| Samba
| |
|---|---|
| Basisdaten
| |
| Entwickler | Samba-Team[1] |
| Erscheinungsjahr | Januar 1992 |
| Aktuelle Version | 4.23.3[2] (7. November 2025) |
| Aktuelle Vorabversion | 4.8.0rc1[3] (15. Januar 2018) |
| Betriebssystem | plattformĂŒbergreifend |
| ProgrammierÂsprache | C, C++[4], Python[4] |
| Kategorie | SMB-Server und -Client |
| Lizenz | GPL |
| deutschsprachig | nein |
| samba.org | |
Samba ist ein freies Programmpaket, das es ermöglicht, Microsoft-Windows-Funktionen wie die Datei- und Druckdienste unter anderen Betriebssystemen zu nutzen und die Rolle eines Domain Controllers anzunehmen. Es implementiert hierfĂŒr unter anderem das Server Message Block Protokoll, welches mit SMB abgekĂŒrzt wird und weshalb der Name Samba gewĂ€hlt wurde.
Da die Software unter der GPL frei verfĂŒgbar ist, wird sie als Alternative zu Microsoft-Windows-Server Betriebssystemen eingesetzt.
Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Dezember 1991 wechselte der Student Andrew Tridgell an der Australian National University mit MS-DOS vom Network File System zu Pathworks von der Digital Equipment Corporation, vermisste das Mounten von SunOS, und veröffentlichte dafĂŒr im Januar 1992 seinen nach Analyse des Netzwerkverkehrs mit Ultrix programmierten Server 0.1.[5] Den Namen Samba wĂ€hlte Tridgell im Jahr 1994, weil die enthaltenen Konsonanten das implementierte Protokoll bezeichnen.
Samba wurde auch auf Linux portiert, was dem Betriebssystem eine enorme Verbreitung im Dateiserver-Segment bescherte und zu dessen weiterem Erfolg beitrug. Die nun von einer Gemeinschaft freiwilliger Programmierer entwickelte Software wurde stetig erweitert, um die BeitrÀge anderer Unternehmen zum Server Message Block Protokoll aufzunehmen. Die Erweiterungen des Server Message Block Protokolls stammten unter anderem von Microsoft, SCO, IBM, Apple und dem Samba-Team selbst, wobei Microsoft die meisten BeitrÀge leistete und auch als einziges Unternehmen einige Erweiterungen geheim hielt. Da aber ein reibungsloser Datenaustausch ohne diese geheimen Erweiterungen nicht immer möglich war, musste ein Teil des Server Message Block Protokolls durch das Auswerten des Netzwerkverkehrs (Netzwerkverkehrsanalyse) erschlossen werden.[6][7]
Nach Differenzen bezĂŒglich der Architektur von Samba spaltete sich 2000 das Projekt Samba-TNG vom Hauptprojekt mit dem Ziel ab, einen Primary Domain Controller (PDC) fĂŒr Windows-NT-DomĂ€nen zu entwickeln, eine FunktionalitĂ€t, welche im Hauptzweig damals noch nicht stabil verfĂŒgbar war. Die Entwicklung von Samba-TNG schlief 2009 ein.
Zum festen Kern der Entwicklergemeinde von Samba zĂ€hlen in etwa 40 Personen.[8] Einige Unternehmen, wie zum Beispiel IBM und die deutsche SerNet GmbH[9], leisten finanzielle und personelle UnterstĂŒtzung bzw. sind sogar Arbeitgeber einiger Samba-Entwickler.
In der Versionsreihe Samba 3 bestand die Möglichkeit, Samba als Mitgliedsserver in einer Active-Directory-DomĂ€ne zu betreiben, nicht jedoch als deren Domain Controller. Samba 3 konnte nur Domain Controller des veralteten Windows NT 4.0 Typs emulieren, was jedoch fĂŒr viele Netzwerke ĂŒberschaubarer GröĂe ausreicht. Darin kann ein zweiter Samba-Server auch die Rolle eines Backup Domain Controller (BDC) ĂŒbernehmen. Ab Version 3.5 unterstĂŒtzt Samba auch die von Microsoft mit deren Betriebssystem Windows Vista eingefĂŒhrte, proprietĂ€re neue Version des SMB-Protokolles namens SMB2.
Die gröĂte Neuerung der aktuellen Version 4 ist die UnterstĂŒtzung der Active Directory Domain Controller Rolle. AuĂerdem wurde das Verwaltungswerkzeug SWAT so weit verbessert, dass es auch zur Verwaltung einer Active-Directory-DomĂ€ne ĂŒber das Web genutzt werden kann. Samba 4 beinhaltet eine Neuentwicklung der Domain-Controller-FunktionalitĂ€t, die integrierte Dateiserver-Rolle basiert jedoch auf der bewĂ€hrten Version 3 und unterstĂŒtzt nun auch SMB3. Samba 4 wurde im Dezember 2012 fĂŒr den Produktiveinsatz freigegeben.
