Texasdeutsch ist eine Varietät der deutschen Sprache, die von den Nachkommen der Deutschamerikaner gesprochen wird, die ab Mitte der 1850er Jahre zumeist über die Auswanderergesellschaft „Mainzer Adelsverein“ nach Texas kamen. Darunter waren auch diejenigen Deutschen, die unter Führung des Adelsvereins-Vorsitzenden Prinz Carl zu Solms-Braunfels 1846 die Stadt Fredericksburg gründeten. Auch die Städte New Braunfels, Boerne, Schulenburg, Weimar und Comfort wurden von diesen Deutschen gegründet. Zur Blütezeit des Texasdeutschen, die von etwa 1880 bis zum Ersten Weltkrieg dauerte, sprachen es im Texas Hill Country, einer zentraltexanischen Region, mehr als hunderttausend Einwohner.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Deutsche Einwanderer kamen über eine längere Zeitspanne nach Texas, das nach zehnjähriger Unabhängigkeit 1845 Bundesstaat der USA wurde. Die Fredericksburg-Siedler isolierten sich von den anderen Texanern durch ihre Weigerung, Englisch zu lernen, und bildeten im Hill Country um Fredericksburg eine Sprachinsel. Diese Periode der Isolation endete mit dem Umzug der Gillespie County Fair im Jahr 1889 nach Fredericksburg. Die Gemeinde begann nach 1900, Englischlehrer in öffentlichen Schulen einzustellen, und im Ersten Weltkrieg wurde der Deutschunterricht ganz verboten. Die Deutschfeindlichkeit auch während des Zweiten Weltkriegs besiegelte den Untergang des Texasdeutschen endgültig. Heute wird es nur noch von älteren Menschen gesprochen.
Sprache
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Texasdeutsch kennt keinen Genitiv sowie Zusammenfall von Dativ und Akkusativ. Im Übrigen wurde es im Laufe des 20. Jahrhunderts mehr und mehr zu einer deutsch-englischen Mischsprache und unterliegt infolgedessen vielfach Regeln, die von der jeweiligen sozialen Kontaktsituation abhängig sind. An der University of Texas in Austin widmet sich der Germanist Hans Christian Boas dem Texasdeutschen.
Vom Texasdeutschen, das sich nahe am Standarddeutschen bewegt, zu unterscheiden ist das Texas-Elsässische (Texas Alsatian), eine aussterbende Varietät des Elsässischen, die mit Stand 2012 noch von wenigen Personen im Medina County gesprochen wurde.[1]
Vergleich mit Deutsch und Englisch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Texasdeutsch | Hochdeutsch | Englisch |
---|---|---|
Stinkkatze | Stinktier | skunk |
Luftschiff | Flugzeug | airplane |
County | Landkreis | county |
Blanket | Decke | blanket |
all | alle/leer | gone |
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans C. Boas: The Life and Death of Texas German. Duke University Press, Durham 2009 (Publications of the American Dialect Society 95).
- Glenn G. Gilbert: The German Dialect of Kendall and Gillepsie Counties, Texas. In: Zeitschrift für Mundartforschung 31 (1964), S. 138–172.
- Marcus Nicolini: Deutsch in Texas. Lit-Verlag, Münster 2004. ISBN 3-8258-7541-5.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Karen A. Roesch: Language Maintenance and Language Death. The decline of Texas Alsatian. John Benjamin, Amsterdam / Philadelphia 2012, ISBN 978-90-272-0288-8, S. 1–2.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Texas German Dialect Project (englisch)
- Welt: „Als Deutsche die Integrationsverweigerer waren“, Artikel vom 25. Januar 2016
- Welt: „So deutsch spricht man noch im Herzen der USA“, Artikel vom 10. November 2015
- Welt: „Wo sie in Amerika noch Deutsch sprechen“, Artikel vom 14. Mai 2014
- Spiegel Online: „Man spricht Texas-Deutsch“, Artikel vom 14. April 2008
- Texas German, Podcast von Guido Meyer in der Hörfunkserie Zwischen Hamburg und Haiti des NDR, 18. Dezember 2022, 26 Minuten