Männliches Knabenkraut | ||||||||||||
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Männliches Knabenkraut (Orchis mascula subsp. mascula) auf Öland | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Orchis mascula | ||||||||||||
L. |
Das Männliche Knabenkraut (Orchis mascula), auch Stattliches Knabenkraut, Manns-Knabenkraut und Kuckucks-Knabenkraut[1] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Knabenkräuter (Orchis) innerhalb der Familie der Orchideen (Orchidaceae).
Beschreibung
Habitus und Blätter
Das Männliche Knabenkraut ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 70 Zentimetern erreicht (der Stängel 15–50 Zentimeter, der zylindrische Blütenstand 12–20 Zentimeter). Die in einer grundständigen Rosette angeordneten Laubblätter sind eiförmig-lanzettlich und können ungefleckt, gesprenkelt oder purpurrot gefleckt sein.
Blütenstand und Blüte
Die Blütezeit reicht von Ende April bis Anfang Juni. Einige Blüten stehen in einem Blütenstand zusammen. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und dreizählig. Die seitlichen Kelchblätter sind bei vollständig geöffneten Blüten nach oben stehend und nach außen gedreht. Das mittlere Kelchblatt bildet mit den Kronblättern einen Helm. Die Lippenform ist variabel: deutlich oder nur andeutungsweise dreilappig. Die Basis ist heller mit dunkleren Punkten und der Lippenrand ist meist gefranst. Die Blütenfarbe reicht von hellviolett bis violett, von hellpurpurrot bis purpurrot; Albinos sind selten, treten aber regelmäßig auf.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 42.[2]
Ökologie
Die Blüten sind fast duftlos und es wird kein Nektar produziert. Es handelt sich blütenökologisch um eine Täuschblume. Die wichtigsten Bestäuber sind Hummeln; auch spontane Selbstbestäubung ist möglich.
Der Fruchtansatz schwankt zwischen 22,9 % und 47,8 %.
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet reicht von Nordeuropa und Mitteleuropa bis zum Iran und umfasst Makaronesien.[3] Es gibt Teil-Areale in Europa und Nordafrika. In der Schweiz ist das Männliche Knabenkraut noch weitverbreitet und nur in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft selten. In Deutschland ist es ebenfalls weitverbreitet, doch sehr selten in Brandenburg. Zwischen Süd-Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind nur wenige Standorte bekannt. Häufiger ist es in der Ostseeregion, z. B. auch auf der schwedischen Insel Öland. In Rheinland-Pfalz und Hessen gibt es reichlich Standorte von Orchis mascula. Hier mischen sich auch die beiden Unterarten Orchis mascula subsp. mascula und Orchis mascula subsp. speciosa, die am selben Standort nebeneinander vorkommen können. In Bayern gibt es südlich der Donau fast keine Standorte, zum Alpenvorland hin wird es wieder häufiger. In Baden-Württemberg ist es nur in Oberschwaben selten.
Das Männliche Knabenkraut besiedelt sehr unterschiedliche Standorte: lichte Wälder, Magerrasen, Bergwiesen, seltener Feuchtwiesen. Es gedeiht auf kalkhaltigen bis kalkfreien Böden. Es kommt meist in Gesellschaften der Verbände Mesobromion oder Seslerion vor, in tieferen Lagen auch im Carici-Fagetum oder in Gesellschaften der Verbände Carpinion oder Quercion pubescentis, in montanen Lagen auch in Arrhenathereten.[2] Nach Baumann und Künkele hat die Art in den Alpenländern folgende Höhengrenzen: Deutschland 6–1900 Meter, Frankreich 1–2650 Meter, Schweiz 260–2650 Meter, Liechtenstein 430–1900 Meter, Österreich 275–2100 Meter, Italien 10–2450 Meter, Slowenien 50–1350 Meter.[4] In Europa steigt die Art bis 2650 Meter Meereshöhe hoch, im Iran bis 2900 Meter Meereshöhe.[4]
Durch die Fähigkeit, verschiedene Standorte zu besiedeln, ist das Männliche Knabenkraut noch nicht allzu selten. Es wurde von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHO) zur Orchidee des Jahres 2009 gewählt.
Gefährdung und Naturschutz
Das Manns-Knabenkraut ist in Deutschland durch die BArtSchV besonders geschützt.[5] Wie andere Erdorchideen auch ist das Manns-Knabenkraut in Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens gelistet. Trotzdem werden zur Herstellung von Salep große Mengen der Knollen aus der Natur entnommen und auch innerhalb der EU illegal verkauft. Durch das Ausgraben der Wurzelteile wird die Pflanze zerstört, was teilweise zu Bestandsrückgängen führt.[6]
Taxonomie und Systematik
Das Männliche Knabenkraut wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum Tomus II, S. 941 als Varietät Orchis morio var.mascula erstbeschrieben. Er selbst erhob sie 1755 in Flora suecica, ed. 2, S. 310 als Orchis mascula (L.) L. in den Rang einer Art. Ein Synonym von Orchis mascula (L.) L. ist Androrchis mascula (L.) D. Tyteca & E. Klein.
