[8] Denn in stilleren Arbeiten, und zwar hauptsächlich in religions- und geschichts-philosophischen Studien, concentrirte sich die spätere Thätigkeit Carové’s. Den Versuch einer akademischen Lehrthätigkeit, welchen er als Privatdocent im Jahre 1819 in Breslau machte, gab er bereits im folgenden Jahre auf und zog sich später auch aus einer amtlichen Stellung zurück, die er von 1823 an einige Jahre noch einmal als Einnehmer beim Rhein-Octroi bekleidete. Unter die auf die burschenschaftlichen Verhältnisse bezüglichen Schriften, deren wir gedachten, gehören sein „Erster am 23. Februar 1817 gehaltener Vortrag bei Darstellung des Verfassungsentwurfs für eine allgemeine Burschenschaft zu Heidelberg“, endlich seine theils auf der Wartburg am 19. October 1817, theils an die Heidelberger Burschenschaften gehaltenen Reden, welche ebenso wie sein Wort „Ueber die Ermordung Kotzebue’s“ aus dem Jahre 1819, gedruckt wurden. Auf die späteren religions- und geschichts-philosophischen Arbeiten Carové’s war der Einfluß der Hegel’schen Philosophie vorherrschend. Das Charakteristische einer Gruppe dieser Schriften war die Darlegung des Verhältnisses des Katholicismus zu anderen Religionsparteien. Da er die katholische Kirchenlehre nicht einseitig für eine untrügliche Leiterin zur Wahrheit anzuerkenen vermochte, hielt er auch die katholische Kirche nicht für unfehlbar und alleinseligmachend. Zu den Schriften in dieser Richtung gehören: „Ueber alleinseligmachende Kirche“, 2 Bde. (1826. 1827); „Was heißt römisch-katholische Kirche“ (1828); „Ueber das Cölibatgesetz des römisch-katholischen Clerus“, Abth. 1. 2. (1832. 1833); „Die letzten Dinge des römischen Katholicismus in Deutschland“ (1832). – Das Bezeichnende einer zweiten Gruppe seiner religions-philosophischen Schriften war die Aufstellung des Ideals einer christlichen, auf Anerkennung der allgemeinen Grundlehren des Christentums beschränkten Kirche. Zu dieser Gruppe sind zu rechnen: „Kosmorama, eine Reihe von Studien zur Orientierung in Natur, Geschichte, Staat, Philosphie und Religion“ (1831); „Ueber kirchliches Christenthum“ (1835); „Papismus und Humanität“ (1836) und seine letzte größere Schrift „Vorhalle des Christenthums oder die letzten Dinge der alten Welt“ (1851). Den Arbeiten jener und dieser Gruppe nebenher gingen Studien über romanische und speciell französische religiöse und philosophische Zustände und zwar außer einigen Uebersetzungen namentlich die Schrift „Der Saint-Simonismus und die neuere französische Philosophie“ (1831); „Der Messianismus, die neuen Templer und einige andere merkwürdige Erscheinungen auf dem Gebiete der Religion und Philosophie in Frankreich, nebst einer Uebersicht des gegenwärtigen Zustandes der Philosophie in Italien“ (1834) und besonders auch seine „Rückblicke auf die Ursachen der französischen Revolution und Andeutungen ihrer welthistorischen Bestimmung“ (1834). – Endlich aber zeugen von seiner Neigung für Litteratur-, Kunst- und Culturgeschichte außer den „Beiträgen zur Litteratur, Philosophie und Geschichte“ (1830) die „Skizzen zur Kunst- und Culturgeschichte“ (1830), sowie verschiedene Beiträge, die er theils in Zeitschriften, theils zu dem von Duller herausgegebenen „Deutschen Stammbuch auf das Jahr 1838“ und zu den „Altdeutschen Wäldern“ der Gebrüder Grimm lieferte.
Carové: Friedrich Wilhelm C., Privatgelehrter, geb. 20. Juni 1789 zu Koblenz von katholischen Eltern, † am 18. März 1852 zu Heidelberg. Er wuchs auf unter den Wechselfällen einer bewegten Zeit, die seine Heimath, das Rheinland, nahe berührten. Der Revolution in Frankreich folgte die Herrschaft des ersten Napoleon, dieser der Befreiungskrieg und die Ordnung der Rheinprovinz unter preußischer Hoheit. Man kann die Jahre bis 1817 als einen ersten Abschnitt in Carové’s Leben bezeichnen. Er verbrachte dieselben, nachdem er auf dem Gymnasium zu Koblenz vorgebildet war und darauf die Rechte studirt hatte, theils am Appellationshofe zu Trier und als conseiller auditeur, theils als Octroi-Controleur an verschiedenen Orten, in Zütphen, in Laar, in Gernsheim und in Andernach. Darauf nahm er, ein bald Dreißiger, das akademische Burschenleben, unter lebhafter, von seinen Schriften aus dieser Zeit bezeugter Betheiligung an den burschenschaftlichen Bewegungen, in Heidelberg und Berlin, jedoch gleichzeitig auch tiefere akademische Studien von neuem auf. Ihn fesselte jetzt die Philosophie. Diese wurde das Feld, dem er den zweiten Abschnitt seines Lebens als Privatgelehrter in Frankfurt a. M. und in Heidelberg widmete.- N. Nekrolog XXX. (1852) S. 193 ff. (Nekrolog mit Schriftenverzeichniß von H. Döring.)