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Marcel Lefebvre 👆 Click Here!
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Marcel Lefebvre
Wappen; Der Wahlspruch: „Et nos credidimus caritati“ (deutsche Übersetzung: „Und wir haben an die NĂ€chstenliebe geglaubt.“) bezieht sich auf 1 Joh 4,16 EU

Marcel François Marie Joseph Lefebvre CSSp (* 29. November 1905 in Tourcoing, Nord-Pas-de-Calais, Frankreich; † 25. MĂ€rz 1991 in Martigny, Schweiz) war ein römisch-katholischer Erzbischof und eine Leitfigur katholischer Traditionalisten, die wesentliche Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) ablehnten: darunter die Theologie und die praktischen Folgen von Nostra Aetate, den Ökumenismus und die Liturgiereformen seit 1965.

1969 grĂŒndete Lefebvre deshalb die Priesterbruderschaft St. Pius X. 1976 wurde er wegen Priesterweihen ohne Weiheentlassschreiben von Papst Paul VI. suspendiert, 1988 zog er sich unter Papst Johannes Paul II. wegen unerlaubter Bischofsweihen die Tatstrafe der Exkommunikation zu.

Leben

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Herkunft

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Bischofsweihe von Marcel Lefebvre (4. von links, mit Krummstab und Mitra) am 18. September 1947 durch den Bischof von Lille, Achille Liénart, in Tourcoing zum Titularbischof von Anthedon in PalÀstina und zum Apostolischen Vikar in Dakar

Marcel Lefebvre wurde am 29. November 1905 geboren. Seine Eltern waren der Industrielle RenĂ© Lefebvre und Gabrielle Lefebvre, geborene Watine. RenĂ© Lefebvre leitete einen großen Spinnereibetrieb. WĂ€hrend des Ersten Weltkrieges arbeitete er im englisch-belgischen Botschaftsdienst. WĂ€hrend des Zweiten Weltkrieges war er im Geheimdienst tĂ€tig und geriet wĂ€hrend der deutschen Besetzung Frankreichs, auch wegen der Aufnahme von FlĂŒchtlingen, im Jahr 1941 in deutsche Gefangenschaft. Marcel Lefebvres Mutter Gabrielle zeichnete sich durch intensives kirchliches Engagement in mehreren katholischen Organisationen aus. Das Paar hatte gemeinsam acht Kinder, von denen die fĂŒnf Ă€ltesten in katholische Orden eintraten.[1]

Im Oktober 1915 kam Lefebvre ins Gymnasium des Herz-Jesu-Kollegs (Institution libre du SacrĂ©-CƓur) in Tourcoing bei Roubaix im Bistum Lille. Sein Vater starb am 4. MĂ€rz 1944 im KZ Sonnenburg in der Neumark, wo er wegen seiner AktivitĂ€ten im Widerstand gegen den Nationalsozialismus und wegen UnterstĂŒtzung der Alliierten durch SpionageaktivitĂ€ten sowie Fluchthilfe fĂŒr jĂŒdische Gefangene inhaftiert war. Einer der BrĂŒder Marcel Lefebvres, RenĂ©, wurde wie Marcel Priester bei den „VĂ€tern vom Heiligen Geist“, drei Schwestern, Jeanne (Kongregation der SĂŒhneschwestern Mariens), Bernadette (Kongregation der Schwestern vom Heiligen Geist) und Christiane (Unbeschuhte Karmelitin) wurden Nonnen.[1] Christiane Lefebvre errichtete in Belgien mehrere traditionalistische Karmelitinnenkonvente.

Theologieausbildung

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Lefebvre wandte sich ebenfalls dem Studium der Theologie zu. Er war seit Oktober 1923 SchĂŒler am Pontificium Seminarium Gallicum in Urbe („Gallicum“) in Rom,[2] das von dem Spiritaner Henri Le Floch (1862–1950) mit antimodernistischer, antiliberaler, antikommunistischer und antidemokratischer Zielsetzung geleitet wurde. Lefebvre studierte an der PĂ€pstlichen UniversitĂ€t Gregoriana in Rom, u. a. bei dem Jesuiten Kardinal Billot, und promovierte dort 1925 zum Dr. phil. sowie 1929 zum Dr. theol. Im selben Jahr empfing er am 21. September 1929 mit knapp 24 Jahren in Lille die Priesterweihe. Anschließend wurde er Kaplan in Lomme, einem Vorort von Lille.

Marcel Lefebvres theologische Ausbildung war durch den französischen MilitĂ€rdienst in Frankreich unterbrochen. Nach seiner Grundausbildung in Mourmelon-le-Grand wurde er im Dezember 1926 dem 509. Panzerregiment in Valenciennes als Unteroffizier zugeteilt. Danach nahm er seine Studien im französischen Seminar in Rom im November 1927 wieder auf.[3] WĂ€hrend der MilitĂ€rzeit Lefebvres geriet Henri Le Floch in die Auseinandersetzung um die von dem rechtsextremen französischen Schriftsteller Charles Maurras gegrĂŒndete Action française. Nach der Lehrverurteilung durch Papst Pius XI. im Jahr 1926, war Le Floch gezwungen, sein Amt als Rektor des „SĂ©minaire Pontifical Français de Rome“ im Juli 1927 aufzugeben, was Lefebvre zutiefst bedauerte.[4]

MissionstÀtigkeit in Afrika

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Im Jahr 1931 wurde er, wie sein Bruder RenĂ©, Mitglied im Orden der Spiritaner, um Missionar in Afrika zu werden. Von 1932 bis 1945 war er Missionar in Gabun und Professor fĂŒr Dogmatik und Exegese am Priesterseminar Libreville; ab 1934 – im Alter von 28 Jahren – zusĂ€tzlich dessen Regens. Im Jahr 1938 starb Marcel Lefebvres Mutter Gabrielle. Im selben Jahr wurde er zur Mission nach Donguila, LambarĂ©nĂ© und N’djole geschickt, wo er bis 1945 verblieb. In LambarĂ©nĂ© machte er die Bekanntschaft von Albert Schweitzer.[5]

