Szenografie kann konkret als Weiterentwicklung des klassischen Bühnenbilds verstanden werden. Abstrakt kann sie als die Lehre bzw. Kunst der Inszenierung im Raum verstanden werden. Im über den Theaterbereich hinaus erweiterten Sinne kann sie zudem die Gestaltung von Film und Ausstellungen beinhalten.[1]
Der deutsche Berufsverband ist der Szenografie-Bund.
Zumeist werden anwendungs- und projektspezifisch Räume inszeniert. Diese Räume können sowohl real als auch virtuell erfahrbar sein. Performances und Installationen sind wesentliche Bestandteile szenografischer Arbeiten, die sich auch im Bereich der freien Kunst wiederfinden.
Berufsbild
Ein Szenograf inszeniert Räume. Um eine gelungene Inszenierung zu gestalten, gibt es verschiedenste gestalterische Instrumente, die man bedienen kann. Neben dem visuellen Reizeindruck beeinflussen Akustik, thermisches und haptisches Empfinden, ebenso wie die Proportionen und Dimensionen den Gesamteindruck eines Raumes. Hervorheben kann der Szenograf dies zum Beispiel durch Lichtgestaltung, auditive Eindrücke oder durch taktile Elemente. In manchen Inszenierungen wird sogar die olfaktorische Wahrnehmung genutzt. Damit ein abgerundetes Konzept entsteht, bezieht der Szenograf in seine Gestaltung Typografien, Farben und Materialien ein. Immer mit dem Blick auf ein Leitsystem durch den inszenierten Raum.[2]
Ausbildung
Der Szenograf arbeitet mit den Techniken von Architektur, Grafik, Design und Marketing[3] unter anderem in den Bereichen Film, Theater, Performance, Ausstellung,[4] Messe (Wirtschaft). So vielseitig wie das Berufsfeld so vielseitig ist der Weg in diesen Beruf. Neben spezialisierten Ausbildungen zu Architekten, Designern, Kuratoren werden mittlerweile spezielle Studiengänge angeboten, die mit verschiedenen Schwerpunkten einen Abschluss als Szenograf ermöglichen. Die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf bietet einen Bachelor[5] und einen Master in Szenografie, mit dem Schwerpunkt Production Design und VFX an.[6] An der Fachhochschule Dortmund – Fachbereich Design kann man einen Masterabschluss in Szenografie und Kommunikation[7] erlangen und die Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe bietet einen Diplom-Studiengang.[8]
Studiengang | Hochschule | Abschluss |
---|---|---|
Ausstellungsdesign und Szenografie | Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe | Diplom |
Bühnenbild | Universität der Künste Berlin | Bachelor of Arts |
Bühnenbild – Szenischer Raum | TU Berlin | Master of Arts |
Bühnen- und Kostümbild | Hochschule für Bildende Künste Dresden | Diplom |
Bühnen- und Kostümbild | Akademie der Bildenden Künste München | Diplom |
Bühnen- und Kostümbild, Darstellende Kunst | Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart | Diplom |
Exhibition Design | Hochschule Düsseldorf | Master of Arts |
Objekt- und Raumdesign | Fachhochschule Dortmund | Bachelor of Arts |
Raum- und Eventdesign | Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm | Bachelor of Arts |
Spatial Strategies | Muthesius Kunsthochschule Kiel | Master of Arts |
Szenenbild | Filmakademie Baden-Württemberg | Diplom |
Szenenbild | Internationale Filmschule Köln | Bachelor of Arts |
Szenografie | Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf | Bachelor of Arts |
Szenografie/Interior Design | Muthesius Kunsthochschule Kiel | Bachelor of Arts |
Szenografie und Kommunikation | Fachhochschule Dortmund | Master of Arts |
Szenografie – Kostüm – Experimentelle Gestaltung | Hochschule Hannover | Bachelor of Arts |
Szenografie, Production Design und VFX | Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf | Master of Arts |
Grundsätzlich wird in diesen Studiengängen bildnerische, dramaturgische, organisatorische, ökonomische und technische Fähigkeiten[9] in einem realen oder virtuellen Raum vermittelt. Dabei müssen architektonische, künstlerische und kuratorische Aspekte berücksichtigt werden. Als Szenograf inszeniert man Räume, die Besucher mit ihrer Narration durch diese Räume führen.
