Im Rahmen von Lehrveranstaltungen an Hochschulen wird das Erstellen von Wikipedia-Beiträgen bzw. Seminararbeiten in die Arbeit einbezogen. Die Community der Wikipedia begrüßt das ausdrücklich und ist im Rahmen des Hochschulprogrammes auch bereits aktiv auf Hochschulen zugegangen. Es ist bekannt, dass Wikipedia für viele Studierende die erste Anlaufstelle für Wissen im Internet ist. Unter den Wikipedianern sind viele Studierende und Lehrkräfte. Leider führte gegenseitiges Unverständnis in der Vergangenheit auch zu Frustrationen auf Seiten der Lehrenden und Seminarteilnehmer. Diese Seite ist dafür gedacht, Orientierung und praktische Hinweise für die Einbindung von Wikipedia in Lehrveranstaltungen zu geben.
Allgemein sind für so ein Vorhaben zwei Aspekte zu beachten: Wikipedia ist eine Enzyklopädie, und Wikipedia ist ein Wiki. Sowohl die Textsorte als auch die Arbeitsumgebung können also Herausforderungen beinhalten, die klar sein sollten, bevor mit der Arbeit angefangen werden kann. Genau diese Eigenschaften machen die Aufgabe aber auch zu einer interessanten Abwechslung.
Unterschiede zwischen Seminararbeit und Wikipedia-Artikel
Zwei Textsorten
Eine Seminararbeit ist eine wissenschaftliche, forschungsorientierte Arbeit, deren Zielgruppe andere Wissenschaftler/-innen desselben Faches sind, wobei auch ein einführendes Niveau für den Text ausdrücklich anwendbar sein sollte. Die Seminarveranstalter/-innen entscheiden jeweils, wie die Seminararbeit angelegt werden soll. Im Rahmen einer Seminararbeit sollen die Studierenden in erster Linie zeigen, dass sie wissenschaftlich arbeiten können und wissenschaftliche Texte sowohl lesen und auswerten als auch erstellen können. Es wird gern gesehen, wenn auch mit Originalquellen gearbeitet wird. Die Seminararbeit hat eine/-n klar identifizierbare/-n Verfasser/-in und umfasst in der Regel eine Aufgabenstellung mit Einleitung, Forschungsteil und Schlussfolgerungen.
Die Wikipedia hingegen ist eine Plattform zum gemeinsamen Aufbau einer Enzyklopädie. Arbeit an einem Wikipedia-Artikel berührt also am ehesten einen Teilaspekt einer wissenschaftlichen Ausbildung: Aufbereitung von Wissen für ein allgemeines Publikum, also Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Dies ist natürlich ein Teilbereich, der in der Arbeit von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen (die mit öffentlichen Mitteln finanziert werden) eine Rolle spielt oder spielen sollte.
Enzyklopädiearbeit stellt dadurch Anforderungen eigener Art, aber es gibt natürlich auch Gemeinsamkeiten mit wissenschaftlicher Arbeit. Dazu zählt insbesondere, dass Aussagen durch Belege aus seriöser Fachliteratur abgesichert werden müssen. Da in der Wikipedia keine kreativen, eigenen Ideen und Argumentationen gefragt sind (siehe unten: „Enzyklopädischer Inhalt“), gilt die Stützung auf Literaturbelege hier sogar in stärkerem Maß als in wissenschaftlichen Texten sonst. Ebenso wie in einer wissenschaftlichen Arbeit darf auch in der Wikipedia kein Text anderer ohne Kennzeichnung übernommen werden, siehe hierzu weiter unten unter #Rechtliches.
Die Eigenheiten der Textsorte "Wikipedia-Artikel", die sie von einer Seminararbeit unterscheiden, sind in den folgenden Abschnitten zusammengefasst:
Allgemeinverständlichkeit
Wikipedia ist eine Enzyklopädie, daher sollte normalerweise die übliche Allgemeinbildung als Voraussetzung für die Lektüre ausreichen. Dies ist vor allem das Prinzip, nach dem gedruckte Enzyklopädien angelegt sind (bzw. waren). Im Internet hat eine Enzyklopädie sehr viel mehr Platz als ein gedrucktes Werk, daher ist auch Platz für Artikel zu Spezialthemen. Infolgedessen sind nicht alle Wikipedia-Artikel wirklich in sich selbst allgemeinverständlich. Der Anspruch ist aber, dass eine Anbindung an die Allgemeinbildung immer erfolgt; dies geschieht dadurch, dass Artikel existieren, die in die Grundlagen der jeweiligen Themen allgemeinverständlich einführen. Speziellere Artikel müssen immer hierauf verweisen und hierauf aufbauen. Ein anderer Aspekt dieses Anspruchs ist, dass eine Entscheidung zu treffen ist, ob ein Thema relevant genug für eine allgemeine Enzyklopädie ist (so dass auch Nicht-Expert/-innen eine Chance haben, irgendetwas mit dem Thema verbinden zu können).
