Westfälische Landes-Eisenbahn GmbH | |
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Basisinformationen | |
Unternehmenssitz | Lippstadt |
Webpräsenz | www.wle-online.de |
Bezugsjahr | 2017[1] |
Eigentümer | Kreis Soest 31,48 % Kreis Warendorf 26,82 % Stadtwerke Münster 14,13 % Stadt Warstein 6,71 % Stadt Beckum 6,54 % Stadt Ennigerloh 4,61 % Stadt Lippstadt 4,38 % Stadt Rüthen 1,84 % Stadt Sendenhorst 1,76 % Gemeinde Wadersloh 1,73 %[2] |
Aufsichtsrat | Dr. Jürgen Wutschka, Dezernent für Regionalentwicklung, Kreis Soest |
Geschäftsführung | Detlef Berndt, Julian Hericks, David Oelkers, Steffen Schuldt (seit 2024) |
Betriebsleitung | Detlef Berndt |
Mitarbeiter | 112 |
Umsatz | 15,1 Mio. Euro |
Linien | |
Spurweite | 1435 mm (Normalspur) |
Eisenbahn | Münster–Warstein, Neubeckum–Ennigerloh, Belecke–Rüthen |
Anzahl Fahrzeuge | |
Lokomotiven | 19 |
Länge Liniennetz | |
Eisenbahnlinien | 119 km |
Betriebseinrichtungen | |
Betriebshöfe | 1 |
Die Westfälische Landes-Eisenbahn GmbH (WLE) ist ein Eisenbahnverkehrs- und Eisenbahninfrastrukturunternehmen innerhalb der Westfälischen Verkehrsgesellschaft (WVG) mit Sitz in Lippstadt. Die WLE bildet die Eisenbahnabteilung (Betriebsleitung, Betriebsdisposition, Bautechnik, Maschinentechnik, Vertrieb usw.) der WVG. Von Lippstadt aus werden auch die Eisenbahn-Schwesterbetriebe Regionalverkehr Ruhr-Lippe (RLG) und Regionalverkehr Münsterland (RVM) verwaltet.
Geschichte
Die WLE wurde als Warstein-Lippstadter Eisenbahn-Gesellschaft am 22. November 1881 gegründet und die Stammstrecke von Lippstadt nach Warstein am 1. November 1883 eröffnet. An der Gründung war maßgeblich der Industrielle Wilhelm Bergenthal beteiligt, der anfangs im Vorstand beziehungsweise Aufsichtsrat saß.[3]
Im Laufe der Jahre entstand ein rund 265 km langes Eisenbahnnetz in der preußischen Provinz Westfalen, das aus drei Hauptteilen bestand:
- die Stammbahn der WLE mit den Strecken Münster–Lippstadt–Warstein, Brilon–Soest und Neubeckum–Warendorf,
- die Nordbahn mit den Strecken Burgsteinfurt–Ahaus–Stadtlohn–Borken und Stadtlohn–Vreden sowie
- die Sennebahn von Wiedenbrück über Rietberg nach Sennelager. Diese Verbindung wurde im Volksmund auch „Senneblitz“ genannt.
Auf allen Strecken wurde Personen- und Güterverkehr durchgeführt, der regelmäßige Personenverkehr endete 1975. Heute führt die WLE bis auf wenige Sonderfahrten (etwa mit dem Samba-Express) ausschließlich Güterverkehr durch; es gibt noch 16 Güterverkehrsstellen. Die Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Stammstrecke ist für ca. 2025 auf dem Abschnitt zwischen Münster und Sendenhorst geplant.[4]
Der heutige Name Westfälische Landes-Eisenbahn wurde 1896 angenommen. Hauptgesellschafter war – neben Kreisen, Städten und Gemeinden – der Provinzialverband Westfalen, der nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe abgelöst wurde. Seine Aufgaben übernahm 1970 die neu gegründete Westfälische Verkehrsgesellschaft mbH. Die WLE ist seit 1980 eine GmbH. Das Stammkapital wird nach dem Ausscheiden der Westfälisch-Lippische Vermögensverwaltungsgesellschaft im Jahr 2011 zu fast drei Vierteln von den Kreisen Soest und Warendorf sowie den Stadtwerken Münster gehalten. Das restliche Viertel verteilt sich auf sieben Anliegerkommunen. Die Gesellschafter beteiligen sich entsprechend ihrem Anteil an der Übernahme des Jahresfehlbetrags.[2]
Auf der Trasse über den Haarstrang, durch das Möhnetal von Soest nach Belecke und von Heidberg nach Brilon befindet sich heute der „Pengel-Anton“-Radwanderweg.[5] Auf dem verbliebenen Reststück von Belecke nach Rüthen und einem kurzen Stück von Belecke in Richtung Soest findet Bedarfsgüterverkehr statt. Das Reststück ist, beginnend im Juni 2007, für mehr als eine Million Euro komplett saniert worden. Das Teilstück von Rüthen nach Heidberg wird nicht mehr befahren; die Gleise liegen noch mehrere Kilometer, wurden jedoch zum Teil abgebaut und für Ausbesserungen an anderen Stellen verwendet.
