Naturfarbstoffe sind organische Farbstoffe pflanzlichen oder tierischen Ursprungs. Umgangssprachlich werden mitunter auch natürlich vorkommende anorganische Pigmente als Naturfarbstoffe bezeichnet.[1]
Pflanzliche Naturfarbstoffe
Nach August Seybold können Pflanzenfarbstoffe nach ihrem cytologischen Vorkommen unterteilt werden in
- plasmochrome Pflanzenfarbstoffe (Lokalisation in Chromo- oder Chloroplasten und daher hydrophob),
- chymochrome Pflanzenfarbstoffe (Lokalisation im wässrigen Zellsaft der Vakuole und daher hydrophil) und
- membranochrome Pflanzenfarbstoffe (Lokalisation in der Zellwand).[2]
Die wichtigsten natürlichen Pflanzenfarbstoffe sind die grünen Chlorophylle – Magnesium-Komplexfarbstoffe mit einem Porphyrin-Gerüst. Diese sind für die Photosynthese von entscheidender Bedeutung. Die Farbe von Blüten und Früchten wird durch die wasserlöslichen Anthocyane und Flavone verursacht. Wie die Anthocyane werden auch die fettlöslichen Carotinoide als Lebensmittelfarbstoffe eingesetzt.
Bedeutsame Pflanzenfarbstoffe zum Färben von Textilien oder anderen Substraten sind Indigo, gewonnen aus der Indigopflanze oder dem Färberwaid[3], Henna (auch Lawson) aus dem Hennastrauch, Alizarin aus der Wurzel des Färberkrapp, Crocetin aus Safran, sowie Brasilin aus Rotholz (auch Basilholz).
Tierische Naturfarbstoffe
Die wichtigsten tierischen Farbstoffe sind die strukturell mit den Chlorophyllen verwandten Häme, z. B. das Häm b als Bestandteil des Blutfarbstoffs Hämoglobin. Die roten eisenhaltigen Porphyrin-Komplexe spielen eine zentrale Rolle bei der Aufnahme von Sauerstoff.
Wichtige Naturfarbstoffe tierischen Ursprungs für färberische Anwendungen sind das Purpur aus der Purpurschnecke, sowie verschiedene rote Farbstoffe aus Schildläusen – beispielsweise echtes Karmin aus der Cochenilleschildlaus, Kermes (unechtes Karmin) aus verschiedenen europäischen und asiatischen Schildläusen und Lac Dye aus der Lackschildlaus.
Verwendung
Mit Naturfarbstoffen werden seit Jahrtausenden die unterschiedlichsten Materialien gefärbt (Textilien, Wolle, Leder, Haare etc.), wobei mit der Entwicklung der synthetischen Farbstoffe ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts diese Nutzung stark zurückgegangen ist. Einige Naturfarbstoffe spielen nach wie vor eine Rolle als zugelassene Lebensmittelfarbstoffe.[4]
Siehe auch
Literatur
- Renate Kaiser-Alexnat: Farbstoffe aus der Natur. Eine Übersicht mit Rückblick und Perspektiven. epubli GmbH, Berlin 2012, ISBN 978-3-8442-2095-7.Broschüre (PDF)
- Andrea Grotzky, Dörte Lösch: Färben mit Naturfarbstoffen. Institut Dr. Flad, Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt, 2003, abgerufen am 26. November 2018.
- Gerhard Richter: Stoffwechselphysiologie der Pflanzen: Physiologie und Biochemie des Primär- und Sekundärstoffwechsels. 6. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York 1998, ISBN 978-3-13-442006-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Lutz Roth, Kurt Kormann, Helmut Schweppe: Färbepflanzen, Pflanzenfarben. ecomed, Landsberg/Lech 1992, ISBN 978-3-609-65490-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag zu Naturfarbstoffe. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 26. November 2018.
- ↑ August Seybold: Untersuchungen über den Farbwechsel von Blumenblättern, Früchten und Samenschalen. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Band 1953/54, Nr. 2. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1954, ISBN 978-3-662-28034-8, doi:10.1007/978-3-662-29542-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Albert Gossauer: Struktur und Reaktivität der Biomoleküle: Eine Einführung in die organische Chemie. Verlag Helvetica Chimica Acta, Zürich 2006, ISBN 978-3-906390-29-1, S. 477 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Spezifikationen der zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe