Schmidt Spiele GmbH
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1907 |
Sitz | Berlin, ![]() |
Leitung | Axel Kaldenhoven, Martina Priemer |
Umsatz | 57,5 Mio. Euro 2024 (2023; 57,2 Mio. Euro Vorjahr)[1] |
Branche | Brettspiele, Puzzles, Holzspielzeug, Plüsch |
Website | www.schmidtspiele.de |
Stand: 23. Januar 2025 |
Schmidt Spiele ist ein Spieleverlag in Berlin, der sich vor allem auf familientaugliche Gesellschaftsspiele konzentriert. Zum Sortiment des Verlags gehören neben Brettspielen auch Puzzle und Plüschartikel. Die Schmidt Spiele GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Good Time Holding GmbH. 2008 wurde der Kinderspielverlag Drei Magier übernommen, 2017 der Spielzeughersteller Selecta Spielzeug, die beide als eigenständige Marken weitergeführt werden.
Unternehmensgeschichte
Der aus Amberg stammende Verlagsgründer Josef Friedrich Schmidt (1871–1948) entwickelte 1907 das auf antiken Vorbildern, vor allem dem indischen Pachisi, beruhende Brettspiel Mensch ärgere Dich nicht, um eine Beschäftigung für seine drei Söhne in der engen Wohnung zu finden. Um 1910 begann er, in seiner Werkstatt in der Münchener Lilienstraße erste Exemplare herzustellen, gründete einen kleinen Verlag und ließ eine erste Serie produzieren.
Mangels Bekanntheit, eines leistungsfähigen Vertriebs sowie des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges blieb der Erfolg jedoch aus. Schmidt blieb auf seinem Spielspaß sitzen. Teils aus Enttäuschung, teils aus Patriotismus, übergab der erfolglose Erfinder 3000 Exemplare als Sachspende an die Frontsoldaten und für die Verwendung in Lazaretten. Hier wurde das Spiel als willkommener Zeitvertreib begeistert angenommen. Im Gegensatz zu der österreichischen Pachisi-Variante Wer wird siegen? war Mensch ärgere dich nicht neutral gehalten und entbehrte aufdringlicher Propaganda.[2]
Front-Urlauber und insbesondere die Heimkehrer nach Kriegsende brachten das Spiel nach Hause zu ihren Familien, von wo es sich schnell weiter verbreitete. Schon gegen Ende des Krieges hatte die große Nachfrage zu einem Produktions-Engpass geführt, so dass Josef Friedrich Schmidt zur Sicherung des Nachschubs vorübergehend eine Lizenz an den Spieleverlag „Spear“ vergeben hatte. Unmittelbar nach Kriegsende setzte nun der wirtschaftliche Durchbruch ein, und 1920 waren für jeweils 35 Pfennige bereits eine Million der Spiele in deutsche Wohnzimmer gelangt.[3]
Zwei Unternehmen
Sein Sohn Franz Schmidt (1895–1978) machte sich 1936 selbständig und gründete in Nürnberg das Unternehmen Franz Schmidt Nürnberg.[4] Er übernahm viele Titel von seinem Vater, lediglich die erfolgreichen Spiele wie Mensch ärgere Dich nicht, Das Lustige Topfspiel, das Spiele-Magazin Nr. 14 und die Kaleidofixe durfte er nicht produzieren.[4] Teilweise wurde ein Logo mit den Buchstaben „FSN“ verwendet; die beiden Unternehmen arbeiteten eng zusammen.[4] Von 1936 bis 1938 produzierte Franz Schmidt Monopoly.[5] Vor dem Zweiten Weltkrieg war dessen Sitz in Nürnberg und beide Unternehmen unterhielten eine Vertriebspartnerschaft.[6]
Unter dem Einfluss der Nationalsozialisten veröffentlichten die Verlage, wie andere deutsche Verlage auch, Propagandaspiele wie unter anderem das Spiel Mit ‚Prien‘ gegen England, das in Anlehnung an die Erfolge des Marineoffiziers und U-Boot Kommandanten Günther Prien erschien.[7]