Priesterausbilder in Frankreich

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Im Oktober 1945 wurde Marcel Lefebvre Leiter des Philosophie-Scholastikats der Priesterausbildung in Mortain in der Normandie, einer Studienanstalt seiner Kongregation. Hier war seine LehrtÀtigkeit stark von der scholastischen Theologie des Thomas von Aquin geprÀgt.[4]

Bischofsamt in Afrika

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Am 12. Juni 1947 wurde Lefebvre im Alter von 41 Jahren zum Apostolischen Vikar in Dakar ernannt. Der Bischof von Lille, Kardinal LiĂ©nart, weihte Lefebvre am 18. September 1947 in seiner Heimatpfarrei Tourcoing zum Bischof; Mitkonsekratoren waren die Bischöfe Alfred-Jean-FĂ©lix Ancel IdP, Weihbischof in Lyon und Jean-Baptiste Victor Fauret, CSSp. Sein Wahlspruch „Et nos credidimus caritati“ (deutsche Übersetzung: „Und wir haben an die NĂ€chstenliebe geglaubt.“) bezieht sich auf 1 Joh 4,16 EU.

Am 16. November 1947 nahm Lefebvre seinen Dienst im mehrheitlich muslimischen Dakar, der damaligen Hauptstadt von Französisch-Westafrika, auf. Sein AmtsvorgĂ€nger im Apostolischen Vikariat Dakar, Auguste François Louis Grimault, war aufgrund seiner Zusammenarbeit mit dem Vichy-Regime politisch nicht mehr tragbar gewesen. Bereits im Jahr 1948 wurde Lefebvre zum Apostolischen Delegaten fĂŒr die französischsprachigen Kolonialgebiete in Afrika berufen und zum Titularerzbischof von Arcadiopolis in Europa (heute LĂŒleburgaz in der TĂŒrkei) ernannt. Anschließend versah er diverse Dienste als Titularerzbischof und Apostolischer Delegat fĂŒr Französisch-Afrika, grĂŒndete bis zur Errichtung des Erzbistums Dakar 62 BistĂŒmer, leitete vier Bischofskonferenzen und entsprach dem pĂ€pstlichen Wunsch, nach mehreren Jahrhunderten der ausschließlich europazentrierten Missionsarbeit nun einen einheimisch-afrikanischen Klerus heranzubilden.

Am 14. September 1955 wurde Marcel Lefebvre durch Papst Pius XII. zum ersten Erzbischof von Dakar ernannt. In seiner Amtszeit förderte er in besonderem Maße die Priesterausbildung, errichtete zahlreiche Missionen und Kirchen sowie Bildungseinrichtungen und KrankenhĂ€user. Zum Zwecke der Christianisierung der afrikanischen Bevölkerung organisierte er die Entsendung mehrerer europĂ€ischer Missionsorden in den Senegal. Der Dekolonisation Afrikas stand Lefebvre ablehnend gegenĂŒber, da er sie als eine vom expandierenden Kommunismus initiierte Bewegung erachtete. Hinsichtlich seines rigiden Antikommunismus befĂŒrwortete Lefebvre vor dem Hintergrund des Kalten Krieges vollstĂ€ndig das Dekret von Papst Pius XII. ĂŒber die Haltung der katholischen GlĂ€ubigen gegenĂŒber der kommunistischen Partei vom 1. Juli 1949, in dem der Papst die Mitgliedschaft in kommunistischen Parteien und Organisationen oder deren Förderung sowie die Herausgabe, Verbreitung und das Lesen von kommunistischen Schriften unter die Strafe der Exkommunikation stellte. Im Jahr 1959 Ă€ußerte sich Lefebvre öffentlich gegen die kommunistische Ideologie, die Bewegung der AufklĂ€rung sowie die Werte der Französischen Revolution mit ihrer ErklĂ€rung der Menschen- und BĂŒrgerrechte und brandmarkte diese als antichristliche HĂ€resie. Diese Haltung wurde innerhalb von Teilen des katholischen Klerus Frankreichs mit Skepsis betrachtet, da man mit einer gewissen kompromissbereiten Haltung die linksorientierte Arbeiterschaft des Landes fĂŒr den Katholizismus nicht vollstĂ€ndig verlieren wollte.[4]

Zweites Vatikanisches Konzil

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Im Jahr 1958 enthob Papst Johannes XXIII. Lefebvre seines Amtes als Apostolischer Delegat.[6] Lefebvre blieb aber Erzbischof von Dakar. In seiner Antwort vom Februar 1960 auf die Frage der Vor-Vorbereitungskommission (lat.: Commissio antepraeparatoria), welche Themen beim bevorstehenden Zweiten Vatikanischen Konzil zu behandeln seien, schrieb Erzbischof Lefebvre unter anderem, dass auf der Ebene der GeschĂ€ftsbereiche der Nuntien bzw. der Apostolischen Delegaten kirchliche Gerichte einzurichten seien, um dort dringende Eheverfahren zĂŒgig zu lösen, anstatt damit nach Rom gehen und lange auf eine Entscheidung warten zu mĂŒssen.[7] Im Juni 1960 wurde Lefebvre in seiner Funktion als Vorsitzender der Westafrikanischen Bischofskonferenz durch den Papst in die zentrale Vorbereitungskommission fĂŒr das Zweite Vatikanische Konzil berufen. DarĂŒber hinaus verlieh ihm Johannes XXIII. die WĂŒrde eines PĂ€pstlichen Thronassistenten, worauf Lefebvres neu verliehener heraldischer Wappenschmuck mit zwanzig Quasten hinwies. Im Jahr 1962 bewog der Papst den 56-jĂ€hrigen Lefebvre zum vollstĂ€ndigen Amtsverzicht in Afrika zugunsten seines einheimischen SchĂŒlers Hyacinthe Thiandoum. Danach war Lefebvre unter Verleihung des persönlichen Titels eines Erzbischofs vom 23. Januar bis zum 11. August 1962 fĂŒr sieben Monate Bischof von Tulle (Frankreich), wo er erstmals in verstĂ€rktem Maße mit der im RĂŒckgang befindlichen kirchlichen und religiösen Praxis der GlĂ€ubigen infolge des SĂ€kularisierungsprozesses konfrontiert wurde.[6] Die Entmachtung Lefebvres in Afrika und seine Versetzung in die eher unbedeutende Diözese Tulle konnte als eine gewisse kirchliche Maßregelung durch Papst Johannes XXIII. zum Zweck der Förderung einer kompromissbereiteren Haltung gedeutet werden.[4]

