Adolf, welcher im Jahre 1862 kurze Zeit preußischer Ministerpräsident war, und einer geborenen Prinzessin zu H.-Langenburg, ein Enkel des Fürsten Friedrich Ludwig (A. D. B. XII, 685), der 1806 bei Prenzlau capitulirte. Sein Vater hatte sich die Verpflichtung auferlegt, die vom Fürsten Friedrich Ludwig während der napoleonischen Zeit und der Befreiungskriege gemachten Schulden zu bezahlen, sein Haushalt wurde daher mit äußerster Einschränkung, unter Verzicht auf jegliche Annehmlichkeit des Lebens, geführt; die Erziehung der Kinder war hart und streng. Prinz Kraft sollte Officier werden. Sein Vater bestimmte ihn, mit Rücksicht auf die Kosten, für die Artillerie, eine damals als minderwerthig angesehene Waffe, für die auch der Sohn wenig Neigung hatte. Aber Widerrede gab es nicht. Ein militärischer Privatlehrer bereitete ihn für die Prüfung vor, die er, nachdem er am 24. April 1845 als Secondlieutenant der Garde-Artilleriebrigade aggregirt war, am 24. Juni 1845 mit Erfolg ablegte. Im Winter 1845/46 besuchte er die vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule. In der sich anschließenden Prüfung zum Artillerieofficier zeigte er so gute Kenntnisse, daß ihm des Königs Belobigung zu theil ward und daß Friedrich Wilhelm IV. ihm den zu jener Zeit noch nicht umgestalteten Johanniter-Orden verlieh. In den Kreisen der Artillerie war er von mancher Seite mit Vorurtheilen aufgenommen; man zweifelte vielfach, daß er sich mit Ernst dem Dienste widmen werde und fürchtete, daß seine Herkunft dazu dienen solle, ihn auf Kosten der Kameraden in seiner Laufbahn zu fördern. Er aber war fest entschlossen, seine Erfolge nur Leistungen danken zu wollen. Daher widmete er sich mit größtem Ernst und Eifer seinen dienstlichen Pflichten. Aber auch außerhalb dieses beschränkten Kreises arbeitete er an seiner militärischen Ausbildung. [445] Die Straßenkämpfe in Berlin, seinem Standorte, denen er beiwohnte, gaben ihm keine Gelegenheit zu thatsächlicher Betheiligung, führten ihn aber in manche schwierige Lagen, aus denen er sich mit vielem Geschicke befreite; ein Commando zur Artillerie-Prüfungscommission im Jahre 1849 und die Mobilmachung vom Herbste 1850 trugen viel zur Erweiterung seiner Dienstkenntnisse bei. Dann besuchte er von 1851–1853 die Allgemeine Kriegsschule (jetzt Kriegsakademie). Sein Abgangszeugniß wies in elf Fächern besondere Belobungen auf. Inzwischen zum Premierlieutenant aufgerückt kehrte er nun für kurze Zeit in den Frontdienst zurück bis er im Juni 1854 zur Gesandtschaft in Wien commandirt wurde. Seine dortige Bestimmung faßte er sehr ernst auf. Es gelang ihm während des Krimkrieges, werthvolle Berichte über die österreichische Armee zu erstatten, seine Leistungen wurden durch die Beförderung zum Hauptmann im Generalstabe anerkannt und am 8. Januar 1856 ernannte König Friedrich Wilhelm IV. ihn zu seinem Flügeladjutanten. Daneben blieb er in steter Fühlung mit der Armee und insonderheit mit der damals besonders wichtigen Entwickelung seiner Ursprungswaffe. Durch Vorträge in der Militärischen Gesellschaft, die durch den Druck veröffentlicht wurden, trug er dazu bei. Im Jahre 1864 durfte er in Wrangel’s Hauptquartiere den Anfängen des Krieges gegen Dänemark beiwohnen. Am 16. Juni 1864 schied er, seit 1858 Major, seit 1861 Oberstlieutenant, durch die Ernennung zum Commandeur des Garde-Feldartillerieregiments aus der Stellung als Flügeladjutant, in der er auch unter König Wilhelm I. verblieben war. Das Regiment entstand damals durch die Theilung des Garde-Artillerieregiments in ein Feld- und ein Festungsregiment. Der erste Commandeur widmete sich seiner Aufgabe mit ebensoviel Eifer und Verständniß wie Erfolg und förderte es auf eine hohe Stufe der Ausbildung.
