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Wappen Deutschlandkarte
Oederquart
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Oederquart hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 48′ N, 9° 14′ O53.8044444444449.23888888888892Koordinaten: 53° 48′ N, 9° 14′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Stade
Samtgemeinde: Nordkehdingen
Höhe: 2 m ü. NHN
Fläche: 37,13 km²
Einwohner: 924 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 25 Einwohner je km²
Postleitzahl: 21734
Vorwahl: 04779
Kfz-Kennzeichen: STD
Gemeindeschlüssel: 03 3 59 035
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Dorfstraße 58
21734 Oederquart
Website: www.nordkehdingen.de
Bürgermeister: Stefan Raap (FWG)
Lage der Gemeinde Oederquart im Landkreis Stade
KarteBaljeKrummendeichFreiburg/ElbeOederquartWischhafenDrochtersenGroßenwördenEngelschoffHammahDüdenbüttelHimmelpfortenBurwegKranenburgEstorfOldendorfHeinbockelStadeDeinsteFredenbeckKutenholzJorkBuxtehudeApensenBeckdorfSauensiekAhlerstedtBrestBargstedtHarsefeldNottensdorfBliedersdorfHorneburgDollernAgathenburgLandkreis StadeNiedersachsenLandkreis CuxhavenLandkreis Rotenburg (Wümme)Landkreis HarburgHamburgSchleswig-HolsteinSchleswig-HolsteinGrünendeichMittelnkirchenNeuenkirchenGuderhandviertelSteinkirchenHollern-Twielenfleth
Karte

Oederquart [ˈøːdɐkvaʁt] ist eine niedersächsische Gemeinde im Norden des Landkreises Stade. Sie ist Teil der Samtgemeinde Nordkehdingen.

Geographie

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Lage

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Oederquart liegt gut 40 Kilometer (Luftlinie) öst–/südöstlich der Stadt Cuxhaven und etwa 50 Kilometer (Luftlinie) west–/nordwestlich von Hamburg in Kehdingen.

Klima

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Der Ort hat ein gemäßigtes Seeklima, typisch für die norddeutsche Landschaft, mit mildem Winter und warmen Sommer.

Geschichte

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Name

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Der Name Oederquart leitet sich vermutlich von den altsächsischen Wörtern „Oeder“ für „Vieh“ und „quart“ für Siedlung oder Gehege ab und spiegelt die landwirtschaftlichen Wurzeln des Dorfes wider[2].

Mittelalter

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Oederquart wurde erstmals 1331 urkundlich erwähnt.

Siedlungsgeschichtlich lässt sich die Vergangenheit des Ortes in drei Perioden einteilen. Nach der Chauken- oder Sachsenzeit wurde Oederquart Ziel der Holländer-Kolonisation des 12. Jahrhunderts sowie der sogenannten Bruch- und Moor-Kolonisation der letzten Jahrhunderte.

Im Mittelalter erlebte Oederquart als kleine Siedlung eine Blütezeit. Das Dorf entwickelte sich um eine zentrale Kirche herum, die den Bewohnern als Mittelpunkt diente. Die Landwirtschaft war die Hauptbeschäftigung. Aus historischen Aufzeichnungen geht hervor, dass Oederquart Teil des Feudalsystems war, wobei die örtlichen Herren die landwirtschaftlichen Aktivitäten überwachten[3].

16. bis 18. Jahrhundert

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Im 16. Jahrhundert erlebte Oederquart einen wirtschaftlichen Aufschwung durch den Anbau von Obst, insbesondere Äpfeln und Birnen. Die Entwicklung wurde durch den Bau von Deichen und Kanälen begünstigt, die das Land vor Überschwemmungen schützten und die landwirtschaftliche Nutzung verbesserten.

Im 18. Jahrhundert wurde die Gemeinde eine eigenständige politische Einheit, was zur Gründung einer eigenen Verwaltung führte. Die Einwohner lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft und dem Obstbau.

19. und 20. Jahrhundert

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Veränderung Industrialisierung / Anbindung an den Schienenverkehr

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Im 19. Jahrhundert erlebte Oederquart durch die Industrialisierung einen Wandel. Die Einführung moderner Anbaumethoden führte zu einer Steigerung der Obstproduktion. Während die industrielle Revolution überall in Europa Veränderungen auslöste, fand sie auch in hier ihren ganz eigenen Ausdruck. Obwohl das Dorf hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt war, begann es, sich auf die Kleinindustrie zu konzentrieren, was Innovation und Fortschritt förderte. Die Einführung der Eisenbahn im späten 18. Jahrhundert, gemeint ist die Eisenbahnlinie Hamburg–Cuxhaven in den 1880er Jahren erleichterte den Transport von Waren und trug zur wirtschaftlichen Entwicklung bei, eröffnete neue Horizonte, verband Oederquart mit größeren Städten und erleichterte den Handel.[4]