Im September 1962 wurde Lefebvre dennoch zum Generaloberen der Spiritaner – einer Kongregation, die damals ĂŒber 60 Bischöfe zĂ€hlte – gewĂ€hlt und zum Titularerzbischof von Synnada in Phrygia Salutaris (heute ƞuhut in der TĂŒrkei) ernannt. In dieser Eigenschaft intervenierte er mehrfach erfolglos gegen liberalere Reformvorhaben des Konzils, das am 11. Oktober 1962 eröffnet worden war; unter anderem gegen die KollegialitĂ€t der Bischöfe und die kirchliche Anerkennung der Religionsfreiheit.[8] Die wĂ€hrend dreier Jahre in der Vorbereitungszeit des Konzils erarbeiteten Konzilsschemata wurden zu Lefebvres Entsetzen gleich zu Beginn des Konzils verworfen. Insbesondere gegen liberale Konzilsteilnehmer aus Lefebvres Heimatland Frankreich, den meinungsbildenden VorkĂ€mpfern der sogenannten Nouvelle thĂ©ologie wie Yves Congar, Marie-Dominique Chenu oder Henri de Lubac, entwickelte sich eine Konfrontation, da diese die Frage nach der UnverĂ€nderlichkeit und der Geschichtlichkeit der Wahrheit sowie das VerhĂ€ltnis zwischen Natur und Gnade neu bestimmen wollten und den Umgang mit dem Marxismus und den nichtchristlichen Religionen und deren Gotteserkenntnis neu aufs theologische Tapet brachten. Eine Relativierung des alleinigen Wahrheitsanspruches der katholischen Kirche hinsichtlich ihres VerhĂ€ltnisses zu den anderen Religionen und den christlichen Konfessionen sowie eine kompromissbereitere, pastoral orientierte Öffnung des Katholizismus gegenĂŒber den Fragen der modernen Zeit, wie sie etwa HĂ©lder CĂąmara vertrat, kam fĂŒr Lefebvre nicht in Frage. Nach Ansicht von Lefebvre widersprach die neue religionstolerante Haltung der Kirche der bisherigen christlichen Missionspraxis und dem Missionsauftrag Jesu (Mt 28,19–20 EU).

Den theologischen Umbruch wĂ€hrend des Konzils, der von Lefebvre als Dammbruch verstanden wurde, verglich er mit den gesellschaftspolitischen UmbrĂŒchen der Französischen Revolution und ihrem Leitmotto „Freiheit, Gleichheit, BrĂŒderlichkeit“. Die Religionsfreiheit und die Gewissensfreiheit des Individuums, die noch im 19. Jahrhundert von Seiten des Papsttums verurteilt worden waren, wurden zum Missfallen Lefebvres, der darin grundlegende theologische IrrtĂŒmer sah, nun zu konziliaren GrundsĂ€tzen erhoben. Ein kirchlich garantiertes Grundrecht auf die AusĂŒbung einer seiner Meinung nach irrigen Religionspraxis konnte es fĂŒr Lefebvre nicht geben. Die Forderung einer kollegial geleiteten Kirche lehnte er zugunsten einer mehr autoritĂ€ren Form, wie sie in der vorkonziliaren Zeit praktiziert worden war, ab. In dieser Frage geriet Lefebvre in starke Opposition zu Achille LiĂ©nart, der ihn zum Priester und Bischof geweiht hatte. LiĂ©nart betonte, dass die Bischöfe an der Unfehlbarkeit des Papstes hinsichtlich der Leitung der Kirche teilhĂ€tten, und zwar nicht neben dem Papst, sondern mit ihm gemeinsam. Lefebvre hingegen fand in Kardinal Alfredo Ottaviani einen prominenten UnterstĂŒtzer seiner Position. Beide betonten unter Berufung auf das biblische Christusbekenntnis des Petrus und die Zusage Jesu (Mt 16,13–19 EU), die sie als GrĂŒndung des Papsttums und seiner fĂŒhrenden Position innerhalb der Weltkirche verstanden wissen wollten, den alleinigen Primat des Papstes. Ebenso lehnte Lefebvre eine EinschrĂ€nkung der Entscheidungsgewalt der Bischöfe in ihren Diözesen, etwa durch die Einrichtung nationaler Bischofskonferenzen, ab. Der Ökumenismus, wie er in dem am 21. November 1964 von Papst Paul VI. promulgierten Konzilsdokument Unitatis redintegratio vertreten wurde, zerstöre letzten Endes die katholische Kirche. Das Dokument verweise zwar auf Unterschiede der von Rom getrennten Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, wĂŒrdige aber in falscher, egalisierender Weise verschiedene Gemeinsamkeiten mit anderen Konfessionen.[4]

Im Jahr 1963 grĂŒndete Lefebvre mit den KardinĂ€len Alfredo Ottaviani und Francis Spellman sowie Luigi Maria Carli, Giuseppe Siri, Arcadio MarĂ­a Larraona, Rufino Jiao Santos, Michael Browne und Ernesto Ruffini, Geraldo de Proença Sigaud, JosĂ© MaurĂ­cio da Rocha und AntĂŽnio de Castro Mayer aus EnttĂ€uschung ĂŒber den seiner Ansicht nach fatalen Konzilsverlauf die Vereinigung Coetus Internationalis Patrum, der etwa 250 konservative KonzilsvĂ€ter beitraten und deren Vorsitzender er wurde.[9] Auf dem Konzil verfasste Erzbischof Lefebvre zahlreiche ablehnende Stellungnahmen, befĂŒrwortete jedoch die Liturgiekonstitution des Konzils (Sacrosanctum Concilium) und stimmte auch fast allen ĂŒbrigen Dokumenten zu. Dem Coetus Internationalis Patrum unter Lefebvre gelang die AbĂ€nderung einiger Konzilstexte, da Papst Paul VI. eine Zustimmung möglichst aller versammelten Bischöfe der Weltkirche anstrebte und somit gezwungen war, Kompromisse mit den Konservativen einzugehen.

