Les Kurbas (ukrainisch Лесь Ку́рбас; vollständiger Name Oleksandr-Zenon Stepanovych Kurbas [Олександр-Зенон Степанович Ку́рбас], eigentlich Janovyč [Янович]; * 25. Februar 1887 in Sambir, Österreich-Ungarn; † 3. November 1937 in Sandarmoch bei Medweschjegorsk, Karelische ASSR) war ein ukrainischer Bühnen- und Filmregisseur, Pädagoge, Theoretiker, Übersetzer und Schauspieler.[1] Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern der ukrainischen Avantgarde[2] und eine der Hauptfiguren der hingerichteten Wiedergeburt. Er wurde vom sowjetischen Regime während Stalins Großem Terror ermordet.
Leben
Les Kurbas wurde in die Familie des galizischen Schauspielers Stepan Janowytsch (Künstlername Kurbas) und der Schauspielerin Wanda Janowytschewa geboren. Er studierte an der Lemberger Universität und ab 1907 Philosophie und Theaterwissenschaft an der Universität Wien. Nach Abschluss der Studien trat er als Schauspieler auf. Er arbeitete am Huzul-Theater und am Teatr Ukrajinskoji Bessidy in Lwiw, gründete und leitete Theaterabende in Ternopil und wirkte am Sadowskyj-Theater in Kiew.[3]
Nach der Februarrevolution 1917 organisierte er das von ihm gegründete Schauspielstudio neu, indem er mehr Wert auf Stil und Ästhetik legte. Seine Idee von einem Philosophischen Theater benötigte speziell ausgebildete Schauspieler. Als 1919 das Molodyi Teatr mit dem Staatlichen Schauspielhaus zum Shevchenko Theater der Ukrainischen Sovietrepublik verschmolz, wurde Kurbas Co-Direktor und inszenierte eine Interpretation von Taras Schewtschenkos Gedicht Haidamaky, was ein großer Erfolg wurde. Während der Unruhen 1920 in Kiew organisierte Kurbas das Tourneetheater Kyidramte, gab die Schauspielerei auf und konzentrierte sich auf Leitung und Lehre, in der Meinung, das Theater sei ein machtvolles politisches Instrument. 1922 hatte das von ihm umgeformte Berezil Theater 400 Angestellte und wurde als bestes Theater der Ukraine betrachtet.
Kurbas Stücke provozierten die Ukrainische Regierung, er wechselte nach Moskau um einer Verfolgung zu entgehen. 1933 wurde er verhaftet und 1937 im Rahmen einer Massenerschießung getötet.[4] Ihm zu Ehren wurde das 1988 in Lwiw gegründete Jugendtheater 1993 in Les-Kurbas-Theater umbenannt.
Neben Wsewolod Meyerhold, Jewgeni Wachtangow und einigen anderen Regisseuren gehörte er zur sowjetischen Theater-Avantgarde der 1920er- und 1930er-Jahre.
Literatur
- Василь Степанович Василько: Лесь Курбас. Спогади сучасників. („Erinnerungen eines Zeitgenossen“), Мистецтво, Київ 1969
- Irene Rima Makaryk: Shakespeare in the undiscovered bourn. Les Kurbas, Ukrainian modernism, and early Soviet cultural politics. University of Toronto Press, Toronto Buffalo 2004, ISBN 0-8020-8849-X
- Неллі Миколаївна Корнієнко: Лесь Курбас. Репетиція майбутнього. („Generalprobe für die Zukunft“; Biografie in ukrainischer Sprache), Либідь, Київ 2007, ISBN 978-966-06-0451-3
- Лесь Курбас: Філософія театру. (Les Kurbas: Philosophie des Theaters). Verleger Oleksandr Sawtschuk, Charkiw 2022, ISBN 978-617-7538-82-9 (ukrainisch)
Weblinks
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Irena R. Makaryk: Les Kurbas. In: The Palgrave Encyclopedia of Global Shakespeare. Palgrave Macmillan Cham, London 2022, ISBN 978-3-319-99378-2, doi:10.1007/978-3-319-99378-2.
- ↑ Nelli Kornienko: 20 Les Kurbas and the Spiritual Foundations of the Ukrainian Avant-garde. In: Modernism in Kyiv. University of Toronto Press, Toronto 2010, S. 538–568, doi:10.3138/9781442686373-025.
- ↑ Valentyn Haievsky, Marko Robert Stech: Kurbas, Les. In: encyclopediaofukraine.com. 2006, abgerufen am 5. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ Shane Flynn: April 2009 Archives | Modern Times – The 20th Century ( vom 5. August 2012 im Webarchiv archive.today), 9. April 2009, auf personal.psu.edu
Personendaten | |
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NAME | Kurbas, Les |
ALTERNATIVNAMEN | Курбас, Олександр-Зенон Степанович; Janovyč, Oleksandr Stepanovyč (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | sowjetisch-ukrainischer Regisseur und Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 25. Februar 1887 |
GEBURTSORT | Sambir, Österreich-Ungarn |
STERBEDATUM | 3. November 1937 |
STERBEORT | Sandarmoch bei Medweschjegorsk, Karelische ASSR |