Judenverfolgung

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Ende des 18. Jahrhunderts wurden auch in Oederquart aus Böhmen eingewanderte Juden sesshaft. Mit Beginn der „Naziherrschaft“ erfuhren die jüdischen Mitbürger vor Ort öffentlich Ressentiments, sie wurden missachtet und Repressalien ausgesetzt. Auch in Oederquart gab es im November 1938 die sog. Reichspogromnacht mit der Folge, dass der jüdischen Mitbürgerin Selma Bernau, geb. Renner, die Fensterscheiben eingeworfen, und zeitweise keine Waren mehr verkauft wurden, sowie die beiden Kinder, Ernst und Eduard Renner, nicht mehr die Schule besuchen durften. Selma Bernau verkaufte ihren Besitz in Oederquart (zwangsweise) und zog mit ihren beiden Kindern nach Hamburg, wo sie noch einige Zeit lebte, bis auch diese Familie 1942 deportiert und im KZ Auschwitz ermordet wurde.[5]

Folgen des Zweiten Weltkrieges

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Der Zweite Weltkrieg brachte seine eigenen Herausforderungen mit sich, da auch Oederquart unter der allgemeinen Nahrungsmittelknappheit litt. Dennoch blieb der Dorfgeist bestehen. Nach dem Krieg trat Oederquart in eine Phase des Wiederaufbaus und der Erneuerung ein. Die Gemeinde schloss sich dabei zusammen, restaurierte Häuser und Infrastruktur und wuchs stark in ihrer Bevölkerung durch die Flüchtlingsbewegung[6].

Gleichzeitig wandelte sich die landwirtschaftliche Struktur und viele Betriebe spezialisierten sich auf die Produktion von qualitativ hochwertigem Obst.

Anflugschneise über Oederquart

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Im Zweiten Weltkrieg führte die britische Royal Air Force (RAF) zahlreiche Luftangriffe auf deutsche Städte durch, um die Kriegsanstrengungen des nationalsozialistischen Regimes zu schwächen. Besonders markant war der Luftangriff auf Hamburg im Sommer 1943, während der Operation „Gomorrah“. Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Angriffe (auf die Stadt Hamburg) war die Orientierung der Bomberpiloten, die oft auf markante Landpunkte zurückgriffen, darunter die Kirche von Oederquart. Ihre markante Silhouette war für die Piloten aus großer Höhe gut sichtbar. Historische Berichte deuten darauf hin, dass viele Piloten die Kirche als Orientierungspunkt nutzten, um ihre Position zu bestimmen und ihren Kurs zum Ziel zu verifizieren. Diese Praxis war nicht unüblich; viele Bomberpiloten verwendeten geografische Landmarken zur Navigation, besonders in Zeiten, in denen moderne Technologien noch nicht weit verbreitet waren[7][8][9].

Neuzeit

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In den letzten Jahrzehnten hat Oederquart seinen ländlichen Charakter bewahrt, während sich die Gemeinde zunehmend als Wohnort für Pendler nach Hamburg etabliert hat. Die Mischung aus traditioneller Landwirtschaft und modernen Wohngebieten prägt das Bild der Gemeinde heute.

1975 wurde von der Gemeinde ein Kinderspielkreis für Kinder im Vorschulalter eingerichtet. Daraus entstand 1992/93 ein neuer Kindergarten.

Einwohnerentwicklung

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  • 1925: 1.620 Einwohner
  • 2003: 1.300 Einwohner (ca.)
  • 2015: 1.040 Einwohner
  • 2023: 1.006 Einwohner[10]

Politik

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Gemeinderat

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Gemeinderatswahl 2021
Wahlbeteiligung: 66,56 %
 %
50
40
30
20
10
0
47,6 %
33,3 %
19,1 %
FWGa
CDU
SPD
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
a Freie Wgem. Oederquart

Der Rat der Gemeinde Oederquart besteht aus elf Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 1.001 und 2.000 Einwohnern.[11] Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt.

Die vergangenen Gemeinderatswahlen ergaben folgende Sitzverteilungen:[12]

Wahljahr FWG CDU SPD Gesamt
2021 5 4 2 11 Sitze
2016 4 4 3 11 Sitze
__________________________
FWG: Freie Wählergemeinschaft Oederquart

Bürgermeister

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Bürgermeister ist Stefan Raap (FWG).[13] Sein Stellvertreter ist Jörg Oldenburg (CDU). Zweiter Stellvertreter ist Lothar Bahr (SPD). Gemeindedirektorin ist Samtgemeindebürgermeisterin Erika Hatecke.