Die (korrekte!) Verwendung von Fachbegriffen ist oft unumgänglich, und für Erläuterungen kann natürlich auf den Artikel verlinkt werden, der den Begriff erklärt. Oft ist es aber ratsam, zusätzlich zur Verlinkung eines Fachausdrucks auch eine kurze Erklärung einzubeziehen, um die Lesenden von der Aufgabe des Nachschlagens zu entlasten. Es wäre immer abzuwägen, ob ein Spezialbegriff im jeweiligen Zusammenhang erforderlich ist und einen Mehrwert bringt, oder ob eine einfachere Formulierung den Text lesbarer machen würde, ohne inhaltliche Probleme zu verursachen. Jeder Artikeltext, auch wenn er einmal notgedrungen anspruchsvoll ist, ist in erster Linie ein Service für die Lesenden. Er soll den Lesenden so gut wie möglich entgegenkommen und so einfach und zugänglich wie möglich sein, solange inhaltliche Richtigkeit und Genauigkeit gewahrt sind. Diese schwierige Balance zu finden, ist eine wesentliche Aufgabe beim Abfassen eines Artikels für eine Enzyklopädie.
Neben der bewussten Wahl von Fachbegriffen sollte Jargon vermieden wird. (Möglicherweise ist in Seminararbeiten das Gegenteil der Fall, und Studierende fühlen sich dort aufgefordert, akademischen Jargon so gut wie möglich zu imitieren.)
Enzyklopädischer Inhalt
Ziel der Wikipedia als einer Enzyklopädie ist es, gesichertes Wissen darzustellen. Dies ist auch entsprechend aus der Literatur, in der Regel Sekundärliteratur, zu belegen. Enzyklopädische Texte haben noch weniger Raum für subjektive Elemente als die wissenschaftliche Literatur. Es ist also kein Platz für (noch so interessante) Vermutungen, auch Wahrscheinlichkeitsaussagen sind schon problematisch (die Wahrscheinlichkeit müsste sich belegen lassen). Ein solcher Artikel dient auch nicht dazu, für oder gegen eine Idee zu argumentieren – und das ist ein deutlicher Unterschied zu Seminararbeiten. Auch eigene Forschung hat hier keinen Platz.
Es gibt Themen, bei denen nicht so vieles als gesichertes Wissen erscheint, sondern wo Kontroversen bestehen. Dies kann auch ein relevantes Thema für die Enzyklopädie sein. Solche Kontroversen werden in der Wikipedia dargestellt, indem die verschiedenen Positionen und ihre Begründungen berichtet werden, durchaus auch eingeordnet und gewichtet werden. Eine Enzyklopädie beinhaltet keine Stellungnahme zu Kontroversen; Kontroversen werden hier also berichtet, aber nicht geführt. Daher ist ein Enzyklopädie-Artikel durchweg darstellend abgefasst, nicht argumentierend.
Hypertext
Im Gegensatz zum allergrößten Teil der wissenschaftlichen Literatur ist die Wikipedia kein linear fortlaufender Text, sondern ein Hypertext. Jeder Artikel ist also mit anderen Artikeln verknüpft. Hieraus ergibt sich die Aufgabe, beim Schreiben auch die Abstimmung und eine mögliche Redundanz mit anderen Artikeln im Blick zu haben. Die Verteilung der Information zwischen verschiedenen Artikeln zu organisieren, ist eine Aufgabe, die zum eigentlichen Schreiben hinzukommt. Verweise auf verwandte Artikel sind ein wesentlicher Bestandteil des Textes.
Außerdem ergänzt das digitale Medium die Möglichkeit, Bild und Ton einfach in Texte zu integrieren.
Kooperatives Schreiben
Ein Wikipedia-Text gehört weder einem Autor bzw. einer Autorin, und es spielt keine Rolle, wer den Text verfasst hat. Dies ist ein sehr starker Unterschied zu den Gepflogenheiten im Wissenschaftsbetrieb.
