Manierismus (von italienisch maniera‚ „Art und Weise“, „Stil“, „Manier“) ist eine kunsthistorische Bezeichnung für einen Stil und eine Epoche der europäischen Kunst zwischen 1520 und 1620.[1] Der Manierismus basiert auf der Idee, dass ein Künstler seinen ganz eigenen Stil, die maniera, entwickeln und zur Geltung bringen solle.[2] Dabei seien alle technischen Möglichkeiten zu einer originellen Gestaltung auszuschöpfen.
Der Manierismus hatte seinen Ursprung in Italien, mit Zentren in Rom und Florenz. Manieristische Werke entstanden in Malerei, Plastik und Baukunst, aber auch in Literatur und Musik.
Der Manierismus Italiens ist verknüpft mit den Namen der Maler Jacopo da Pontormo, Parmigianino, Bronzino, Tintoretto und Arcimboldi, der Bildhauer Giovanni da Bologna, Bandinelli, Cellini und Ammanati sowie der Architekten Peruzzi und Vignola. Multitalente waren Federico Zuccari, Bernardo Buontalenti und Giorgio Vasari.
Zu den bedeutendsten Manieristen nördlich der Alpen gehören die meisten Romanisten und die Künstler am Hof Kaiser Rudolphs II. in Prag, darunter die Maler Bartholomäus Spranger, Hans von Aachen und Joseph Heintz der Ältere, der Bildhauer Adriaen de Vries sowie der Goldschmied Jan Vermeyen.[3]
Neben der kunstgeschichtlichen Bedeutung als Bezeichnung für eine Epoche und einen Stil wird der Begriff „manieriert“ im Allgemeinen pejorativ benutzt und bezeichnet dann eine Handlung, Haltung oder Sprechweise, die als gekünstelt, geziert, pathetisch oder schwülstig empfunden wird.
Begriff
Entwicklung des Begriffs Manierismus
Der italienische Begriff maniera im Sinne eines Stils oder einer Epoche findet sich schon Ende des 14. Jahrhunderts in Cennino Cenninis ‚Libro dell‘Arte’ und im 15. Jahrhundert in den 'Commentarii' Lorenzo Ghibertis.[4]
Im 16. Jahrhundert nannte Pietro Aretino die Erlangung künstlerischer Authentizität maniera nuova. Giorgio Vasari gebrauchte das Wort Sinne von ‚Stil‘, indem er die Ikonenmalerei als maniera greca bezeichnete und den Stil des späten Michelangelo als maniera moderna, durch welche sogar die Antike, der bisherige Gipfel der künstlerischen Entwicklung, überwunden sei. Als führender Kunsttheoretiker seiner Zeit bewertete er den Begriff positiv und forderte, dass ein bedeutender Künstler eine eigene unverwechselbare maniera entwickele (oder besitze).[1] 1557 gebraucht Lodovico Dolce den Begriff in einem negativen Sinne ebenfalls in Bezug auf Michelangelo, dem er vorwirft, eine maniera entwickelt zu haben, die nur eine „schlechte Übung“ sei und bloß dazu diene, alle möglichen Schwierigkeiten vorzuführen.[5]
Im Zeitalter des Barock erfuhren der Begriff der maniera und die Werke der manieristisch geprägten Künstler des 16. Jahrhunderts eine starke Abwertung, unter anderem durch Giovanni Pietro Bellori;[1] als manierata (= manieriert) bezeichnete man nun zum Beispiel eine gekünstelte, unnatürlich anmutende Art der Malerei. In diesem Sinne verwendete der italienische Historiker Luigi Lanzi erstmals 1792 die Begriffe Manierismus und Manieristen.[1]
Im 19. Jahrhundert griff Jacob Burckhardt die Bezeichnung wieder auf und führte als erster den Manierismus als kunsthistorischen Epochenbegriff ein, doch noch im 20. Jahrhundert war umstritten, für welche Kunstwerke er anwendbar sei.[6] Als Stilform wurde der Manierismus im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts vor allem von deutschen Kunsthistorikern[7] als „Ausdruck einer der Natur entgegengesetzten Spiritualisierung“ und einer künstlerischen Subjektivität, die sich feststehenden Normen entziehe, angesehen.[8] Italienische Kunsthistoriker betonten dagegen die Suche nach formaler Eleganz,[8] während Johann Fischart die Phantasie und Erfindungsgabe hervorhob und sie auch im Werk nordeuropäischer Maler erkannte, wie zum Beispiel bei Hans Baldung.[9]
In seinem 1958 erstmals erschienenen Buch Die Welt als Labyrinth. Manier und Manie in der europäischen Kunst versuchte Gustav René Hocke, den Begriff des Manierismus auf ein sowohl stilistisch als auch epochenmäßig umfassenderes Phänomen anzuwenden. Damit sei Manierismus gewissermaßen die Gegenströmung zu Klassik. Seiner Meinung nach existiert manieristische Kunst ununterbrochen bis zur Gegenwart fort. So kann die Gotik als Manierismus der Romanik, das Rokoko als Manierismus des Barock, der Historismus bzw. Eklektizismus als Manierismus des Klassizismus, das Art déco als Manierismus des Jugendstils und letztlich die Postmoderne als Manierismus der Moderne gesehen werden. Robert Klein sprach 1964 von einer „Kunst der Kunst“ und dehnte den Begriff ebenfalls weit über die eigentliche Epoche des Manierismus aus.[10]
Abgrenzung des Manierismus als Kunstepoche
Oft wird die manieristische Kunst als eine Form der Spätrenaissance oder als Übergangsstil zwischen Renaissance und Barock beschrieben.[1] In der Tat gab es Maler, die sich auch im 16. Jahrhundert der Renaissance-Tradition verpflichtet fühlten, deren Ideale weiter verfolgten und eindeutig als Spätrenaissance-Künstler bezeichnet werden können, das gilt in erster Linie für die venezianischen Maler Tizian, Paolo Veronese und Giorgione, aber auch für Anthonis Mor und Hans Holbein d. J. Auch Andrea Palladios klassizistischer Architekturstil hat nichts Manieriertes.[11] Die manieristischen Künstler dagegen bauten zwar auf den technischen und inhaltlichen Errungenschaften der Renaissance auf und entwickelten sie weiter, doch störten sie bewusst die bislang herrschenden Regeln oder stellten sie auf den Kopf. Ähnlich verlief der Wandel zum Barockstil: er wurde zwar am Ende des 16. Jahrhunderts durch Manieristen vorbereitet, war aber in mehrerlei Hinsicht eine deutliche Abkehr vom Manierismus, wie u. a. die Abwertung des Begriffs im 17. Jahrhundert zeigt. Nikolaus Pevsner weist ebenfalls auf die grundsätzlichen Unterschiede zwischen dem Manierismus und der Renaissance hin und plädiert dafür, ihn als eigenständige Stilepoche aufzufassen,[12] auch wenn bei einzelnen Kunstwerken und bei einzelnen Künstlern die Differenzierung nicht einfach sein mag.
Außerhalb Italiens liegen die Dinge noch komplizierter. Da es bis in die Gegenwart üblich war, die Übernahme von Merkmalen der italienischen Kunst des 16. Jahrhunderts allgemein mit dem Begriff Renaissance zu verbinden, ist eine eindeutige sprachliche Abgrenzung zwischen den beiden Stilen in der Praxis erschwert. Beispielsweise werden manche manieristisch geprägten Kunstwerke oder Bauten stolz als „größter Renaissancesaal in …“ oder „bedeutendster Renaissancebau in …“ präsentiert. Hinzu kommen schlagwortartige Begriffe wie zum Beispiel Nordische Renaissance, Weserrenaissance oder Antwerpener Manieristen, die von einzelnen Kunsthistorikern eingeführt wurden und mittlerweile etabliert sind, aber eine korrekte Definition untergraben: Die Nordische bzw. Weserrenaissance ist im Großen und Ganzen eigentlich Manierismus, während es sich bei den Antwerpener Manieristen um eine Gruppe von Malern handelt, die in der spätgotischen Tradition der niederländischen Malerei stehen, mit Übergangstendenzen zur Renaissance.
