Paul Ferdinand Plinzner (* 25. Januar 1852 in Eckersberg;[1] † 29. September 1920) war Leibstallmeister von Kaiser Wilhelm II. und Major der der Landwehr-Kavallerie. Als Reiter war er für einige Zeit Schüler von Gustav Steinbrecht. Über seinen Tod hinaus berühmt wurde er durch das von ihm herausgegebene Buch Das Gymnasium des Pferdes, das als eines der Standardwerke der Reitliteratur gilt und in großen Teilen auf Notizen von Gustav Steinbrecht beruht.
Leben

Plinzner wurde 1852 als Sohn von Rudolf Traugott Plinzner und Natalie Plinzner (geb. Krieger) geboren. Er kam 1874 im Alter von 22 Jahren an den königlichen Marstall, wo er bis 1905 tätig war. Er war Leibstallmeister von Kaiser Wilhelm II. und als solcher verantwortlich für die Ausbildung der Leibpferde des Kaisers. Dessen linke (zügelführende) Hand war gelähmt und deformiert. Dieser Schwäche musste die Ausbildung der Leibpferde Rechnung tragen, welche dem Einfluss der Zügelhand bedingungslos gehorsam sein mussten. Plinzners Methoden der Pferdeausbildung waren unter Offizieren der Kavallerie und auch am Marstall sehr umstritten, sie brachen mit der Tradition der Ausbildungsmethoden der Kavallerie und waren in den Augen der meisten Offiziere in der Praxis sehr problematisch. Dies führte letztlich auch zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst.[3]
Folgt man den Beschreibungen der Methoden durch Plinzner selbst, waren sie aus heutiger Sicht tierschutzrelevant. Aus Sicht damaliger berittener Berufsoffiziere und insbesondere aus Sicht von Hugo von Reischach, der 1905 Oberstallmeister am Kaiserhof wurde, unter der Bedingung, dass Plinzner den Marstall verließ, waren die Methoden grausam und untauglich, wie aus einem Schreiben Reischenbachs an Plinzner aus dem Jahr 1912 hervorgeht, sieben Jahre nach dem Ausscheiden Plinzners:
"Aus dem Inhalt dieses Schreibens werden Euer Hochwohlgeboren entnehmen, daß ich ihr Reitsystem auf der ganzen Linie verurteile, dass ich die Arbeit für eine falsche halte, welche die Pferde kaputt macht. [...] Ich will die Pferde vor der Senkrechten, nicht dahinter. [...] Wo sind die Pferde geblieben, die ich übernehmen musste, mit den zusammengezogenen Hälsen, deren Ohrenspitzen beinahe nach dem Erdboden zeigten, die nicht nach vorwärts trabten, sondern sozusagen in die Erde hinein, mit dem hohen Rücken und den steifen Hinterbeinen, mit ihren tellergroßen haarlosen, durch die Sporen zerfleischten Stellen? Sie sind beinahe alle ausrangiert!"[4]
Schriften
- Künstliche Mittel zu nützlichen Zwecken. Ein Beitrag zur praktischen Pferde-Dressur. Stendal 1879. Nachdruck in: Ein Beitrag zur praktischen Pferde-Dressur. Olms, Hildesheim 2007, ISBN 978-3-487-08441-1.
- Gustav Steinbrecht: Das Gymnasium des Pferdes. Bearbeitet, vervollständigt und herausgegeben von Paul Plinzner. Potsdam 1886. Nachdruck: Olms, Hildesheim 1973, ISBN 3-487-08051-6.
- System der Pferdegymnastik. Potsdam 1888. Nachdruck in: System der Reiter-Ausbildung. System der Pferdegzmnastik. Olms, Hildesheim 1979, ISBN 3-487-08195-4.
- System der Reiterausbildung. Berlin 1891. Nachdruck in: System der Reiter-Ausbildung. System der Pferdegzmnastik. Olms, Hildesheim 1979, ISBN 3-487-08195-4.