Auch die Sennebahn Wiedenbrück–Sennelager wurde zu einem Radwanderweg umgebaut.
Zu Freizeitzwecken werden mehrmals im Jahr von verschiedenen Vereinen Sonderfahrten auf dem Streckennetz der WLE angeboten.
Unfälle
Am 10. September 2023 kam es in Geseke zu einem Zugunfall mit einem Zug der Eisenbahngesellschaft Potsdam, der von einer WLE-Lok[6] geführt wurde. Dabei entgleiste ein mit Zement beladener Güterzug und der 30-jährige Triebfahrzeugführer kam zu Tode.[7][8]
Streckennetz
Heute betreibt und befährt die WLE im Schienengüterverkehr ein 119 Kilometer langes Streckennetz, das die Städte Warstein, Belecke, Rüthen, Erwitte, Lippstadt und Beckum miteinander verbindet. Nachfolgend werden die einzelnen Strecken mit ihren Eröffnungs- und Stilllegungsdaten aufgeführt:
Stammbahn 170 km:
- 1. November 1883 Warstein–Belecke–Lippstadt, Personenverkehr am 27. September 1975 eingestellt
- 20. Oktober 1898 Lippstadt–Beckum, Personenverkehr am 31. Mai 1975 eingestellt
- 30. September 1903 Neubeckum–Münster, Personenverkehr am 27. September 1975 eingestellt; das 5,9 km lange Zwischenstück Beckum–Neubeckum wurde am 21. September 1879 als Staatsbahn eröffnet und gehört der heutigen Deutschen Bahn
- 15. April 1899 Neubeckum–Ennigerloh, Personenverkehr am 27. September 1970 eingestellt
- 22. Juli 1899 Ennigerloh–Freckenhorst, Personenverkehr am 3. Juni 1956 eingestellt
- 1. April 1901 Freckenhorst–Warendorf, stillgelegt am 3. Juni 1956
- 1. Dezember 1898 Brilon Stadt–Belecke, Personenverkehr am 26. September 1958 eingestellt, außer Eil-Triebwagen; 28. Mai 1960 Eil-Triebwagen eingestellt; am 28. Februar 1979 Güterverkehr bis Heidberg, am 31. Dezember 1994 bis Rüthen eingestellt
- 1. Dezember 1899 Belecke–Soest, Personenverkehr am 28. Mai 1960 eingestellt, 17. April 1970 stillgelegt, abgebaut
Im Frühjahr 2005 wurde ein 4,5 Kilometer langes Anschlussgleis zur Warsteiner Brauerei mit einem Containerterminal in Betrieb genommen.[9][10]
Nordbahn 64 km:
- 1. Oktober 1902 Eröffnung; Personenverkehr am 31. Mai 1958 zwischen Stadtlohn und Vreden eingestellt; am 30. September 1962 zwischen Burgsteinfurt und Borken außer Eilzug eingestellt; am 27. September 1975 Personenverkehr komplett eingestellt; Güterverkehr am 31. Dezember 1972 zwischen Burgsteinfurt und Ahaus, am 27. September 1975 zwischen Ahaus und Stadtlohn eingestellt; 1984 ging die Bedienung der Strecke auf die Bundesbahn über. Die Strecke selbst blieb jedoch im Besitz der WLE; am 31. März 1988 Güterverkehr Vreden–Stadtlohn–Borken durch die DB stillgelegt und sofortiger Abbau der gesamten Strecke.
Sennebahn 32 km:
- 1. September 1902 Eröffnung; Personenverkehr am 31. März 1958 eingestellt; am 21. Mai 1966 Güterverkehr Delbrück–Sennelager, am 25. Mai 1990 Wiedenbrück–Delbrück eingestellt und stillgelegt; auf der Trasse zwischen Wiedenbrück und Delbrück verläuft heute ein Radweg.
Schienengüterverkehr
Der Güterverkehr wird in erster Linie auf dem eigenen Streckennetz zur Bedienung der dort vorhandenen Anschließer und zur Bedienung der Bahnhöfe mit Güterverladung durchgeführt. Hierfür stehen der WLE 15 Lokomotiven und 64 Spezialwaggons (überwiegend zum Transport von Kalkstein und Zement zu den Zementwerken im Raum Erwitte bis Ennigerloh) zur Verfügung. Im Jahr 2008 wurden 1,55 Millionen Tonnen über eine durchschnittliche Entfernung von 114 Kilometer befördert.[11]
Seit der Bahnreform fährt auch die WLE zunehmend abseits ihres eigenen Streckennetzes.[12] Dies betrifft vor allem die Versorgung der Zementwerke mit hochreinem Kalkstein und den Abtransport des Zements. Nach der Anbindung der Warsteiner Brauerei kam 2005 der wöchentliche Transport von Bier in Containerganzzügen („Warsteiner-Zug“) nach München und 2017 auch nach Hamburg hinzu.[13]
Archiv
Die archivwürdigen Unterlagen der WLE werden im Kreisarchiv Soest aufbewahrt.