Geografische Verbreitung
Während die Renaissance noch eine hauptsächlich italienische Kulturleistung gewesen ist, war der Manierismus eine internationale Bewegung. Es verwischten sich nationale und regionale Stilunterschiede,[13] auch wenn sie nicht ganz verschwanden, und es fand eine Verschmelzung von italienischem und „nordischem“ Stil statt.[14] Die Künstler fühlten sich nicht mehr so stark an ihren Geburtsort gebunden, sondern verstanden sich als Wanderkünstler und ließen sich nieder, wo sich ihnen passende Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten boten. Fast alle bedeutenden niederländischen Maler des 16. Jahrhunderts zogen nach Italien, um dort zu lernen und zu wirken, wobei sie ihre Kunstauffassungen einbrachten und damit die italienische Kunst bereicherten.[15] Die meisten kehrten früher oder später wieder in ihre Heimat zurück, oder sie fanden Arbeitsmöglichkeiten in anderen europäischen Ländern, wo sie ihre neu erworbenen Techniken weitergaben. Einige jedoch, wie Giovanni da Bologna und Giovanni Stradanus, blieben für immer. Auch der Flame Dionisio Fiamingo ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, der in Bologna eine Malerschule eröffnete.[16] In umgekehrter Richtung gingen Italiener an die Königs- und Fürstenhöfe Mitteleuropas, wo sie die Residenzen mit bislang unbekanntem Prunk und ausgeklügelter Raffinesse ausstatteten. Federigo Zuccari betätigte sich als Maler am Escorial und den Griechen El Greco zog es ebenfalls nach Spanien. Mit den neuen künstlerischen Formen wurden auch die dahinter stehenden Ideen transportiert.[17]
Geschichte und Voraussetzungen
Erste manieristische Tendenzen zeigen sich bereits zwischen 1515 und 1525 in Rom und Florenz, unter anderem beim Spätwerk Raffaels und bei Michelangelo,[18] ab etwa 1520 entwickelte er sich in mehreren Phasen und kann ab etwa 1550–1560 als die künstlerische Hauptströmung des 16. Jahrhunderts gelten.
Seine Entstehung fällt mit religiösen, geistesgeschichtlichen, politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen und Krisen in Italien und Europa zusammen: die ehedem bürgerliche Familie der Medici kam in Florenz wieder an die Macht und stieg zum Adel auf; die Entdeckung Amerikas 1492 veränderte das bisherige Weltbild und der für Italien wichtige Mittelmeerhandel verlor deutlich an Bedeutung, stattdessen stieg das habsburgische Spanien zur Weltmacht auf; eine enorme Erschütterung für ganz Europa bedeutete die durch Luther ausgelöste Reformation, mit all ihren Folgen wie Religionskriegen, einem Jahrzehnte dauernden Konzil in Trient und der daraus folgenden Gegenreformation. 1527 eskalierte die Situation, als spanische, italienische und deutsche Söldner in habsburgischen Diensten Rom überfielen, plünderten und Papst Klemens VII. gefangensetzten (Sacco di Roma).
Nach Ansicht mancher Kunsthistoriker seien manieristische Künstler unter dem Eindruck dieser Ereignisse zu der Ansicht gekommen, dass das Programm der Renaissance, die Schönheit der Natur durch die Kunst zu verherrlichen, verfehlt sei, und dass stattdessen die Natur durch die Kunst zu überwinden und zu erlösen sei. Wie schon zuvor in der Renaissance spielten auch neuplatonische, gnostische und alchemistische Gedanken eine Rolle.
Die manieristische Kunst ist eine ausgesprochen höfische Kunst,[19] die in den Dienst fürstlicher Repräsentation gestellt wurde, unter anderem auch mithilfe spektakulärer temporärer Festkulissen.[20] Vor allem bei Innendekoration und Kunsthandwerk tendiert sie zu spektakulärem Prunk.[21]
Während die Renaissance noch eine hauptsächlich italienische Kulturleistung gewesen ist, war der Manierismus eine europäische Kunstbewegung. Vor allem Flamen (Giovanni da Bologna, Jan van der Straet) zogen nach Italien, um dort zu lernen und zu wirken, wobei sie ihre Kunstauffassungen mitbrachten und die Spätphase von Manierismus (und Renaissance) bereicherten (siehe auch: Romanismus). Eine wichtige Rolle bei diesem Kulturaustausch spielten grafische Arbeiten wie Holzschnitte und Kupferstiche, die in ganz Europa zirkulierten. Insbesondere die Werke Dürers wurden so in Italien bekannt gemacht und aufgegriffen.
Ab dem späten 16. Jahrhundert traten andere Kunstauffassungen immer stärker in Konkurrenz zur manieristischen, vor allem die klassizistische Tendenz mit den Brüdern Carracci als Hauptvertretern und Wegbereitern des Barock (in der Kunsttheorie später vertreten durch Giovanni Pietro Bellori, für den das Werk Nicolas Poussins vorbildhaft war), und eine realistische oder gar naturalistische mit Caravaggio und seinen Nachfolgern.
Da es außerhalb Italiens bis in die Gegenwart üblich war, die Übernahme von Merkmalen der italienischen Kunst im 16. Jahrhundert allgemein und undifferenziert mit dem Begriff „Renaissance“ zu verbinden, ist eine eindeutige sprachliche Abgrenzung zwischen den beiden Begriffen (Spät-)Renaissance und Manierismus in der Praxis erschwert; beispielsweise werden manche manieristisch geprägte Objekte in lokalpatriotischer Tradition stolz als „größter Renaissancesaal in …“ oder „bedeutendster Renaissancebau in …“ präsentiert. Hinzu kommen schlagwortartige Begriffe wie zum Beispiel „Weserrenaissance“ oder „Antwerpener Manieristen“, die von einzelnen Kunsthistorikern eingeführt wurden und mittlerweile etabliert sind, die aber eine korrekte Definition ebenfalls untergraben: Die Weserrenaissance ist im Großen und Ganzen eigentlich Manierismus, während es sich bei den Antwerpener Manieristen um eine Gruppe von Malern handelt, die in der spätgotischen Tradition der niederländischen Malerei stehen, mit Übergangstendenzen zur Renaissance.
Stilmerkmale
Allgemein ist der Manierismus gekennzeichnet durch eine Abkehr von den ausgewogenen, geometrisch kalkulierten Kompositionen der Renaissance. An die Stelle harmonischer Formen von klassischer Einfachheit trat eine gesuchte, komplexe, gezierte Manier, ein kapriziöser und spannungsgeladener Stil, oft angereichert mit rätselhaften Allegorien, die nur von eingeweihten Kennern aristokratischer Kreise verstanden werden sollten. Die Darstellung des menschlichen Körpers orientierte sich nun nicht mehr an der klassischen Kunst der Antike und an der Natur, sondern an Idealen von Anmut, die zum Teil möglicherweise noch aus Gotik oder Frührenaissance stammen, wie überlange schlanke Gliedmaßen (Arme, Beine, Hals); Beispiele findet man bei vielen Künstlern, unter anderen bei Jacopo da Pontormo, Parmigianino, Jacopo Tintoretto, El Greco oder in der Schule von Fontainebleau. Oder es kommt das Gegenteil vor: übersteigert kräftige, muskulöse, maskuline, heroische Körperformen selbst bei weiblichen Figuren, wie sie besonders von Michelangelo bekannt sind.
Ein typisches Charakteristikum des Manierismus in der Malerei ebenso wie in der Bildhauerei ist außerdem die Figura serpentinata, das heißt eine Darstellung in starker Verdrehung, die einerseits zur Steigerung der Expressivität eingesetzt wird, andererseits und besonders in der Bildhauerei aber auch zur Betonung der Dreidimensionalität. In der Malerei kommt ein Hang zu gewählten oder gewagten Farbkombinationen hinzu, in der Porträtmalerei auch teilweise betont kühle Farben, die zu einem stark distanzierten und vornehmen Ausdruck beitragen, wie bei Bronzino.
