Marktgemeinde Großkrut
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Mistelbach | |
Kfz-Kennzeichen: | MI | |
Fläche: | 38,45 km² | |
Koordinaten: | 48° 39′ N, 16° 43′ O | |
Höhe: | 181 m ü. A. | |
Einwohner: | 1.696 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 44 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 2143 | |
Vorwahl: | 02556 | |
Gemeindekennziffer: | 3 16 17 | |
NUTS-Region | AT125 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Poysdorfer Straße 3 2143 Großkrut | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Klaus Schütz (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (19 Mitglieder) |
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Lage von Großkrut im Bezirk Mistelbach | ||
Rathaus | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Großkrut (bis 1922 Böhmischkrut) ist eine Marktgemeinde mit 1696 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Mistelbach in Niederösterreich.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Großkrut liegt im Hügelland des nordöstlichen Weinviertels in Niederösterreich, rund zehn Kilometer östlich von Poysdorf. Das Landschaftsbild ist geprägt von Acker- und Weinbau.
Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 38,45 Quadratkilometer. Davon sind 86 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche, 2 Prozent der Fläche sind bewaldet.[1]
Gemeindegliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gemeindegebiet umfasst folgende vier Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[2]):
- Althöflein (274)
- Ginzersdorf (234)
- Großkrut (1023)
- Harrersdorf (165)
Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Althöflein, Ginzersdorf, Großkrut und Harrersdorf.
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Herrnbaumgarten | Schrattenberg | Bernhardsthal |
Poysdorf | Altlichtenwarth | |
Hauskirchen |
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort wird erstmals 1055 urkundlich erwähnt.
An der Straße nach Bernhardsthal befindet sich ein ehemaliger Galgen, die sogenannte Gerichtssäule.[3] Die letzte Verurteilung durch das Böhmischkruter Hochgericht und Ausführung der Hinrichtung „am Galgen, außerhalb des Dorfs“ erfolgte am 8. November 1743.
Bis 1922 hieß die Gemeinde „Böhmischkrut“, änderte aber 1922 unter anderem deswegen den Namen, weil die Zustellung von Postsendungen sich häufig dadurch verzögerte, dass der Name vermeintlich auf eine Lage in der Tschechoslowakei schließen ließ.[4] Der Name war jedoch eher eine Abgrenzung zum Ort Dürnkrut. Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Marktgemeinde Großkrut ein Arzt, ein Tierarzt, ein Taxiunternehmer, drei Bäcker, ein Bauunternehmer, ein Binder, ein Brennstoffhändler, zwei Dachdecker, ein Drechsler, fünf Fleischer, ein Friseur, drei Galanterie- und Kurzwarenhändler, fünf Gastwirte, sieben Gemischtwarenhändler, ein Glaser, zwei Hebammen, ein Lagerhaus, ein Maler, drei Marktfahrer, ein Maurermeister, eine Mühle, ein Pferdehändler, ein Radiohändler, ein Sägewerk, ein Sattler, zwei Schlosser, fünf Schmiede, fünf Schneider und sieben Schneiderinnen, neun Schuster, ein Spengler, eine Strickerei, drei Tischler, ein Uhrmacher, drei Viehhändler, ein Viktualienhändler, vier Wagner, zwei Weinsensale, ein Zementwarenerzeuger, ein Zimmermeister, drei Zuckerwarenhändler und zahlreiche Landwirte ansässig.[5]
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, am 20. April 1945, wurde Großkrut Schauplatz eines kurzen Kampfes zwischen Soldaten der Waffen-SS und der Roten Armee, bei denen 4 Zivilisten getötet wurden. In Ginzersdorf kamen bei Kampfhandlungen und durch Beschuss aus Stalinorgeln 3 Zivilisten ums Leben, 11 Gebäude wurden zerstört.[6]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach mehreren Jahrzehnten einer negativen Geburtenbilanz wurde diese erstmals 2017 positiv.[7][8]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Katholische Pfarrkirche Großkrut hl. Stephan
- Kapellenberg bei Althöflein, ein ehemaliger Burghügel, der heute eine romanische, frühgotisch umgebaute Kapelle trägt.