Nach dem Abschluss des Konzils trat Lefebvre zunehmend in Opposition zu den Entwicklungen in der römisch-katholischen Kirche. Den sich seit lĂ€ngerem abzeichnenden SĂ€kularisierungsprozess der katholischen Kirche in Westeuropa und Nordamerika mit dem RĂŒckgang der kirchlichen Praxis sowie zunehmenden Kirchenaustritten, der Schließung von Konventen und Seminaren, den RĂŒckgang von Priesterweihen sowie die Laisierung von katholischen Priestern fĂŒhrte Lefebvre direkt auf die Reformen des Konzils zurĂŒck.

Nachdem die Generalversammlung der Spiritaner im Jahr 1968 weitreichende Reformen im Sinne des Konzils („Aggiornamento“) beschlossen hatte und innerhalb der Kongregation ĂŒber die EinfĂŒhrung der Priesterehe sowie die Entsakralisierung des Priesteramtes debattiert worden war, trat Lefebvre, obwohl er fĂŒr zwölf Jahre zum Generaloberen gewĂ€hlt worden war, unter Protest von seinem Amt zurĂŒck. Als nach den Protesten und Ausschreitungen des Jahres 1968 der Pariser Erzbischof François Marty VerstĂ€ndnis fĂŒr die linksorientierte Bewegung und ihre Ziele zeigte, positionierte sich Lefebvre in Predigten deutlich gegen den Kommunismus.

Nach der im Jahr 1969 von Papst Paul VI. allgemein angeordneten EinfĂŒhrung der unter FederfĂŒhrung von Annibale Bugnini entstandenen neuen katholischen Messordnung, dem Novus Ordo Missae (NOM), weigerte sich Lefebvre diesbezĂŒglich und blieb bei der Zelebration der alten Messordnung nach tridentinischem Ritus in der Fassung der liturgischen BĂŒcher von 1962.[6][4] Am 10. Juli 1969 sandte er eine Bittschrift an Papst Paul VI., in der er um eine grundlegende Neufassung des NOM bat.[10] In Zusammenarbeit mit mehreren Theologen wurde sodann eine umfassende Kritik am Novus Ordo Missae erarbeitet, die schließlich unter dem Titel Kurze kritische Untersuchung des NOM Kardinal Ottaviani vorgelegt werden konnte. Ottaviani schloss sich dieser Kritik an, und zusammen mit Kardinal Bacci unterzeichnete er die Eingabe zur Vorlage bei Papst Paul VI. Die Hoffnungen Lefebvres noch weitere Unterzeichner fĂŒr die Denkschrift gewinnen zu können, erfĂŒllten sich hingegen nicht. Die Eingabe wurde als Ottaviani-Intervention bekannt, allerdings von der Glaubenskongregation unter Kardinal Seper zurĂŒckgewiesen. Ihre Wirkungen beschrĂ€nkten sich daher darauf, dass Papst Paul VI. die Bedeutung der Tradition der frĂŒheren Messordnung noch einmal unterstrich.

Priesterbruderschaft St. Pius X.

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→ Hauptartikel: Priesterbruderschaft St. Pius X.

Die GrĂŒndung und Leitung der Priesterbruderschaft St. Pius X. war der letzte große Abschnitt im Leben Marcel Lefebvres.

Bereits kurz nach seinem RĂŒcktritt als Generaloberer baten traditionalistisch eingestellte Seminaristen des Französischen Seminars in Rom ihn um Hilfe bei der Suche nach einem konservativen Priesterseminar, wo sie an vorkonziliaren Glaubensvorstellungen und Doktrinen festhalten konnten. Er verwies sie zunĂ€chst an die UniversitĂ€t Freiburg (Schweiz). Bis zum Jahr 1972 blieb Lefebvre Konsultor der Kongregation fĂŒr die Glaubenslehre und lebte in Rom.[11]

Errichtung der Priesterbruderschaft St. Pius X.

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Nachdem Lefebvre im Jahr 1970 gebeten worden war, diese französischen Seminaristen persönlich zu unterrichten, wandte er sich an den Diözesanbischof des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg, François CharriĂšre, welcher die GrĂŒndung der Priesterbruderschaft St. Pius X. (lateinisch: „Fraternitas Sacerdotalis Sancti Pii X.“, AbkĂŒrzung „FSSPX“) als pia unio anregte und den vorlĂ€ufigen Status eines offiziell errichteten religiösen Institutes oder einer Gemeinschaft des apostolischen Lebens am 1. November 1970, kurz vor seiner Resignation als Bischof, genehmigte. Am 13. Oktober 1972 wurde das „Internationale Konvikt St. Pius X.“ gegrĂŒndet,[11] da an der örtlichen UniversitĂ€t Freiburg im Üechtland noch ein theologisch konservativer Geist vorherrschte.[4] François CharriĂšre hatte den Rechtsstatus der FSSPX zunĂ€chst nur fĂŒr sechs Jahre ad experimentum genehmigt. Der US-amerikanische, theologisch konservativ eingestellte Kardinal John Joseph Wright, PrĂ€fekt der Kongregation fĂŒr den Klerus, sandte ein Schreiben, in dem er Erzbischof Lefebvre zur GrĂŒndung der Bruderschaft gratulierte.