Eine nicht unerhebliche Rolle in der manieristischen Innendekoration spielte auch die Groteskenmalerei.[22]
Architektur
In der Architektur ist eine eindeutige Unterscheidung von Manierismus und Renaissance nicht immer einfach, besonders in Italien, wo beide Stile nebeneinander bestehen. Grundsätzlich ist manieristische Architektur durch die Auflösung der klassischen Ordnungssysteme der Renaissance charakterisiert. Sie wurden im Großen und Ganzen zwar beibehalten, aber mit kleinen Widersprüchen versehen, indem beispielsweise der Abschlussstein über einem Torbogen, der ursprünglich den Kraftabschluss im Zentrum versinnbildlichen soll, aus seiner sinnvollen Position gerückt wurde (zum Beispiel Palazzo del Te, Mantua). Oder die traditionellen und aus der Statik abgeleiteten Verbindungen der Fassadenelemente wurden aufgelöst und zeigen eher verspielte Elemente. Auch Rustizierung wurde oft angewendet, um die Konventionen zu brechen (zum Beispiel Palazzo Pitti, Florenz). Überhaupt wurden klassische Elemente mit unkonventionellen kombiniert, was sich außerhalb Italiens oft allein durch lokaltypische Traditionen oder ein langes Nachwirken gotischer Bauformen ergab, beispielsweise durch nordeuropäische Dachformen (Satteldächer) und reichverzierte Giebel.
Ein typisches und oft an manieristischen Bauwerken vorzufindendes Stilmerkmal ist der Gesprengte Giebel, aber auch die Anbringung von Obelisken innerhalb der gesprengten Giebel oder auf dessen Ecken, wie an der Schlosskirche Droyßig zu sehen. Insgesamt ist auch eine Vorliebe für Ornamentik, Reliefs und Skulpturenschmuck zu beobachten, so wurden zum Beispiel innerhalb der Giebel, aber auch über die gesamte Fassade verteilt, Götterfiguren, Fabelwesen oder Köpfe von Putten angebracht.
Vor allem die Obelisken wurden während des Historismus im 19. Jahrhundert wiederentdeckt und bevorzugt an Neorenaissance-Bauwerken angewendet, solche Bauwerke sind dann in ihrer Stilrichtung als Neumanierismus zu bezeichnen.
Bedeutende Vertreter des Manierismus in der Architektur sind: Michelangelo, Giulio Romano, Baldassare Peruzzi, Giorgio Vasari, Cornelis Floris II., Bartolomeo Ammanati, Giacomo della Porta, Hendrick de Keyser.
Italien
Zentren des Manierismus in Italien waren neben Rom und Florenz vor allem oberitalienische Städte wie Mantua, Vicenza und Venedig.
Als erste manieristische Bauwerke gelten Michelangelos Vorhof der Biblioteca Medicea Laurenziana in Florenz mit seiner ungewöhnlichen Treppenlösung und der von Giulio Romano geschaffene Palazzo del Te (1525–1536) in Mantua, der vor allem für seine Innendekoration berühmt ist.
Repräsentative Herrschaftssitze im Stil des Manierismus sind der von Giacomo Barozzi da Vignola gebaute fünfeckige Palazzo Farnese in Caprarola, die Villa Sarego von Andrea Palladio und der von Bartolomeo Ammanati umgebaute Palazzo Pitti (besonders die Gartenseite) in Florenz. Zu den bedeutendsten architektonischen Projekten gehören außerdem die 1551–1553 entstandene Villa Giulia in Rom und das von Pirro Ligorio zwischen 1558 und 1562 erbaute Casino Pius’ IV. in den Gärten des Vatikan. Einen reichen Reliefschmuck prägt die Fassade der Kirche Santa Maria presso San Celso in Mailand (ab 1565). Die ursprünglich als Verwaltungsgebäude entstandenen, von Vasari ab 1560 errichteten Uffizien, mit ihrem langen und engen, „schluchtartigen“ Innenhof, gelten ebenfalls als Musterbeispiel der maniera.
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Nymphäum der Villa Giulia in Rom
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Gartenfassade des Palazzo Pitti in Florenz
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Fassade der Kirche Santa Maria presso San Celso in Mailand (ab 1565)
Außerhalb Italiens
Während der Manierismus in Italien als eigene Stilrichtung der Architektur fast allerorten vorzufinden ist, wurde er in Nordeuropa nur vereinzelt an Bauwerken umgesetzt.
In Frankreich sticht vor allen Dingen die Schule von Fontainebleau hervor, die in den 1530er Jahren von den Florentiner Manieristen Rosso Fiorentino und Francesco Primaticcio begründet wurde.[24] Von ihr ging ein Einfluss ins übrige Europa aus. Beispielsweise wurde hier eins der charakteristischen Ornamente des Manierismus erfunden: das Rollwerk,[25] das sich über Druckgraphiken in ganz Europa verbreitete. Schloss Fontainebleau ist allerdings weniger im Außenbau als in der Innendekoration manieristisch geprägt, zu nennen sind die Porte dorée, die berühmte Galerie François I., der Ballsaal Heinrichs II. und Wand- und Deckendekoration im einstigen Zimmer der Duchesse d’Étampes, sowie diverse Kamine; außerdem wenige spätmanieristische Dekorationen, die unter Henri IV. hinzukamen.
Zu den bedeutenden Bauwerken des französischen Manierismus gehören auch Teile des Louvre: die 1546 von Pierre Lescot begonnene Cour carrée und die unter Henri IV. erbaute Grande Galerie am Ufer der Seine.[26] Erhalten ist auch das ab 1547 von Philibert de l’Orme für Diana von Poitiers errichtete Schloss Anet.[27] Das ebenfalls nach Plänen von Delorme ab 1564 für Caterina de’ Medici erbaute Palais des Tuileries brannte im 19. Jahrhundert ab. Auch andere bedeutende Bauten sind nicht oder nur teilweise erhalten, darunter die große Schlossanlage mit manieristischem Park und Grotten von Saint-Germain-en-Laye, von denen nur noch das sogenannte Alte Schloss steht, das ab 1539 für Franz. I auf älteren Fundamenten neu errichtet wurde; das ab 1557 erbaute und noch berühmtere Neue Schloss war ebenfalls ein Werk von Delorme, das später von Primaticcio, Louis Métezeau und Baptiste Androuet du Cerceau vollendet wurde.
In den Niederlanden und in Flandern entstanden als eigene Mischung aus (gotischen) Lokaltraditionen und dem internationalen Manierismus bedeutende Bauten wie die Stadtkanzlei in Brügge (1534–1537), die Rathäuser von Antwerpen (1561–1565) und Den Haag (1564–1565), oder das Vleeshuis von Haarlem, das Lieven de Key 1602–1603 erbaute.[28] Zu den bedeutendsten Künstlern zählen Cornelis Floris II. und Hans Vredemann de Vries, die auch eigene Ornamentformen wie das Beschlagwerk,[29] sowie Knorpel- und Schweifwerk entwickelten. Diese fanden über Architekturtraktate von De Vries, Wendel Dietterlin und anderen weite Verbreitung im nördlichen Europa und prägten auch noch den Frühbarock, besonders in Deutschland und England.[30]
In Deutschland ist das wohl früheste Beispiel für den neuen italienischen Stil die Innendekoration der Residenz in Landshut, die zwischen 1536 und 1543 nach dem Vorbild des Palazzo del Te errichtet wurde.[31] Es entstanden außerdem eigene Stilrichtungen wie die sogenannte Weserrenaissance, die ihre Formen weniger direkt aus Italien, sondern eher über die Niederlande nach Stichvorlagen deutscher und niederländischer Zeichner bezog. Dekorationsformen wie das Knorpelwerk oder der Ohrmuschelstil sind charakteristisch für den Manierismus in den deutschsprachigen Ländern.[32] Bedeutendstes Zentrum des Manierismus in Deutschland ist München, wo unter anderem in den 1580er Jahren Friedrich Sustris wirkte, der beispielsweise den Grottenhof der Münchner Residenz baute;[33] das 1568 bis 1571 nach Entwürfen von Simon Zwitzel und Jacopo Strada entstandene Antiquarium der Residenz[34] gilt oft als „Renaissancesaal“, ist aber in Wahrheit ein eindeutiges und bedeutendes Beispiel für einen manieristischen Innenraum, trotz der darin ausgestellten Antiken.[35] Auch der Ottheinrichsbau des Heidelberger Schlosses ist ein wichtiges Bauwerk des deutschen Manierismus. Ein sehr spätes Beispiel ist die Schloßkirche Droyßig in Sachsen-Anhalt, mit deren Bau erst 1622 begonnen wurde und die innen unvollendet blieb (Investruine). Ein ungewöhnliches architektonisches Zeugnis des Manierismus in Norddeutschland ist die Innenausstattung der Dorfkirche in Osterwohle (Altmark), die ein bislang unbekannter Künstler 1607 bis 1621 angefertigt hatte.