Der Text eines Wikipedia-Artikels kann von allen jederzeit an jeder Stelle geändert werden. Der Text sollte dies durch entsprechende Gliederung in unabhängige Unterkapitel auch ermöglichen. Umgekehrt muss jede Bearbeitung im Blick haben, ob sie an der fraglichen Stelle in den Zusammenhang des Artikelaufbaus hineinpasst, so wie andere ihn schon angelegt haben. Gegebenenfalls muss die Organisation des gesamten Artikels überarbeitet werden. Es ist sinnvoll, größere Umbauten auf der Diskussionsseite des Artikels mit Anderen abzusprechen. Die Diskussionsseiten, die zu jedem Artikel gehören, sind überhaupt ein wesentliches Element der Wikipedia, wo das kooperative Arbeiten organisiert werden kann, dies sollte aktiv einbezogen werden.
Fazit
In der Praxis wird es also so sein, dass ein Text, der als eine klassische Seminararbeit abgefasst wurde, nicht direkt als Wikipedia-Artikel eingestellt werden, sondern eher als Grundlage für einen Wikipedia-Beitrag verwertet kann. Umgekehrt wäre aus Sicht der Seminarleitung abzuwägen, ob das Schreiben von Wikipedia-Artikeln wirklich die Beschaffenheit hat, die als Leistungsnachweis in einem wissenschaftlichen Studium erwartet werden. Gegebenenfalls würde die Enzyklopädiearbeit Leistungsnachweise eher ergänzen als ersetzen.
Zu den eben dargestellten Grundsätzen gibt es folgende weiterführende Artikel im wikipediainternen Bereich:
- Wikipedia:Was Wikipedia nicht ist
- Wikipedia:Keine Theoriefindung
- Wikipedia:Neutraler Standpunkt
- Wikipedia:Belege
- Wikipedia:Relevanzkriterien
(Für allgemeinere Hilfestellungen beim Schreiben siehe unten die zusätzlichen Links unter #Hilfen zum Schreiben guter Artikel.)
Vorteile für Studierende und Wikipedia
Wer sich auf die Eigenart der Wikipedia einstellt, wird in einem Wikipedia-Projekt während des universitären Unterrichts vielfältige Chancen entdecken:
- Motivation für Studierende: Mit ihrer Semesterarbeit tun sie etwas Gemeinnütziges, anstatt dass die Arbeit nach der Bewertung in einer Ablage verschwindet.
- Studierende lernen das Schreiben für eine allgemeine Zielgruppe in einem bestimmten Stil.
- Die Prinzipien Keine Theoriefindung und Neutraler Standpunkt zwingen zur Reflexion darüber, welche Inhalte ein gesicherter Konsens sind und bei welchen es sich um Vorschläge, Vermutungen oder Arbeitshypothesen handelt, die in manchen Schulrichtungen, aber vielleicht nicht überall in einem Fach wichtig genommen werden. Dadurch ist gezielt zu recherchieren, ob Uneinigkeit über bestimmte Punkte besteht, oder auch ob Uneinheitlichkeit in der Terminologie besteht.
- Seminarleiter/-innen können entlastet werden, wenn ehrenamtliche Wikipedianer/-innen den Studierenden mit Rat und Tat bei Seite stehen und zum Beispiel die Artikelbeurteilung übernehmen oder Plagiate erkennen.
- Die Wikipedia erhält neuen Inhalt.
- Eventuell bleiben manche Studierende dabei, so dass sich die Wikipedia über neue Mitmachende freuen kann.
Nach vielen Erfahrungen hat sich herauskristallisiert, welche dieser Erwartungen realistisch sind und welche Probleme entstehen können, wenn die Planung oder Durchführung nicht gut genug durchdacht war.
Sinnvolle und nicht sinnvolle Projekte
In einigen Hochschulseminaren wurde bewiesen, dass es sehr sinnvoll sein kann, Seminararbeiten in Artikel zu verwandeln oder die Studierenden mit Artikelarbeit in Wikipedia zu beauftragen. Dies setzt voraus, dass die Lehrkraft die Arbeitsweisen und Ziele der Wikipedia gut kennt. Den Studierenden und Lehrveranstaltungsleiter/-innen muss bewusst sein, dass in Konflikt mit den Zielen und Konventionen der Wikipedia stehende Beiträge dazu führen können, dass Texte auch wieder entfernt oder auf Diskussionsseiten kritisiert werden. Hier ist gegenseitiger Respekt und auch Frustrationstoleranz gefragt. Aber auch Respekt vor den Zielen der Wikipedia. Es sollte bedacht werden, dass mit Wikipedia-Bearbeitungen auch Ressourcen benutzt werden, die erst einmal zur Verfügung gestellt werden müssen.