Kanonische Aufhebung der Priesterbruderschaft St. Pius X. und Suspension Lefebvres

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Lefebvre erklĂ€rte 1971 seinen Seminaristen, er lehne die von Papst Paul VI. promulgierte neue Editio typica des Römischen Messbuches ab. Die kirchlichen VerĂ€nderungen seit dem Konzil seien das Ergebnis eines Komplotts liberaler und antichristlicher MĂ€chte. Wegen seiner Haltung wuchsen die Spannungen zwischen ihm und verschiedenen europĂ€ischen Bischöfen. KardinalstaatssekretĂ€r Jean-Marie Villot berief eine Kommission ein und gab ihr den Auftrag, die Angelegenheit zu untersuchen. In der Folge veröffentlichte Lefebvre 1974 eine „GrundsatzerklĂ€rung“, in der er schrieb, die FSSPX lehne es ab und habe es immer abgelehnt, dem „Rom der neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendenzen“ zu folgen. Jeder treue Katholik, dem sein Heil etwas bedeute, mĂŒsse die neue Messordnung ablehnen.[12]

Am 13. Februar und 3. MĂ€rz 1975 musste sich Lefebvre vor der Kardinalskommission in Rom fĂŒr seine Haltung verantworten. Danach erteilte Kardinal Arturo Tabera Bischof Pierre Mamie, CharriĂšres Nachfolger, brieflich die Vollmacht, die Piusbruderschaft aufzulösen. Daraufhin entzog Mamie ihr am 6. Mai 1975 die Anerkennung als offizielle katholische Organisation.[13] Der FSSPX fehlte nun aus der Sicht Roms die kirchenrechtliche Grundlage, um ein Priesterseminar zu betreiben. Aus Sicht Lefebvres war die Aufhebung wegen Überschreitung der Kompetenzen durch Bischof Mamie und weiterer formaler Fehler ungĂŒltig.

In der niederlÀndischen Stadt Veldhoven zelebrierte der suspendierte Erzbischof Lefebvre eine Messe nach tridentinischem Ritus (1981).

Lefebvre ignorierte daher sowohl die Weisungen des Diözesanbischofs als auch die Weisungen Roms und schloss das im Jahr 1970 eröffnete Priesterseminar in EcĂŽne nicht. Nachdem er am 29. Juni 1976 ohne Weiheentlassschreiben der Diözesanbischöfe Seminaristen zu Priestern geweiht hatte, wurde er von Papst Paul VI. suspendiert. Ihm wurden damit alle Vollmachten seines Priester- und Bischofsamtes entzogen und ihm war kirchlicherseits nicht mehr erlaubt, die Sakramente zu spenden. Am 15. September 1976 empfing ihn der Papst zu einer Unterredung in Castel Gandolfo, die aber das Urteil des Papstes gegen Lefebvre nicht mehr Ă€ndern konnte. Papst Paul VI. warf Lefebvre insbesondere persönliche Zweideutigkeit vor, „Gehorsam“ zum Papsttum zu behaupten, aber unter dem Generalvorbehalt, der aktuelle AmtstrĂ€ger mĂŒsse den Vorgaben einer „Tradition“ entsprechen, ĂŒber die Lefebvre subjektiv urteile. Lefebvre seinerseits betonte, nicht selbst ĂŒber die Tradition zu urteilen, sondern sich lediglich auf die Dokumente des pĂ€pstlichen Lehramtes des 19. Jahrhunderts zu berufen. In einem persönlich gehaltenen Mahnbrief vom 11. Oktober 1976[14][15] verurteilte Paul VI. den dogmatischen Irrtum des von Lefebvre vertretenen Kirchen- und Traditionsbegriffs.[16]

In der Folgezeit hielt Lefebvre in zahlreichen LĂ€ndern öffentliche VortrĂ€ge und grĂŒndete Priesterseminare, Priorate, ExerzitienhĂ€user sowie Schulen zur UnterstĂŒtzung seiner Zielsetzung. Eine Schwesterngruppe zur Förderung der Priesterbruderschaft wurde in dieser Zeit von seiner leiblichen Schwester Sr. Marie-Gabrielle geleitet. Seine andere Schwester Sr. Christiane organisierte zudem die GrĂŒndung eines traditionstreuen Karmelklosters in Belgien.[4] Am 23. September 1979 feierte Lefebvre sein goldenes PriesterjubilĂ€um in Paris in einer Halle vor etwa 20.000 GlĂ€ubigen. Er predigte vor allem ĂŒber die Bedeutung des Messopfers fĂŒr die christliche Kultur.[17]

Unerlaubte Bischofsweihen und Exkommunikation

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→ Hauptartikel: Bischofsweihen fĂŒr die Priesterbruderschaft St. Pius X.

Am 5. Mai 1988 war es nach GesprĂ€chen zwischen der Gemeinschaft Lefebvres und der katholischen Kirche zur Abfassung eines Einigungsprotokolles gekommen. Maßgeblich daran beteiligt war der damalige PrĂ€fekt der Kongregation fĂŒr die Glaubenslehre, Joseph Ratzinger, der spĂ€tere Papst Benedikt XVI.[4] Doch nachdem der fast 83-jĂ€hrige Lefebvre am 30. Juni 1988 entgegen pĂ€pstlicher Anweisung Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson, Alfonso de Galarreta und Bernard Fellay zu Bischöfen geweiht hatte, wobei ihm der mit ihm befreundete brasilianische Bischof AntĂŽnio de Castro Mayer assistierte, verurteilte Papst Johannes Paul II. diese Bischofsweihen am 2. Juli mit dem Apostolischen Schreiben Ecclesia Dei Adflicta als schismatischen Akt. Die Bischofsweihen waren nach Ansicht Lefebvres notwendig geworden, da sich sein Gesundheitszustand verschlechterte und das Ende seines Lebens sich abzuzeichnen begann. Ohne die Weihe von Bischöfen innerhalb der Gemeinschaft hĂ€tten nach dem Tod Lefebvres aus GrĂŒnden der fehlenden apostolischen Sukzession keine Priester mehr geweiht werden können und die Gemeinschaft wĂ€re zum allmĂ€hlichen Aussterben verurteilt gewesen.[4][18] Allerdings hatten die unerlaubten Bischofsweihen ipso facto die Exkommunikation Lefebvres und Castro Mayers sowie der von ihnen zu Bischöfen geweihten Priester zur Folge. Nach der Bischofsweihe wendeten sich infolgedessen von den 212 Priestern der Bruderschaft ungefĂ€hr 15 von Lefebvre ab und schworen Rom neuen Gehorsam. Die GlĂ€ubigen wurden von Rom aufgefordert, den Priestern der Gemeinschaft nicht mehr zu folgen.[19][4] Jedoch berĂŒhrte die römische Verurteilung der Bischofsweihen deren sakramentale GĂŒltigkeit nicht, da es sich dabei nach römisch-katholischer Sakramententheologie und entsprechendem Kirchenrecht um eine unauslöschliche EinprĂ€gung handelt, welche den ontischen Status unverlierbar modifiziert. Dies trifft hier zu, da Apostolische Sukzession und Weiheritus gĂŒltig waren. Die Weihe war aber nach römisch-katholischem Recht und dessen autoritativer Anwendung im besagten Einzelfall nicht legitim; die Bischöfe gehörten demzufolge nicht zum Episkopat der Römisch-katholischen Kirche.

