

Der Föderale Dienst für ökologische, technologische und nukleare Aufsicht (russisch Федеральная служба по экологическому, технологическому и атомному надзору, transkribiert Federalnaja sluschba po ekologitscheskomu, technologitscheskomu i atomnomu nadsoru), allgemein bekannt unter der Abkürzung Rostekhnadzor (russisch Ростехнадзор, RTN), ist eine russische Föderalbehörde, die für die staatliche Aufsicht in den Bereichen Umweltschutz (teilweise), technologische Sicherheit und Kernenergie zuständig ist. Die häufig verwendete Abkürzung RTN leitet sich direkt vom russischen Namen ab. Die Behörde ist keine sowjetische Institution, sondern wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion gegründet.[1]
Geschichte und Zuständigkeit
Die heutige Behörde Rostekhnadzor entstand im Jahr 2004 durch den Zusammenschluss zweier Vorgängerorganisationen: dem Gosgortekhnadzor (GGTN; Staatliche Aufsicht für Bergbau und Industrie) und dem Gosatomnadzor (GAN; Staatliche Aufsicht für Atomenergie). Bis 2004 war daher der Name GGTN gebräuchlich für einen wesentlichen Teil der heutigen Zuständigkeiten. Rostekhnadzor ist als Föderaler Dienst (russ. Федеральная служба) eine Bundesbehörde der Russischen Föderation und untersteht direkt der Regierung. Der Hauptgeschäftssitz befindet sich in Moskau.
Rostekhnadzor ist die zuständige Aufsichtsbehörde für die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften in potenziell gefährlichen Produktionsanlagen und bei bestimmten technologischen Prozessen. Sie ist nicht primär Herausgeber von Normen im Sinne von Standards (dies ist Aufgabe der Federalnoje agentstwo po technitscheskomu regulirowaniju i metrologii – Rosstandart), sondern überwacht die Einhaltung gesetzlicher Sicherheitsanforderungen und erteilt Genehmigungen für den Betrieb gefährlicher Anlagen.[2]
Führungskräfte
Leiter der Behörde waren bzw. sind:
- Alexander Wjatscheslawowitsch Trembizki (Александр Вячеславович Трембицкий) – seit dem 30. März 2021
- Alexei Wladislawowitsch Aljoschin (Алексей Владиславович Алёшин) – 13. Januar 2014 bis 30. März 2021
- Alexei Wiktorowitsch Ferapontow (Алексей Викторович Ферапонтов) – kommissarischer Leiter (2013–2014)
- Nikolai Georgijewitsch Kutjin (Николай Георгиевич Кутьин) – 2008 bis 2013
- Konstantin Borissowitsch Pulikowski (Константин Борисович Пуликовский) – 2005 bis 2008
- Andrei Borissowitsch Malyschew (Андрей Борисович Малышев) – kommissarischer Leiter (2004–2005)
Industrielle Sicherheit und Genehmigungsverfahren
Historisch war für den Einsatz bestimmter Maschinen und Anlagen in gefährlichen Produktionsbereichen eine sogenannte RTN-Zulassung (offiziell: Разрешение на применение, Rn P – Erlaubnis zur Anwendung) erforderlich. Diese Zulassung bestätigte, dass die Ausrüstung den russischen Industrienormen entsprach und sicher in explosionsgefährdeten Umgebungen, unter hohem Druck oder bei anderen potenziell gefährlichen Prozessen betrieben werden konnte. Solche Genehmigungen wurden für Produktionsanlagen benötigt, bei denen entflammbare, explosive oder anderweitig gefährliche Stoffe gehandhabt wurden oder deren Betrieb ein Risiko für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt darstellen könnte.
Mit der Einführung der Technischen Regelwerke der Eurasischen Wirtschaftsunion (TR EAWU, früher TR ZU für Zollunion) wurde das System der RTN-Zulassungen für das Inverkehrbringen von Produkten weitgehend abgeschafft (ca. 2013/2014). Heute benötigen die meisten dieser Produkte eine EAC-Konformitätsbewertung (Zertifizierung oder Deklaration) gemäß den einschlägigen TR EAWU.[3]
Rostekhnadzor spielt jedoch weiterhin eine zentrale Rolle bei der Überwachung der *Betriebssicherheit* von gefährlichen Produktionsanlagen (russ. Опасный производственный объект, OPO). Für die Inbetriebnahme und den Betrieb solcher Anlagen ist häufig eine sogenannte Industrie-Sicherheits-Expertise (russ. Экспертиза промышленной безопасности, EPB) erforderlich. Diese Expertise prüft die Übereinstimmung der Anlage oder ihrer Komponenten mit den russischen Vorschriften zur industriellen Sicherheit und wird bei Rostekhnadzor registriert. Die EPB ist somit eine betriebsbezogene Sicherheitsbewertung, die zusätzlich zur (produktbezogenen) EAC-Konformität notwendig sein kann.[4]
Häufige Bereiche, die der Aufsicht durch Rostekhnadzor unterliegen und für deren Betrieb oft eine Industrie-Sicherheits-Expertise erforderlich ist:
- Ausrüstungen für die Öl- und Gasindustrie (z. B. in Raffinerien, Förderanlagen), einschließlich Ventile und Armaturen unter Druck.
- Jegliches Zubehör, das in explosionsgefährdeten Bereichen der Öl-, Gas- und Chemieindustrie eingesetzt wird.
- Last- und Personenaufzüge, Rolltreppen und andere Hebezeuge in industriellen Anlagen.
- Krane und Hebevorrichtungen mit hoher Tragfähigkeit oder in gefährlichen Umgebungen.
- Luft- und Gaskompressoren für industrielle Anwendungen.
- Druckführende Ausrüstungen (Behälter, Rohrleitungen, Kessel).
- Alle Systeme, die Heißdampf oder heiße Gase unter Druck erzeugen, transportieren oder nutzen.
- Elektromechanische Ausrüstungen, die Explosionsschutz benötigen (ergänzend zur ATEX- bzw. TR EAWU-Zertifizierung für den Betrieb).
- Spezielle Lagereinheiten für gefährliche Stoffe, wie Sauerstofftanks, Benzin- und Gastanks oder andere Behälter für entflammbare oder explosive Materialien.
- Gas- oder brennstoffbetriebene industrielle Heizungs- und Prozesswärmesysteme.
- Industrielle Schweißgeräte und deren Zubehör für den Einsatz in gefährlichen Anlagen.
- Ausrüstungen für den Bergbau und die Minenindustrie sowie das zugehörige Zubehör.
- Anlagen für Schmelz-, Gieß- und Umformprozesse von Metallen unter gefährlichen Bedingungen.[5]
Weblinks
- Offizielle Website (russisch)
- Den Rostechnadsora. Sprawka (RIA Novosti, Archivartikel von 2010, russisch)
Einzelnachweise
- ↑ Федеральная служба по экологическому, технологическому и атомному надзору. Archiviert vom am 19. März 2025; abgerufen am 26. April 2025.
- ↑ GOSTPEREVOD.COM. Abgerufen am 26. April 2025 (englisch).
- ↑ MEGANORMS.COM. Abgerufen am 26. April 2025 (englisch).
- ↑ MEGANORMS.RU. Abgerufen am 26. April 2025 (russisch).
- ↑ NTI: Research Library: Country Profiles: Russia. 10. Mai 2011, abgerufen am 26. April 2025.