Das Robert-Schumann-Denkmal ist ein Denkmal für den Komponisten Robert Schumann (1810–1856) auf dem Hauptmarkt der Stadt Zwickau im Freistaat Sachsen. Es wurde 1901 eingeweiht und dreimal versetzt. Aufgrund der „personen- und stadtgeschichtlichen Bedeutung“ (Denkmaldokument) steht es unter Denkmalschutz.[2]
Gestaltung
Das Denkmal ist eine überlebensgroße Bronzeplastik des Komponisten auf einem Granitsockel. Robert Schumann sitzt in nachdenklicher, träumerischer Pose seitlich auf einem Stuhl. Der Granitsockel trägt als Inschrift den Namen des Komponisten und steht auf einem Stufenunterbau, der beim zweiten Standort 1938–1947 weggelassen wurde.
Geschichte
Von der Idee bis zum ersten Standort
Im Jahre 1885 erfolgte in Zwickau die Gründung eines Komitees zur Errichtung eines Denkmals für Robert Schumann. Wichtigste Aufgabe war zunächst das Sammeln von Spendengeldern. Schumanns Witwe Clara wurde über das Vorhaben informiert, lehnte es aber mehrfach ab, sich finanziell zu beteiligen. Nach weniger als fünf Jahren waren bereits 35.000 Reichsmark zusammengetragen worden, so dass eine öffentliche Ausschreibung für ein würdiges Denkmal des Komponisten erfolgen konnte. Die Auswahl fiel auf den jungen Leipziger Bildhauer Johannes Hartmann (1869–1952), dessen Hauptwerk das Robert-Schumann-Denkmal wurde. Nach dem 1900 vorgestellten Entwurf erfolgte 1901 der Bronzeguss durch die Firma Pirner & Franz aus Dresden. Der Rat der Stadt Zwickau bestimmte für die Aufstellung des Denkmals den nordöstlichen Teil des Hauptmarktes, gegenüber dem Gewandhaus. Die Enthüllung erfolgte im Rahmen eines Musikfestes zum Geburtstag Schumanns am 8. Juni:[3]
An der feierlichen Einweihung des Denkmals, die Punkt 12 Uhr bei strahlendem Sonnenschein, u. a. im Beisein von nahezu 100 Ehrengästen, über 100 Musikern und mehreren 100 Sängern stattfand, nahmen auch drei Töchter Schumanns und mehrere seiner Enkel sowie einige seiner früheren persönlichen Freunde teil. Dabei wurde auch die von Carl Reinecke eigens aus diesem Anlass komponierte Festhymne aufgeführt. Anwesend war u. a. auch der Bildhauer Hartmann.[4]
Bereits wenige Jahre nach der Einweihung setzten erste Diskussionen über eine mögliche Erhöhung und Standortwechsel ein. Für den Hauptmarkt sprach stets die zentrale Lage. Andererseits gab es den Wunsch einer idyllischeren Umgebung. Dieser Zielkonflikt war der Keim für mehrere Umzüge.[5]
Nationalsozialismus
Während der Herrschaft des Nationalsozialismus wurde das Denkmal 1938 vom Hauptmarkt auf den neu gestalteten Robert-Schumann-Platz versetzt, wo es zu Schumanns Geburtstag am 8. Juni eingeweiht wurde.[6] Der neue Standort in unmittelbarer Nähe zum Kornmarkt hieß bis dahin Regierungsplatz und ursprünglich Klosterplatz. Heute ist er teilweise vom Paul-Kirchhoff-Bau der Westsächsischen Hochschule Zwickau überbaut und teilweise als Innenhof erhalten geblieben, der frei zugänglich am Eingang der Hochschulbibliothek vorbei zu erreichen ist. Nicht zu verwechseln ist er mit dem heutigen Robert-Schumann-Platz oder dem historischen Schumannplatz, der heute Teil der Humboldtstraße ist.[7]
Auf der Hauptversammlung der Robert-Schumann-Gesellschaft in Zwickau 1939 schätzte der Oberbürgermeister Ewald Dost (NSDAP) ein, dass das Denkmal „nicht mehr der Auffassung, die der heutige Mensch vom Wesensbild Schumanns habe“, entspräche. Er brachte den Plan zur Schaffung eines neuen Denkmals zur Sprache, der nie umgesetzt wurde, und rief die Mitglieder der Gesellschaft zu spenden auf.[8]
Der US-amerikanische Luftangriff vom 19. März 1945 traf auch den Robert-Schumann-Platz: So wurde das Denkmal von Bombensplittern beschädigt, aber im Gegensatz zu angrenzenden Gebäudeteilen nicht zerstört.[9]
SBZ und DDR