Wappen

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Blasonierung: Auf grüner Wurt, im roten Feld, eine silberne Linde mit 15 Blättern.

Infrastruktur

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Öffentlicher Barfußpfad

Verkehr

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Oederquart verfügt über Anbindung an die umliegenden Städte mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Weitläufige Rad- und Wanderwege schlängeln sich durch die umliegende Landschaft und laden zu Erkundungen im Freien ein. Diese Wege bieten Bewohnern und Besuchern gleichermaßen eine Ruhepause und laden sie ein, die verborgenen Schätze der Landschaft zu entdecken[14]. Darunter befindet sich der 4 km lange Barfußpfad Von Korffscher Weg (Rundwanderweg)[15]. Des Weiteren liegt der Ort an der Deutschen Fährstraße. Durch diese ist auch Schleswig-Holstein schnell erreichbar.

Windmühlen

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Moderne Windkraftanlagen haben seit ihrem Bau in den 1990er-Jahren in Oederquart ökologische und soziale Auswirkungen, einerseits als Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und zur wirtschaftlichen Stärkung der Gemeinde. Andererseits haben viele Anwohner haben auch Bedenken geäußert, auch in Form eines Bürgerbegehrens in dessen Ergebnis sich eine Mehrheit der Bürger gegen neue Windräder aussprach. Die Umsetzung des Baus der neuen Windräder wurde durch den Gemeinderat trotzdem durchgesetzt.[16]

Bauwerke

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  • Kirche in Oederquart
    Spätgotische Saalkirche St. Johannis aus Backstein mit polygonalem Ostchor sowie 2014, 2015 und 2016/2017 rekonstruierter Orgel nach Arp Schnitger mit 28 Registern auf drei Manualen und Pedal[17][18]
  • Thingplatz: historisch bedeutsame Thing-Stätte in Oederquart, bis 1852 Wahlort der Hauptleute

Vereine

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  • MTSV Oederquart von 1922
  • S/G Freiburg/Oederquart

Kulinarische Spezialitäten

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  • Kehdinger Hochzeitssuppe

Personen

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  • Georg von der Decken (1787–1859), hannoveranischer General

Weblinks

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Commons: Oederquart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Website der Samtgemeinde Nordkehdingen

Einzelnachweise

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  1. ↑ Tabelle EVAS 12411, Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2024 (Hilfe dazu).
  2. ↑ Koch, A. (2008). The Origins of Place Names in Lower Saxony. Oldenburg Historical Institute.
  3. ↑ Müller, S. (2011). The Historical Churches of Lower Saxony. Niedersachsen Verlag.
  4. ↑ Hoffmann, R. (2017). Railroads and Rural Communities: A Historical Perspective. Hamburg Historical Society.
  5. ↑ ".... sie lebten unter uns ...., Spuren des jüdischen Teils der Familie Renner aus Oederquart weisen viele Parallelen mit den Schicksalen der Juden in Deutschland auf"; aufgerufen: 17. April 2024.
  6. ↑ Lange, T. (2020). Rebuilding After War: The Case of Oederquart. Cuxhaven Historical Archives.
  7. ↑ A. H. W. (2005). Die Bombardierungen der RAF in Deutschland: Eine strategische Analyse. Militärgeschichtliche Zeitschrift.
  8. ↑ Bock, A. (2007). Die Luftangriffe auf Hamburg 1943. Verlag Peter Lang.
  9. ↑ RAF Historical Society. (2013). Navigating the Night Sky: Bomber Command in WWII.
  10. ↑ Statistische Ämter. (2023). Population Statistics for Oederquart. Lower Saxony Statistical Office.
  11. ↑ Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17. Dezember 2010; § 46 – Zahl der Abgeordneten, abgerufen am 12. November 2014
  12. ↑ Wahlen - Samtgemeinde Nordkehdingen. Abgerufen am 9. August 2022. 
  13. ↑ Gemeinde Oederquart - Samtgemeinde Nordkehdingen. Abgerufen am 22. März 2023. 
  14. ↑ Bürgerverein Oederquart. (2023). Community Initiatives and Events. Oederquart Community Website.
  15. ↑ Naturerlebnisse. Touristikverein Kehdingen e. V., abgerufen am 24. Oktober 2021.
  16. ↑ Green, T., & Mason, P. (2021). Wind Energy Conflicts: A Study of Community Resistance. Energy Policy Journal.
  17. ↑ Peter Golon, Karl-Wilhelm Kröncke: Historische Orgeln im Landkreis Stade. Verlag Schaumburg, Stade 1983, S. 64.
  18. ↑ Orgel von Arp Schnitger restauriert. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, abgerufen am 24. Oktober 2021.
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Normdaten (Geografikum): GND: 16337730-3 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS)
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