Marcus Simplicinius Genialis war ein römischer Ritter des 3. Jahrhunderts, der den Rangtitel vir perfectissimus („hoch angesehener Mann“) führte.

Er ist durch die Inschrift des sogenannten Augsburger Siegesaltars bekannt geworden,^[1] die ihn als kommissarischen Statthalter (agens vice praesidis) der Provinz Rätien ausweist – ein Amt, das er wohl im Jahr 260 für den eigentlichen senatorischen Amtsträger versah.

Danach besiegte er am 24./25. April des Jahres bei Augsburg eine einfallende Heerschar der Semnonen oder Juthungen, die von den Soldaten der Provinz Raetien, aber auch von in Germanien stationierten Soldaten sowie einheimischen Kräften besiegt und in die Flucht geschlagen wurde. Dabei wurden viele Tausend gefangener Italiker befreit. Aus Dankbarkeit errichtete Genialis am 11. September des Jahres – unter den Konsuln Postumus Augustus und Honoratianus – gemäß seinem Gelübde einen Altar für die heilige Göttin Victoria.

Später wurden sein Name sowie die Ehrenbezeichnung und die Namen des Postumus und seines Kollegen aus der Inschrift getilgt (damnatio memoriae). Dies geschah vermutlich nach dem Ende der Herrschaft des Gallischen Sonderreiches über Raetien, da Genialis die Partei des Postumus ergriffen hatte – obwohl er sehr wahrscheinlich bereits zuvor von Kaiser Gallienus zum Präfekten der Provinz ernannt worden war. Man vermutet, dass er aus den gallischen oder germanischen Provinzen stammte, möglicherweise aus Germania inferior.

• Michel Christol: M. Simplicinius Genialis. Ses fonctions (vir perfectissimus, agens vice praesidis). In: Cahiers du Centre Gustave Glotz. Band 8, 1997, S. 231–241 (online).
• Ségolène Demougin: M. Simplicinius Genialis. Le personnage. In: Cahiers du Centre Gustave Glotz. Band 8, 1997, S. 229–230 (online).
• Ségolène Demougin: Nouveautés pour les procurateurs des Gaules et des Germanies. In: Cahiers du Centre Gustave Glotz. Band 9, 1998, S. 219–227 (zu Genialis S. 226–227; online).
• Prosopographia Imperii Romani (PIR²) (2006) S 749.

1. ↑ AE 1993, 1231.