Man kann die folgenden Unterarten unterscheiden:[3]
- Orchis mascula subsp. mascula: Sie kommt in Europa vor, auch vom Mittelmeerraum bis zum Iran und auf den Kanaren.[3] Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz für diese Unterart: Feuchtezahl F = 3w (mäßig feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[7]
- Sardisches Knabenkraut (Orchis mascula subsp. ichnusae Corrias): Es kommt auf Korsika und Sardinien vor in Höhenlagen zwischen 300 und 1300 Metern Meereshöhe.[3][8]
- Spanisches Knabenkraut (Orchis mascula subsp. laxifloriformis Rivas Goday & B.Rodr., Syn.: Orchis langei Lange ex K.Richt.): Es kommt von den französischen und spanischen Pyrenäen bis Portugal und in Marokko vor in Höhenlagen zwischen 500 und 1500 Metern Meereshöhe.[3][8]
- Madeira-Knabenkraut (Orchis mascula subsp. scopulorum (Summerh.) H.Sund. ex H.Kretzschmar, Eccarius & H.Dietr., Syn.: Orchis scopulorum Summerh.): Es kommt im östlichen Teil von Madeira vor in Höhenlagen zwischen 800 und 1800 Metern Meereshöhe.[3][8]
- Prächtiges Knabenkraut (Orchis mascula subsp. speciosa (Mutel) Hegi, Syn.: Orchis signifera Vest, Orchis mascula subsp. signifera (Vest) Soó, Orchis speciosa Host): Es kommt in den europäischen Gebirgen und in Algerien vor.[3] Das Prächtige Knabenkraut wurde und wird oft nicht von Orchis mascula subsp. mascula unterschieden. Im Norden Deutschlands ist Orchis mascula subsp. mascula verbreitet, in Süddeutschland vor allem im Alpengebiet das Prächtige Knabenkraut. Dazwischen ist eine sehr breite Übergangszone, wo die Pflanzen Merkmale beider Unterarten in sich vereinen. In den Alpen dürften wohl alle Vorkommen zum Prächtigen Knabenkraut gehören. In den Allgäuer Alpen steigt es in Bayern am Gemstelkoblach gegen das Geißhorn bis zu 2060 Metern Meereshöhe auf.[9] Im gesamten Verbreitungsgebiet kommt diese Unterart zwischen 100 und 2600 Metern Meereshöhe vor.[8] Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz für diese Unterart: Feuchtezahl F = 3w (mäßig feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[7]
Weitere Unterarten sind:[8]
- Langsporniges Männliches Knabenkraut (Orchis mascula subsp. longicalcarata Akhalk., H.Baumann, R.Lorenz, Mosul. & Ruedi Peter): Es kommt in Aserbaidschan, Georgien, im Irak und im Iran in Höhenlagen zwischen 100 und 2900 Metern vor.[8]
- Nordafrikanisches Knabenkraut (Orchis mascula subsp. maghrebiana B.Baumann & H.Baumann): Es kommt in Marokko und Algerien in Höhenlagen zwischen 1300 und 1800 Metern Meereshöhe vor.[8]
- Südfranzösisches Knabenkraut (Orchis mascula subsp. olbiensis (Reut. ex Gren.) Asch. & Graebn., Syn.: Orchis olbiensis Reut. ex Gren.): Es kommt in Portugal, Spanien, an der südfranzösischen Küste, in Marokko, Algerien und Tunesien vor in Höhenlagen zwischen 0 und 2000 Metern Meereshöhe.[8]
- Kiefernwald-Knabenkraut (Orchis mascula subsp. pinetorum (Boiss. & Kotschy) E.G.Camus): Es kommt in der Türkei vor in Höhenlagen zwischen 0 und 2400 Metern Meereshöhe.[8]
- Zierliches Knabenkraut (Orchis mascula subsp. tenera (Landwehr) Del Prete): Es kommt im östlichen Spanien in Höhenlagen zwischen 950 und 1700 Metern Meereshöhe vor.[8]
Literatur
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 8: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklassen Commelinidae Teil 2, Arecidae, Liliidae Teil 2): Juncaceae bis Orchidaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3359-8.
- Vagn Jǿrgensen Brǿndegaard, Peter Dilg: Orchideen als Aphrodisiaca. In: Sudhoffs Archiv. Band 55, 1971, S. 22–57, insbesondere S. 26 und 29.
Einzelnachweise
- ↑ Brigitte Hoppe: Das Kräuterbuch des Hieronymus Bock. Wissenschaftshistorische Untersuchung, mit einem Verzeichnis sämtlicher Pflanzen des Werkes, der literarischen Quellen der Heilanzeigen und der Anwendungen der Pflanzen. Hiersemann, Stuttgart 1969, S. 299–303.
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 281.
- ↑ a b c d e f g Orchis mascula. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 16. Mai 2020.
- ↑ a b Helmut Baumann, Siegfried Künkele: "Orchidaceae". In Oskar Sebald u. a.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 1. Auflage Band 8, Seite 392. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1998. ISBN 3-8001-3359-8
- ↑ Gerald Parolly: Orchis. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 196.
- ↑ Handel mit Salep in Köln. Abgerufen am 8. Juni 2024.
- ↑ a b Orcus mascula L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 11. Juni 2024.
- ↑ a b c d e f g h i j Helmut Baumann, Siegfried Künkele und Richard Lorenz: Orchideen Europas mit angrenzenden Gebieten. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2006. ISBN 978-3-8001-4162-3. Seite 224–249.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 369.
Weblinks
- Verbreitungskarten
- Regionales
- Männliches Knabenkraut. auf FloraWeb.de
- Männliches Knabenkraut. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Die Orchideen der Rhön: Orchis mascula, Mannsknabenkraut
- AGEO Schweiz: Orchis mascula