Andrew Victor Schally (polnisch Andrzej Wiktor Schally; * 30. November 1926 in Wilno (Wilna), damals Polen, heute Litauen; † 17. Oktober 2024 in Miami Beach[1][2]) war ein polnisch-amerikanischer Physiologe, Endokrinologe und Träger des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin 1977. Er lieferte wesentliche Arbeiten über die Freisetzungshormone des Hypothalamus.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schally, Sohn des polnischen Generals Kazimierz Schally und Maria Łącka Schally, wuchs in Polen auf, verbrachte die Zeit der Deutschen Besetzung Polens 1939–1945 in Rumänien und wanderte 1945 nach Schottland aus. Er studierte Chemie an der Londoner Universität und arbeitete ab 1949 forschend am National Institute for Medical Research; seine Arbeit wurde stark beeinflusst von der Arbeit anderer namhafter Wissenschaftler wie Rodney R. Porter, Archer John Porter Martin und John Warcup Cornforth.
1952 ging er nach Kanada und studierte Biochemie und Endokrinologie an der McGill University in Montreal. 1957 machte er dort seinen Doktor in Biochemie und wurde anschließend Assistenzprofessor am Baylor College of Medicine in Houston (Texas). Er forschte dort zu Hormonen, die vom Hypothalamus gebildet werden. Zusammen mit Roger Guillemin versuchte er die chemische Struktur von CRH-Hormonen zu entschlüsseln, was jedoch misslang (die Struktur wurde erst 1981 entschlüsselt). Sie konzentrierten sich danach auf andere Hormone des Hypothalamus. Später wurden sie jahrelange Rivalen in der Forschung und im Ringen um den Nobelpreis, was Nicholas Wade 1981 zu seinem Buch The Nobel Duel verarbeitete.
1962 wurde er Direktor eines endokrinologischen Labors zur Erforschung von Hypothalamushormonen in New Orleans (Louisiana) und nahm eine Stelle als Assistenzprofessor für Medizin an der Tulane University an (ab 1966 regulärer Professor). Er erhielt 1962 die amerikanische Staatsbürgerschaft.
1966 konnte er zusammen mit seinen Kollegen das Thyreotropin freisetzende Hormon Thyreoliberin (Thyreotropin Releasing Hormone, TRH), isolieren, Guillemin bestimmte schließlich dessen chemische Struktur. Sie lieferten weitere wichtige Arbeiten zur chemischen Zusammensetzung und Funktion anderer Hormone des Hypothalamus, so zum Beispiel Gonadoliberin.
A. V. Schally war Autor oder Koautor von über 2200 wissenschaftlichen Publikationen.
Schally war in erster Ehe verheiratet mit Margaret Rachel White, mit der er zwei Kinder hatte. 1976 heiratete er Ana Maria de Medeiros-Comaru, eine brasilianische Endokrinologin, die 2004 starb.
Schally starb mit 97 Jahren am 17. Oktober 2024 in Miami Beach.[3]
Auszeichnungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1974 Gairdner Foundation International Award
- 1975 Albert Lasker Award for Basic Medical Research
- 1975 Borden-Award in der medizinischen Forschung
- 1977 Nobelpreis für Physiologie oder Medizin „für Entdeckungen über die Produktion von Peptidhormonen im Gehirn“ (zusammen mit Roger Guillemin)
- 1978 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- 1978 Mitglied der National Academy of Sciences
- 1997 Ehrendoktorwürde der Universität Salzburg
- 2004 Offizier der Ehrenlegion
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften: Brasiliens, Mexikos, Polens, Spaniens, Ungarns, der USA, Venezuelas
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- mit A. Arimura, T.W. Redding u. a.: Hypthalamic neurohormones regulating anterior pituitary function. In: Recent Progr. Hormone Res. Band 24, 1968, S. 497–588.
- mit William Locke: The Hypothalamus and Pituitary in Health and Disease. Springfield, IL, 1972, ISBN 0-398-02526-6.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nicholas Wade: The Nobel Duel: Two scientists’ 21-year race to win the world’s most coveted research prize, Garden City, NY, 1981, ISBN 0-385-14981-6.
- Gisela Baumgart: Schally, Andrew Victor. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1288 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1977 an Andrew Victor Schally (englisch)
- Artikel der New York Times über The Nobel Duel
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/medicine/laureates/1977/schally-bio.html (englisch)
- http://www.faqs.org/health/bios/19/Andrew-V-Schally.html (englisch)
- http://www.mediatheque.lindau-nobel.org/laureates/schally (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Dr. Andrew Schally, Former Tulane Endocrinologist and Nobel Laureate, dies at 97. In: tulane.edu. 18. Oktober 2024, abgerufen am 20. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Andrew Schally, shared Nobel for brain-hormone links, dies at 97. In: The Washington Post. 20. Oktober 2024, abgerufen am 21. Oktober 2024 (englisch).
- ↑ Andrew Victor Schally. In: Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Schally, Andrew Victor |
ALTERNATIVNAMEN | Schally, Andrzej Wiktor (polnisch) |
KURZBESCHREIBUNG | polnisch-amerikanischer Physiologe |
GEBURTSDATUM | 30. November 1926 |
GEBURTSORT | Wilno (Wilna), damals Polen, heute Litauen |
STERBEDATUM | 17. Oktober 2024 |
STERBEORT | Miami Beach |
- Humanphysiologe
- Ehrendoktor der Autonomen Universität Madrid
- Ehrendoktor der Universität Salzburg
- Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin
- Träger des Albert Lasker Award for Basic Medical Research
- Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- Mitglied der National Academy of Sciences
- Träger des Canada Gairdner International Award
- Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Mexikanischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Ehrenlegion (Offizier)
- Pole
- US-Amerikaner
- Geboren 1926
- Gestorben 2024
- Mann