Das sogenannte Kaufhaus am Küchengarten in Hannover[1] ist ein heute denkmalgeschütztes Ensemble aus der zweiten Hälfte der 1920er Jahre.[2] Der Standort des Komplexes[1] im hannoverschen Stadtteil Linden-Nord findet sich unter den Adressen Fössestraße 4, 6, 8, 10 und 12 sowie Limmerstraße 3, 3a und 5.[2]
Auch unter benachbarten Adresse Limmerstraße 1 existierte ein Klinkergebäude mit der Inschrift "Kaufhaus am Küchengarten", das noch auf Fotos aus den 1950er Jahren zu sehen ist.[3][4]
Geschichte und Beschreibung
Zur Zeit der Weimarer Republik beabsichtigte der Kaufmann Karl Homann als Bauherr[1] die Errichtung eines großen Kaufhaus-Komplexes mit Wohnungen in den Obergeschossen. Die Pläne hierzu lieferte ihm der in Hannover tätige Architekt Friedrich Hartjenstein. Im Vorfeld der Weltwirtschaftskrise und mangels Liquidität fiel das Bauvorhaben dann allerdings reduzierter aus als anfangs geplant.[1]
So entstand bis 1927 als Abschluss des trapezförmigen Areals zwischen der Selma-, Limmer- und Fössestraße ein viergeschossiger Klinkerbau, der das städtebauliche Vakuum des Platzes Am Küchengarten füllte[2] und sich gut in die schon vorhandene Blockrandbebauung integrierte.[1] Statt eines großen Kaufhauskomplexes fanden sich nun zahlreiche eher kleinere Einzelhandelsläden im Erdgeschoss.[1] Gleichzeitig nahm der sowohl zum Wohnen als auch für Gewerbe errichtete Komplex Bezug auf die Städtischen Bäder und die nordöstlich gelegene fortgeschrittene Bebauung aus dem späten 19. Jahrhundert.[2]
Die Fronten an der Fössestraße 8–12 und der Limmerstraße 3–5, ursprünglich mit Sprossenfenstern ausgestattet, fielen eher flächig aus und wurden lediglich durch differenzierte Horizontallinien gegliedert, wobei an der Limmerstraße ein Versprung an die ältere Fluchtlinie anschließt. Demgegenüber steigert sich die Plastizität zu den Gebäudeecken hin, weisen unter anderem kielförmige Erker, kastenförmige Dachhäuser und eine reichhaltigere Gestaltung den nahezu symmetrischen Abschnitt am Platz mit der Fössestraße 4–6 als Hauptfassade aus: Hier finden sich fünf Kompartimente mit Drillingsfenstern, die nur knapp über dem Gurtgesims vortreten. Dazu gehören hochrechteckig gestaltete figürliche Reliefplatten, die die horizontale Betonung der verkröpften Gesimse ausgleichen. Kubistische Dekorplatten an den drei mittleren Feldern unterhalb der Dachhäuser verstärken stattdessen die Vertikale in den Brüstungsfeldern. Der ganze Reichtum dieser vergleichsweise zierlichen Fassade, die heute von teilweise vorgestellter Bebauung verdeckt wird, erschließt sich erst in der Nähe.[2] Die Reliefs sind möglicherweise eine Schöpfung des Bildhauers Ludwig Vierthaler.[1][2]
Zur alten Möblierung des Platzes am Küchengarten zählt die ebenfalls etwa 1927 aufgestellte Normaluhr nach einem Entwurf von Karl Elkart.[2]
Fassadenschmuck
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Zusammengesetzte Terrakotta-Skulptur eines Mannes mit Kohle-Brikett, möglicherweise eine Schöpfung des Bildhauers Ludwig Vierthaler
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Mann mit Fisch auf kubistisch geformtem Sockel
Literatur
- Hermann Boockhoff, Jürgen Knotz (Bearb.): Architektur in Hannover seit 1900. Callwey, München 1981, ISBN 3-7667-0599-7, Objekt-Nummer B 6.
- Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Gebäude am Küchengartenplatz. In: Stadt Hannover, Teil 2. (=Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Band 10.2.) Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1985, ISBN 3-528-06208-8, S. 134; sowie Linden-Mitte im Addendum: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 21 f.
Weblinks
- Anke Weisbrich: Kleine Jubiläumsschrift / Für die Limmerstraße 3–5 / 1930–2005 auf der Seite hallolinden.de
- Wohn- und Geschäftshaus am Küchengarten bei Kindler & Fries Grundbesitz, mit Flächenangaben
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Vergleiche das Inhaltsverzeichnis in Hermann Boockhoff, Jürgen Knotz (Bearb.): Kaufhaus am Küchengarten, mit einer Grundriss-Skizze, in dies.: Architektur in Hannover seit 1900, Hrsg.: Architektenkammer Niedersachsen unter Betreuung von Ingrid Schumann, Friedrich Lindau und Winfried Neumann, Callwey-Verlag, München 1981, ISBN 3-7667-0599-7, Nummer B 6
- ↑ a b c d e f g Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Gebäude am Küchengartenplatz (siehe Literatur)
- ↑ Anke Weisbrich: Kleine Jubiläumsschrift / Für die Limmerstraße 3–5 / 1930–2005 auf der Seite hallolinden.de
- ↑ Andreas-Andrew Bornemann: Güterbahnhof-Küchengarten / Küchengarten Platz. In: www.postkarten-archiv.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 21. September 2019; abgerufen am 21. September 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Koordinaten: 52° 22′ 16,5″ N, 9° 42′ 45,3″ O