Folgende Herangehensweisen haben sich als sinnvoll erwiesen:
- Sofern der Lehrveranstaltungsleiter keine oder wenig Wikipedia-Erfahrung hat, ist es sinnvoll, sich einen Projektbetreuer aus dem Kreis der erfahrenen Wikipedianer zu suchen. Dies kann auf den Seiten der Fachportale oder Redaktionen (siehe Themengebiete, Portale und Redaktionen) geschehen, im Zweifel kann man sich bei Fragen zur Wikipedia oder Wikipedia:Kontakt helfen und beraten lassen.
- Es kann sehr sinnvoll sein, den Studierenden einen Mentor aus dem Kreise der Wikipedianer bei Seite zu stellen. Anfragen dazu können wiederum in den Fachportalen und Redaktionen oder im Mentorenprogramm gestellt werden. Beiträge von Neulingen müssen von erfahrenern Benutzern gesichtet werden, bevor sie im Artikel sichtbar werden. Dies kann teilweise sehr lange dauern, der Mentor kann hier aushelfen.
- Die Studierenden müssen gründlich geschult werden. Es ist einzuplanen, dass die Schulung einen erheblichen Teil der gesamten Seminarzeit beansprucht. Die Schulung sollte neben dem Umgang mit der Benutzeroberfläche und der Kenntnis allgemeiner Regeln vor allem auch das Thema Kommunikation, Umgang mit Kritik, eigenes Auftreten in einem kollaborativen, anonymen Projekt sowie Umgang mit unangebrachten Äußerungen anderer Teilnehmer beinhalten.
- Das Ziel des Projektes und die Aufgabenstellung an die Studierenden muss deutlich und realistisch sein. Als Aufgabenstellung kommen nicht nur das Schreiben von neuen Artikeln, sondern auch das Überarbeiten von Bestehendem oder die Analyse von existierenden Artikeln in Frage. Insbesondere kann es sinnvoll sein, die Studierenden dazu zu animieren, sich mit der Korrektheit, Ausgewogenheit und Nachvollziehbarkeit von Wikipedia-Artikeln auseinanderzusetzen, denn viel zu häufig wird ungeprüft Falsches oder Tendenziöses aus der Wikipedia abgeschrieben.
- Die Studierenden brauchen ausreichend Zeit für die Artikelerstellung. Dabei müssen alle Arbeitsschritte berücksichtigt werden: Vorarbeiten wie Stoffsammlung und Gliederung, eigentliches Schreiben, Nacharbeiten wie eigene Fehlerkorrektur und Verarbeiten von Feedback. Sofern das Projekt freiwillige Wikipedianer mit einbezieht, ist zu berücksichtigen, dass die Wikipedianer ihre Unterstützung ausschließlich in ihrer Freizeit leisten und Beruf, Studium und/oder Familie haben. Entsprechend längere Zeit ist vorzusehen.
- Studierenden sollte nach dem Einstellen ihres Textes noch einige Zeit zur Verfügung stehen, um eventuelles Feedback zu verarbeiten.
- Es ist sinnvoll, gegenüber der Community Transparenz zu schaffen: Dies geschieht am besten mithilfe einer Projektseite, auf der die Teilnehmer und die durch sie bearbeiteten Artikel aufgelistet werden, sowie mittels Identifikation der Studierenden als solche auf ihren Benutzerseiten.
Folgende Punkte haben in der Vergangenheit wiederholt zu Missverständnissen oder Streit geführt und sind deshalb nicht sinnvoll:
- Klassische Seminararbeiten unverändert in Wikipedia einstellen; die Studierenden wurden aufgrund des unenzyklopädischen Inhalts oder der Form kritisiert und die Artikel zur Löschung vorgeschlagen. Verzweifelte Studierende hinterließen dann solche Nachrichten: „Bitte löscht den Artikel bis zum Semesterende nicht, sonst bekomme ich keinen Schein, danach ist mir alles egal.“ – Derlei ist keine sehr rücksichtsvolle Einstellung gegenüber den Zielen der Enzyklopädie.
