Otto Kellerhals (* 31. März 1901 in Witzwil bei Ins; † 20. September 1990 in Bern) war ein Schweizer Staatsbeamter.
Leben
Familie
Otto Kellerhals war der gleichnamige Sohn von Otto Kellerhals (* 20. Mai 1870 in Aarwangen; † 24. April 1945 in der Domäne Witzwil bei Ins)[1], Strafanstaltsdirektor der Anstalten Witzwil, und dessen Ehefrau Anna (* 1871; † 4. September 1966)[2], Tochter des Regierungsrats Alfred Scheurer und die Schwester von Bundesrat Karl Scheurer; seine Mutter war ebenfalls in den Anstalten Witzwil als Mitarbeiterin beschäftigt und redigierte die Hauszeitschrift Unser Blatt.
Seine Brüder waren der spätere Strafanstaltsdirektor Hans Kellerhals (* 5. April 1897; † 7. Januar 1966)[3], der Jurist Rudolf Kellerhals und der Verwaltungsdirektor Arnold Kellerhals.
Er war mit Anna Elisabeth (geb. Stucki) verheiratet.
Werdegang
Nach dem Besuch des städtischen Gymnasiums (heute Gymnasium Kirchenfeld) in Bern, arbeitete Otto Kellerhals anfangs zwei Jahre auf dem Gutsbetrieb der Strafanstalt Witzwil und begann darauf mit einem Studium am landwirtschaftlichen Institut der Universität Göttingen und hörte Vorlesungen bei Wilhelm Seedorf. Nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule Berlin beendete er seine Ausbildung zum promovierten Dipl.-Ing. agr.
Nachdem er sich zu einem zweijährigen landwirtschaftlichem Praktikum in den USA und einem Studium an der Universität Toronto in Kanada aufgehalten hatte, begann er 1929[4] als fachtechnischer Mitarbeiter der Eidgenössischen Alkoholverwaltung und wurde dort 1932 Leiter der Sektion Brennereiwesen und Kartoffelverwertung, bis er 1937 als Direktor der Eidgenössischen Alkoholverwaltung Carl Tanner folgte[5][6][7]; bis zu Zurruhesetzung blieb er bis 1966 in diesem Amt. Ihm folgte der Vizedirektor Viktor Kühne[8].
Er war seit 1938 Major in der Artillerie der Schweizer Armee[9] und wurde als Batterie- und, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, als Kommandant einer schweren Haubitzenabteilung eingesetzt.
Berufliches Wirken
Otto Kellerhals wirkte 1929/1930 an der Revision der Alkoholartikel in der Bundesverfassung sowie an der Schaffung und Umsetzung des 1932 entstandenen Alkoholgesetzes mit. Er setzte sich für die Förderung alternativer Verwertungsarten von Kartoffeln und Obst anstelle der Schnapsherstellung sowie für ein Brennverbot von Obst für Gewerbebetriebe ein. Unter seiner Aufsicht finanzierte die Alkoholverwaltung die verbilligte Abgabe von Kartoffeln und Obst an Bedürftige im Berggebiet und er engagierte sich in der Entwicklung neuer Verwertungsverfahren wie der Herstellung von Süssmost, Obstsaftkonzentrat, Obstessig und Trockentrester als Viehfutter; dies führte zu einem höheren Konsum von Süssmost und eine Reduktion von Branntwein. Weiterhin kaufte die Alkoholverwaltung auch private Brennapparate an; dies führte zu einem Rückgang des Alkoholkonsums um die Hälfte[10]. Die 1941 aus Brennereikreisen initiierte Volksinitiative zur Neuordnung des Alkoholwesens, die sogenannte REVAL-Initiative[11], die diese Einschränkungen wieder aufheben sollte, führte zu einer Ablehnung der Initiative durch den Bundesrat[12].
Unter seiner Führung setzte sich die Alkoholverwaltung für eine Erhöhung der steuerlichen Belastung importierter gebrannter Wasser, weil der Konsum nach dem Zweiten Weltkrieg zunahm. Der hierdurch entstandene Reingewinn floss überwiegend in die Kassen der Alkoholverwaltung und der Kantone, die damit den Alkoholmissbrauch bekämpften.