DemgegenĂŒber beharrten Lefebvre und die Priesterbruderschaft auf der Rechtfertigung der Weihen durch einen Notstand. Der Streit wurde durch die Aufhebung der Exkommunikation der vier geweihten Bischöfe durch Benedikt XVI. im Jahr 2009 (Lefebvre und der Konkonsekrator waren zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben) bereinigte die Streitfrage nicht, weil Benedikt XVI. nicht etwa die Feststellung des Eintritts der Exkommunikation rĂŒckwirkend aufhob oder sich gar der Behauptung eines Notstandes anschloss, sondern die Befreiung von der Kirchenstrafe als einen Gnadenakt darstellte.[20]

Tod

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Am 25. MĂ€rz 1991 starb Lefebvre im Alter von 85 Jahren im Krankenhaus von Martigny. Er wurde am 2. April 1991 in EcĂŽne (Kanton Wallis) in einem Wandgrab beigesetzt. Am 24. September 2020 wurden die Gebeine Lefebvres in die Krypta der EcĂŽner Seminarkirche ĂŒberfĂŒhrt und in einen Sarkophag eingelassen.[21] Bischof Tissier de Mallerais zelebrierte das Pontifikalrequiem.[22] Der Generalobere der Priesterbruderschaft, Franz Schmidberger, hielt die Predigt.

Lefebvre starb als Exkommunizierter unversöhnt mit der römisch-katholischen Kirche. Innerhalb der Kirche fĂŒhrte sein Tod zunĂ€chst zu einer bedeutenden SchwĂ€chung der traditionalistischen Bewegung, die sich in den folgenden Jahren in miteinander konkurrierende oder auch verfeindete romtreue und schismatische Gruppierungen aufspaltete.[23]

Theologische Position Lefebvres

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Lefebvre Ă€ußerte in seinem Manifest vom 21. November 1974, dass jeder Katholik sein Seelenheil riskiere, der die Messe nach Maßgabe der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils feiere. Es sei fĂŒr gewissenhafte, glĂ€ubige Katholiken unmöglich, sich der Liturgiereform „auch nur im geringsten“ zu unterwerfen.

Er sah sich nicht als Schöpfer einer neuen Theologie:

„Ich bin kein AnfĂŒhrer einer Bewegung, noch viel weniger das Haupt einer eigenen Kirche. Ich bin nicht, wie man unaufhörlich schreibt, ‚der AnfĂŒhrer der Traditionalisten‘. Ja, man ist sogar so weit gegangen, gewisse Leute als ‚Lefebvristen‘ zu bezeichnen, als ob es sich um eine Partei oder ein eigenes theologisches Lehrsystem handelte. Das ist eine unzulĂ€ssige Redeweise. Ich vertrete auf religiösem Gebiet keine persönliche Lehre. Mein ganzes Leben habe ich mich an das gehalten, was man mich auf der Schulbank des Französischen Seminars von Rom gelehrt hatte, nĂ€mlich die katholische Lehre, wie sie das Lehramt seit dem Tod des letzten Apostels, der das Ende der Offenbarung bedeutet, von Jahrhundert zu Jahrhundert ĂŒberliefert hat.“

– 1986

Seine Position hat er wie folgt umrissen:

„Ich habe oft und oft wiederholt: Wenn jemand sich vom Papst trennt, werde nicht ich es sein. Die Frage lĂ€ĂŸt sich so zusammenfassen: Die Gewalt in der Kirche ist eine höchste Gewalt, sie ist aber nicht absolut und ohne Grenzen, denn sie ist der göttlichen Gewalt untergeordnet, die in der Überlieferung, in der Heiligen Schrift und in den schon durch das kirchliche Lehramt promulgierten Definitionen ihren Ausdruck findet. TatsĂ€chlich findet die Gewalt des Papstes ihre Grenzen in dem Endzweck, fĂŒr den sie auf Erden dem Stellvertreter Christi verliehen wurde. Pius IX. hat diesen Endzweck in der Konstitution Pastor aeternus des Ersten Vatikanischen Konzils klar definiert. Ich stelle also, wenn ich das sage, nicht etwa eigene Theorien auf. Der blinde Gehorsam ist nicht katholisch; niemand ist der Verantwortung enthoben, wenn er Befehle einer vorgesetzten Behörde, und sei es des Papstes, befolgt, obwohl es sich erweist, daß sie dem Willen Gottes widersprechen, den wir aus der Überlieferung mit Sicherheit erkennen können. [
] Man muß zugeben, dass Papst Paul VI. das Gewissen der Katholiken vor ein ernstes Problem gestellt hat. Dieser Papst hat der Kirche mehr Schaden zugefĂŒgt als die Revolution von 1789. [
] Der Liberalismus Pauls VI., den sein Freund Kardinal DaniĂ©lou zugegeben hat, genĂŒgt als ErklĂ€rung fĂŒr die Katastrophen seines Pontifikats. Der liberale Katholik ist eine Persönlichkeit mit zwei Gesichtern, stĂ€ndig in WidersprĂŒche verwickelt. Er will katholisch bleiben, aber er ist besessen von dem Wunsch, der Welt zu gefallen. [
] Wir wollen mit Rom verbunden bleiben, mit dem Nachfolger Petri, wenn wir auch den Liberalismus Pauls VI. aus Treue zu seinen VorgĂ€ngern ablehnen.“

– 1986

In einer seiner letzten Predigten am 1. November 1990 in EcĂŽne fasste Lefebvre abermals seine Position zusammen:

