Stantienit ist eine Bernsteinart, die 1880 von Ernst Pieszczek[1] beschrieben wurde. Stantienit wurde als akzessorischer Bestandteil im bergbaulich gewonnenen Baltischen Bernstein (Succinit) gefunden. Die Namensgebung erfolgte nach Friedrich Wilhelm Stantien, dem Mitinhaber der Firma Stantien & Becker, dem ersten Unternehmen des industriellen Bernsteinabbaus im Samland. Seitdem sind keine Neufunde aus dem Samland dazugekommen. Bereits in den 1880er Jahren bestand aber eine große Unsicherheit[2], welche der wenigen Fundstücke von gleicher Farbe und ähnlicher Beschaffenheit Stantienit sind. Neue Funde sind erst ab dem Jahre 1986 vom Bitterfelder Bernsteinvorkommen[3] bekannt geworden. Die schon lange bestehende Konfusion lebte daraufhin wieder auf.[4][5]
Ernst Pieszczek hat dieses optisch exotisch wirkende schwarze fossile Harz als „ungemein spröde“ und als sehr leicht zu pulverisieren beschrieben. Das Pulver hat eine zimtbraune Farbe. Bernsteinsäure ist nicht enthalten.
Aus dem Bernsteinvorkommen Bitterfeld wurden mehr als 30 Stücke größer als 20 mm und von der Korngröße kleiner als 20 mm mehrere Hundert Stücke geborgen.[6] Die nicht seltenen Tropfen und Schlauben sprechen gegen die häufig geäußerten Zweifel an der Harznatur des Stantienit, insbesondere wenn das Harz auf Succinit aufgetropft ist.[7]
Die Erzeugerpflanze des Stantienit ist noch nicht bekannt. Wahrscheinlich erscheint eine Verwandtschaft mit Canarium rostratum aus der Familie der Balsambaumgewächse (Burseraceae), nach Alexander Tschirch[8] die vermutliche Stammpflanze des „Schwarzen (Sumatra-) Dammar“.
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Pieszczek: Ueber einige neue harzähnliche Fossilien des ostpreussischen Samlandes. In: Archiv der Pharmacie - Zeitschrift des Deutschen Apotheker-Vereins, Band 14, Heft 6, Halle/Saale 1880, Seiten 433–436 (online)
- ↑ Robert Caspary: Neue fossile Pflanzen der blauen Erde, d. h. des Bernsteins, des Schwarzharzes und des Braunharzes. In: Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg, Jahrgang 22, Sitzungsberichte, Königsberg 1881, Seiten 22–31 (online)
- ↑ Roland Fuhrmann, Rolf Borsdorf: Die Bernsteinarten des Untermiozäns von Bitterfeld. In: Zeitschrift für angewandte Geologie, Band 32, Berlin 1986, Seiten 309–316, PDF.
- ↑ Günter Krumbiegel, Barbara Kosmowska-Ceranowicz: Bitterfelder Bernsteinarten und -varianten im Vergleich zu anderen Lagerstätten (Stand der Untersuchungen 2004). In: Exkursionsführer und Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, Heft 224, Berlin 2004, Seiten 47–59.
- ↑ Günter Krumbiegel, Barbara Kosmowska-Ceranowicz (2007): Die Arten des Bitterfelder Bernsteins. In: Bitterfelder Heimatblätter, Sonderheft 2007, Bitterfeld 2007, ISSN 0232-8585, Seiten 43–64
- ↑ Roland Fuhrmann: Die Bitterfelder Bernsteinarten. In: Mauritiana, Band 21, Altenburg 2010, ISSN 0233-173X, Seiten 13–58, PDF.
- ↑ Paul Dahms: Mineralogische Untersuchungen über Bernstein. – XIII: Schwarzharz und Ostseebernstein. In: Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, Neue Folge, Band 15, Heft 3, Danzig 1921, Seiten 57–68.
- ↑ Alexander Tschirch: Die Harze. Die botanischen und chemischen Grundlagen unserer Kenntnisse über die Bildung, Entwicklung und Zusammensetzung der pflanzlichen Exkrete. Band II, 1.Hälfte: XII, Berlin 1935, 471 Seiten