- Eine Artikelauszeichnung (wie „lesenswert“ oder „exzellent“) anzustreben oder als Ziel zu setzen. Ohne profunde Kenntnis der Konventionen ist eine derartige Kandidatur aussichtslos, die inhaltlichen Ansprüche an eine Auszeichnung sind so hoch, dass sie im Rahmen einer Semesterarbeit eher nicht zu schaffen sind.
- Die Studierenden an Abstimmungen teilhaben zu lassen; gruppenweises Abstimmen neuer Beitragender wird häufig als Manipulationsversuch interpretiert und kann eine entsprechend heftige Reaktion nach sich ziehen.
- Das Endergebnis "fertiger Artikel" als Basis für die Leistungsbescheinigung heranzuziehen. Die Beiträge der Studierenden können jederzeit von jedem geändert werden, so dass die Arbeitsergebnisse der Studierenden in erheblichem Maß von Faktoren abhängen, die nicht ihrem Einfluss unterstehen. (Andererseits erlaubt die Versionsgeschichte eines Artikels ja stets, die Beiträge einzelner Benutzer nachzuvollziehen).
Alternativen zu Beiträgen in Wikipedia
Eigene Wikis
Es hat sich bewährt, mit der Mediawiki-Software, mit der auch die Wikipedia betrieben wird, zum Beispiel in einem lehrstuhleigenen Wiki zu arbeiten. In einem solchen Wiki kann an den Artikeln gearbeitet werden und auch die Leistungsbewertung stattfinden. Auch die urheberrechtliche Situation ist dort unter Umständen unkomplizierter. Artikel, die den Anforderungen an eine allgemeinverständliche Enzyklopädie genügen, können dann leicht in die Wikipedia übertragen werden.
Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung dieses Doppel-Konzepts mit gegenseitiger Kooperation ist Wiwiwiki, siehe dazu die Universitäts-Site wiwiwiki.net und die Wikipedia-Seite Portal:Wirtschaft/Projekt:wiwiwiki.
Wikiversity
Für manche Arten von Vorhaben ist das Wikipedia-Schwesterprojekt Wikiversity möglicherweise besser geeignet, da es nicht die Erstellung einer Enzyklopädie verfolgt, sondern eine Plattform bietet zur gemeinschaftlichen Bearbeitung wissenschaftlicher Projekte, zum Gedankenaustausch in fachwissenschaftlichen Fragen und zur Erstellung freier Kursmaterialien. Hier können auch eigene neue wissenschaftliche Erkenntnisse veröffentlicht werden, während in der Wikipedia nur durch Sekundärliteratur belegbares Wissen erwünscht ist.
Anmelden, Transparenz und Kommunikation
Prinzipiell ist eine Mitarbeit ohne Benutzernamen und ohne sich selbst zu identifizieren möglich. Dies macht allerdings die Nachvollziehbarkeit der Beiträge der Studierenden schwierig. Außerdem werden Beiträge von gänzlich unidentifizierten Benutzern kritischer betrachtet als jene von registrierten Benutzern; sie kommen auch leichter in den Verdacht, gegen die Ziele der Wikipedia zu arbeiten. Eine Anmeldung wird deshalb stark empfohlen.
Kollektive Anmeldung
Häufig melden sich ganze Seminare unter einem Benutzernamen an (z. B. als Benutzer:Klasse9a oder Benutzer:WS2006Soz). Das hat den Vorteil, dass für andere Wikipedianer sofort erkennbar ist, dass hier ein Schul- oder Universitätsprojekt am Werk ist. Der Nachteil ist, dass die Beiträge nicht einer einzelnen Person zugeordnet werden können, was auch die Bewertung der jeweiligen Leistung erschwert. Ein weiterer Nachteil ist, dass diese Benutzerkonten meist mit dem Ende des Projekts verwaisen, weil es das betreffende Seminar oder die Klasse nicht mehr gibt. Die Autoren eines Artikels sind damit bei Nachfragen nicht mehr erreichbar.
Einzelanmeldung
Die Anmeldung jedes einzelnen Teilnehmers unter einem eigenen Benutzernamen ermöglicht es den Wikipedianern, jeden einzelnen zu identifizieren. Die Autoren können sich unter diesem Benutzernamen auch nach Ende des Projekts weiter an der Wikipedia beteiligen. Die Nennung des Klarnamens ist hierbei aus Wikipedia-Sicht nicht erforderlich (siehe Wikipedia:Anonymität). Die Projektteilnehmer können einen Fantasienamen wählen und dem Lehrveranstaltungsleiter mitteilen.