Als bedeutendster Schlossbau des Manierismus in Österreich gilt das als Ruine erhaltene, stilreine und sehr ausgedehnte Ensemble von Schloss Neugebäude bei Wien. Ein bedeutendes Beispiel manieristischer Architektur ist auch das Mausoleum Ehrenhausen.
Prag war eine Hochburg des europäischen Manierismus zur Zeit Kaiser Rudolfs II., allerdings vor allem auf den Gebieten Malerei, Bildhauerei und Kunsthandwerk. Als Architekten wirkten dort unter anderem Paolo della Stella und Bonifaz Wohlmut, die das sogenannte Belvedere der Königin Anna (1538–1565) in den Gärten des Prager Hradschin erbauten, das nicht ganz eindeutig der Renaissance oder dem Manierismus zuzuordnen ist: es kombiniert eine hochelegante Renaissance-Loggia mit einer völlig ungewöhnlichen geschwungenen Dachlösung, die beinahe orientalisch oder als Vorgriff auf den Barock anmutet. Das für Erzherzog Ferdinand II. und nach seinen Ideen errichtete Schloss Stern bei Prag hat ganz schlichte Fassaden, kann aber allein aufgrund seiner außergewöhnlichen Form als sechszackiger Stern dem Manierismus zugeordnet werden (möglicherweise gibt es für diese Form esoterische Gründe); dafür sprechen auch die im Inneren erhaltenen Stuckaturen. Im Gebiet des heutigen Tschechien (ehemals Böhmen und Mähren) existieren eine ganze Reihe von interessanten Schlossbauten des Manierismus bzw. der Spätrenaissance, darunter Nelahozeves, Litomyšl, Frýdlant (Friedland), Častolovice und teilweise auch Český Krumlov.[36] Ihre Fassaden sind oft in Sgraffitotechnik dekoriert. Das 1591–1596 errichtete Rondell (oder Lusthaus) in Jindřichův Hradec ist eines der bemerkenswertesten Beispiele für manieristische Architektur in Böhmen.[37] In Schloss Bučovice sind spektakuläre manieristische Innendekorationen erhalten.[38] In Mähren ist Schloss Plumlov (Blumenau) ein bedeutendes Beispiel des Manierismus.
Das Zentrum des baltischen Manierismus ist Danzig. Hier sind insbesondere die Bürgerhäuser am Langen Markt, der Artushof Danzig und das Rathaus hervorzuheben. Ein weiteres wichtiges osteuropäisches Zentrum des Manierismus ist Lemberg, das vor allem durch die Bürgerhäuser am Marktplatz und die Kapelle der Boimów als manieristisch gekennzeichnet ist.
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Eingangsportal von Schloss Anet (Philibert de l’Orme)
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Innenhof von Schloss Nelahozeves mit Sgraffito-Dekorationen
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Manieristische Fassaden am Heidelberger Schloss
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Das von Simon Zwitzel und Jacopo Strada entworfene Antiquarium (1568–1571)[39] der Münchner Residenz
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Das von Giovanni Pietro de Pomis erbaute Mausoleum in Graz ist ein Beispiel für Spätmanierismus im Übergang zum Frühbarock
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Grottenhalle (ca. 1585–1587) des Grottenhofs der Münchner Residenz
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Fassade des zerstörten Ottheinrichsbaues (ab 1556 bis nach 1559) des Heidelberger Schlosses, berühmtestes Bauwerk des Manierismus in Deutschland
Gartenkunst
In der Landschaftsarchitektur drückt sich die Liebe des Manierismus für das Groteske und Überraschende einerseits durch oft bizarre Skulpturen, andererseits durch Grotten und Wasserspiele aus, die zum Teil mit scherzhaften Anlagen zur Belustigung von Hausherr und Gästen versehen waren. Diese Anlagen waren eingebettet in eine Abfolge von künstlerisch gestalteten Terrassen, Parterres und Bosketten.
Berühmte Beispiele findet man in den Boboli-Gärten des Palazzo Pitti in Florenz, in den Parks des Palazzo Farnese von Caprarola und der Villa d’Este in Tivoli. Ein manieristischer Garten mit originellen Staffagefiguren ist der Sacro Bosco in Bomarzo. Nördlich der Alpen wurde diese Art von italienischen Gartenanlagen in Schloss Hellbrunn bei Salzburg verwirklicht (das Schloss selber ist bereits Frühbarock), wo es besonders viele Scherzbrunnen gibt, wie einen Tisch oder ein Wassertheater, wo die Gäste durch versteckte Mechanismen mit Wasser bespritzt werden können.
Die Tricktechnik solcher Maschinen inspirierte später René Descartes zu seiner Theorie des menschlichen Automaten.
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Fontana dell’Organo der Villa d’Este in Tivoli. In der Mitte befindet sich ein Orgelautomat, der bei laufenden Wasserspielen von selbst erklingt
Bildhauerei, Steinschneide- und Goldschmiedekunst
Bildhauerei
Die Bildhauerei erreichte im 16. Jahrhundert einen Höhepunkt und trat in einen Wettstreit mit der bis dahin in der Kunsttheorie als edler angesehenen Malerei.[40] Vorzüge der Bildhauerei sah man nun in der direkten Vergleichbarkeit mit den antiken Skulpturen (antike Malerei war nur bruchstückhaft bekannt)[41] und in der Verwendung teurer und lang haltbarer Materialien wie Marmor und Bronze.[42] Nach Meinung Benvenuto Cellinis, einem der überragenden Bildhauer und Goldschmiede des Manierismus, sei es die Mehransichtigkeit von allen Seiten, durch die sich die Skulptur über die Malerei erhebe.[43] Dies spiegelt sich im Ideal der bereits erwähnten spiraligen figura serpentinata. Hinzu kommt das Bestreben, den Skulpturen Eleganz und Bewegung zu verleihen, was auf der einen Seite zu einem Ideal von grazilen, schlanken Körpern mit überlangen Gliedmaßen und anmutigen Bewegungen führt, auf der anderen Seite zu komplizierten und manchmal bizarren Haltungen, bei denen sich die Figuren nicht selten mit einem Körperteil zur einen, und mit einem anderen zur entgegengesetzten Seite wenden. Derartiges schuf bereits Michelangelo, unter anderem für die Medici-Kapelle in San Lorenzo in Florenz – obwohl diese Skulpturen mit dem Rücken zur Wand aufgestellt, also nicht von allen Seiten sichtbar sind.
Es entstanden nun nicht mehr nur einzelne Statuen, sondern ganze Skulpturengruppen, die in den Sälen von Palästen, in Kirchen und Gärten und auf öffentlichen Plätzen aufgestellt wurden. Ein berühmtes Beispiel ist das Figurenensemble auf der Piazza della Signoria vor dem Palazzo Vecchio und der Loggia dei Lanzi in Florenz, das zwar bereits mit einigen Einzelfiguren in der Hochrenaissance begonnen (unter anderem mit Michelangelos David), später jedoch im Stil des Manierismus stark erweitert wurde, etwa mit Cellinis Perseus (1545–1554),[44] Giovanni da Bolognas Raub der Sabinerinnen und dem vielfigurigen Neptunbrunnen (ab 1560) von Bartolomeo Ammanati und Giovanni da Bologna.[45] Letzterer wurde zum Vorbild für zahlreiche ähnliche Brunnenanlagen in Europa, darunter sind der Herkules- und der Augustusbrunnen in Augsburg.
Bedeutende Kunstwerke, wie zum Beispiel Giovanni da Bolognas berühmter Merkur, wurden von den Werkstätten der Künstler oft für mehrere Auftraggeber reproduziert und sowohl im großen als auch im Miniformat (für die private Kunstkammer) und in verschiedenen Materialien angefertigt.[46] Dies führte zu einer Verbreitung der manieristischen Ideale in ganz Europa und förderte den Ruhm der Künstler.
Obwohl im Bereich der Porträtkunst die Ideale des Manierismus nur begrenzt umsetzbar waren, wurde ihnen auch in diesem Bereich gefolgt. Beispiele sind Guglielmo della Portas Grabmal Papst Paul III. (1551) im Petersdom,[47] Leone Leonis Bronzestandbild Karl V. triumphiert über die Raserei (1549–1555)[48] oder das ebenfalls von Leoni geschaffene Grabmal für Gian Giacomo de’ Medici im Mailänder Dom (1560–1563).