Hohenlohe: Kraft Prinz zu H.-Ingelfingen, königlich preußischer General der Artillerie, geboren am 2. Januar 1827 zu Koschentin in Oberschlesien, ein Sohn des am 24. April 1873 gestorbenen PrinzenDie Kriegsgliederung für den Kampf vom Jahre 1866 wies das Regiment verschiedenen Heerestheilen zu; Prinz H., 1865 zum Oberst aufgerückt, erhielt das Commando der Reserveartillerie des Gardecorps, welche aus nur 5 Batterien und den Munitionscolonnen bestand. Die für Hohenlohe’s Kriegsthätigkeit getroffenen Anordnungen waren Folge einer Verwendung der Waffe, die seinen Ansichten durchaus zuwiderlief. Die ihm zugewiesene Rolle machte eine Betheiligung an den Einmarschkämpfen unmöglich, dagegen hatte er seinem energischen Verlangen nach Gefechtsthätigkeit zu danken, daß er am 3. Juli, dem Tage von Königgrätz, in den Gang der Schlacht mit Erfolg eingreifen und bei der Entscheidung wirksam mit helfen konnte. Im Anschlusse an die 1. Garde-Infanteriedivision vorgehend und ihren Anmarsch kräftig unterstützend, trug er wesentlich zum Gelingen des ausschlaggebenden Angriffes auf die Mitte der österreichischen Stellung bei. Eine Contusionierung durch einen Granatsplitter am Oberschenkel hielt ihn nicht ab bis zum Abend im Sattel zu bleiben. Die gewonnenen Kriegserfahrungen verwerthete er in der nachfolgenden Friedenszeit nicht nur für die Ausbildung seines Regiments, sondern er machte sie für die Waffe überhaupt und für die ganze Armee durch später gedruckte Vorträge und durch die ihm aufgetragene Bearbeitung von Dienstvorschriften und Gutachten nutzbar. Die am 22. März 1868 erfolgte Beförderung zum Generalmajor und zum Commandeur der Garde-Artilleriebrigade erweiterte seinen Wirkungskreis.
In dieser Stellung rückte er im Jahre 1870 zum Kriege gegen Frankreich in das Feld. Am 18. August kam er bei dem blutigen Ringen um Saint-Marie-aux-Chênes und um Saint-Privat zum ersten, am 1. September bei Sedan zum zweiten Male ins Feuer, an beiden Tagen ergriff er die Gelegenheit den Massenangriff und die bewußte Feuerleitung, für die er im Frieden mit Nachdruck eingetreten war, dem Feinde gegenüber zur Geltung zu bringen. [446] Die nächste große Aufgabe, zu deren Lösung er am 23. December berufen wurde, war die obere Leitung des Artillerieangriffes auf Paris, welcher am 28. Januar 1871 zur Capitulation der Stadt führte.
Nach der Heimkehr wurde er am 21. September 1871 zum Inspecteur der 2. Artillerie-Inspection ernannt. Bald darauf trat General v. Podbielski (A. D. B. XXVI, 339), ein Cavallerist, an die Spitze der Waffe, und es erfolgte deren Scheidung in Feld- und Fußartillerie. Prinz H. hatte sich als Mitglied des General-Artilleriecomités gegen die Anordnung ausgesprochen. Am 23. Januar 1873 wurde er zum Commandeur der 12. Division in Neiße, am 22. März d. J. zum Generallieutenant befördert. Als nach Podbielski’s am 31. October 1879 erfolgtem Tode der jüngere General v. Bülow (siehe A. D. B. XLVII, 358) zum Generalinspecteur und damit zum Vorsitzenden des General-Artilleriecomités ernannt war, erbat und erhielt der Prinz am 28. November d. J. den Abschied. Er verlegte nun seinen Wohnsitz nach Dresden. Auch nach dem Ausscheiden blieb er mit der Feder thätig. Damals entstanden Arbeiten, die sich auch mit anderen Waffen beschäftigten, während die früheren lediglich artilleristische Stoffe zum Gegenstande gehabt hatten. Es waren militärische Briefe über Cavallerie, Infanterie und Feldartillerie sowie strategische Briefe und Gespräche über Reiterei; alle fanden Anerkennung und weite Verbreitung. Am 22. März 1883 hatte er den Charakter als General der Infanterie erhalten, sechs Jahre später verlieh ihm Kaiser Wilhelm II. den Diensttitel als General der Artillerie. Am 16. Januar 1892 machte der Tod seinen längeren Leiden ein Ende. – Im Jahre 1880 schloß Prinz H. eine morganatische Ehe mit Fräulein Luise Thiem, welcher durch Diplom vom 19. September d. J. der Name einer Frau von Lobenhausen beigelegt wurde; die Ehe war kinderlos, doch hatten die Gatten eine Adoptivtochter.
Die Dresdener Muße hatte der Prinz auch zum Niederschreiben von Aufzeichnungen verwendet, von denen der die Zeit von 1848–1856 umfassende, im Jahre 1897 unter dem Titel „Aus meinem Leben“ von General von Teichmann veröffentlichte erste Band durch den Freimuth des von großem Selbstgefühle des Verfassers zeugenden Inhaltes mannigfach verletzte und so vielseitigen Widerspruch hervorrief, daß die Herausgabe einer Fortsetzung bis jetzt unterblieben ist. Einer den Aufzeichnungen vorangestellten Lebensskizze ist ein Verzeichniß der zahlreichen Schriften des Prinzen beigefügt.