Methylenblaumilch (nach dem Tierarzt Martin Seelemann: Methylenblau-Milch) ist ein Nährmedium (Substrat), welches aus sterilisierter und neutralisierter Vollmilch (oder auch aus Magermilchpulver) und einer geringen (abgestuften) Menge von Methylenblau hergestellt wird. Sie dient zum Nachweis Reduktase-bildender Bakterien. Enthält die Probe solche Bakterien, wird die Methylenblaumilch durch die enzymatische Reaktion entfärbt.[1]
Herstellung
Zehn Milliliter 0,1-prozentige Methylenblau-Milch erhält man wie folgt: Man mischt 9 ml aufgekochte, filtrierte und fraktioniert sterilisierte Milch mit 1 ml autoklavierter einprozentiger Methylenblaulösung. Zur Sterilisierung wird die Milch an drei aufeinander folgenden Tagen für jeweils 30 Minuten im Dampftopf erhitzt.[2] Abgestufte Konzentrationen der Methylenblaumilch erhält man durch Veränderungen der Volumina von Milch oder Farbstoff im gewünschten Mischungsverhältnis.
Anwendung
Eine 0,1-prozentige Lösung hemmt das Wachstum von Streptokokken der β-hämolysierenden Gruppe A; dabei sind Farbe und Konsistenz des Nährbodens unverändert. Dagegen wachsen Streptokokken der Gruppe B und der Lactis-Gruppe unter Säuerung und Gerinnung ohne beziehungsweise mit Reduktion (= Entfärbung) weiter.[3]
Geschichte
1948 entwickelte Martin Seelemann (* 7. März 1899, † 28. April 1977) den Seelemann-Test zur biochemischen Gruppendifferenzierung der Streptokokken anhand des Verhaltens auf Blutagar, des Wachstums in Lackmusmilch, des Wachstums in Methylenblau-Milch, des Verhaltens in Lackmusmilch und des Verhaltens bei der Äskulinspaltung.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Ekkehard Wiesner, Regine Ribbeck (Hrsg.): Wörterbuch der Veterinärmedizin. Gustav Fischer Verlag, 2. Auflage, Jena 1983, Band 2 (L-Z), ISBN 3-334-00388-4, S. 779.
- ↑ Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 253. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, Berlin / New York 1977, ISBN 3-11-007018-9, S. 764.
- ↑ Günter Thiele, Heinz Walter (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete. Verlag Urban & Schwarzenberg, Loseblattsammlung, München / Berlin / Wien 1973, 5. Ordner (Membra–R-Zellen-Adenom), ISBN 3-541-84005-6, S. M 128 f.
- ↑ Günter Thiele, Heinz Walter (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete. Verlag Urban & Schwarzenberg, Loseblattsammlung, München / Berlin / Wien 1974, 6. Ordner (S–Zz), ISBN 3-541-84006-4, S. S 134.