Neben den bereits genannten Künstlern gehören die Franzosen Jean Goujon, Barthélemy Prieur und Jean Bullant aus der Schule von Fontainebleau und der Flame Adriaen de Vries – ein Schüler Giovanni da Bolognas –[49] zu den herausragenden Bildhauern des Manierismus; des Weiteren Antonio Abondio, Alessandro Vittoria, sowie Ludwig Münstermann.
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Michelangelo: Grabmal des Giuliano II. de’ Medici, 1520–1534. Neue Sakristei, San Lorenzo, Florenz
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Stuckfiguren im ehemaligen Zimmer der Duchesse d’Etampes (heute: Königstreppe). Schloss Fontainebleau
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Benvenuto Cellini: Perseus, 1545–1554. Loggia dei Lanzi, Florenz
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Giovanni da Bologna und Ammannati: Nymphen und Satyrn am Neptunbrunnen in Florenz (nach 1560)
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Flussgott am Augustusbrunnen in Augsburg, ab 1588 nach Entwürfen von Hubert Gerhard geschaffen
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Germain Pilon: Die drei Parzen, 1586. Schloss Écouen
Steinschneide- und Goldschmiedekunst
Die Liebe zum Wunderlichen und zum Prunk führte zu einer Hochblüte der manieristischen Goldschmiede- und Steinschneidekunst, die, nicht selten im Verein, herausragende Kunstwerke hervorbrachten. Sie wurden oft in den epochetypischen Kunst- und Wunderkammern ausgestellt. Die Motive des Manierismus taten im Bereich der Kleinkunst besonders gute Wirkung und führten zu reich ornamentierten Fantasie-Kreationen, bei denen nicht nur elegant gewundene Kleinfiguren, sondern auch oft bizarre oder mystische Figuren wie Drachen oder Fabelwesen, oder Tiere wie Schlangen auftauchen. Sehr beliebt waren auch Fassungen, die mit Email überzogen waren, nicht selten mit Grotesken im Miniformat und anderem reich ornamentierten und ziselierten Zierrat. Auch die typisch manieristischen Ornamentformen wie Roll-, Beschlag- oder Knorpelwerk tauchen auf und haben hier sogar teilweise ihren Ursprung. Zum Teil wurden auch Automaten in prunkvoller Fassung hergestellt.
Zu den berühmtesten Steinschneidern gehören die Werkstätten der Saracchi und der Miseroni oder Annibale Fontana aus Mailand. Die Saracchi waren vor allem für ihre Gefäße und anderen Objekte aus Bergkristall mit virtuosen Gravuren von teils biblischen, teils mythologischen Szenen bekannt.[50] Für die Medici in Florenz arbeitete eine ganze Reihe von Werkstätten, darunter der Flame Jacques Bylivelt und Bernardo Buontalenti.[51] Auch in Deutschland gab es exzellente Kunsthandwerker, besonders in Augsburg und Nürnberg, darunter Wenzel Jamnitzer und Christoph Jamnitzer, Nikolaus Schmidt, Hans Elias und Christoph Lencker,[52] oder Melchior Mair. Direkt für den Hof der Wittelsbacher in München wirkten Hans Reimer[53] und Hans Scheich.[54] Auch Bildhauer arbeiteten oft im kunsthandwerklichen Bereich, wie Giovanni da Bologna oder Benvenuto Cellini. Doch sind auch viele Werke anonym überliefert.
Fast alle Fürsten sammelten kunsthandwerkliche Objekte, doch übertroffen wurden sie von Kaiser Rudolf II., der eine leidenschaftliche Vorliebe für Gold, Edelsteine und Wunderdinge wie Bezoare, Muscheln, Elfenbein oder das mystische Horn vom Einhorn hatte –[55] erst heute wissen wir, dass es sich beim letzteren in Wirklichkeit um den Zahn des Narwals handelte. Für Rudolf und seine Zeitgenossen hatten Edelsteine nicht nur einen materiellen, sondern auch einen geheimnisvoll-esoterischen, spirituellen Wert, er wollte mit seinen Schätzen und Preziosen „… einen gewissen Abglanz des Schimmers der Göttlichkeit immerdar vor Augen … haben“.[56] Er rief zahlreiche Künstler wie Jan Vermeyen, Adriaen de Vries,[57] Paulus van Vianen[58] und die Brüder Ottavio, Alessandro und Giovanni Ambrogio Miseroni an seinen Hof in Prag,[59] die für ihn zusammen mit anderen Künstlern aus den genannten Materialien in Kombination mit Gold und Email besondere Luxusgüter schufen. Andere Künstler, die in Prag wirkten, waren Nikolaus Pfaff und Anton Schweinberger.[60]
Zu den berühmtesten Objekten zählen Cellinis für Franz I. geschaffene Saliera, ein Salz- und Pfeffergefäß, (heute: Kunstkammer des KHM, Wien) und die von Vermeyen und anderen Künstlern für Rudolf II. kreierte Krone, die 200 Jahre später zur Krone der österreichischen Kaiser avancierte (Schatzkammer der Wiener Hofburg). Sie ist ein elegantes Virtuosenstück und nicht nur mit Edelsteinen und Perlen besetzt, sondern auch mit kleinen goldenen Reliefs und winzigen Grotesken aus Email, in denen der kaiserliche Adler erscheint (siehe Abb. oben).
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Kristallschrein Herzog Albrecht V. (Bergkristall, Ebenholz (?), Lapislazuli, Gold, Email, Perlen, Rubine und anderes), Augsburg um 1570; Schatzkammer der Münchner Residenz.
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Prunk-Kännchen mit Perlmutteinlagen (Detail), Nikolaus Schmidt, ca. 1592, Kunstkammer des KHM, Wien
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Achatschale, Montierung aus Gold, Email, Edelsteinen und Perlen von Melchior Baier d. Ä., Nürnberg 1536; Schatzkammer der Münchner Residenz.[61]
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Einhornbecher Rudolphs II. Narwalhorn, Gold, Edelsteine, Email, Jan Vermeyen & Werkstatt, Prag, um 1600[62]
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Der heilige Georg mit dem Drachen Gold, Email, Silber, Diamanten, Edelsteine, Perlen u. a.; Friedrich Sustris u. Hans Scheich (zugeschrieben), München 1586–1597; Münchner Residenz.[63]
Malerei und Grafik
Allgemeines
Das Figurenideal gleicht dem der Bildhauerkunst: die körperlichen Proportionen folgen einem Ideal von extremer Eleganz und Anmut mit überlangen Gliedern, Armen, Beinen und Hälsen[64], und die Körper posieren in dynamischen, aber komplizierten oder unmöglichen Drehungen;[65] die Personen werden oft mit ästhetisierenden Gebärden und betont erotisch oder in bizarrer Hässlichkeit dargestellt. Auch die Perspektive wird manchmal gezielt missachtet.[66] Weitere Stilelemente sind auffällige und ungewöhnliche Farbkompositionen mit manchmal grellen und drastischen Farbunterschieden,[67] die expressiv anmuten, und Vexierbilder[68] sowie Anamorphosen. Außerdem kommt es zu komplexen, meist reich bewegten Kompositionen, zum Teil mit einer Fülle an Figuren. Im Allgemeinen entsteht oft ein irgendwie gesuchter oder artifizieller Eindruck. Es muss jedoch betont werden, dass es verschiedene Ausprägungen des Stils gibt, mit deutlichen Unterschieden zwischen einzelnen Vertretern oder regionalen Schulen.[69] Bei mittelmäßigeren Künstlern kann die Umsetzung der genannten Ideale zu einem unästhetischen oder völlig künstlichen, gewollten und gezierten Eindruck führen, bei den guten oder großen Künstlern der Epoche dominiert dagegen ein Eindruck von Eleganz (zum Beispiel Rosso Fiorentino, Parmigianino, Spranger) oder sie erreichen besondere Wirkungen im emotionalen oder spirituellen Ausdruck bis hin zum Mystischen (zum Beispiel Beccafumi, Tintoretto, El Greco, Barrocci).