Unter sowjetischer Besatzung wurde das Denkmal am 13. November 1947 vom ruinierten Robert-Schumann-Platz in die Anlagen am Schwanenteich versetzt – nun wieder mit Stufenunterbau. Die Einweihung am darauffolgenden 8. Juni 1948 fand im Rahmen einer Robert-Schumann-Woche statt.[10] Der genaue Standort ist heute noch durch ein Quadrat in den Gehwegplatten zu erkennen.[11]
Zur DDR-Zeit wurde eine Rückversetzung zum ursprünglichen Standort auf dem Hauptmarkt diskutiert.[12]
Am 1. Februar 1985 wurde die Bronzeplastik zur Restauration bis zum 8. Juni des Jahres temporär entfernt: Kriegs-, Korrosions- und Umweltschäden wurden beseitigt.[13]
Seit dem BRD-Beitritt
Anfang der 1990er Jahre engagierte sich die Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau konkret für die Rückversetzung. Im November 1992 genehmigte der Stadtrat das Vorhaben, das bis zum 875-jährigen Stadtjubiläum im Folgejahr realisiert wurde. Privatspenden finanzierten das Projekt, das von der Baufirma Kohlhause Anfang Juni umgesetzt wurde. Oberbürgermeister Rainer Eichhorn (CDU) enthüllte das Denkmal am 8. Juni 1993 im Rahmen des XI. Internationalen Schumannwettbewebs. Dieser aktuelle Standort ist leicht versetzt zum ursprünglichen.[14]
Des Denkmals selbst wird verschiedentlich gedacht: 2001 wurde nicht nur der Komponist geehrt, sondern auch das 100-jährige Jubiläum begangen.[15] Ute Bär setzte sich wissenschaftlich intensiv mit dem Denkmal auseinander und trat dazu 2005 vortragend und in den Folgejahren publizistisch in Erscheinung.[16] Ein im Dezember 2014 erschienenes Spielfigurenset zu Monopoly Zwickau enthielt unter anderem eine Miniaturvariante der Bronzefigur.[17] Auch wurde sie auf den Gedenkmedaillen zum 900-jährigen Stadtjubiläum dargestellt.[18]
Neben der klassischen Geburtstagsehrung findet seit 2005 am Denkmal das jährliche Jazzprogramm summer swing bei Schumann statt.[19] Dazu wurde 2024 der Gegenpart summer rock bei Schumann geschaffen.[20]
Letzte grundlegende Schutzmaßnahmen waren die Errichtung einer defensiv-architektonischen Umrandung 2007, welche aus kniehohen Metallpfosten und dazwischenhängenden Ketten besteht,[21] und eine Restauration 2018:[22] Dabei führte die Firma Ostmann und Hempel eine Reinigung durch und trug korrosionsschützendes, mikrokristallines Heißwachs auf.[23] So wurde aus der grünlichen Färbung der Patina ein gleichmäßiges Schwarz. Die genannte Firma, die auch das Thomas-Müntzer-Denkmal an der Katharinenkirche restauriert hat,[24] betreibt seither regelmäßig Reinigung und Schutzschichtspflege.[25] Das Robert-Schumann-Denkmal trägt auf der Liste der Kulturdenkmale Zwickaus die Objektnummer 09231462.[2]
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Grünliche Patina,
Aufkleber an Stufen
(2005) -
Umrandung,
Fleck an Inschrift
(2007) -
Schwarze Skulptur,
unterbrochene Kette
(2021)
Literatur
- Ute Bär: Vorher und nachher. Zur Geschichte des Zwickauer Robert-Schumann-Denkmals. In: Ute Bär (Hrsg.): Schumann-Studien 9, studio·verlag, Sinzig 2008, ISBN 978-3-89564-121-3, ISSN 0863-2340, S. 15–53.
- Ute Bär: … und denke an mein theures Zwickau. Robert Schumanns Kindheit und Jugend. Hohenheim Verlag, Stuttgart/Leipzig 2009, ISBN 978-3-89850-169-9, Kap. 10 Ein würdiges Monument für den großen Sohn der Stadt. Das Zwickauer Robert-Schumann-Denkmal. Geschichte und Gegenwart, S. 142–153.
- Ute Bär: Auf Robert Schumanns Spuren durch Zwickau. In: Cygnea. Schriftenreihe des Stadtarchivs Zwickau. Nr. 8, 2010, S. 48–61, hier: S. 53–54 (PDF).
- Kulturamt der Stadt Zwickau (Hrsg.): Chronik Zwickau. Sandstein Verlag, Dresden 2017, ISBN 3-95498-267-6, Bd. 2, S. 38; Bd. 3, Einband und S. 123–124, 154, 162, 182, 190, 210; Kartenmappe Karten von 1660 bis 1945, Nr. 5, 6.
