Straßenbahn Solingen | |
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Basisinformationen | |
Staat | Deutschland |
Stadt | Solingen |
Eröffnung | 2. Juni 1897 |
Elektrifizierung | seit Anbeginn |
Stilllegung | 16. November 1959 |
Betreiber | Stadtwerke Solingen |
Infrastruktur | |
Ehemals größte Streckenlänge |
38,7 km |
Spurweite | 1000 mm (Meterspur) |
Stromsystem | 600 Volt DC Oberleitung |
Betriebsart | Zweirichtungsbetrieb |
Betriebshöfe | 1 |
Betrieb | |
Linien | 5 |
Die Straßenbahn Solingen war das Straßenbahnsystem der Stadt Solingen; das lokale Liniennetz existierte bis 1959.
Geschichte
Solinger Stadtbahn
Die meterspurige Solinger Stadtbahn wurde am 30. Dezember 1896 durch die Union-Elektricitäts-Gesellschaft (UEG) aus Berlin gegründet. Sie bekam dabei eine zeitlich unbegrenzte Konzession für den Bau und Betrieb einer Straßenbahn in Solingen. Die erste Strecke von Stöckerberg über Schlagbaum, Mühlenplätzchen und die Kölner Straße zum Südbahnhof wurde am 2. Juni 1897 in Betrieb genommen und war drei Kilometer lang. Ihr folgte am selben Tag die Strecke von Neumarkt über die Kaiserstraße, die Schützenstraße und die Burger Straße zur Krahenhöhe mit 2,4 Kilometern Länge. Schließlich wurde am 2. April 1898 die Strecke vom Südbahnhof über die Grünewalder Straße nach Höhscheid mit zwei Kilometern Länge eröffnet. Die dritte Strecke hatte allerdings keinen Anschluss an die Erste, da die Preußische Staatseisenbahnen die Querung der Strecke nicht erlaubte. Dies führte dazu, dass Fahrgäste zu Fuß die Eisenbahngleise überqueren mussten.
Am 1. Januar 1903 wurde die Bahn von der Solinger Kleinbahn AG übernommen. Diese am 13. Februar 1900 gegründete Gesellschaft befand sich im Eigentum der UEG und der Gesellschaft für elektrische Unternehmungen. Nachdem am 19. Oktober 1910 der neue Hauptbahnhof in Solingen eingeweiht wurde, konnten die Streckenteile, die vorher am Südbahnhof getrennt waren, vereinigt und durchgehend befahren werden.
Zum 16. August 1913 wechselte die Bahn abermals ihren Besitzer. Von nun an gehörte sie der RWE, die sich verpflichtet hatte, etliche Strecken in und um Solingen neu zu bauen. Am 4. August 1914 wurde am Mühlenplätzchen ein Anschluss zur Barmer Bergbahn hergestellt.
Während des durch den Ersten Weltkrieg bedingten Personalmangels konnte der Betrieb nicht mehr reibungslos durchgeführt werden, so dass es zu Streckeneinstellungen kam. Erst ab 1919 konnte man wieder den normalen Betrieb durchführen.
Am 20. Dezember dieses Jahres wurde von der Stadt auch der Vertrag mit der RWE gekündigt. Da die Strecken herabgewirtschaftet waren, übernahm die Stadt von da an den Betrieb selbst. Am 1. April 1922 wurde die Strecke Krahenhöhe–Burg der Wermelskirchen-Burger Eisenbahn übernommen. Am 2. Dezember 1926 wurde die schon von der RWE geplante Strecke von der Brühler Straße nach Widdert in Betrieb genommen.
Solinger Kreisbahn
Parallel zur Stadtbahn wurde von der UEG am 6. bzw. 8. Februar 1898 mit den Gemeinden Gräfrath, Solingen, Ohligs, Vohwinkel und Wald ein Vertrag über den Bau einer meterspurigen Straßenbahn geschlossen.
Am 19. November 1898 wurden die Strecken von Solingen über Merscheid nach Ohligs und von Schlagbaum nach Wald in Betrieb genommen. Zwei Monate später, am 13. Januar 1899, folgten die Abschnitte von Ohligs nach Wald und von Solingen über Gräfrath nach Vohwinkel.