Einige innovative Stilelemente des Manierismus wurden im Barock aufgegriffen. Jedoch gibt es einen programmatischen Unterschied: Der Manierismus wendet sich an den Verstand und liebt das intellektuelle Spiel mit gelehrten Anspielungen; der Barock, als Kunstform der Gegenreformation, wendet sich an das (religiöse) Gefühl. Formal nimmt der Barock die allzu gewollten und extremen Gebärden des Manierismus zurück und folgt einem natürlicheren Ideal, die Proportionen werden natürlicher, der Gesamteindruck eher geschwungen und abgerundet statt gezackt, verdreht oder „verschroben“. Auch im Barock gibt es jedoch verschiedene stilistische Strömungen.
Manieristische Stilexperimente wurden im 20. Jahrhundert Vorbilder für den Expressionismus, Dadaismus, Surrealismus und Kubismus.
Phasen und bedeutende Künstler
Eine erste Phase des frühen Manierismus reichte von etwa 1515/20 bis 1530.[70][71] Schon Michelangelo hatte in der Sixtinischen Kapelle viele Figuren nicht nur in übersteigert kräftigen heroischen Körperformen gemalt, sondern auch in ungewöhnlichen und schwierigen Drehungen, was für sein ganzes bildhauerisches und malerisches Schaffen charakteristisch ist. Er wurde für die römischen Manieristen zum großen Vorbild. Auch der späte Raffael und seine Werkstatt versuchten deutlich, die Ausdrucksmittel in Richtung Dramatik zu erweitern, zum Beispiel in der Stanza des Heliodorus, beim Borgobrand und in der Verklärung Christi (1520, Vatikanische Pinakothek). Die Art, wie Raffael und seine Werkstatt die Groteskenmalerei in den Loggien des Vatikan verwendeten, wurde außerdem zu einem Ideal der manieristischen Dekorationskunst.[72]
Gleichzeitig traten erste manieristische Stilexperimente in Florenz auf, beispielsweise bei Malern wie Jacopo da Pontormo, Rosso Fiorentino, Francesco Primaticcio. Die Suche nach einer gesteigerten und verfeinerten Eleganz und einem eigenen Stil führte hier zu den bekannten überlangen Gliedmaßen, Drehungen und raffinierten Farbwirkungen.
Eine einschneidende Zäsur bedeutete der Sacco di Roma 1527, der zu einer Abwanderung einiger Künstler aus Rom führte (darunter auch Nichtrömer wie Rosso, Perino del Vaga und Parmigianino), damit aber auch zu einer Ausbreitung der neuen Stilformen.[73] Es begann die zweite Phase des Manierismus, die bis etwa 1560 angesetzt wird.[74]
Der in Raffaels Werkstatt geschulte Giulio Romano schuf mit seinen Fresken im Palazzo del Te in Mantua (1525–1536) eine der berühmtesten manieristischen Dekorationen, insbesondere mit seinem bizarren Sturz der Giganten. Zu den ersten beiden Phasen gehören als herausragende Vertreter auch der aus Parma stammende Parmigianino und der in Siena wirkende Domenico Beccafumi,[75] der durch teilweise spektakuläre Lichtwirkungen auffällt, beispielsweise im Fall der rebellischen Engel (1528) in der Kirche San Niccolo al Carmine in Siena (siehe Abb.). In Florenz zeigte Agnolo Bronzino oft kühle und distanzierte Farbwirkungen besonders in seinen Porträts.
Durch die Berufung von Rosso Fiorentino, Francesco Primaticcio und Nicolò dell’Abbate an den französischen Hof durch Franz I. breitete sich die nuova maniera bereits ab 1530 in Frankreich aus und führte zur Ausprägung der sogenannten Schule von Fontainebleau.
Der römische Manierismus folgte anderen Wegen und lehnte sich deutlich an Michelangelo an,[77] unter anderem im Figurenideal und in der Betonung des disegno, das nun metaphysisch überhöht wurde.[78] Zu seinen Vertretern gehören die Brüder Taddeo und Federico Zuccari, Daniele da Volterra, Francesco Salviati, Girolamo Muziano und Cristoforo Roncalli. Einen ähnlichen Stil pflegten auch Giorgio Vasari und sein Schüler Jacopo Zucchi. Vasari war jedoch als Theoretiker bedeutsamer als in seiner Kunst.
Insgesamt kommt es neben Einzelbildern auch zu großen und umfangreichen Freskendekorationen[79] und Deckengemälden, bei denen das einzelne Bild einem größeren Ganzen untergeordnet erscheint und/oder die Malerei mit Stuck und Vergoldungen kombiniert wird. Berühmte Beispiele sind neben dem Palazzo del Te auch der Dekor in Schloss Fontainebleau (Galerie Franz’ I. und Ballsaal Heinrichs II.), die unter Vasari entstandene Ausgestaltung des Palazzo Vecchio in Florenz, und die umfangreichen Malereien im Palazzo Farnese in Caprarola und in der Villa d’Este in Tivoli, daneben zahlreiche Beispiele in römischen Palästen und Villen einschließlich der Engelsburg und des Vatikanspalasts.
In der venezianischen Malerei fanden manieristische Tendenzen zunächst weniger Anklang, die beiden großen Hauptmeister Tizian und Veronese kreierten zwar eine jeweils sehr individuelle maniera, die jedoch im Großen und Ganzen den ausgewogenen Idealen der Renaissance bzw. Klassik verpflichtet blieb[80] – trotz verschiedener Stilphasen bei Tizian. Als ein Hauptmeister des Manierismus gilt jedoch Tintoretto,[81] in einer sehr persönlichen, eigenständigen und tiefsinnigen Interpretation. Auch Jacopo Bassano zeigt in einem Teil seines Werkes manieristische Tendenzen.[82] Von den Venezianern und von traditionell griechischer Ikonenkunst beeinflusst und noch individueller ist das Werk des in Spanien wirkenden Griechen El Greco, der seinem eigenwilligen, formal im Grunde völlig künstlichen Stil mit überlangen schlanken Figuren und oft harten, flächigen Farbwirkungen und einer aufgelösten Pinselführung ganz eindeutig dem Manierismus angehört.[83] In ihm finden die spirituell-mystischen Tendenzen des Stils einen Höhepunkt.[83]
In der dritten Phase ab etwa 1550/60 bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts traten verstärkt Maler aus den Niederlanden und Flandern hervor, die zumindest zeitweise oft in Italien selber lebten, vor allem in Rom – sie sind daher als Romanisten bekannt. Besonders einflussreich waren unter anderem Frans Floris, Karel van Mander und der Kupferstecher und Maler Hendrick Goltzius. Von besonderer Bedeutung sind auch die Maler am Hofe Rudolfs II. in Prag, die für den Kaiser vor allem stark erotisch aufgeladene allegorische und mythologische Szenen malten: Bartholomäus Spranger, Hans von Aachen und Joseph Heintz der Ältere. Ein Zusammenhang zu den Skulpturen von Giovanni da Bologna und Adriaen de Vries ist dabei nicht zu übersehen. Daneben kam Giuseppe Arcimboldo mit seinem Werk dem manieristischen Hang zum Bizarren entgegen.
Einige Künstler in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind nicht ganz eindeutig zuzuordnen, da sie zwar einige Merkmale des Manierismus zeigen, aber gleichzeitig einem natürlicheren Menschenbild huldigen und/oder zu einer Vereinfachung der Komposition neigen – sie führen also auf einen klassischeren (oder klassizistischen) Weg zurück und trugen damit zur Entstehung des frühen Barock bei. Dazu zählen der aus Urbino stammende Federico Barrocci[84], der in seiner von Correggio inspirierten Lieblichkeit und Weichheit oft schon barock wirkt, zugleich besonders durch seinen fantasievollen Umgang mit Farben noch als manieristisch auffällt, und der in Rom wirkende Giuseppe Cesari. Beide übten großen Einfluss auf andere Maler aus (die manchmal manieristischer waren als sie selber, zum Beispiel war Karel van Mander deutlich von Barrocci beeinflusst).