Nach dem Krieg zog das Unternehmen von Franz Schmidt von Nürnberg nach München und verwendete anfangs als Logo „FSM“, später ein Logo aus den Zwiebeltürmen der Münchener Frauenkirche mit dem Schriftzug „Spiele-Schmidt“.[4] Das Unternehmen „J. F. Schmidt“ wurde nach dem Tod von Josef Friedrich Schmidt 1948 von seiner Frau Else Maria und später von seiner Tochter Marta fortgeführt, Ende der 1950er Jahr wurde ein Logo mit den Buchstaben „JFS“ in einem Würfel verwendet.[4] Bei Franz Schmidt erschien 1953 Monopoly erneut mit veränderten Straßennamen und neuer Währung.[8]
Fusion
1970 fusionierten die beiden Unternehmen zu „Schmidt Spiel und Freizeit“, ab ca. 1973 wurde ein Logo mit dem langen, vierfarbigen, zum „S“ geschwungenen Band verwendet, was ähnlich dem heutigen Logo ist.[4] In den 1970er Jahren vernichtete ein Brand das Archiv der Verlage.[6] Das Angebot des Verlages umfasst seit dem Beginn Kinder-, Familien- und Erwachsenenspiele sowie Puzzles – unter anderem wurden über die Jahre Spiele wie Kniffel, Spitz pass auf, Acquire, Dampfross und die deutsche Umsetzung des Games-Workshop-Spiels Talisman veröffentlicht. In den 1980er Jahren wurde gemeinsam mit dem auf Fantasyliteratur spezialisierten Verlag Fantasy Productions und dem Verlag Droemer Knaur das Fantasy-Rollenspiel Das Schwarze Auge als deutsche Konkurrenz zu Dungeons & Dragons entwickelt und produziert.[9]
Übernahme durch Blatz
1997 geriet Schmidt Spiele in wirtschaftliche Schwierigkeiten, meldete Konkurs an und wurde von der Blatz-Gruppe übernommen. Zu diesem Zeitpunkt war Schmidt Spiele bereits der zweitgrößte Spielehersteller Deutschlands. Zur Blatz-Gruppe gehörten unter anderem das 1976 gegründete Hörspiel-Label Kiosk, der seit 1992[10][11] aktive Spieleverlag Blatz Spiele sowie der 1996 übernommene Spielkartenhersteller ASS. Die Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer kürte Karl Blatz zum Unternehmer des Jahres 1997.[12]
Blatz bietet seitdem seine Produkte unter dem Markennamen Schmidt Spiele an und übernahm später den Namen als Unternehmensnamen. Seit Ende der 1990er Jahre hat das Unternehmen neben Spielen und Puzzles auch Plüschtiere im Programm. Der ursprünglich eigenständige Kinderspielverlag Drei Magier Spiele, für den Schmidt Spiele seit 2001 den Vertrieb übernahm, wurde 2008 Teil von Blatz / Schmidt Spiele.
Im Januar 2017 gab Schmidt Spiele eine strategische Partnerschaft mit dem Spielzeughersteller Schleich bekannt, um gemeinsam Puzzle mit beigelegten Tierfiguren herzustellen und zu vertreiben.[13] Im Dezember 2017 übernahm Schmidt Spiele den insolventen Spielwarenhersteller Selecta Spielzeug und führt seitdem dessen Produkte als Marke Selecta weiter.[14]
Der Verlag vertrieb zudem über mehrere Jahre auch die Brettspiele des Hans im Glück Verlags mit Spielen wie Thurn und Taxis, Dominion und Carcassonne. Im Juli 2018 gaben beide Verlage bekannt, diese Zusammenarbeit nicht mehr weiterzuführen.[15]
Seit 1997 gehört „Schmidt Spiele“ zusammen mit den „Kiddinx“-Unternehmen „Kiddinx Media“ und „Kiddinx Studios“ sowie den Marken Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg, Bibi & Tina, Drei Magier, Elea Eluanda, Die Fußballbande, Jan Tenner, Kira Kolumna, Ligretto, Kniffel, Mauseschlau & Bärenstark, Mensch ärgere Dich nicht, Selecta zur Good Time Holding GmbH,[16][17] welche von Karl Blatz und Martina Priemer geführt wird.[18]
Auszeichnungen & Preise