1950 betreute er die Revision des Alkoholgesetzes von 1932[13].
Während seiner gesamten Dienstzeit bei der Alkoholverwaltung informierte er die Bevölkerung durch Vorträge über die volksgesundheitliche Bedeutung der Alkoholordnung und über die brennlose Verwertung von Kartoffeln sowie Obst und wirkte hierbei auch in verschiedenen Ausschüssen und Konferenzen mit.
Mitgliedschaften
- Seit 1969 war Otto Kellerhals Ehrenmitglied der Ökonomischen und Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern.
- 1972 wurde er durch den Fürsorgeverein für Anfallkranke (heute Fürsorgeverein Bethesda) in Bern zum Ehrenmitglied ernannt.[14]
Ehrungen und Auszeichnungen
- 1967 wurde Otto Kellerhals von der medizinischen Fakultät der Universität Basel zum Dr. h. c. ernannt.[15]
Schriften (Auswahl)
- Die eidgenössische Alkoholgesetzgebung. Bern: Eidg. Alkoholverwaltung 1938.
- mit Stavros Zurukzoglu: Die Verwertung der Kartoffeln ohne Brennen. Basel: B. Schwabe & Co 1939.
- mit Victor Jacob Steiger: Unsere Alkoholordnung und ihre Wirkungen auf Ernährung und Gesundheit des Volkes. Zürich: Art. Inst. Orell Füssli 1944.
- Die Revision des Alkoholgesetzes und die Landwirtschaft. Rapperswil: C. Meyer 1950.
- Verantwortung der christlichen Gemeinde in der Alkoholfrage. Bern: Blaukreuz-Verlag 1968.
Literatur
- Alfons Brülhart: Otto Kellerhals 80jährig. In: Freiburger Nachrichten vom 28. März 1981. (Digitalisat).
- G. P.: Le Conseil fédéral a nommé le nouveau directeur de la Régie des alcools. Pour succéder M. Otto Kellerhals. In: L'Express vom 22. März 1966. (Digitalisat).
- rz: Alkoholregime im Dienst der Volksgesundheit. Das grosse Werk von Direktor Otto Kellerhals. In: Der Bund vom 30. März 1966. (Digitalisat).
- Sarah Brian Scherer: Otto Kellerhals. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 28. Juli 2005.
- Zum Rücktritt von Herrn Otto Kellerhals. Direktor der Eidg. Alkoholverwaltung. In: Freiburger Nachrichten vom 30. März 1966. (Digitalisat).
Weblinks
- Publikationen von und über Otto Kellerhals (Direktor, 1901) im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Otto Kellerhals im Archiv für Agrargeschichte
- Otto Kellerhals im Portrait-Archiv der Zentralschweizerischen Gesellschaft für Familienforschung
- Otto Kellerhals in der Base de données des élites suisses
Einzelnachweise
- ↑ Kellerhals, Johann Otto (1870-1945)--DB1892. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Kellerhals, Anna (1871-1966)--DB1889. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Kellerhals, Hans (1897-1966)--DB1891. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Der Bund 20. März 1929 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Der Bund 15. Juni 1937 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Neue Zürcher Nachrichten 15. Juni 1937 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Feuille d'avis du district de Monthey 18. Juni 1937 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Neue Zürcher Nachrichten 22. März 1966 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Oberländer Tagblatt 31. Dezember 1938 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Der Bund 1. März 1941 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ M. Meister: Die "Reval"-Initiative. In: Gewerkschaftliche Rundschau für die Schweiz : Monatsschrift des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, Heft 2. 1941, abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Initiative «zur Neuordnung des Alkoholwesens». Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Der Bund 29. Januar 1950 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Der Bund 2. Juli 1972 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Der Bund 3. Dezember 1967 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
Personendaten | |
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NAME | Kellerhals, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Staatsbeamter |
GEBURTSDATUM | 31. März 1901 |
GEBURTSORT | Witzwil bei Ins |
STERBEDATUM | 20. September 1990 |
STERBEORT | Bern |