Der Sovereign Tech Fund, ein Förderprogramm des Bundesministerium fĂŒr Wirtschaft und Klimaschutz, unterstĂŒtzt Samba in den Jahren 2024, 2025 und 2026 mit insgesamt 688.800 âŹ.[10] Hierbei liegt der Fokus auf Transparentem SMB3 Failover, SMB3 Unix Extensions, SMB Direct, Performance und moderne Sicherheitsprotokolle wie SMB ĂŒber QUIC.[11]
Bestandteile und grafische BenutzeroberflÀchen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Samba besteht aus einer Reihe von einzelnen Modulen, die der grundlegenden Funktion sowie der Konfiguration dienen.
Die Kernmodule sind die Daemons samba (Active-Directory-Emulation ab Version 4), smbd (Datei- und Druckerfreigabe), nmbd (NetBIOS-Namensauflösung) und winbindd (Benutzer-/Gruppen-Zuordnung).
FĂŒr die Konfiguration von Samba existieren eine Reihe von GUIs, beispielsweise:
- Das Samba-eigene browserbasierte Modul SWAT (Samba Web Administration Tool)
- Ein Modul fĂŒr das browserbasierte Konfigurationstool Webmin
- Das Tool GSAMBAD als Teil der Sammlung GAdmintools
- Der browserbasierte LDAP Account Manager zur Verwaltung von Benutzerkonten
- Möglichkeiten zur Ordnerfreigabe in den BenutzeroberflÀchen des KDE- und Gnome-Projektes
- VerwaltungsoberflĂ€chen weiterfĂŒhrender Produkte wie z. B. Univention Corporate Server, IServ und Zentyal
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fast alle Linux-Distributionen enthalten Samba und bieten damit Zugriff auf Dateifreigaben in gemischten Netzwerken, in denen z. B. auch Windows eingesetzt wird. Auch in homogenen Unix-Netzwerken wird Samba, und damit das SMB-Protokoll, hÀufig statt des NFS-Protokolls eingesetzt.
ZusĂ€tzlich ist Samba oft Bestandteil weiterfĂŒhrender Hard- (z. B. NAS) und Software-Produkte, die die Installation, Konfiguration und Verwaltung der Software erleichtern und deren Hersteller auĂerdem oft kommerzielle UnterstĂŒtzung anbieten.[12][13]
Zugang zur Protokolldokumentation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den frĂŒhen 1990er-Jahren hatten Microsoft und das Samba-Team eine produktive Beziehung, bei der Schnittstellendaten ausgetauscht wurden.[14] Dies Ă€nderte sich jedoch mit einer neuen Schnittstellen-Politik Microsofts ab Windows 95. Am 20. Dezember 2007 jedoch wurde zwischen Microsoft und der âProtocol Freedom Information Foundationâ (PFIF) auf Anordnung der EuropĂ€ischen Union ein Abkommen geschlossen, welches Microsoft verpflichtet, alle nötigen Informationen ĂŒber âMicrosoft Work Group Serverâ bereitzustellen, um mit diesem vollstĂ€ndig kommunizieren zu können. Das Abkommen sieht vor, dass diese Informationen nur der PFIF und den Samba-Entwicklern zugĂ€nglich sind. DafĂŒr erlaubt das Abkommen auch die Veröffentlichung des Quelltextes von Implementierungen dieser Schnittstellen, so dass die Schnittstellen so indirekt offengelegt werden. Patente sind von dem Abkommen allerdings nicht betroffen.
