Das Schloss Reinsberg befindet sich in der Gemeinde Reinsberg im Landkreis Mittelsachsen in Sachsen. In älterer Literatur wird das Schloss auch als „Oberreinsberg“ betitelt.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits 1197 befand sich hier der Sitz eines ritterlichen Herrengeschlechts. Davon zeugen noch heute die Schlösser in Reinsberg und Bieberstein. Wann das Schloss Reinsberg erbaut wurde und wer dessen Gründer war, ist bis heute nicht mit Sicherheit nachgewiesen. Es wird aber als sehr wahrscheinlich angesehen, dass die Entstehung des Ortes und auch des Schlosses einem deutschen Edlen namens Reinhardt zu verdanken ist, der an diesem Ort eine Burg baute, unter deren Schutz sich nach und nach Landbauern ansiedelten.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der schwer zugängliche Steilhang über der Bobritzsch ist wohl der Grund dafür, dass hier eine burgartige Befestigung angelegt wurde. Von der ungeschützten Ostseite her wurde die Burg durch einen Graben gesichert, der nur durch eine Zugbrücke zu überwinden war. Ein mächtiger Turm überragte den Bau.
Besitz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als erste Besitzer des Rittergutes Reinsberg waren die Herren Reinsberg genannt. Die Herrschaft der Reinsberger dauerte nicht lange. Bereits im 14. Jahrhundert verloren sie größere Teile ihres Stammsitzes. Diese Anteile wurden im Jahr 1404 von den Schönbergern erworben, die im Jahr 1411 auch noch den Rest übernahmen. Somit ging die Burg in den Besitz der Schönberger über, die über 500 Jahre auf dem Schloss Reinsberg wohnten. Dazu gehörte auch ein als eigenes Rittergut geführtes Vorwerk in Krummenhennersdorf. 1572 erfolgte die Teilung des Besitzes in Oberreinsberg mit dem Schloss Reinsberg[2] und Niederreinsberg mit dem Rittergut Niederreinsberg.[3] Zum Besitz der Gutsherrschaften Reinsberg zählten die Orte Reinsberg (Ober- und Niederreinsberg), Dittmannsdorf, Drehfeld (zu Niederreinsberg), die ab 1780 erwähnte Siedlung Wolfsgrün (in der Flur von Oberreinsberg) und die weiter entfernten Exklaven Wüsthetzdorf und Obercunnersdorf.
Zu DDR-Zeiten war das Schloss Ferienheim des Kombinats Schwarze Pumpe. Dabei wurde in das Objekt noch 1988 erheblich investiert, so wurde die Küche und das Schwimmbad modernisiert. Aus dem Vermögen der Treuhand wurde es nach 1990 zunächst als Hotel weiterbetrieben, bevor es mehrfach veräußert wurde und etwa 1995 von einem spanischen Investor erworben wurde. Dessen Pläne, den Hotel- und Veranstaltungsbetrieb nach notwendiger Sanierung wieder aufzunehmen scheiterten, woraufhin das Schloss ab etwa 2009 wieder zum Verkauf stand.[4] Im Oktober 2019 übte die Gemeinde ihr Vorkaufsrecht aus, um einen Verkauf an die Identitäre Bewegung und die Entstehung eines Zentrums der rechtsextremen Szene zu verhindern.[5] Die Gemeinde konnte ihr Vorrecht 2021 endgültig auch gerichtlich durchsetzen. Der Kaufpreis von rund 500.000 Euro[6] stellte jedoch eine hohe Belastung für die kleine Kommune dar, die daher umgehend wieder einen Käufer suchte.[7]
Am 29. Juni 2021 beschloss der Gemeinderat Reinsberg den Verkauf des Schlosses an Mathilda Martina Huss.[8][9] Huss hatte die Schaffung einer „internationalen wissenschaftlichen Begegnungsstätte“ angekündigt. Mediale Aufmerksamkeit erhielt Huss im Januar 2024 in Verbindung mit der Nutzung ihres Potsdamer Landhaus Adlon für das Treffen von Rechtsextremisten von Junger Alternative, Werteunion e. V., Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft und Identitärer Bewegung. Mit dem AfD-Politiker Maximilian Krah besuchte Huss eine vom Young Republican Club für Donald Trumps ausgerichtete Wahlkampfveranstaltung in New York City.[7] Markus Buschkühl, parteiloser Bürgermeister Reinsbergs, kündigte Widerstand gegen eine mögliche Nutzung des Schlosses für extremistische Veranstaltungen an.[7]
Park und Freibad
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Park steht Spaziergängern offen. Der hinter dem Park liegende BadePark ist seit 1978 das Freibad für Feriengäste und Einwohner von Reinsberg und Umgebung und befindet sich gleich neben dem Naturschutzgebiet Grabentour.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Helmuth Gröger: Burgen und Schlösser in Sachsen. Verlag Heimatwerk Sachsen, Dresden 1940, Artikel zum Schloss Oberreinsberg (Reinsberg) mit Abbildung auf Seiten 126–127.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andreas von Schönberg: Reinsberg. In: familie-von-schoenberg.de. September 2023 (Geschichte von Schloss Reinsberg).
- Schloss Reinsberg* Bürgerinitiative zur Rettung aus dem Dornröschenschlaf… In: schloss-reinsberg.net. Archiviert vom am 3. April 2016 .
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Helmuth Gröger, 1940.
- ↑ Reinsberg: Burg & Schloss Reinsberg. In: sachsens-schloesser.de. 5. März 2023, abgerufen am 6. August 2024.
- ↑ Reinsberg: Rittergut Niederreinsberg. In: sachsens-schloesser.de. 5. März 2023, abgerufen am 6. August 2024.
- ↑ Jan Popp-Sewing: Schloss Reinsberg sollte 500.000 Euro kosten. In: Burgerbe.de. 8. April 2024, abgerufen am 6. August 2024.
- ↑ Christian Fuchs: Kein Schloss für die Identitären. In: Zeit Online. 1. Juli 2020, abgerufen am 1. Juli 2020.
- ↑ Oliver Hach: Reinsberg und die Rechten: Warum ein Dorf ein Schloss kauft. In: Freie Presse. 10. Juli 2020, archiviert vom am 10. Juli 2020; abgerufen am 10. Juli 2020.
- ↑ a b c Christian Fuchs: Rechtsextremismus: Extrem rechtes Schlossgespenst. In: Zeit Online. 20. Dezember 2023, archiviert vom am 17. Juli 2024; abgerufen am 6. August 2024.
- ↑ Steffen Jankowski: Schloss Reinsberg soll Treffpunkt für Wissenschaftler werden. In: Freie Presse. 1. Juli 2021, abgerufen am 1. Juli 2021.
- ↑ Ulf Lüdeke: Braune Schlossherrin? Als Wissenschaftlerin ins Dorf zieht, ist nichts mehr wie zuvor. In: Focus Online. 6. August 2024, abgerufen am 6. August 2024.
Koordinaten: 51° 0′ 21″ N, 13° 21′ 20″ O