von Cilengitid bei Gliom-Patienten wurden auf der neunten Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Neuroonkologie (SNO) in Toronto veröffentlicht: Bei zwei der insgesamt 51 rekrutierten Patienten wurde eine Vollremission erreicht, bei drei Patienten eine Teilremission und bei vier Patienten eine Stabilisierung des Krankheitszustandes über mehr als sechs Monate.
- Derzeit (Stand: Juni 2007) laufen sieben vom National Cancer Institute geförderte Studien mit Cilengitid als Monotherapie bei verschiedenen Tumorarten einschließlich neu diagnostiziertem Glioblastom, rezidivierendem Glioblastom bei Erwachsenen und rezidivierenden Hirntumoren bei Kindern. Eine weitere NCI-Studie untersucht derzeit im Phase II-Setting die Kombination von Cilengitid mit Strahlentherapie und Temozolomid bei Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom.[4]
- Auf der letzten Jahrestagung der Amerikanischen Krebsgesellschaft, American Society of Clinical Oncology (ASCO), wurden die Ergebnisse zweier weiterer Phase I/II Studien mit Cilengitid in der Behandlung von Patienten mit Glioblastom vorgestellt.
- Darüber hinaus wird Cilengitid derzeit gegen verschiedene andere Tumoren, wie beispielsweise metastasiertem Prostatakrebs (Phase II)[5][6], fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (Phase II)[7] und fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinomen des Kopfes und Halses (Phase I/II), getestet.[8]
Einzelnachweise
- ↑ G. Schrimpf: Merck erwägt, gegen die Stellungnahme des CHMP zum Einsatz von Erbitux zur Behandlung von Lungenkrebs Einspruch zu erheben. ( vom 26. November 2015 im Internet Archive) (PDF; 42 kB) Pressemitteilung der Merck KGaA vom 23. Juli 2009
- ↑ C. Mas-Moruno, F. Rechenmacher, H. Kessler: Cilengitide: The First Anti-Angiogenic Small Molecule Drug Candidate. Design, Synthesis and Clinical Evaluation In: Anti-Cancer Agents in Medicinal Chemistry; 10, 2010, S. 753–768. PMID 21269250
- ↑ Bericht der TU München
- ↑ Cilengitid zeigt ermutigende Ergebnisse in einer Phase I/IIa Studie für das progressionsfreie Überleben bei Patienten mit aggressiven Hirntumoren (Glioblastomen)
- ↑ Klinische Studie (Phase II): Cilengitide in Treating Patients With Metastatic Prostate Cancer. bei Clinicaltrials.gov der NIH
- ↑ Klinische Studie (Phase II): Cilengitide in Treating Patients With Prostate Cancer. bei Clinicaltrials.gov der NIH
- ↑ Klinische Studie (Phase II): Cilengitide and Cetuximab in Combination With Platinum-based Chemotherapy as First-line Treatment for Subjects With Advanced Non Small Cell Lung Cancer. bei Clinicaltrials.gov der NIH
- ↑ Klinische Studie (Phase I/II): Cilengitide in Recurrent and/or Metastatic Squamous Cell Carcinoma of the Head and Neck. bei Clinicaltrials.gov der NIH
Literatur
- D. A. Reardon, L. B. Nabors, R. Stupp, T. Mikkelsen: Cilengitide: an integrin-targeting arginine-glycine-aspartic acid peptide with promising activity for glioblastoma multiforme. In: Expert Opinion on Investigational Drugs Band 17, Nummer 8, August 2008, S. 1225–1235, doi:10.1517/13543784.17.8.1225. PMID 18616418. PMC 2832832 (freier Volltext). (Review).
- P. A. Burke u. a.: Cilengitide Targeting of αvβ3 Integrin Receptor Synergizes with Radioimmunotherapy to Increase Efficacy and Apoptosis in Breast Cancer Xenografts. In: Cancer Research. 62, 2002, S. 4263–4272. PMID 12154028 PDF
- B. Nabors u. a.: Phase I and correlative study of Cilengitide in patients with recurrent malignant glioma. In: Journal of Clinical Oncology. 25, 2007, S. 1637–1638. PMID 17470857 doi:10.1200/JCO.2006.06.6514
- R. Stupp und C. Ruegg: Integrin inhibitors reaching the clinic. In: Journal of Clinical Oncology. 25, 2007, S. 1651–1657. PMID 17470853doi:10.1200/JCO.2006.09.8376
- M. A. Dechantsreiter, E. Planker, B. Mathä, E. Lohof, G. Hölzemann, A. Jonczyk, S. L. Goodman, H. Kessler: NMethylated cyclic RGD peptides as highly active and selective αvβ3 integrin antagonists In: Journal of Medicinal Chemistry 42, 1999, 3033–3040. PMID 10447947doi:10.1021/jm970832g