âWe are very pleased to be able to get access to the technical information necessary to continue to develop Samba as a Free Software project. Although we were disappointed the decision did not address the issue of patent claims over the protocols, it was a great achievement for the European Commission and for enforcement of antitrust laws in Europe. The agreement allows us to keep Samba up to date with recent changes in Microsoft Windows, and also helps other Free Software projects that need to interoperate with Windows.â
âWir sind hocherfreut, Zugang zu den technischen Informationen zu erhalten, die nötig sind, um Samba als ein freies Softwareprojekt weiterzuentwickeln. Obwohl wir enttĂ€uscht waren, dass die Entscheidung nicht auf die Protokoll-PatentansprĂŒche einging, stellt sie einen herausragenden Erfolg der EU-Kommission und fĂŒr die Durchsetzung des Kartellrechts in Europa dar. Das Abkommen gestattet uns, Samba mit den neuesten VerĂ€nderungen von Microsoft Windows Schritt halten zu lassen, und hilft auch anderen freien Softwareprojekten, die mit Windows interagieren mĂŒssen.â
Als Ausdruck eines inzwischen wieder entspannteren VerhÀltnisses zwischen Microsoft und dem Samba-Projekt kann auch gelten, dass Microsoft-Mitarbeiter sich 2011 erstmals aktiv an der Samba-Entwicklung beteiligten.[16]
Sicherheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Folgenden sind einige wesentliche geschlossene SicherheitslĂŒcken von Samba angefĂŒhrt:
- Im Jahr 2010 wurde bekannt, dass einige Versionen bis hin zu Samba 3.6.3 ĂŒber den anonymen Gastzugriff mittels Remote Procedure Calls (RPC) Zugang zum Root-Konto erlaubten.[17]
- Im Mai 2017 wurde bekannt, dass Ă€hnliche Sicherheitsprobleme wie bei Windows-Betriebssystemen, welche in Form von WannaCry ausgenutzt werden konnten, auch bei Samba bestanden.[18] Bei diesem Fehler, welcher in Anlehnung als SambaCry bezeichnet wird, war es möglich, injizierten Schadcode am betreffenden Samba-System auszufĂŒhren. Der Fehler betraf alle Samba-Versionen ab der Version 3.5.0 bis zu der im Mai 2017 aktuellen Version 4.6.4.[19] Dieser Fehler ist vor allem bei NAS-Systemen, welche ĂŒblicherweise auf Samba aufsetzen, kritisch. Die Problematik wird verstĂ€rkt, wenn das Samba-System von extern zugĂ€nglich ist und nicht alle Hersteller fĂŒr ihre proprietĂ€ren NAS-Systeme entsprechende Updates fĂŒr die Fehlerbehebung anbieten oder diese Updates vom Besitzer in Unkenntnis der Problematik nicht eingespielt werden.[20]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stefan Kania: Samba 4: Das Handbuch fĂŒr Administratoren. 1. Auflage. Carl Hanser Verlag, 2019, ISBN 978-3-446-45591-7
- Winfried TrĂŒmper: Intranetworking mit Linux, m. CD-ROM. 2. Auflage. Addison-Wesley, 1999, ISBN 978-3-8273-1584-7
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Samba PDC mit OpenLDAP ( vom 30. Januar 2012 im Internet Archive)
- Samba eXPerience, jÀhrliche Entwicklerkonferenz (englisch)
- Linkkatalog zum Thema Samba bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- â The Samba Team (englisch) â offizielle Entwicklerseite, abgerufen am 5. Juni 2012
- â [Announce] Samba 4.23.3 Available for Download. 7. November 2025 (abgerufen am 7. November 2025).
- â git.samba.org. (abgerufen am 19. Januar 2018).
- â a b openhub.net.
- â Andrew Tridgell: A bit of history and a bit of fun. In: ftp.samba.org. 6. Februar 1994, archiviert vom am 4. Oktober 2003; abgerufen am 7. MĂ€rz 2025.
- â Andrew Tridgell: Myths About Samba. Groklaw, 26. Februar 2005
- â Andrew Tridgell, samba.org: Myths About Samba
- â The Samba Team. Abgerufen am 11. April 2021.
- â Jens-Christoph Brendel: Samba erhĂ€lt fast 700 000 Euro Fördermittel. In: Linux-Magazin. 24. September 2024, abgerufen am 25. September 2024. âSechs Mitglieder des internationalen Samba-Teams arbeiten bei SerNet.â
- â Samba. sovereign.tech, abgerufen am 21. November 2024.
- â [Samba] Samba secures funding from Sovereign Tech Fund. lists.samba.org, abgerufen am 21. November 2024.
- â Samba as part of Commercial Products. Samba-Webseite, abgerufen am 1. April 2014 (englisch).
- â Samba Commercial Support Providers. Samba-Webseite, abgerufen am 1. April 2014 (englisch).
- â âWe are hoping to get back to the productive relationship we had with Microsoft during the early 1990's when we shared information about these protocols.â (Jeremy Allison, co-creator of Samba)
- â Samba and the PFIF. Pressemitteilung des Samba-Team, 20. Dezember 2007 (englisch); abgerufen am 25. Dezember 2010
- â Samba Notes Passing a Milestone. Samba-Webseite, 2. November 2011, abgerufen am 4. Dezember 2011 (englisch).
- â CVE-2012-1182 â A security announcement regarding a major issue with Samba 3.6.3 and lower.
- â SambaCry is coming. securelist.com
- â CVE-2017-7494 â Remote code execution from a writable share. Abgerufen am 23. Juli 2017.
- â SambaCry: Erste Angriffe auf Linux-NAS-Boxen gesichtet. heise.de