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Agnolo Bronzino: Eleonora di Toledo mit ihrem Sohn Giovanni, 1544–1545, Uffizien, Florenz
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Taddeo Zuccari: Bekehrung des Hl. Paulus, 1564–1566, San Marcello al Corso, Rom
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Cristoforo Roncalli „il Pomarancio“: Papst Silvester tauft Konstantin, 1600, Fresko in der Lateranbasilika, Rom
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Bartholomäus Spranger: Sine Cerere et Baccho friget Venus („Ohne Ceres und Bacchus friert Venus“), ca. 1590, Kunsthistorisches Museum Wien
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Hendrick Goltzius: Die schlafende Danae wird für Jupiter vorbereitet, 1603, Los Angeles County Museum of Art
Bedeutende Künstler, Architekten und Theoretiker des Manierismus
Vorbemerkungen
In sehr vielen Fällen existieren verschiedene Schreibweisen des Namens oder kennzeichnende Beinamen. Das ist im jeweiligen Wikipedia-Artikel geklärt. Herkunftsangabe als Ersatz für einen Nachnamen wurde wie ein Nachname behandelt.
Da fast alle Künstler in mehreren Disziplinen tätig waren, ist eine Gliederung in Maler, Bildhauer etc. nicht praktikabel. Daher wurden sie nach hauptsächlichem Wirkungsort und in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.
In den vier Klammern stehen die Ursprungsnamen von Flamen, die sich dauerhaft in Italien niederließen.
Eine Frau ist dabei: Lavinia Fontana.
Wie besprochen, sind sich die Kunsthistoriker oft uneins, wer der Renaissance und wer dem Manierismus zuzuordnen ist oder sie differenzieren nicht, weil Elemente beider Stile vorhanden sind. Dabei neigen sie im allgemeinen zum Begriff Renaissance. Der Vollständigkeit halber wurden diese Künstler dennoch in diese Liste aufgenommen.
Italien
Nicolò dell’Abbate, Antonio Abondio, Cherubino Alberti, Alessandro Allori, Bartolommeo Ammanati, Giuseppe Arcimboldo, Federico Barocci, Jacopo Bassano, Baccio Bandinelli, Domenico Beccafumi, Giacomo Giovanni Biliverti (Jacques Bylivelt), Giovanni da Bologna (Jean de Boulogne), Francesco del Brina, Agnolo Bronzino, Bernardo Buontalenti, Luca Cambiaso, Francesco Camilliani, Polidoro da Caravaggio, die Brüder Carracci: Agostino, Annibale, Francesco und Lodovico, Benvenuto Cellini, Giuseppe Cesari, Valerio Cioli, Vincenzo Danti, Lodovico Dolce, Giovanni Antonio Dosio, Dosso Dossi, Dionisio Fiamingo (Denys Calvaert), Rosso Fiorentino, Annibale Fontana, Lavinia Fontana, Leone Leoni, Pirro Ligorio, Jacopo Ligozzi, Giovanni Paolo Lomazzo, Michelangelo Naccherino, Lelio Orsi (1508–1587), Jacopo Palma d. J., Parmigianino, Domenico Passignano, Baldassare Peruzzi, Simone Peterzano, Sebastiano del Piombo, Giacomo della Porta, Cristoforo Roncalli, Jacopo da Pontormo, Francesco Primaticcio, Giulio Romano, Francesco Salviati, Antonio da Sangallo d. J., Michele Sanmicheli, Jacopo Sansovino, die Brüder Saracchi, Vincenzo Scamozzi, Sebastiano Serlio, Giovanni Stradanus (Jan van der Straet), Antonio Tempesta, Pellegrino Tibaldi, Jacopo Tintoretto, Michele Tosini (1503–1577), Perino del Vaga, Giorgio Vasari, Giacomo Barozzi da Vignola, Alessandro Vittoria, Daniele da Volterra, Taddeo und Federico Zuccari, Jacopo Zucchi
Spanien und Portugal
El Greco, Francisco de Holanda
Frankreich
Jacques Bellange, Jean Bullant, Antoine Caron, Baptiste Androuet du Cerceau, Philibert Delorme, Martin Fréminet, Jean Goujon, Pierre Lescot, Louis Métezeau, Barthélemy Prieur. Die anonymen Künstler der Schule von Fontainebleau.
Flandern, Niederlande und deutscher Sprachraum
Hans von Aachen, Pieter Aertsen, Albrecht Altdorfer, Hans Baldung, Hans Bock d. Ä., Paul Bril, Pieter Brueghel d. Ä., Hans Burgkmaier d. Ä., Alexander Colin, Gillis van Coninxloo, Lucas Cranach d. J., Wendel Dietterlin, Cornelis Floris II., Frans Floris, Hendrick Goltzius, Jan Gossaert, Cornelis van Haarlem, Maarten van Heemskerck, Joseph Heintz der Ältere, Wenzel und Christoph Jamnitzer, Kerstiaen de Keuninck, Lieven de Key, Cornelis van Ketel, Hendrick de Keyser, Johannes Lencker, Karel van Mander, Hans Mielich, die Familie Miseroni, Ludwig Münstermann, Hans Reimer, Erhard Schön, Jan van Scorel, Virgil Solis, Bartholomäus Spranger, Paolo della Stella, Tobias Stimmer, Lorenz Stöer, Jacopo Strada, Jacob Isaacsz. van Swanenburgh, Frederick van Valckenborch, Otto van Veen, Tobias Verhaecht, Jan Vermeyen, Paulus van Vianen, Hans Vredemann de Vries, Adriaen de Vries, Bonifaz Wohlmut, Joachim Wtewael, Simon Zwitzel
Literatur des Manierismus
Literarische Werke lassen sich allgemein als manieristisch klassifizieren, wenn sie zwischen der Mitte des 16. Jahrhunderts und 1630 entstanden.
Die Literatur des Manierismus wurde unter anderem als Schwulststil abgewertet. Nach Gustav René Hocke sind Anagramm und Akronym, Epigramm und Oxymoron die typischen Stilmittel manieristischer „Sprach-Alchemie“ (Hocke) in der Literatur.
Als Schriftsteller sind zu nennen: Michelangelo, Giambattista Marino, Miguel de Cervantes, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, François Rabelais, Ludovico Ariosto, Luis de Góngora, Baltasar Gracián, William Shakespeare, Georg Philipp Harsdörffer, Emanuele Tesauro, Giovanni Battista Guarini, Torquato Tasso, Edmund Spenser, Sperone Speroni, Jan Andrzej Morsztyn.
Musik des Manierismus
In der Musikwissenschaft ist der Begriff Manierismus nicht genau und eindeutig definiert, wird aber gelegentlich auf einige Komponisten und Musiker dieser Epoche angewendet, vor allem in Bezug auf Madrigalisten wie Carlo Gesualdo, Luca Marenzio, Giaches de Wert, Cristofano Malvezzi oder den Canto delle Dame di Ferrara.
Siehe auch
- Antwerpener Manieristen
- Barock
- Gotik
- Spanische Kleidermode
- Renaissance
- Romanismus
- Schule von Fontainebleau
Literatur
- Frederick Antal: Zwischen Renaissance und Romantik. Studien zur Kunstgeschichte (= Fundus-Bücher. 38–39). Verlag der Kunst, Dresden 1975, DNB 760188807.
- Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997. ISBN 3-406-42755-3.
- Jacques Bousquet: Malerei des Manierismus. Die Kunst Europas von 1520 bis 1620. 3. Auflage. Bruckmann, München 1985, ISBN 3-7654-1958-3.
- Erich Burck: Vom römischen Manierismus. Von der Dichtung der frühen römischen Kaiserzeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971, ISBN 3-534-05676-0.
- Max J. Friedländer: Die Niederländischen Manieristen (= Bibliothek der Kunstgeschichte; Bd. 3). Seemann, Leipzig 1921.
- Arnold Hauser: Der Ursprung der modernen Kunst und Literatur. Die Entwicklung des Manierismus seit der Krise der Renaissance. Dtv, München 1979, ISBN 3-423-04324-5.
- Gustav René Hocke: Die Welt als Labyrinth. Manierismus in der europäischen Kunst. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1991, ISBN 3-498-09184-0.
- Gustav René Hocke: Manierismus in der Literatur. Sprach-Alchemie und esoterische Kombinationskunst. 6. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1978, ISBN 3-499-55082-2.
- Werner Hofmann (Hrsg.): Zauber der Medusa. Europäische Manierismen. Edition Löcker, Wien 1987, ISBN 3-85409-107-9 (Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung).
