Lajzer Ajchenrand (auch: Lajser Ajchenrand; geboren 23. September 1911 in Dęblin, Russisch-Polen; gestorben 12. September 1985 in Küsnacht ZH) war ein aus Polen stammender jiddischer Dichter, der in Frankreich, ab 1942 in der Schweiz und zeitweise in Israel lebte.
Leben
Der Sohn eines Religionslehrers (Melamed) wuchs südöstlich von Warschau im bis zum Ersten Weltkrieg russisch beherrschten Teil Polens auf. Nach dem Zerfall des Russischen Reiches wurde er staatenlos. Mit 15 Jahren zog er nach Warschau, die Hauptstadt des nunmehr unabhängigen Polen, wo er sich ohne formale Ausbildung mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser hielt. Er veröffentlichte 1934 sein erstes Gedicht in der auf Jiddisch erscheinenden Warschauer Literarischen Wochenschrift. Ab 1937 lebte er in Paris, wo er zeitweilig auch in der französischen Fremdenlegion diente.[1] Den Lebensunterhalt verdiente er sich mit der Anfertigung von Maßkonfektion.
Unter dem Vichy-Regime wurde er 1940 interniert. Der drohenden Deportation in ein deutsches Vernichtungslager entging er 1942 durch die Flucht in die Schweiz, wo er erneut interniert wurde. Seine Mutter und Schwester wurden im KZ Majdanek umgebracht. Nach 1945 lebte er mit seiner späteren Frau in Küsnacht und verbrachte auch fünf Jahre in Israel.
Die Schweiz verweigerte ihm aus formalen Gründen die Staatsbürgerschaft.
Er schrieb ausschließlich jiddische Gedichte. 1976 wurde sein Werk mit dem Itzik-Manger-Preis ausgezeichnet, einem der bedeutendsten israelischen Literaturpreise.
Werke (Auswahl)
- Hörst Du Nicht. Jiddische Gedichte. Deutsche Übertragung von Walter Lesch. Zürich 1947.
 - Dos Broit fun Zar. 1964.
 - Landschaft fun Goirl. 1979.
 - Aus der Tiefe rufe ich. Lider und Ssonetn. Gedichte jiddisch und deutsch. Übertragen von Hubert Witt. Ammann, Zürich 2006, ISBN 3-250-10501-5.
 - Des Profondeurs de L'Abime. Poemes et Sonnets. 1953.
 
Literatur
- Egon Ammann, Eugen Faes (Hrsg.): Literatur aus der Schweiz: Texte und Materialien. Suhrkamp, Frankfurt am Main / Zürich 1978, S. 159–161.
 - Beatrice Eichmann-Leutenegger: Verabredungen mit Männern. Pendo-Verlag, Zürich 1994.
 - Karin Huser: Ajchenrand, Lajzer. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
 
Weblinks
- Publikationen von und über Lajzer Ajchenrand im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
 - Nachlass beim Archiv für Zeitgeschichte (PDF; 107 kB)
 
Einzelnachweise
- ↑ Oded Fluss: Lajser Ajchenrand – ein jiddischer Dichter in der Schweiz. In: Schätze aus der Breslauersammlung und der ICZ-Bibliothek, 26. Januar 2023.
 
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Ajchenrand, Lajzer | 
| ALTERNATIVNAMEN | Ajchenrand, Lajser | 
| KURZBESCHREIBUNG | jiddischer Schriftsteller | 
| GEBURTSDATUM | 23. September 1911 | 
| GEBURTSORT | Dęblin | 
| STERBEDATUM | 12. September 1985 | 
| STERBEORT | Küsnacht ZH | 
