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aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Methodischer Fehler)
Dieser Artikel behandelt Fehler der menschlichen Informationsverarbeitung – zum Krankheitssymptom siehe Kognitive Verzerrung (klinische Psychologie).

Kognitive Verzerrungen oder kognitive Fehler (englisch cognitive bias/error/fallacy) sind ein kognitionspsychologischer Sammelbegriff: Eigenschaften der zu verarbeitenden Information werden dabei systematisch verzerrt verstanden bzw. mental repräsentiert. Urteilsfehler oder Beurteilungsfehler als verzerrte Wahrnehmungen und Interpretationen der Realität, die nicht absichtlich vorgenommen werden, sondern vielmehr eine (unerwünschte) Begleiterscheinung allgemeiner Prinzipien der menschlichen Informationsverarbeitung sowie sozialer Einflussprozesse darstellen sind ein anderer Begriff dafür.[1] Dies kann ggf. fehlerhafte oder suboptimale Entscheidungen oder Handlungen forcieren. Kognitive Fehler kann man als Oberbegriff sehen, Kognitive Verzerrungen sind die Ursache und Urteilsfehler das Ergebnis dieser kognitiven Fehler.[2]

Betroffen von der kognitiven Verzerrung der Informationsverarbeitung können Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Emotionen, Motivation, Handlungsregulation und Verhaltenskontrolle sein.[3]

Kognitive Verzerrungen beginnen lange bevor wir bewusst über eine Sache nachdenken. Psychologen wie Daniel Kahneman oder Amos Tversky haben gezeigt, dass die menschliche Wahrnehmung oft alles andere als vollständig und sehr selektiv ist.[4]

Definition und Merkmale

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Übersicht kognitiver Verzerrungen (englisch)

Zur Bestimmung systematischer fehlerhafter kognitiver Verzerrungen ist es zunächst notwendig, rationale Vergleichsstandards anhand prüfbarer Regeln zu entwickeln. Diese werden je nach Untersuchungsgegenstand anhand von normativen Modellen wie der mathematischen Wahrscheinlichkeitstheorie oder der Logik formuliert. Ein Vergleichsstandard kann aber auch ein faktisches Geschehen sein, das mit der Erinnerung an dasselbe verglichen wird (Gedächtnisillusionen). Systematische, also nicht nur individuelle und zufällige, Abweichungen von diesen Standards gelten dann als irrational oder falsch.

Menschliche Probanden kennen in der Regel weder die Modelle noch die Regeln und treffen ihre Aussagen und Entscheidungen anhand von natürlichen, oft intuitiven Entscheidungsheuristiken unter unvollständigen Informationen oder unter Nutzung ersatzweiser Informationen. Diese Heuristiken sind in vielen Anwendungsfällen effizient und hilfreich und unabhängig von Wunschdenken.[5] Die Heuristiken können aber unter bestimmten Bedingungen zu Verzerrungen der Urteile und des Gedächtnisses führen.

Wegen der Fokussierung auf die möglichen schädlichen Auswirkungen von Heuristiken wird der kognitionspsychologischen Forschung gelegentlich Einseitigkeit vorgeworfen. Die Frage, ob eine Entscheidung in einem normativen Sinn „richtig“ (im Sinne von regelkonform mit einem normativen Modell) ist, sei weniger wichtig als die Frage, ob eine Entscheidung in einer bestimmten Situation hilfreich und nützlich ist. Weitere Kritikpunkte am Konzept der kognitiven Verzerrung sind das fehlende übergreifende und detaillierte Modell und eine „Künstlichkeit“ in der Definition von einigen Verzerrungen. Messbare Effekte würden schon bei einer geringen Änderung der Versuchsbedingungen verschwinden.[6]

Liste kognitiver Verzerrungen

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→ Hauptartikel: Liste kognitiver Verzerrungen

Siehe auch

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  • Anthropische Voreingenommenheit
  • Evolutionäre Psychologie
  • Kognitive Dissonanz
  • Prospect Theory
  • Rationalität
  • Selektive Wahrnehmung

Literatur

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  • Dan Ariely: Denken hilft zwar, nützt aber nichts: Warum wir immer wieder unvernünftige Entscheidungen treffen. Droemer HC, 2008, ISBN 3-426-27429-9.
  • Hanno Beck: Die Logik des Irrtums: Wie uns das Gehirn täglich ein Schnippchen schlägt. Frankfurter Allgemeine Buch, 2008, ISBN 3-89981-157-7.
  • Rolf Dobelli: Die Kunst des klaren Denkens: 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen. Hanser, 2011, ISBN 3-446-42682-5.
  • Dietrich Dörner: Die Logik des Misslingens: Strategisches Denken in komplexen Situationen. Rowohlt, 1989, ISBN 3-499-19314-0.
  • Daniel Kahneman: Schnelles Denken, langsames Denken. Siedler, 2012, ISBN 3-88680-886-6.
  • Daniel Kahneman, Paul Slovic, Amos Tversky: Judgment under uncertainty: Heuristics and biases. Cambridge University Press, Cambridge 1974 (englisch; PDF auf caltech.edu).
  • Ken Manktelow: Reasoning and Thinking. Psychology Press, Hove 2000, ISBN 0-86377-709-0 (englisch).
  • Rüdiger F. Pohl (Hrsg.): Cognitive Illusions: Intriguing Phenomena in Thinking, Judgement and Memory. 2. Auflage. Routledge, London 2017, ISBN 978-1-138-90341-8 (englisch).

Aufsätze

  • J. St. B. T. Evans: Interpretation and matching bias in a reasoning task. In: Quarterly Journal of Experimental Psychology. Band 24, 1972, S. 193–199 (englisch).
  • J. St. B. T. Evans, J. L. Barston, P. Pollard: On the conflict between logic and belief in syllogistic reasoning. In: Memory and Cognition. Band 11, 1983, S. 295–306 (englisch).
  • K. C. Klauer, J. Musch, B. Naumer: On belief bias in syllogistic reasoning. In: Psychological Review. Band 107, 2000, S. 852–884 (englisch).

Weblinks

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Commons: Kognitive Verzerrung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • LessWrong (englisch)
  • Changing Minds: Belief Bias (englisch)

Einzelnachweise

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  1. ↑ Urteilsfehler. Abgerufen am 23. November 2025. 
  2. ↑ Markus Wirtz: kognitive Fehler im Dorsch Lexikon der Psychologie. 2023 (hogrefe.com [abgerufen am 23. November 2025]). 
  3. ↑ Markus Wirtz: kognitive Fehler im Dorsch Lexikon der Psychologie. 2023 (hogrefe.com [abgerufen am 8. März 2025]). 
  4. ↑ Christoph Elhard: Unsere visuelle Wahrnehmung ist rationaler als wir denken ETH-News vom 12. Juni 2023
  5. ↑ Rüdiger F. Pohl: Cognitive Illusions: A Handbook on fallacies and biases in thinking, judgement and memory. Psychology Press, Taylor and Francis Group, Hove, New York, 2004, S. 2–14 (englisch).
  6. ↑ G. Gigerenzer: How to make cognitive illusions disappear: Beyond Heuristics and Biases. In: W. Stroebe, M. Hewstone (Hrsg.): European review of social psychology. Band 2, Nr. 1, 1991, S. 83–105 (englisch; doi:10.1080/14792779143000033).
Normdaten (Sachbegriff): GND: 1034056433 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS)
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