„Wegen des Abfalls vom Glauben, der in Rom herrscht, mĂŒssen wir mit ansehen, wie die Seelen in Massen der Hölle zustreben. [
] Der Atheismus beruht auf der ErklĂ€rung der Menschenrechte. Die Staaten, die sich seither zu diesem offiziellen Atheismus bekennen, befinden sich in einem Zustand dauernder TodsĂŒnde. [
] Mit Recht können wir daher sagen, dass sich diese Massen zur Hölle hinabbewegen. [
] Er will Gott bleiben, nicht nur im Himmel, sondern auch auf Erden. Deshalb will Er fĂŒr seine Armee Soldaten.[24]“

In seinem offenen Brief an die ratlosen Katholiken im Jahr 1986 ĂŒbte Lefebvre scharfe Missbilligung an der Position von Papst Johannes Paul II. im interreligiösen Dialog. Er lehnte sowohl den Besuch des Papstes in der Großen Synagoge von Rom ab als auch Weltgebetstreffen in Assisi, wo sich auf Initiative des Papstes Vertreter verschiedener Religionen trafen, um dort fĂŒr den Frieden in der Welt zu beten. Des Weiteren enthielt der Brief eine Ablehnung der in der KonzilserklĂ€rung Nostra Aetate postulierten Religionsfreiheit. Nach Lefebvre könne diese Religionsfreiheit nicht auf „falsche Religionen“ angewendet werden.[25]

Die Jahrzehnte spĂ€ter von Richard Williamson gegrĂŒndete Priestergemeinschaft Marcel Lefebvre vertrat dessen Gedankengut weiter.

Vorwurf der NĂ€he zu diktatorischen Regimen

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Lefebvre fiel öffentlich durch Aussagen in Predigten auf, wonach unter einem religiösen Gesichtspunkt autoritĂ€re Machthaber und Diktatoren wie Philippe PĂ©tain, AntĂłnio de Oliveira Salazar und Francisco Franco vorbildlich seien. Er wurde von reaktionĂ€ren Aristokraten und aus autoritĂ€r-republikfeindlichen Kreisen des GroßbĂŒrgertums unterstĂŒtzt.[26]

Eigene Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • Ein Bischof spricht: Schriften und Ansprachen 1963–1974. Kreuz-Verlag, Wien 1976.
  • Damit die Kirche fortbestehe. S.E. Erzbischof Marcel Lefebvre der Verteidiger des Glaubens, der Kirche und des Papsttums. Dokumente, Predigten und Richtlinien. Eine historiographische Dokumentation. Priesterbruderschaft St. Pius X, Stuttgart 1992.
  • Geistlicher Wegweiser. Sonderdruck III aus Damit die Kirche fortbestehe. Priesterbruderschaft St. Pius X, Stuttgart 1992.
  • Ich klage das Konzil an! Edition Saint-Gabriel, Schweiz 1979 (Neuauflage: Sarto-Verlag, Bobingen 2009, ISBN 978-3-932691-65-2).
  • Sie haben Ihn entthront: Vom Liberalismus zur Apostasie – Die Tragödie des Konzils. Priesterbruderschaft St. Pius X., Stuttgart 1988 (Neuauflage: Sarto-Verlag, Bobingen 1988, ISBN 978-3-943858-12-9).
  • Offener Brief an die ratlosen Katholiken. Mediatrix-Verlag Wien, 1986, ISBN 3-85406-067-X (Neuauflage: Sarto-Verlag, Bobingen 2012, ISBN 978-3-943858-07-5).

WeiterfĂŒhrende Literatur

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  • Reinhild Ahlers; Peter KrĂ€mer (Hrsg.): Das Bleibende im Wandel. Theologische BeitrĂ€ge zum Schisma von Marcel Lefebvre. Bonifatius Verlag, Paderborn 1990, ISBN 3-87088-622-6.
  • Yves Congar: Der Fall Lefebvre. Schisma in der Kirche? Herder, Freiburg – Basel – Wien 1977, ISBN 3-451-17887-7.
  • Victor Conzemius: Marcel Lefebvre. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Michael Davies: Apologia pro Marcel Lefebvre. Dickinson, Texas 1979 (dt. Ausgabe: 1987), OCLC 165574039.
  • Rudolf Kaschewsky: Zur Frage der Bischofsweihen ohne pĂ€pstlichen Auftrag. In: Una Voce Korrespondenz 2 (1988), 86–91.
  • Steffan Lippert: Lefebvre, Marcel. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 42, Bautz, Nordhausen 2021, ISBN 978-3-95948-505-0, Sp. 840–844.
  • Georg May: Notwehr, Widerstand und Notstand. Begriffliche KlĂ€rungen. Mediatrix, Wien 1984, OCLC 1070477583.
  • Alois Schifferle: Das Ärgernis Lefebvre. Informationen und Dokumente zur neuen Kirchenspaltung. Butzon & Bercker, Kevelaer 1983 (Neuauflage 2009, ISBN 978-3-7666-1281-6).
  • Bernard Tissier de Mallerais: Marcel Lefebvre. Eine Biographie. Sarto-Verlag, Bobingen 2008, ISBN 978-3-932691-57-7.

Weblinks

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Commons: Marcel Lefebvre â€“ Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Publikationen von und ĂŒber Marcel Lefebvre im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
  • Literatur von und ĂŒber Marcel Lefebvre im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Eintrag zu Marcel Lefebvre auf catholic-hierarchy.org (englisch)
  • Eintrag zu Marcel Lefebvre auf gcatholic.org (englisch)
  • Peter J. Vere: A Canonical History of the Lefebvrite Schism (Memento vom 15. Oktober 2004 im Internet Archive)
  • Marcel Lefebvre – Eine Filmdokumentation

