Wildpark Dinklage ist der Name eines heute 27 ha großen, in einem Landschaftsschutzgebiet gelegenen Waldparks mit Damwild und Haustieren im Eigentum der Stadt Dinklage im niedersächsischen Landkreis Vechta. Der Park ist in den Burgwald Dinklage eingebettet, der seit 1993 als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet und seit 2017 als (126 ha großes) Naturschutzgebiet ausgewiesen ist.
Geschichte
In Jahrgang 1899 des „Jahrbuchs für die Geschichte des Herzogtums Oldenburg“ wird erwähnt, dass es bereits während des Siebenjährigen Krieges (1746–1753) in Dinklage einen „Tiergarten“ gegeben habe.[1] Auf einer Karte des Landkreises Vechta aus dem Jahr 2021 sind sowohl der „heutige[…] Tiergarten“ als auch ein „ehemaliger Tiergarten“ östlich davon eingezeichnet.[2]
Der Wildpark Dinklage wurde 1968 von der Familie von Galen gegründet, die damals einen Großteil der Flächen im Burgwald Dinklage besaß.[3]
Im Jahr 1990 erwarb das Burghotel Dinklage den Wildpark und verringerte den Tierbestand drastisch. Im Jahr 2022 beschloss das Burghotel als Eigentümer des Parks, diesen nicht weiter zu betreiben. Eine Schließung der Anlage erschien daraufhin möglich. Die Stadt Dinklage erwarb mit Wirkung vom 1. Januar 2023 den Park, nachdem eine Petition zum Erhalt des Park von 3372 Petenten unterzeichnet worden war. Zur Unterstützung des Projekts „Erhalt und Sanierung des Wildparks“[4] wurde am 19. Januar 2023 der Förderverein Wildpark Dinklage gegründet.
Tierbestand
Bis 1990 besaß der Wildpark Burg Dinklage inmitten einer 50 ha großen Waldfläche eine der größten Hirschsammlungen Deutschlands mit zeitweise 17 verschiedenen Arten – von Barasingha über Davidshirsch und Sambar bis zum Weißwedelhirsch –, einen 4 ha großen Wasservogelteich und eine Fasanerie.
Seit dem Verkauf des Parks an das Hotel im Jahr 1990 wurden auf dem Gelände nur noch Damhirsche, Zwergziegen und Wildschweine beherbergt. Seit dem erneuten Betreiberwechsel zum Januar 2023 ist der Tierbestand auf Damhirsche und das Streichelgehege reduziert.
Kategorisierung und Zweck der Anlage
Die „Arbeitsgruppe Zoobiologie“ der „Zoo-AG Bielefeld“ führt den „Wildpark Burg Dinklage“ unter der Kategorie „Aufgelöste Zoos und andere öffentliche Tierhaltungen in Deutschland“.[5] Ihr zufolge hat der Wildpark Burg Dinklage im Jahr 1990 aufgehört zu existieren. Diese Einschätzung begründet die Arbeitsgruppe mit dem ständigen Schrumpfen des Tierbestandes. Bei der Einordnung der Anlage wird nicht berücksichtigt, dass der freie Eintritt den Wildpark von kommerziell betriebenen Einrichtungen unterscheidet.
In der tabellarischen Auflistung der „Arbeitsgruppe Zoobiologie“ wird weiterhin nicht berücksichtigt, dass es seit 1990 nie der Hauptzweck der Anlage war, das Bedürfnis von Menschen zu befriedigen, Tiere zu betrachten, und durch die Befriedigung dieses Bedürfnisses Gewinne zu erzielen.[6]
Aus der Sicht des Hotels als Wildpark-Eigentümer im Jahr 2019 stellt die Existenz eines großen Geheges neben dem Dienstleistungsbetrieb ein Alleinstellungsmerkmal im Standortwettbewerb mit anderen Beherbergungsbetrieben dar, das eine Präferenz für dieses Hotel bewirken soll.[7] Bis 2022 war der für die Anlage zuständige Förster angestellter Abteilungsleiter des Hotels.
Aus der Sicht der Stadt Dinklage und des Landes Niedersachsen[8] ermöglicht der Tierpark eine Naherholung in einer „bedeutenden Kulturlandschaft“ im Kontext des Erlebnisses des Burgwalds Dinklage als Ganzem und der Anlagen der benachbarten Burg Dinklage.
Der Zuschnitt des neuen Naturschutzgebiets „Burgwald Dinklage“, durch den der Wildpark Dinklage von dem NSG ausgeklammert wurde, ist nicht dadurch bedingt, dass sich Flora, Fauna und Hydrologie in beiden Gebieten voneinander wesentlich unterschieden. Auch im Wildpark gibt es z. B. die vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz in seinem Porträt des NSG beschriebenen[9] „Relikte[…] früherer Waldnutzungsformen“, d. h. die für ehemalige Hutewälder typischen Zeugnisse von Verbissen durch Nutztiere an sehr alten Bäumen.
