Roséweine sind sehr hellfarbige Weine aus roten Weintrauben, die nach verschiedenen Herstellungsverfahren erzeugt werden. Die Beeren liegen dabei nur wenige Stunden auf der Maische. Je nach Intensität des Kontaktes mit den Beerenhäuten ist der Roséwein unterschiedlich stark gefärbt; das Farbspektrum reicht von lachsfarben bis zu kirschrot. Da ein möglichst geringer Alkoholgehalt und frische Aromen angestrebt werden, ist er besonders im Sommer beliebt.
Nicht zur Erzeugung von Roséweinen zugelassen sind gemäß Weinrecht die im deutschen Sprachgebrauch als grau (im französischen Sprachraum gris) bezeichneten Rebsorten wie Grauer Burgunder, Gewürztraminer und Grenache Gris, die selbst bei Vollreife nur leicht rötlich gefärbte Beeren erbringen. Roséweine von außerhalb der EU können auch aus weißen und roten Weinen gemischt sein.
Weinwirtschaftliche Aspekte
Wirtschaftsdaten für Roséweine zu erhalten oder transparent zu machen, ist eine Herausforderung, da es für diese keine einheitliche und gemeinsame Definition innerhalb der Wirtschaftsräume gibt. Die ökonomischen Daten für Rosé- und Rotweine werden oft miteinander erhoben und daher vermischt. Eine Erhebung der Daten auf kleinstmöglicher Ebene ist für eine Abschätzung der Daten zu Roséweinen essentiell.
Eine Datenanalyse des Conseil Interprofessionnel des Vins de Provence (CIVP) und der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) ermöglichte es, die weltweite Produktion von Roséweinen 2014 auf 24,3 Millionen Hektoliter (Mhl) zu schätzen; das sind 9,6 % der weltweiten Stillweinerzeugung.[1] Die Roséweinerzeugung nahm in den letzten Jahren durch geändertes Konsumentenverhalten infolge einer größeren Wahrnehmung von Roséwein als Produktkategorie zu. Eine veränderte Stilistik förderte diesen Trend. So fördert das Deutsche Weininstitut diesen Trend seit 2010 durch besondere Auszeichnungen.[2] Auch das Magazin Falstaff lobt eine Rosé-Trophy nach Herstellungsländern aus.[3] Roséwein soll für unkomplizierten und leichten Weingenuss stehen und daher in den Trend zum raschen Konsum passen.[4] Auf vier Länder entfallen 80 % der Produktion: Frankreich (7,6 Mhl Stand für alle:2014), Spanien (5,5 Mhl), die Vereinigten Staaten (3,5 Mhl) und Italien (2,5 Mhl).
2020 machten Roséweine bereits 12 % aller Weineinkäufe in Deutschland aus.[5][6] Die Menge der zur deutschen Qualitätsweinprüfung angemeldeten Roséweine stieg 2020 auf rund eine Million Hektoliter. Nahezu 50 % der in Deutschland verkauften Roséweine (47 %) stammt aus inländischer Erzeugung. Es folgen mit jeweils 13 % Marktanteil Roséweine aus Frankreich und Spanien.[7]
Bei den Rebsorten deutscher Roséweine dominieren Spätburgunder (13 %), Dornfelder (11 %) und Blauer Portugieser (10 %) im Absatz.[8]
Herstellungsverfahren
Es gibt verschiedene Methoden, einen Roséwein herzustellen:[1]
- Die blauen Trauben werden unzerkleinert gekeltert, abgepresst und dann wie Weißwein ohne Schalen vergoren. Dies liefert Weißherbste bzw. sehr helle Roséweine.
- Die blauen Trauben werden erst nach zwei bis drei Tagen auf der Maische abgepresst, was Roséweine mit deutlich roter Farbe ergibt.
- Aus dem Gärbehälter für Rotwein werden nach 12 bis 48 Stunden ca. 10 bis 15 % des Mostes ohne Pressung abgezogen und anschließend als Roséwein vinifiziert. Diese so genannte Saignée-Methode hat den Haupteffekt, dass der verbleibende Rotwein aufgrund des dann größeren Anteils an Schalen mehr Farbstoffe (Anthocyane) extrahieren kann.
- Weißwein wird mit 10 bis 20 % Rotwein vermischt. Dieses Verfahren wird allgemein zur Herstellung von Roséschaumweinen genutzt (auch für Roséchampagner), ist ansonsten aber nicht zulässig.