- Unterhalb des Berges verläuft ein ca. 270 m langes System unterirdischer Gänge und Kammern, sogenannte (Erdställe). 2007 wurde ein Museum eingerichtet, das in Deutsch, Tschechisch und Englisch die über 1.000jährige Geschichte erläutert. Führungen für Einzelne oder kleine Gruppen in einige der gut belüfteten Höhlengänge sind möglich.[9]
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2010 gab es 71 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, davon waren 43 Haupterwerbsbetriebe, die neunzig Prozent der Flächen bewirtschafteten. Im Jahr 1999 waren es 139 Betriebe, davon ebenfalls 43 im Haupterwerb.[10] Im Produktionssektor gab es sechs Betriebe, die 84 Arbeitnehmer beschäftigten, 81 davon im Baugewerbe. Der Dienstleistungssektor beschäftigte in 54 Betrieben 173 Personen, mehr als die Hälfte davon in sozialen und öffentlichen Diensten.[11][12]
Öffentliche Einrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Gemeinde gibt es einen Kindergarten,[13] eine Volksschule und eine Mittelschule.[14]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gemeinderat hat 19 Mitglieder.
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1990 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 13 ÖVP, 5 SPÖ und 1 FPÖ.
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1995 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 5 SPÖ und 2 FPÖ.[15]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2000 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 13 ÖVP, 5 SPÖ und 1 FPÖ.[16]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2005 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 6 SPÖ und 1 FPÖ.[17]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2010 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 6 SPÖ und 1 FPÖ.[18]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 13 ÖVP, 5 SPÖ und 1 FPÖ.[19]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2020 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 15 ÖVP und 4 SPÖ.[20]
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- bis 2019 Franz Schweng (ÖVP)
- 2019–2022 Franz Wagner (ÖVP)
- seit 2022 Klaus Schütz (ÖVP)
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Marktwappen ist gespalten von Blau und Silber und zeigt vorne einen goldenen Wehrturm mit schwarzer Tür und schwarzen Fenstern, hinten ein steigender roter Wolf.[21]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rudolf Sonndorfer (1839–1910), Handelswissenschaftler
- Hermann Lapper (1910–unbekannt), SS-Offizier
- Wilhelm Pichler (1862–1938), Priester und Schriftsteller
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich Wilhelm Weiskern: Topographie von Niederösterreich, in welcher alle Städte, Märkte, Klöster, Schlösser, Herrschaften, Landgüter, Edelsitze, Freyhöfe, namhafte Örter u.d.g. angezeigt werden. Band 1: A–M. Druckerei Joseph von Kurzböck, Wien 1768, S. 85 (Ausgabe 1769; Böhmischkrut in der Google-Buchsuche).
- Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Manhartsberg. 7 von 34 Bänden. 1. Band: Absdorf bis Falkenstein. Mechitaristen, Wien 1833, S. 103 (Böhmischkrut – Internet Archive).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Webpräsenz der Gemeinde Großkrut
- Großkrut in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- 31617 – Großkrut. Gemeindedaten der Statistik Austria
- Topothek Großkrut Bildmaterial zur Gemeinde Großkrut, verortet, beschlagwortet und datiert
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Großkrut, Fläche und Flächennutzung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 12. Oktober 2021.
- ↑ Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
- ↑ Die Gerichtssäule
- ↑ Notiz in der „Reichspost“ (vom 1. März 1922)
- ↑ Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 264
- ↑ Heeresgeschichtliches Museum/Militärhistorisches Institut (HGM/MHI), Militärgeschichtliche Forschungsabteilung (MilFoA), Studiensammlung, Bestand 1945, Schachtel 5, Fasz. 45/9, Gemeindeberichte Niederösterreich, Bezirk Mistelbach
- ↑ Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Großkrut, Natürliche Bevölkerungsbewegung. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
- ↑ Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Großkrut, Bevölkerungsentwicklung. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
- ↑ Informationen auf der Website der Gemeinde. Abgerufen am 21. Juli 2024
- ↑ Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Großkrut, Land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
- ↑ Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Großkrut, Arbeitsstätten. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
- ↑ Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Großkrut, Beschäftigte. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
- ↑ Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 25. Oktober 2020.
- ↑ Schulensuche. In: Schulen online. Abgerufen am 23. September 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Großkrut. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 22. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Großkrut. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 22. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Großkrut. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 22. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Großkrut. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 22. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Großkrut. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 22. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Großkrut. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 22. März 2020.
- ↑ Gedächtnis des Landes, Orte: Großkrut. Niederösterreichische Museum BetriebsgesmbH, abgerufen am 12. Oktober 2021.