Für Naturschützer ist der Tierpark Teil eines Biotops, das als „Insel“ inmitten eines extrem belasteten Umfelds möglichst naturnah bleiben bzw. wieder werden soll sowie mit benachbarten Biotopen einen Biotopverbund bilden soll. Aus Sicht des BUND Lohne sind der Burgwald sowie sein Umfeld und daher auch die Flora des Wildparks durch einen seit Langem tendenziell sinkenden Grundwasserspiegel gefährdet.[10] Möglicherweise wird dieser Trend durch die starken Regenfälle im Nordwesten Deutschlands im zweiten Halbjahr 2023 und im ersten Halbjahr 2024 nur unterbrochen, so dass der auf dem Foto rechts zu sehende Wasserstand eine Episode bleibt.
Maßnahmen und Pläne seit 2023
Auf der Hauptversammlung des „Fördervereins Wildpark Dinklage“ im Januar 2024 blickten die Vorstandsmitglieder und Dinklages Bürgermeister auf das Jahr 2023 zurück und präsentierten ihre Pläne für das Jahr 2024. Der Förderverein habe den Bau von Nistkästen organisiert, gemeinsam mit dem Baumverein Vechta eine Baumpflanzaktion durchgeführt und eine Nutzungsvereinbarung mit der Stadt Dinklage geschlossen. Die Gemeinnützigkeit des Fördervereins sei anerkannt worden. Ein Gesamtkonzept wurde für den Februar 2024 angekündigt. Unter anderem solle der Wildpark zum außerschulischen Lernort entwickelt werden. Die Instandsetzung der Blockhütte als Treffpunkt sowie als Seminar- und Versammlungsraum sei dafür erforderlich. Toilettenanlagen sollen umgebaut und ein inklusiver Waldspielplatz angelegt werden.[11]
Weblinks
- Karte des Naturschutzgebiets „Burgwald Dinklage“ und des darin eingebetteten Wildparks. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. 2017
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Wilhelm Ramsauer: Die Flurnamen im Oldenburgischen in agrarhistorischer Hinsicht. In: Jahrbuch für die Geschichte des Herzogtums Oldenburg. Landesbibliothek Oldenburg, 1899, S. 20, abgerufen am 16. Mai 2024.
- ↑ Landkreis Vechta: FFH-Gebiet 297 „Wald bei Burg Dinklage“. Managementplan. Abb. 2: Übersicht der land- und forstwirtschaftlichen Nutzungen bis heute. 2021. S. 10.
- ↑ In mehreren Abschnitten gab die Familie nach 1968 ihre Liegenschaften in Dinklage auf. Den verbliebenen Rest davon verlor sie 1984 im Zusammenhang mit der Privatinsolvenz des ehemaligen Bankiers Ferdinand von Galen; vgl. Christoph Bernhard Graf von Galen (Päpstlicher Geheimkämmerer)#Leben
- ↑ Frederik Böckmann: Es tut sich was im Dinklager Wildpark. om-online, 23. Juni 2023, abgerufen am 16. Mai 2024.
- ↑ Aufgelöste Zoos und andere öffentliche Tierhaltungen in Deutschland. Zoo-AG Bielefeld - Arbeitsgruppe Zoobiologie, abgerufen am 17. Mai 2024.
- ↑ Frederik Böckmann: Dinklager Wildpark: Förster, Streichelzoo und bis zu 35 Wildtiere bleiben. om-online.de, 29. Dezember 2022, abgerufen am 16. Mai 2024.
- ↑ Eine Oase der Natur: Der Wildpark des VILA VITA Burghotels ist täglich für Besucher geöffnet. made-in-dinklage.de, 23. September 2019, abgerufen am 16. Mai 2024.
- ↑ Christian Wiegand: Kulturlandschaftsräume und historische Kulturlandschaften landesweiter Bedeutung in Niedersachsen. Landesweite Erfassung, Darstellung und Bewertung. Abschnitt „Burg Dinklage“. Hrsg.: Niedersächsischer Landesbestrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). 2019. S. 164 f. Abgerufen am 17. Mai 2024
- ↑ Naturschutzgebiet „Burgwald Dinklage“ (Kennzeichen: NSG WE 291). Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), 2017, abgerufen am 19. Mai 2024.
- ↑ Kerstin Köhne: Burgwald braucht Wasser zum Leben: Naturschützer setzen auf runden Tisch, Oldenburgische Volkszeitung, 14. Januar 2012 (JPG, 551 kB). Abgerufen am 18. Mai 2024.
- ↑ Bernd Gerwanski: Ein Jahr Förderverein Wildpark: Was ist in dieser Zeit passiert? om-online.de, 21. Januar 2024, abgerufen am 17. Mai 2024.
Koordinaten: 52° 39′ 26″ N, 8° 8′ 17″ O