

Der Lessingtunnel in Hamburg, ursprünglich Rainwegtunnel, ist eine nördlich vor dem Bahnhof Hamburg-Altona verlaufende, ca. 110 Meter lange Bahnunterführung am westlichen Ende der Julius-Leber-Straße.
Geschichte
Der Lessingtunnel ist die zweite Unterführung an dieser Stelle; ein Vorgängerbau unterquerte die 1844 erbaute Bahnstrecke Hamburg-Altona–Kiel (damals „König-Christian-VIII.-Ostseebahn“) mit einer einzelnen Fahrbahn. Bei der Verlegung des Bahnhofs Altona nach Norden und der Erweiterung der Bahnanlagen wurde er auf zwei Straßen- und eine mittig verlaufende Fußgänger-Fahrbahn ausgebaut und am 14. Juni 1893 eingeweiht. Die vorherige gemauerte Bauweise mit Rundbogen wurde durch eine Stahlbrückenkostruktion mit zwei mittigen Stützpfeilerreihen ersetzt. Der neue Tunnel war 96,80 Meter lang und 22,30 Meter breit. Auf der östlichen Seite wurde eine zusätzliche Straße, die Lessingstraße, angelegt. Nach dieser Straße wurde der Tunnel zunächst umgangssprachlich, ab 1951 auch offiziell, „Lessingtunnel“ genannt. Zeitgleich wurde die Lessingstraße in Julius-Leber-Straße umbenannt.
Lage und Verkehr
Die Tunnelanlage ergibt sich aus dem an dieser Stelle um ca. fünf Meter abgesenkten Verlauf der Julius-Leber-Straße und den quer darüber dicht in Nord-Süd-Richtung aneinander liegenden S-Bahn- und Fernbahngleisen mit zugehörigen Bahnsteigen sowie den seitlichen Stützwänden für diese Überbrückung. Auf der westlichen Seite werden die vier Gleise der S-Bahn Hamburg vor deren Einfahrt zum Tiefbahnhof Altona unterfahren, mittig und auf der östlichen Seite die acht Gleise und vier Bahnsteige des Fernbahnhofs Altona in der Hochlage. Vor dem westlichen „Tunnelmund“ stoßen die quer verlaufende Barnerstraße und die Scheel-Plessen-Straße aneinander, vor dem östlichen Ende gehen die Harkortstraße und die Präsident-Krahn-Straße ineinander über.
Der Tunnel wird durchschnittlich täglich von 23.000 Fahrzeugen passiert.[1] Somit ist er eine wichtige verkehrliche Ost-West-Verbindung im Stadtteil Altona, insbesondere da der Bahnhof Altona mit dem südlich davor befindlichen Bus-Terminal und den ausgedehnten Gleisanlagen und ehemaligen Bahn-Betriebsanlagen im Norden ansonsten weiträumig umfahren werden müsste.[2]
Sanierungen
Der Tunnel wurde seit 1911 mehrfach saniert und verstärkt, nach einem Bombenschaden an der südlichen Fahrbahn im Zweiten Weltkrieg und der Entfernung einer Panzersperre im Tunnel auch in großem Umfang. 1956 und 1957 wurden einige Brückenauflager und die mittigen Stützen durch 104 Stahlstützen zu beiden Seiten des Fußweges ersetzt. Trotz dieser technischen Umbauten und einem Beton-Vorbau auf der westlichen Seite beim Bau des Citytunnels der S-Bahn ist der Tunnel in seiner ursprünglichen Form weitgehend erkennbar geblieben.
Von 2016 bis 2021 wurde der Tunnel für 25 Millionen Euro[1] generalsaniert und war dabei teilweise komplett, teilweise nur für den Autoverkehr gesperrt.[1] Es wurden die S-Bahn-Brücken abgebrochen und durch neue ersetzt. Bei der Sanierung wurden im westlichen Tunnelabschnitt mit der darin befindlichen Verzweigung die Straße verbreitert und die Decke erhöht. Der östliche Abschnitt wurde nicht saniert.[1] Weitere Sanierungsarbeiten wurden 2022 und 2025 durchgeführt.
Nach der Verlegung des Altonaer Fernbahnhofs nach Diebsteich, die für 2029 geplant ist, soll der Tunnel erneut für eine Verkürzung gesperrt werden. Dann soll der östliche Teil mit den Brücken der Fernbahngleise und -bahnsteige abgebrochen werden.[3]
Trivia
Der Lessingtunnel ist im ursprünglichen Vorspann zur Fernsehserie Großstadtrevier zu sehen.
Literatur
- Stadtteilarchiv Ottensen (Hrsg.): "Achtung! Zug fährt ab." - Eisenbahngeschichte in Altona und Ottensen - Arbeitsalltag - Nachbarschaft - Umbruch. 1. Auflage. Hamburg-Altona 2014, ISBN 978-3-9808925-6-8, "Der Lessingtunnel, p.26 ff".
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d https://www.shz.de/regionales/hamburg/lessingtunnel-am-bahnhof-altona-ueber-ein-jahr-fuer-autos-gesperrt-id14395861.html
- ↑ Erneuerung der S-Bahnüberführung "Julius-Leber-Straße" ( vom 26. Juni 2019 im Internet Archive)
- ↑ Lessingtunnel in Hamburg-Altona wird saniert. In: ndr.de. Archiviert vom am 26. Juni 2019; abgerufen am 10. Dezember 2025.
Koordinaten: 53° 33′ 20,6″ N, 9° 56′ 6,8″ O