Die UEG gründete am 13. Februar 1900 die Solinger Kreisbahn AG, die offiziell die Strecken am 1. Januar 1902 übernahm. Die Kreisbahn selbst unternahm keine weiteren Streckenverlängerungen. Dafür übernahm sie 1905 die Strecken der Straßenbahn Elberfeld–Cronenberg–Remscheid und pachtete ab dem 12. Juli 1908 die Strecke Stadttheater – Ostersbaum von der Straßenbahn der Stadt Elberfeld. Die Strecke der Straßenbahn Elberfeld–Cronenberg–Remscheid wurde zum 1. Januar 1909 an die Barmer Bergbahn AG weiterverkauft.
Am 16. August 1913 wechselte die Bahn zusammen mit der Stadtbahn in die Hände der RWE. Der von der RWE geplante normalspurige Ausbau fand aufgrund von Differenzen bezüglich der konkreten Linienführung und durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht statt. Der schon begonnene Ausbau ist heute noch anhand des Frankfurter Damms sichtbar, der dem Verlauf des damals schon gebauten Abschnittes entspricht.
Der Erste Weltkrieg führte auch hier zu Betriebseinstellungen. Solingen wurde im Zuge der alliierten Rheinlandbesetzung der unter britischer Verwaltung stehenden Besatzungszone rund um Köln zugeschlagen, während die damals noch selbständigen Nachbargemeinden Vohwinkel und Cronenberg unbesetzt blieben. So konnte der am 16. Dezember 1918 eingestellte Betrieb erst wieder aufgenommen werden, nachdem die Grenzpolizei an der Kluse und der Kohlfurther Brücke Posten bezogen hatte.
Zum 1. Januar 1920 wurde die Bahn, nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende der RWE Hugo Stinnes seinen Widerstand aufgegeben hatte, Eigentum der Gemeinden des Landkreises Solingen.
Stadtwerke Solingen
Nachdem sich die Eingemeindung von Gräfrath, Ohligs und Wald nach Solingen abzeichnete, wurden am 1. August 1929 die Betriebe von Stadtbahn und Kreisbahn zu den Städtischen Straßenbahnen Solingen zusammengelegt. Die Bahn bediente im Jahr 1929 insgesamt fünf Linien.
Am 25. Januar 1931 wurde ein Tunnel im Innenstadtbereich unter dem Güterbahnhof in Betrieb genommen. Am 29. April 1932 hatte die Stadt Wuppertal, in der die Gemeinde Vohwinkel aufgegangen war, der Auflösung der Kreisbahn nachträglich zugestimmt. Somit wurde die Städtischen Straßenbahnen Solingen GmbH erst zu diesem Zeitpunkt in das Handelsregister eingetragen. Auf Anordnung der Geschäftsführung wurde die GmbH jedoch schon am 30. November 1933 zu einem Eigenbetrieb der Stadt Solingen. Nach einigen Umbauten im Liniennetz betrug seine Länge am Ende des Jahres 1936 ungefähr 38,7 Kilometer.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Strecke zwischen Schlagbaum und Stöckerberg eingestellt. Am 9. September trat dann der Kriegsfahrplan in Kraft, der nur noch Fahrten für den Berufsverkehr vorsah. Auf Anordnung des Innenministers wurde auch die Gleisanlage auf der Wupperbrücke in Burg wieder in Betrieb genommen, weil eine Verbindung zwischen Wuppertal und Solingen als kriegswichtig erachtet wurde. 1943 wurden bei einem Bombenangriff Teile des Remscheider Netzes beschädigt, so dass zwischen dem 11. August und dem 3. Oktober die Verbindung zwischen Burg und Remscheid-Krankenhaus der Stadtwerke Remscheid von den Bahnen aus Solingen übernommen werden musste. In je einem Luftangriff wurden am 4. zum 5. November 1944 weite Teile der Solinger Altstadt zerstört. Dem Angriff fiel auch der Wagenpark der Straßenbahn fast vollständig zum Opfer. Am 16. Februar 1945 wurde der Betrieb wegen der sich nähernden Front eingestellt. Am 17. April wurde die Stadt von US-amerikanischen Truppen besetzt.
