Jonkheer Alidius Warmoldus Lambertus Tjarda van Starkenborgh Stachouwer (* 7. März 1888 in Groningen; † 16. August 1978 in Wassenaar) war ein adeliger, niederländischer Staatsmann und letzter kolonialer Generalgouverneur von Niederländisch-Indien.
Leben
Seine Eltern waren Edzard Tjarda van Starkenborgh Stachouwer, königlicher Kommissar in der Provinz Groningen und Christine Jacoba Quintus. Van Starkenborg ging in Groningen aufs Gymnasium und studierte Jura an der dortigen Universität. Dort schloss er sich dem Studentencorps Vindicat atque Polit an.
Nach dem Studium kurz in einer Rechtsanwaltskanzlei tätig, beschloss er, sich auf den diplomatischen Dienst vorzubereiten, in den er 1915 aufgenommen wurde. Bis 1924 durchlief er die unteren diplomatischen Ränge in Washington und Paris. 1921 wurde er zum allgemeinen Sekretär der niederländischen Delegation bei der Flottenkonferenz in Washington ernannt, 1922 kam er zum Büro der internationalen Konferenz über den russischen Handel in Den Haag. 1924/25 war er an der niederländischen Gesandtschaft in Berlin und folgte dann seinem Vater als Königlicher Kommissar für Groningen nach. In diesem Amt setzte er sich sehr für die Wasserverbindung mit der Zuiderzee ein, organisierte den provinzialen Schularztdienst, das akademische Krankenhaus und die Universität, deren Kurator er von 1928 an war.
Im September 1933 wurde van Starkenborgh zum außerordentlichen bevollmächtigten Gesandten und Minister am belgischen und am luxemburgischen Hof ernannt. Am 16. September 1936 wurde er Generalgouverneur von Niederländisch-Indien. Im Zweiten Weltkrieg wurde er von den Japanern gefangen genommen, nachdem er am 9. März 1942 die bedingungslose Kapitulation akzeptiert hatte und diesen die Inseln übergeben hatte.[1]
Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft, kehrte er in die Niederlande zurück, wo er wegen politischer Meinungsverschiedenheiten mit dem Minister für die überseeischen Gebietsteile, J. H. A. Logemann, mit Dankesbezeugungen für die „wichtigen Dienste die er seinem Land unter unvergleichlich schwierigen Umständen erwiesen“ hatte, aus dem Amt entlassen wurde.
Anfang 1946 wurde er zum Botschafter in Paris ernannt, suchte jedoch schon nach zwei Jahren um Entlassung nach, die ihm zum 1. Dezember 1948 gewährt wurde. 1950 trat er erneut in den Dienst des Landes und wurde Ständiger Vertreter der Niederlande beim Nordatlantischen Rat in London und leitete von März 1952 bis Mitte 1956 die niederländische Vertretung bei der NATO in Paris. In dieser Zeit war er an den Vorbereitungen zur Errichtung einer Europäischen Politischen Gemeinschaft wesentlich beteiligt. Am 28. Juni 1956 wurde er zum Staatsminister ernannt.
Danach zog er sich aus dem diplomatischen Dienst zurück, ließ sich in Wassenaar nieder und betätigte sich noch als Vorsitzender der Carnegie-Stiftung. 1960 nahm er eine neuerliche Berufung durch die Regierung an, und übernahm die Leitung der Delegation für die Verhandlungen mit Belgien zur Lösung der seit dem Zweiten Weltkrieg eingeschlafenen Kanalfrage, vor allem die von Belgien geforderte Verbindung der Schelde mit dem Rhein, die am 13. Mai 1963 erfolgreich mit einem Vertrag abgeschlossen wurden.
Familie
Tjarda van Starkenborgh Stachouwer heiratete in Baltimore (USA) am 16. November 1915 Christine Marburg, mit der er zwei Töchter hatte.
Ehrungen
- 29. August 1938: Kommandeur des Ordens von Oranien-Nassau
- 4. Februar 1946: Großkreuz des Ordens vom Niederländischen Löwen
- 10. Mai 1950: Widerstandsstern von Ostasien 1942–1945
- 20. März 1957: Ehrendoktor für Philologie und Philosophie der Reichsuniversität Groningen
- Ehrendoktor für Literatur und Philosophie der Universität von Paris
- Zu Ehren von Tjarda van Starkenborgh Stachouwer wurde auch der Van Starkenborghkanaal benannt, der den Prinses-Margriet-Kanal (Friesland) mit dem Emskanal in (Groningen) verbindet.
Literatur
- M. van Blankenstein: De nieuwe gouverneur-generaal van Ned.-Indië... In: Nieuwe Rotterdamsche Courant. 8. Juni 1936
- J. C. Bijkerk: Vaarwel, tot betere tijden! (Franeker, 1974); Jhr.mr.dr. A.W.L. Tjarda van Starkenborgh Stachouwer. Bijdragen tot een kenschets. Verz. door D.U. Stikker; Rotterdam, 1978
Weblinks
- Jhr.Mr. A.W.L. Tjarda van Starkenborgh Stachouwer, Parlement & Politiek
Quellen
- TJARDA VAN STARKENBORGH STACHOUWER, jhr. Alidius Warmoldus Lambertus (1888–1978), Instituut voor Nederlandse Geschiedenis
- Archief-Tjarda van Starkenborgh Stachouwer in Rijksinstituut voor Oorlogsdocumentatie, Indische afdeling; afschriften in Algemeen Rijksarchief.
Einzelnachweise
- ↑ Dutch at Java Pledge to Fight on to the Death. In: The Lowell Sun. 9. März 1942, S. 1
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Bonifacius Cornelis de Jonge | Generalgouverneur von Niederländisch-Ostindien 1936–1942 | Hubertus van Mook |
Personendaten | |
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NAME | Tjarda van Starkenborgh Stachouwer, Alidius Warmoldus Lambertus |
KURZBESCHREIBUNG | niederländischer Diplomat und Generalgouverneur von Niederländisch-Ostindien |
GEBURTSDATUM | 7. März 1888 |
GEBURTSORT | Groningen |
STERBEDATUM | 16. August 1978 |
STERBEORT | Wassenaar |
- Gouverneur (Niederländisch-Indien)
- Staatsminister (Niederlande)
- Niederländischer Botschafter in Frankreich
- Ständiger Vertreter der Niederlande bei der NATO
- Person im Zweiten Weltkrieg (Niederlande)
- Adliger
- Träger des Ordens von Oranien-Nassau (Kommandeur)
- Träger des Ordens vom Niederländischen Löwen (Großkreuz)
- Niederländer
- Geboren 1888
- Gestorben 1978
- Mann