- Rotwein wird durch starkes Schönen von Tanninen befreit und kann durch Behandlung mit Aktivkohle aufgehellt werden.
Nach der Saignée-Methode hergestellter Roséwein ist ein Nebenprodukt der Rotweinbereitung. Andere Winzer verwenden für ihre Roséweine den Ertrag junger Rebanlagen, die weniger konzentrierte, aber fruchtigere Weine liefern. Daher sind etwa in vielen französischen Appellationen für Rotweine auch Roséweine eingeschlossen. Beispiele hierfür sind die Côtes du Rhône, Côtes de Provence, Rosé d’Anjou und Bordeaux Clairet. Ein hochwertiger Roséwein aus Frankreich ist beispielsweise der Tavel, der auch einige Jahre Flaschenreife verträgt.
Im Juni 2009 zog die EU-Kommission nach heftigen Protesten von Weinbauverbänden einen Gesetzesvorschlag zurück, der den Winzern erlaubt hätte, Roséwein auch durch einfachen Verschnitt von Rot- und Weißwein zu erzeugen. Dieses Verfahren ist außerhalb der EU erlaubt und wird zur Herstellung einfachster Roséweine angewandt. Die Freigabe dieses Verfahrens wäre im Sinne der Weinmarktreform von 2007 gewesen, deren Ziel war, europäische Erzeuger von Nachteilen zu befreien. Vor allem die südfranzösischen Rosé-Winzer fürchteten jedoch eine Verschlechterung des Images ihrer Produkte. Andere Weinbauverbände schlossen sich ihrem Widerstand an.[9]
Bezeichnungen
In Österreich wird nach diesem Verfahren hergestellter Wein Gleichgepresster genannt. In der Steiermark wird aus der Sorte Blauer Wildbacher ein Roséwein erzeugt, der als Schilcher bezeichnet wird. In der Deutschschweiz wird im Allgemeinen von Rosé gesprochen, etwa auch noch vom Süssdruck. Ein Roséwein vom Pinot noir (Spätburgunder) wird in den Kantonen Neuenburg, Genf und Wallis Œil de Perdrix genannt. In Italien wird Roséwein Rosato, in Spanien und Portugal Rosado genannt.
Ein ähnlicher Weintyp in Deutschland ist der Weißherbst. Nach deutschem Weinrecht muss der Weißherbst im Unterschied zu anderen Roséweinen zu 100 % aus derselben roten Rebsorte und aus derselben Lage hergestellt werden. Ansonsten ist ein Verschnittanteil von bis zu 15 bzw. 25 % inklusive der Süßreserve bezeichnungsunschädlich. Beispiel: Ein Rüdesheimer Burgweg Spätburgunder Rosé darf 15 % Blauen Portugieser enthalten.
Nicht zu verwechseln mit dem Rosé sind der Rotling und der Schillerwein, die aus Rotwein- und Weißweintrauben gekeltert werden.
In einigen Weinbaugebieten sind zu einem gewissen Anteil auch weiße Rebsorten für den Rotwein zugelassen. Beispiele hierfür sind Châteauneuf-du-Pape und Côte-Rôtie im französischen Rhônetal sowie der italienische Chianti. In diesen Fällen handelt es sich dennoch weder um Roséwein noch um einen Rotling.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Internationale Organisation für Rebe und Wein: FOKUS 2015 - Markt für Roséweine. Mainz 2015 (oiv.int [PDF; abgerufen am 2. November 2021]).
- ↑ Unter dem Slogan "Drink Pink" greift das Deutsche Weininstitut 2020 den aktuellen Roséwein-Trend auf. In: deutscheweine.de. Abgerufen am 1. November 2021.
- ↑ Best of internationale Rosés. In: falstaff.de, 10. Juni 2021
- ↑ Wie erkenne ich einen guten Rosé? In: spiegel.de, 24. Juni 2019
- ↑ Weinmarktdaten nach Nielsen Homescan Panel, berichtet in DWI Roséweine immer beliebter AZ Oktober 2021
- ↑ La Vie en Rosé. In: sueddeutsche.de, 11. Juli 2021
- ↑ Roséweine haben ihr Image geändert und sind beliebter. In: faz.net, 1. November 2021
- ↑ Deutschlands beste Rosés ausgezeichnet. In: Tagesspiegel. 22. Oktober 2021, archiviert vom am 11. März 2022 .
- ↑ Der Rosé darf bleiben, wie er ist. In: FAZ Nr. 131, 9. Juni 2009, S. 13.