Seit der Gründung der Spiel des Jahres-Jury 1978 hat Schmidt Spiele bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen verdient. Dabei sind klassische Gesellschaftsspiele, wie Qwirkle oder Auf Achse, Kennerspiele, wie Die Quacksalber von Quedlinburg und auch Kinderspiele. Aber nicht nur bei der deutschen Spiel des Jahres-Jury überzeugt der Verlag, auch beim Deutschen Spielepreis oder beim Österreichischen Spielepreis konnte Schmidt Spiele viele Auszeichnungen verdienen. Eine Auflistung der zahlreichen Preise sind in der folgenden Liste zu finden:
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Neben den zahlreichen ausgezeichneten Spielen hat auch der Verlag selber bereits einige Preise der Branche gewinnen können. Unter anderem gewann Schmidt Spiele 2024 die Druck & Medien Awards gemeinsam mit dem Produzenten Friedmann Print Data Solutions GmbH für den innovativen Onlinedruck verbunden mit dem 2024 neu erschienenen personalisiertem Mensch ärgere dich nicht.[19]
Weblinks
- Offizielle Website
- Drei Magier Website
- Selecta Website
- Schmidt Spiele in der Spieledatenbank Luding
- Blatz Spiele in der Spieledatenbank Luding
- Schmidt Spiele in der Spieledatenbank BoardGameGeek (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Schmidt spielt mit stabilem Umsatz auf hohem Niveau, Pressemitteilung Schmidt Spiele vom Januar 2025
- ↑ Schmidt Spiele GmbH (Hrsg.): Das "populärste Spiel der Nation" gestern und heute. S. 22.
- ↑ Schmidt Spiele GmbH (Hrsg.): Das "populärste Spiel der Nation" gestern und heute. S. 24.
- ↑ a b c d e f Geschichte & Fakten auf alte-brettspiele.jimdofree.com, abgerufen am 12. Dezember 2024
- ↑ Monopoly bei der Europäischen Spielesammler Gilde, abgerufen am 12. Dezember 2024
- ↑ a b Geschichte von Monopoly in Deutschland bei fbas.tv
- ↑ Abbildung und Beschreibung: Webseite zu deutschen Propagandaspielen, Webseite mit Herstellerangabe, Auktionsangebot aufgerufen am 10. Mai 2012
- ↑ Monopoly – Germany – Classics bei worldofmonopoly.com, abgerufen am 12. Dezember 2024
- ↑ Stephan Gedenk: Fantasy Productions. Ein Fuchs in der Spielszene. Spielzeit 2/94, Mai 1994; S. 31–37.
- ↑ Blatz Spiele bei Luding, abgerufen am 12. Dezember 2024
- ↑ Wieland Herold: Auf Kurs - Blatz Spiele aus Berlin von 1992 auf mit80.de, abgerufen am 12. Dezember 2024
- ↑ Benjamin Blümchens "Törööö" brachte Glück am 4. September 1997 beim Berliner Kurier, abgerufen am 12. Dezember 2024
- ↑ Zusammengepuzzelt: Schmidt Spiele und Schleich planen Kooperation ( des vom 2. Juli 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Pressemitteilung vom 5. Januar 2017; abgerufen am 2. Juli 2018.
- ↑ Schmidt Spiele® vergrößert sich mit bayerischer Holzspielzeugmarke Selecta ( des vom 2. Juli 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Pressemitteilung vom 24. Oktober 2017; abgerufen am 2. Juli 2018.
- ↑ Neuorientierung bei Schmidt Spiele® und Hans im Glück für 2019. ( des vom 2. Juli 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Pressemitteilung vom 2. Juli 2018; abgerufen am 2. Juli 2018.
- ↑ Unsere Tochterunternehmen auf gt-holding.de, abgerufen am 12. Dezember 2024
- ↑ Unser Markenportfolio auf gt-holding.de, abgerufen am 12. Dezember 2024
- ↑ Impressum Good Time Holding GmbH auf gt-holding.de, abgerufen am 12. Dezember 2024
- ↑ Mensch ärgere Dich nicht® Personalisierte Edition, auf schmidtspiele-shop.de