- Wie ist die Beizäumung des Pferdes zu gewinnen und zu erhalten? Berlin 1893. Nachdruck in: Ein Beitrag zur praktischen Pferde-Dressur. Olms, Hildesheim 2007, ISBN 978-3-487-08441-1 (google.dk, abgerufen am 13. April 2025)
- Aus meinem Leben. Reiterliche Rückblicke und Ausblicke. Leipzig 1910. Nachdruck in: Ein Beitrag zur praktischen Pferde-Dressur. Olms, Hildesheim 2007, ISBN 978-3-487-08441-1.
Ehe und Nachkommen
Am 3. November 1875 heiratete Plinzner Margarethe Theodora Wilhelmine Adolphi. Mit ihr hatte er zwei Töchter und einen Sohn:
- Paul Wilhelm Rudolf Plinzner (1877–?)
- Elisabeth Wilhelmine Hetelie Plinzner (1879–?)
- Sophie Marianne Frieda Zeller-Plinzner (1883–1970)
Schüler
Plinzner, der 31 Jahre am königlichen Marstall tätig war, hatte in dieser Zeit auch viele Schüler. Zu ihnen zählte, nach dessen eigenem Bekunden, Hans von Heydebreck, welcher 1898–1900[5] an den königlichen Marstall kommandiert war.[6] Nachdem Plinzner die ersten drei Auflagen von "Gymnasium des Pferdes" redigiert und herausgegeben hatte (1886, 1892 und 1900), gab Heydebreck die 4. überarbeitete, veränderte und kommentiere Auflage im Jahre 1935 heraus.[7]
Einzelnachweise
- ↑ Deutschland und Österreich, Geschichten militärischer Einheiten, 1760–1933, Schleswig Holstein, Schleswigschen Feld-Artillerie-Regiments Nr. 9 von seiner Gründung im Jahre 1866 bis zum Jahre 1891. Abgerufen am 12. April 2025.
- ↑ Paul Plinzner: Wie ist die Beizäumung des Pferdes zu gewinnen und zu erhalten? Mittler, 1893 (google.dk [abgerufen am 12. April 2025]).
- ↑ Paul Plinzner: Aus meinem Leben. In: Rolf Schettler (Hrsg.): Ein Beitrag zur praktischen Pferde-Dressur (= Documenta hippologica). Olms, Hildesheim Zürich 2007, ISBN 978-3-487-08441-1.
- ↑ Paul Plinzner: Ein Beitrag zur praktischen Pferde-Dressur. Georg Olms Verlag, ISBN 978-3-487-41568-0 (google.com [abgerufen am 12. April 2025]).
- ↑ Berliner Adresskalender | 1707-1918 - Digitale Landesbibliothek Berlin. Abgerufen am 16. April 2025.
- ↑ Gustav Steinbrecht, Paul Plinzner: Gymnasium des Pferdes. Hrsg.: Hans von Heydebreck. 16. Auflage. Dr. Rudolf Georgi, Aachen 1885, ISBN 3-87248-038-3, S. VIII.
- ↑ Gustav Steinbrecht (Verfasser), Paul Plinzner (Mitwirkender): Das Gymnasium des Pferdes / Gustav Steinbrecht. Erstmalig bearb., vervollst. u. hrsg. v. Paul Plinzner. Auf Grund wissenschaftl. Erkenntnisse u. prakt. Erfahrgn fortgef. v. Hans von Heydebreck. Hrsg.: Hans von Heydebreck. 4. Auflage. Schröder, Berlin 1935.
Personendaten | |
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NAME | Plinzner, Paul |
ALTERNATIVNAMEN | Plinzner, Paul Ferdinand |
KURZBESCHREIBUNG | Leibstallmeister von Kaiser Wilhelm II. |
GEBURTSDATUM | 25. Januar 1852 |
GEBURTSORT | Eckersberg |
STERBEDATUM | 29. Februar 1924 |