Literatur
- Gerhard Kilger (Hrsg.): Szenografie in Ausstellungen und Museen, Band 1. Klartext, Essen 2004, ISBN 978-3-89861-084-1
- Gerhard Kilger (Hrsg.): Szenografie in Ausstellungen und Museen, Band 2. Klartext, Essen 2006, ISBN 978-3-89861-462-7
- David Dernie: Ausstellungsgestaltung – Konzepte und Techniken. avedition, Ludwigsburg 2006, ISBN 978-3-89986-068-9
- Gerhard Kilger (Hrsg.): Szenografie in Ausstellungen und Museen, Band 3. Klartext, Essen 2008, ISBN 978-3-89861-742-0
- Gerhard Kilger (Hrsg.): Szenografie in Ausstellungen und Museen, Band 4. Klartext, Essen 2009, ISBN 978-3-8375-0305-0
- Ralf Bohn: Inszenierung als Widerstand : Bildkörper und Körperbild bei Paul Klee. transcript Verlag, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-8376-1262-2
- Atelier Brückner: Scenography – Szenografie: Making spaces talk/Narrative Räume, Projekte/Projects 2002-2010. av edition, Ludwigsburg 2010, ISBN 978-3-89986-136-5.
- Gerhard Kilger (Hrsg.): Szenografie in Ausstellungen und Museen, Band 5. Klartext, Essen 2011, ISBN 978-3-8375-0665-5
- Aurelia Bertron, Ulrich Schwarz, Claudia Frey (Hrsg.): Projektfeld Ausstellung: Eine Typologie für Ausstellungsgestalter, Architekten und Museologen; Project scope: exhibition design. Birkhäuser, Basel 2012, ISBN 978-3-0346-0775-9
- Paul Divjak: Integrative Inszenierungen, Zur Szenografie von partizipativen Räumen. transcript Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-1942-3
- Gerhard Kilger (Hrsg.): Szenografie in Ausstellungen und Museen, Band 6. Klartext, Essen 2014, ISBN 978-3-8375-1108-6
- Ralf Bohn, Heiner Wilharm (Hrsg.): Inszenierung und Effekte: Die Magie der Szenografie. Transcript, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2303-1
- Ralf Bohn, Heiner Wilharm (Hrsg.): Inszenierung der Stadt: Urbanität als Ereignis. transcript Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2034-4
- Ralf Bohn, Heiner Wilharm (Hrsg.): Inszenierung und Vertrauen: Grenzgänge der Szenografie. transcript Verlag, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-1702-3
- Ralf Bohn, Heiner Wilharm (Hrsg.): Inszenierung und Politik: Szenografie im sozialen Feld. transcript Verlag, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3105-0
- Ralf Bohn: Szenische Hermeneutik: Verstehen, was sich nicht erklären lässt. transcript Verlag, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3151-7
- Ralf Bohn, Heiner Wilharm (Hrsg.): Inszenierung und Ereignis: Beiträge zur Theorie und Praxis der Szenografie. Transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-1152-6
- Ralf Bohn: Vom Zeichen zur Szene: Der Diskurs der Bedeutungsproduktion in Präsenzgesellschaften. transcript Verlag, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3836-3
- Atelier Brückner: Scenography – Szenografie 2: Staging the Space – Der inszenierte Raum, 2011-2018. Birkhäuser, Basel 2018, ISBN 978-3-0356-1640-8.
- Thomas Moritz: Szenografie digital : Die integrative Inszenierung raumbildender Prozesse. Imprint: Springer Vieweg, 2020, ISBN 978-3-658-31074-5.
- Erika Thümmel, FH Joanneum Gesellschaft (Hrsg.): Die Sprache der Räume: Eine Geschichte der Szenografie. Birkhäuser Verlag, Basel, 2021, ISBN 978-3-0356-2271-3
- Birgit Wiens (Hg.): Contemporary Scenography: Practices and Aesthetics in German Theatre, Arts and Design. Bloomsbury, London/New York (2019) 2021, ISBN 978-1-350-06448-5
Einzelnachweise
- ↑ Paul Divjak: Integrative Inszenierungen: zur Szenografie von partizipativen Räumen. Band 5. transcript Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-1942-3.
- ↑ Wibke Weber: Kompendium Informationsdesign. Springer, Berlin 2008, ISBN 3-540-69817-5, S. 151–164.
- ↑ Ralf Bohn, Heiner Wilharm: Inszenierung und Ereignis : Beiträge zur Theorie und Praxis der Szenografie. Transcript, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-8376-1152-6, S. 10.
- ↑ Wibke Weber: Kompendium Informationsdesign. Springer, Berlin 2008, ISBN 3-540-69817-5, S. 152.
- ↑ Webseite zur Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf Bachelorstudiengang Szenografie Abgerufen am 3. Juni 2021
- ↑ Webseite zur Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf mit dem Schwerpunkt Production Design und VFX Abgerufen am 3. Juni 2021
- ↑ Webseite zur Fachhochschule Dortmund Master: Szenografie und Kommunikation Abgerufen am 3. Juli 2021
- ↑ Webseite zur Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe Abgerufen am 3. Juli 2021
- ↑ Webseite zur Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf Abgerufen am 3. Juli 2021