- Jirina, Horejsi u. a.: Die Kunst der Renaissance und des Manierismus in Böhmen. Prag 1979
- Tibor Klaniczay: Renaissance und Manierismus. Zum Verhältnis von Gesellschaftsstruktur, Poetik und Stil. Akademie-Verlag, Berlin 1977, OCLC 780932471.
- Emil Maurer: Manierismus. Figura serpentinata und andere Figurenideale; Studien, Essays, Berichte. NZZ-Verlag, Zürich 2001, ISBN 3-85823-791-4.
- Achille Bonito Oliva: Die Ideologie des Verräters. Manieristische Kunst, Kunst des Manierismus. Dumont, Köln 2000, ISBN 3-7701-5424-X.
- Jürgen Schultze (Hrsg.): Prag um 1600. Kunst und Kultur am Hofe Rudolfs II. Luca Verlag, Freren/Ems 1988, ISBN 3-923641-19-2 (2 Bde.; Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung).
- John Shearman: Manierismus. Das Künstliche in der Kunst. Athenäum Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-89547-039-2.
- Franzsepp Würtenberger: Der Manierismus. Der europäische Stil des sechzehnten Jahrhunderts. Verlag Schroll, Wien 1979, ISBN 3-7031-0490-2 (Nachdruck der Ausgabe Wien 1962).
- Hubert Gersch (Auswahl und Nachwort) und Günther Stiller (Holzschnitte und Gesamtgestaltung): Freudenfeuerwerk: Manieristische Lyrik des 17. Jahrhunderts. Bauer’sche Gießerei, Frankfurt am Main 1962.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Manierismus, in: Lexikon der Kunst, Bd. 8, Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 15
- ↑ Giorgio Vasari, zitiert nach: Manierismus, in: Lexikon der Kunst, Bd. 8, S. 15
- ↑ Lars Olof Larsson: Zur Einführung. Die Kunst am Hofe Rudolfs II. – Eine rudolfinische Kunst? In: Prag um 1600. Kunst und Kultur am Hofe Rudolfs II. Ausstellungskatalog, Villa Hügel, Essen. Bd. 3: Beiträge. Luca, Freren 1988, ISBN 3-923641-18-4, S. 39–43.
- ↑ Georg Kauffmann, Propyläen Kunstgeschichte, Das 16. Jahrhundert, Propyläen Verlag Berlin, 1990, S. 77
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 10
- ↑ Martin Seidel: Venezianische Malerei zur Zeit der Gegenreformation. Münster 1996 führt in Fußnote 614, S. 228 aus: „Es setzt sich aber seit den Untersuchungen von C.H. Smyth (Manierism and Maniera. New York) 1962, S.J. Freedberg (Quellenangabe unklar) 1965 und J. Shearman (Manierism. London) 1967 immer mehr die Meinung durch, dass der Begriff nur auf die Malerei in Rom und Florenz anwendbar sei“ und führt dazu umfangreich Literatur an.
- ↑ Walter Friedländer (1914), Erwin Panofsky (1924), Frederick Antal (1928). Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 11
- ↑ a b Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 11
- ↑ Udo Kultermann: Geschichte der Kunstgeschichte. Berlin 1981, S. 37 f.
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 12–13
- ↑ Franzsepp Würtenberger, Der Manierismus, Schroll Verlag München und Wien, 1962, S. 6
- ↑ Nikolaus Pevsner, Europäische Architektur, Prestel-Verlag, München, 1967, S. 213
- ↑ Franzsepp Würtenberger, Der Manierismus, S. 8
- ↑ Franzsepp Würtenberger, Der Manierismus, S. 12
- ↑ Franzsepp Würtenberger, Der Manierismus, S. 10
- ↑ Franzsepp Würtenberger, Der Manierismus, S. 12f
- ↑ Franzsepp Würtenberger, Der Manierismus, S. 16 und 24
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 13–14, S. 48f, S. 289–294
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 15–29, hier: 15
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 15–29, hier: 19
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 15–29
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 44–45
- ↑ Datierung aus: Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 95–99.
- ↑ Rosso kam 1530 nach Frankreich, Primaticcio zwei Jahre später. Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 101
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 101
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus, … 1997, S. 109 ff
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus, … 1997, S. 164–168
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 191–197.
- ↑ Manierismus. In: Lexikon der Kunst. Bd. 8. Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 15–24, hier: S. 23.
- ↑ Manierismus. In: Lexikon der Kunst. Bd. 8. Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 15–24, hier: S. 23.
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. 1997, S. 101–102.
- ↑ Gottfried Kiesow: Die Ohrmuschel als Stilelement. Von der Renaissance zum Manierismus. In: Monumente Online, September 2006 (Deutsche Stiftung Denkmalschutz).
- ↑ Manierismus. In: Lexikon der Kunst. Bd. 8. Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 15–24, hier: S. 23.
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus, … 1997, S. 180, 182–85
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 101.
- ↑ Wilfried Rogasch: Schlösser und Gärten in Böhmen und Mähren, Ullmann/Tandem Verlag, 2007, S. 26–31, 66–71, 72–77, 98–101, 106–116.
- ↑ Wilfried Rogasch: Schlösser und Gärten in Böhmen und Mähren. Ullmann/Tandem Verlag, 2007, S. 43–45.
- ↑ Wilfried Rogasch: Schlösser und Gärten in Böhmen und Mähren. Ullmann/Tandem Verlag, 2007, S. 46–55.
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus … 1997, S. 180, 182–185.
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 232–239
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 239
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 237
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 236, 257.
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 270–271.
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 271–275
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 265–267
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. … 1997, S. 212–214.
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. 1997, S. 256f.
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 265.
- ↑ Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln, 1997, S. 51–54.
- ↑ Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa. Kohlhammer, Stuttgart 1997, S. 67, 136.
- ↑ Die Jamnitzers, N. Schmidt und die Lenckers produzierten auch Objekte für Kaiser Rudolph II. Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa, Kohlhammer, Stuttgart, 1997, S. 129–130
- ↑ Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa, …, 1997, S. 151 und 154f
- ↑ Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa. 1997, S. 158f.
- ↑ Zur Kunstkammer Rudolphs II. in Prag, siehe: Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa, …, S. 115–139
- ↑ Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa. 1997, S. 131–136.
- ↑ Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln, 1997, S. 124–125
- ↑ Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa. 1997, S. 130.
- ↑ Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa. 1997, S. 54, 136.
- ↑ Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa. 1997, S. 123.
- ↑ Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa, Kohlhammer, Stuttgart 1997, S. 165
- ↑ Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa. Kohlhammer, Stuttgart 1997, S. 126; Kunstkammer des KHM, Wien
- ↑ Géza von Habsburg: Fürstliche Kunstkammern in Europa. Kohlhammer, Stuttgart, 1997, S. 158.
- ↑ siehe Parmigianinos Madonna mit dem langen Hals
- ↑ siehe El Grecos Laokoon: Laokoon ( vom 26. Juni 2004 im Internet Archive)
- ↑ siehe Parmigianinos Selbstporträt im konvexen Spiegel
- ↑ wie bei Rosso Fiorentinos Kreuzabnahme: Rosso Fiorentino 002.jpg
- ↑ wie bei Giuseppe Arcimboldo: Arcimboldo ( vom 25. November 2005 im Internet Archive)
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. München, Beck, München 1997, S. 14
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 13–14, S. 48f, S. 289–294
- ↑ Manierismus, in: Lexikon der Kunst, Bd. 8, Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 15–24, hier: S. 15
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 44–46
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 298f
- ↑ Manierismus, in: Lexikon der Kunst, Bd. 8, Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 15–24, hier: S. 15
- ↑ Manierismus, in: Lexikon der Kunst, Bd. 8, Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 15–24, hier: S. 17
- ↑ Ugo Muccini: Palazzo Vecchio – Guida alla Fabbrica, ai quartieri e alle collezioni (italienisch), SCALA, Antella (Florenz), S. 96
- ↑ Manierismus, in: Lexikon der Kunst, Bd. 8, Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 15–24, hier: S. 18
- ↑ Manierismus, in: Lexikon der Kunst, Bd. 8, Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 15–24, hier: S. 18
- ↑ Manierismus, in: Lexikon der Kunst, Bd. 8, Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 15–24, hier: S. 18
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 335–338
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 341–342
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 339
- ↑ a b Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 343
- ↑ Daniel Arasse, Andreas Tönnesmann: Der europäische Manierismus. Beck, München 1997, S. 313–316