Einzelnachweise

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  1. ↑ a b https://zaitzkofen.fsspx.org/de/media/video/marcel-lefebvre-der-junge-marcel-41477, abgerufen am 27. Juni 2019.
  2. ↑ SSPX: Priest and missionary (Memento vom 27. Juni 2019 im Internet Archive)
  3. ↑ https://fsspx.org/de/der-weg-zum-priestertum, abgerufen am 27. Juni 2019.
  4. ↑ a b c d e f g h i j k gloria.tv: Film „Das Leben von S.E Marcel Lefebvre“, abgerufen am 27. Juni 2019.
  5. ↑ https://fsspx.org/de/der-weg-zum-priestertum, abgerufen am 27. Juni 2019.
  6. ↑ a b c SSPX: Bischof (Memento vom 27. Juni 2019 im Internet Archive)
  7. ↑ Acta et Documenta Concilio Oecumenico Vaticano II apparando (ADAP), series I: Antepraeparatoria, vol. 2: Consilia et vota Episcoporum ac Praelatorum, pars V: Africa. Typis Polyglottis Vaticanis, Cittá del Vaticano 1960, S. 49.
  8. ↑ Manfred Eder: Lefebvre. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. 4. Auflage. Mohr/Siebeck, TĂŒbingen 2002, Band 5, S. 174 f.
  9. ↑ Philippe Roy-Lysencourt: Les membres du « Coetus Internationalis Patrum Â» au concile Vatican II, Inventaire des interventions et souscriptions des adhĂ©rents et sympathisants, liste des signataires d’occasion et des thĂ©ologiens. Leuven 2014.
  10. ↑ Bernard Tissier de Mallerais: Marcel Lefebvre. Eine Biographie, 2. Aufl., Sarto-Verlag, Stuttgart 2009, S. 422
  11. ↑ a b SSPX: Die GrĂŒndung der Priesterbruderschaft St. Pius X. (Memento vom 27. Juni 2019 im Internet Archive)
  12. ↑ GrundsatzerklĂ€rung von Erzbischof Lefebvre, Priesterbruderschaft St. Pius X., 21. November 1974, abgerufen am 27. April 2017.
  13. ↑ Jean-Marie Mayeur, Norbert Brox u. a. (Hrsg.): Die Geschichte des Christentums. Band 13: Krisen und Erneuerung (1958–2000), S. 116.
  14. ↑ Mahnbrief
  15. ↑ Epistula Marcello Lefebvre, Archiepiscopo-Episcopo Olim Tutelensi, lat. Wortlaut des Mahnbriefes Cum te.
  16. ↑ Insegnamenti di Paolo VI. Bd. XIV (1976), S. 810–823.
  17. ↑ Schmidberger: Erinnerungen. Vom Bauernbub zum Generaloberen, Sarto-Verlag 2021, S. 70.
  18. ↑ Codex des Kanonischen Rechtes, Titel III: Amtsanmassung und Amtspflicht-Verletzung (Cann. 1378–1389), Libreria Editrice Vaticana, hier can. 1378 CIC
  19. ↑ Siehe: Unerlaubte Bischofsweihen im Artikel FSSPX
  20. ↑ Giovanni Battista Re: AUFHEBUNG DER EXKOMMUNIKATION VON VIER BISCHÖFEN DER BRUDERSCHAFT "ST. PIUS X." DEKRET DER KONGREGATION FÜR DIE BISCHÖFE. Bischofskongregation, 21. Januar 2009, abgerufen am 16. August 2024. 
  21. ↑ GrĂŒnder der PiusbrĂŒder hat neue GrabstĂ€tte in der Schweiz. In: domradio.de. 25. September 2020, abgerufen am 2. Oktober 2020. 
  22. ↑ Franz Schmidberger: Erinnerungen. Vom Bauernbub zum Generaloberen. Sarto-Verlag 2021, S. 149.
  23. ↑ Franz Xaver Bischof: Widerstand und Verweigerung – Die Priesterbruderschaft St. Pius X. Chronologie eines Schismas. In: MThZ 60 (2009), S. 234–246 (online).
  24. ↑ Gernot Facius: Marcel Lefebvre, der Mann, der die Kirche spaltete, Die Welt, 4. Februar 2009
  25. ↑ vgl. hierzu: Kurt Remele: Katholischer Fundamentalismus. Unterscheidungen – ErklĂ€rungen – Anfragen; Clemens Six, Martin Riesebrodt, Siegfried Haas (Hrsg.): Religiöser Fundamentalismus. Vom Kolonialismus zur Globalisierung. StudienVerlag, Innsbruck u. a. 2004, ISBN 3-7065-4071-1, S. 62.
  26. ↑ RĂ©sistanceS, 25. Januar 2009: A l’extrĂȘme droite de Dieu: Introduction au dossier sur la FraternitĂ© lefebvriste (Memento vom 7. Februar 2009 im Internet Archive)
VorgÀngerAmtNachfolger
—Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X.
1970–1982
Franz Schmidberger
Wappen der Piusbruderschaft
Die Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X.
 
 
 
 
 
 
Marcel Lefebvre
(† 1991)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Bernard Fellay
 
Alfonso de Galarreta
 
Bernard Tissier de Mallerais
(† 2024)
 
Richard Williamson
(Ausschluss 2012; † 2025)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
LicĂ­nio Rangel
(† 2002)
 
 
 
 
Normdaten (Person): GND: 118570919 (lobid, GND Explorer, OGND, AKS) | LCCN: n80008052 | VIAF: 93457884 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Lefebvre, Marcel
ALTERNATIVNAMEN Lefebvre, Marcel François Marie Joseph
KURZBESCHREIBUNG katholischer Theologe und Kirchenpolitiker
GEBURTSDATUM 29. November 1905
GEBURTSORT Tourcoing (Diözese Lille, Frankreich)
STERBEDATUM 25. MĂ€rz 1991
STERBEORT Martigny (Schweiz)
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Marcel_Lefebvre&oldid=260023168“
Kategorien:
  • Titularerzbischof
  • Römisch-katholischer Bischof (20. Jahrhundert)
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  • Apostolischer Nuntius im Senegal
  • PĂ€pstlicher Thronassistent
  • Konzilsvater (Zweites Vatikanisches Konzil)
  • GrĂŒnder einer katholischen Organisation
  • Bischof der Priesterbruderschaft St. Pius X.
  • Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X.
  • Spiritaner
  • Liturgiegeschichte (20. Jahrhundert)
  • Person (Katholischer Traditionalismus)
  • Exkommunizierte Person
  • Franzose
  • Geboren 1905
  • Gestorben 1991
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