Der grobe Wiederaufbau war am 16. Dezember 1946 vollzogen und das Vorkriegsnetz wieder in Betrieb. Neben dem Personenverkehr kam in den Nachkriegsjahren auch der Gütertransport hinzu. So wurde beispielsweise von den Stadtwerken Kohle von Bochum nach Solingen transportiert.
Zu Beginn der 1950er begann die langsame Umstellung des Straßenbahnbetriebes zugunsten der Installation eines Oberleitungsbus-Betriebes. Am 12. Juni 1952 wurde die erste und am 16. November 1959 um 10 Uhr die letzte Straßenbahnlinie der Stadtwerke in Solingen eingestellt. Die letzte Fahrt einer Straßenbahn auf dem Stadtgebiet von Solingen fand am 3. Mai 1969 statt, als die Stadtwerke Wuppertal die letzte Fahrt auf der Strecke von Cronenberg nach Solingen durchführten.
Andere Straßenbahnenbetriebe im Stadtgebiet
Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn
Von 1906 bis 1908 wurde die Trasse der Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn für den Personenverkehr über den damaligen Endpunkt Müngsten über die Wupperbrücke Grunenburg hoch nach Krahenhöhe verlängert und als Straßenbahnlinie 9 betrieben. Wirtschaftlich rentierte sich die Strecke zu keinem Zeitpunkt. Nach Abschaltung des Elektrizitätswerks fand nur noch sporadischer Personenverkehr und kaum noch Güterverkehr statt. Schon während des Ersten Weltkriegs wurde dieser Abschnitt stillgelegt (17. Januar 1917) und der Fahrdraht teilweise demontiert.
Barmer Bergbahn AG
Am 1. April 1912 begann die Barmer Bergbahn mit dem Bau einer Strecke von Cronenberg nach Solingen. Die am 4. August 1914 in Betrieb genommene Strecke war 7,3 Kilometer lang und besaß einen 188 Meter langen Tunnel. Um die Strecke an einer weiteren Stelle mit dem restlichen Netz zu verbinden, wurde der von der Bergischen Kleinbahn AG gebaute, aber nicht in Betrieb genommene Gleisabschnitt zwischen Gelpetal und Friedenshain gepachtet. Sie wurde später von den Wuppertaler Stadtwerken als Straßenbahnlinie 5 betrieben und erst zehn Jahre nach der letzten stadteigenen Linie eingestellt.[1]
Fahrzeuge
Arbeitswagen
Einer der letzten neu angeschafften Arbeitswagen war der ATw 41, ein 1952 von der Schörling Waggonbau hergestellter Schleifwagen, der zuletzt bei der Mülheimer VerkehrsGesellschaft im Einsatz war und dort 2009 außer Dienst gestellt wurde. Der Wagen ist heute noch betriebsfähig und im Einsatz beim Bergischen Straßenbahnmuseum in Wuppertal-Kohlfurth.
Literatur
- Manfred Krause: Dreieick – Entwicklung des Öffentlichen Nahverkehrs in Solingen. In: Jochem Putsch u. a. (Hrsg.): City-Wanderung durch Solingen. Solingen 1991.
- J. M. Bankes: 100 Jahre für Sie mobil. Hrsg.: Stadtwerke Solingen. 1. Auflage. Raimond Roth, Solingen Juni 1997.
- Jürgen Eidam und Wolfgang R. Reimann: 5 und 25 unterwegs – Eine Straßenbahnzeitreise von Wuppertal nach Solingen. Eisenbahn-Kurier, Remscheid 2012, ISBN 978-3-9815166-1-6.
Weblinks
- Straßenbahnen in Solingen, obus.info, abgerufen am 1. Dezember 2023
Einzelnachweise
- ↑ Vor 100 Jahren: Die erste Straßenbahn nach Solingen. In: Cronenberger Woche. 26. September 2014, abgerufen am 12. Oktober 2023.