Literatur
- Josef Kückmann und Burkhard Beyer: Von Warstein bis ins Münsterland. Die Geschichte der Westfälischen Landes-Eisenbahn. DGEG-Medien, Hövelhof 2008, ISBN 3-937189-39-4
- Friedrich Risse, Günter Krause: Fahrzeuge und Anlagen der Westfälischen Landes-Eisenbahn / Bd. 1. Die Dampflokomotiven der WLE. DGEG-Medien, Hövelhof 2006, ISBN 3-937189-25-4
- Karlheinz Haucke: Die Westfälische Landes-Eisenbahn. transpress Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-613-71120-6
- Josef Högemann: Westfälische Landes-Eisenbahn. in: Wolf-Dietger Machel (Hrsg.): Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland, München 2002, S. 1–52.
- Ulrich Rockelmann (Hrsg.) (2004): Das große Archiv der Eisenbahnstrecken in Deutschland. Loseblattsammlung. Strecke (9212) Lippstadt–Neubeckum–Münster; Strecke (9214) Neubeckum–Zementwerk Anneliese; Strecke (9216) Lippstadt–Warstein; Strecke (9217) Belecke–Rüthen.
- Westf. Verkehrsgesellschaft mbH Münster (Hrsg.): Mit Volldampf ins 20. Jahrhundert. 100 Jahre Westfälische Landes-Eisenbahn 2 Bände, Münster o. J.
Weblinks
- Website der Westfälischen Landes-Eisenbahn GmbH
- Fahrzeugliste auf privat-bahn.de
- Radweg auf WLE-Bahntrasse Brilon–Belecke
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Westfälische Landes-Eisenbahn in den Historischen Pressearchiven der ZBW
Museen, die sich mit der Geschichte der WLE befassen:
- Eisenbahnmuseum Stadtlohn (Museum über die WLE-Nordbahn)
- WLE-Eisenbahnmuseum (Museum mit Original-Arbeitsplätzen der WLE, seit 4. August 1984)
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2017 bis zum 31.12.2017. In: bundesanzeiger.de. Westfälische Landes-Eisenbahn GmbH, 23. November 2018, abgerufen am 22. Juli 2019.
- ↑ a b Siehe Bahn-Report, Heft 4/2011, S. 35, Herausgeber: Interessengemeinschaft Schienenverkehr e. V., Rohr, ISSN 0178-4528
- ↑ Wirtschaftsarchive NRW: Franz Anton Wilhelm Bergenthal (N 3). Abgerufen am 14. Mai 2009.
- ↑ Projektwebsite Mobilitätsachse Münster - Sendenhorst. Abgerufen am 9. September 2021.
- ↑ Pengel-Anton-Radweg auf Outdooractive.com
- ↑ Aktuelle Meldung auf der Startseite von wle-online.de. Abgerufen am 29. September 2023 (deutsch).
- ↑ LOK Report - NRW: Ein Todesopfer bei Zugentgleisung in Geseke [Lageabschlussmeldung]. Abgerufen am 17. September 2023 (deutsch).
- ↑ Zugunglück in Geseke: Video zeigt brennende Lok kurz vor Entgleisung. In: WDR aktuell. Westdeutscher Rundfunk, 12. September 2023, abgerufen am 17. September 2023.
- ↑ Vgl. Warsteiner Brauerei, "Nachhaltige Investitionen zahlen sich aus". (PDF) Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 8. Januar 2022; abgerufen am 19. April 2009. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Vgl. Frank Bachmann, Foto des Lageplans des Anschlussgleises zur Warsteiner Brauerei. Abgerufen am 19. April 2009.
- ↑ Vgl. Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2008 bis zum 31.12.2008. Westfälische Landes-Eisenbahn GmbH, 27. März 2009, abgerufen am 11. November 2009.
- ↑ Regional. Umweltfreundlich. Innovativ. In: Bahn-Media Institut (Hrsg.): Zukunftsbranche Bahn. 12. Auflage. Bahn-Media Verlag GmbH & Co. KG, Suhlendorf 2020, ISBN 978-3-9819896-2-5, S. 238–239.
- ↑ Vgl. Frank Bachmann, "Westfälische Landes-Eisenbahn: Der Bierzug Warstein – München Riem", Fotobericht. Abgerufen am 19. April 2009.