- Norbert Peschke: Zwickau: alte Bilder erzählen. 1997 (Vorschau bei Google Books).
Weblinks
- Schumann-Denkmal Zwickau, 1901 im Schumann-Portal
- Erläuterungen zum Robert-Schumann-Denkmal durch die Stadt Zwickau
Einzelnachweise
- ↑ Standorte 1 und 2 übertragen aus der Kartenmappe Karten von 1660 bis 1945 der im Literaturabschnitt angegebenen Chronik Zwickau, Nr. 5 und 6. Koordinaten des aktuellen Standorts am 15. Juli 2024 aus OpenStreetMap übernommen.
- ↑ a b Denkmaldokument auf sachsen.de
- ↑ Bär 2008, S. 15–30.
- ↑ Bär 2008, S. 30–39.
- ↑ Bär 2008, S. 39–42.
- ↑ Bär 2008, S. 41; Kulturamt Zwickau 2017, Bd. 3, S. 154.
- ↑ Historische Straßen und Plätze können unter anderem nachvollzogen werden über das Aktuelle und Historische Straßenverzeichnis (Bd. 3, S. 223–246) und den beigelegten Karten von 1660 bis 1945 der im Literaturabschnitt angegebenen Chronik Zwickau, 2017.
- ↑ Ein neues Schumann-Denkmal für Zwickau? In: Dresdner Neueste Nachrichten, 2. Februar 1939, S. 5 (online).
- ↑ Bär 2008, S. 41.
- ↑ Bär 2008, S. 41, 53; Kulturamt Zwickau 2017, Bd. 3, S. 162.
- ↑ Persönliche Begehung 2023.
- ↑ Bär 2008, S. 41–42.
- ↑ Bär 2008, S. 41; Kulturamt Zwickau, Bd. 3, S. 182.
- ↑ Bär 2008, S. 42; Kulturamt Zwickau 2017, Bd. 3, S. 190; Rainer Eichhorn: Wer abwartet, hat schon verloren. Erinnerungen des Zwickauer Alt-Oberbürgermeisters Rainer Eichhorn. Zwickau 2020, ISBN 978-3-9817878-4-9, S. 118 (mit Tippfehler: „Baufirma Kohlha[u]se“).
- ↑ Bär 2008, S. 42.
- ↑ Bär 2008, S. 5, 15; siehe auch den obigen Literaturabschnitt.
- ↑ Schumann in 3D. Spielfiguren für das Zwickau Monopoly entstehen. In: Monopoly Zwickau. Monopoly Zwickau, 9. Oktober 2014, archiviert vom am 3. Dezember 2015; abgerufen am 16. Juli 2024.
Sven Frommhold: So schrumpft Schumann. In: Freie Presse, Zwickauer Zeitung, 8. November 2014, S. 12.
Schumann, Trabant und Co. Zwickauer Spielfiguren sind erhältlich. In: Monopoly Zwickau. Monopoly Zwickau, 11. Dezember 2014, archiviert vom am 1. Dezember 2015; abgerufen am 16. Juli 2024. - ↑ Gedenkmedaillen zum Zwickauer Stadtjubiläum vorgestellt. In: Freie Presse, 7. November 2017, abgerufen am 16. Juli 2024.
- ↑ summer swing bei Schumann. In: Zeitsprungland. 16. Juni 2022, abgerufen am 16. Juli 2024.
- ↑ summer rock bei schumann. In: Kultour Z. Abgerufen am 16. Juli 2024.
- ↑ Bär 2008, S. 42.
- ↑ Jahresangabe aus Datumsangaben von Bildern vor und nach der Restauration ermittelt (jeweils abgerufen am 16. Juli 2024):
Zwickau Denkmal Robert Schumann am Hauptmarkt auf nightphotos.de, 6. Juni 2018.
René: Robert Schuhmann Denkmal auf Flickr, aufgenommen am 12. September 2018, hochgeladen am 29. September 2018. - ↑ Robert Schumann Denkmal, Zwickau. In: Ostmann und Hempel GmbH – Restaurierung und Handwerk. Abgerufen am 16. Juli 2024.
- ↑ Thomas Müntzer Denkmal, Zwickau. In: Ostmann und Hempel GmbH – Restaurierung und Handwerk. Abgerufen am 16. Juli 2024.
- ↑ Facebookpost von zwickau.de am 20. Oktober 2021, abgerufen am 16. Juli 2024.
Sara Thiel: Zwickau: Robert Schumann hat Waschtag. In: Freie Presse, 18. Oktober 2023, abgerufen am 16. Juli 2024.
Koordinaten: 50° 43′ 4,8″ N, 12° 29′ 52,2″ O