Sehr sinnvoll ist es, wenn sich die Projektteilnehmer auf ihrer Benutzerseite als Neulinge und Teilnehmer eines Seminars zu erkennen geben. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass andere Wikipedianer Hilfe anbieten, und verringert die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen.
Kommunikation mit anderen Wikipedianern
Der Umgang mit der eigenen Benutzerseite und der eigenen Diskussionsseite sollte Teil eines Einschulungsprogramms sein. Für die Community ist zunächst einmal jeder Benutzer gleich. Es ist wahrscheinlich, dass die Studierenden auf ihren eigenen Diskussionsseiten angesprochen werden, sobald sie einen Artikel neu erstellt oder einen bestehenden Artikel verändert haben. Um Konflikte und Missverständnisse zu vermeiden, ist es ratsam, mit den Studierenden im Vorhinein zu besprechen, wie man auf solche Anfragen reagiert. Insbesondere erwarten die Wikipedianer, dass neue Benutzer ebenfalls das Ziel der Erstellung einer Enzyklopädie verfolgen und im Zweifelsfall von guten Absichten ausgehen. Jedenfalls wird auch von Seminarteilnehmern eine angemessene Kommunikation erwartet; speziell sind persönliche Angriffe zu unterlassen.
Die Vergangenheit hat mehrmals gezeigt, dass Personen, die Wikipedia für (soziale) Experimente gebrauchen (oder missbrauchen), oder Personen, die in den Verdacht kommen, Wikipedia-Inhalte in ihrem Sinne manipulieren zu wollen, mit einer sehr heftigen Reaktion rechnen müssen. Wenn die Studierenden erstmals zu Wikipedia-Artikeln beitragen, so ist eine Vorbereitung auf diesen Aspekt der Interaktion sehr empfohlen.
Rechtliches
Wikipedia-Artikel sind öffentlich zugänglich. Mit dem Speichern eines Textes in der Wikipedia erklärt sich der Urheber damit einverstanden, den Text unter den Bedingungen der Creative Commons zu veröffentlichen. Dies hat Auswirkungen für die weitere Verwertung des Textes. Darüber sollten sich insbesondere Dozenten im Klaren sein, die durch ihre Vorgabe Studierende unter Umständen zu dieser Lizenzierung zwingen. Alternativ bietet sich an, Artikel in einem externen, z. B. universitätseigenen Wiki zu erstellen und den Studierenden freizustellen, ob sie den Artikel in der Wikipedia veröffentlichen möchten oder nicht.
Rechtliche Aspekte sind auch bei der Illustration von Artikeln zu beachten. Nur Abbildungen, bei denen geklärt ist, dass der Urheber mit einer freien Lizenz, wie beispielsweise Creative Commons einverstanden ist, dürfen verwendet werden. Die Wikipedianer sind hier sehr streng und verlangen unter Umständen, dass der Fotograf per E-mail sein Einverständnis gegenüber dem Support-Team erklärt.
- Wikipedia:Urheberrechte beachten
- Wikipedia:Lizenzbestimmungen
- Wikipedia:Lizenzbestimmungen Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported (abgekürzt CC-by-sa-3.0)
Hilfen zum Schreiben guter Artikel
Wikipedia begrüßt jede Beteiligung, die den Umfang und die Qualität verbessert. Dazu hilft es, sich bestehende Artikel und ihre Struktur, Inhaltsaufbereitung und Textform genau anzuschauen. Einige Hilfen und Grundlagen vermitteln diese Texte (zusätzlich zu den bereis weiter oben aufgeführten Richtlinien der Artikelarbeit):
- Wikipedia:Wie schreibe ich gute Artikel
- Wikipedia:Wie gute Artikel aussehen
- Wikipedia:Handbuch
- Wikipedia:Fragen von Neulingen (Hilfe bei konkreten Fragen)
Siehe auch
- Wikipedia:Wikipedia im Bildungswesen
- Übersicht über Lehrveranstaltungen an Hochschulen mit Wikipedia-Thematik
- Wikipedia:Lehrerzimmer
Weblinks
- Strange Facts in the History Classroom: Or How I learned to Stop Worrying and Love the Wiki(pedia), Erfahrungen eines Geschichtsdozenten
- Wikipedia in der Wissenschaft, Blogbeitrag über das Spannungsfeld zwischen Wikipedia und wissenschaftlichem Studium mit Anregungen, wie sich beide gegenseitig nutzen können