Eine Retraction ist das Zurückziehen eines wissenschaftlichen Artikels. Sie zeigt, dass der Artikel nicht hätte publiziert werden sollen.[1] Insbesondere wenn der Artikel nur geringe Mängel aufweist, wird auch von „correction“ gesprochen. Wenn ein Artikel zurückgezogen wird, erscheint normalerweise eine retraction notice auf der Website des Journals und in der Folgeausgabe. Vor der weitläufigen Nutzung des Internets für wissenschaftliche Recherche mussten Forscher aktiv nach diesen retraction notices suchen.[2] Einige Fachzeitschriften geben auch den Grund an, warum der Artikel zurückgezogen wurde.[3] Das Paper kann sowohl von den Autoren selbst, oder aber von Seiten der Herausgeber des Journals ohne Zustimmung der Autoren zurückgezogen werden.
Gefälschte Daten, Fehler, Plagiate, Autorenstreitigkeiten oder die Tatsache, dass die Studie nicht erfolgreich repliziert werden kann, sind einige Gründe, die zu einer Retraction führen können.[4][5][1] Abhängig vom Grund der Retraction ist die Validität des Artikels in unterschiedlichem Maße betroffen.
Das International Committee of Medical Journal Editors empfiehlt zurückgezogene Publikationen nicht mehr zu zitieren.[6] Eine Ausnahme hierzu ist das Zitieren im Zusammenhang mit der Retraction.
Die Zahl der Retractions nimmt aufgrund des gewerbsmäßigen Betrugs von Paper Mills seit etwa 30 Jahren exponentiell zu[7], und es wird geschätzt, dass nur 25 % aller betrügerischen Paper zurückgezogen werden.[7]
Trivia
Trotz der gemeinhin verbreiteten Redewendung Publish or Perish (etwa: „Wer schreibt, der bleibt [akademisch angesehen]“), setzen sich Wissenschaftler vermehrt für die Ablegung des Stigmas zurückgezogener Artikel und im Sinne guter wissenschaftlicher Praxis für die selbstständige Anzeige möglicher Zweifel ein.[8] Bis Januar 2025 besaßen mindestens 22 Nobelpreisträger zurückgezogene Veröffentlichungen.[9]
Weblinks
- Retraction Watch (englisch)
- The Retraction Watch Retraction Database Faktendatenbank für zurückgezogenen Publikationen. Suche ist möglich z. B. nach Land, Autor, DOI, Grund für den Rückruf oder Zeitschrift.
- CrossMark (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b Sara B. Nath, Steven C. Marcus & Benjamin G. Druss: Retractions in the research literature: misconduct or mistakes? In: The Medical Journal of Australia. Band 185, Nr. 3, 2006, S. 152–154 (englisch, mja.com.au [abgerufen am 22. Dezember 2016]).
- ↑ Eugene Garfield: How to Avoid Spreading Error Scientists Must Search for Corrections. In: The Scientist. 10. August 1987 (englisch, Volltext [abgerufen am 22. Dezember 2016]).
- ↑ Emma Bilbrey, Natalie O’Dell & Jonathan Creamer: A Novel Rubric for Rating the Quality of Retraction Notices. In: Publications. Band 2, Nr. 1, 2014, S. 14–26, doi:10.3390/publications2010014 (englisch, Volltext [PDF; 588 kB; abgerufen am 22. Dezember 2016]).
- ↑ Pierre Azoulay, Jeffrey L. Furman, Joshua L. Krieger, Fiona Murray: Retractions. In: The Review of Economics and Statistics. Band 97, Nr. 5, 2015, S. 1118–1136 (englisch, Anhang [PDF; 413 kB; abgerufen am 22. Dezember 2016]).
- ↑ A. Mel Cosentino, Diogo Veríssimo: Ending the citation of retracted papers. In: Conservation Biology. Band 30, Nr. 3, 2016, S. 676–678, doi:10.1111/cobi.12676 (englisch).
- ↑ International Committee of Medical Journal Editors: Preparing for Submission. g. References. (englisch, Volltext [abgerufen am 8. September 2017]).
- ↑ a b Reese A. K. Richardson, Spencer S. Hong, Jennifer A. Byrne, Thomas Stoeger und Luís A. Nunes: The entities enabling scientific fraud at scale are large, resilient, and growing rapidly. Proceedings of the National Academy of Sciences 122(32), 4. August 2025, https://doi.org/10.1073/pnas.2420092122
- ↑ Adam Marcus, Ivan Oransky: Want to Win a Nobel Prize? Retract a Paper. In: Slate. 21. Dezember 2017, ISSN 1091-2339 (slate.com [abgerufen am 17. Februar 2025]).
- ↑ Retractions by Nobel Prize winners. In: Retraction Watch. 2. Oktober 2024, abgerufen am 17. Februar 2025 (amerikanisches Englisch).