Karisch | ||
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Gesprochen in |
südwestliches Kleinasien (heute Türkei) | |
Sprecher | (ausgestorben) | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | − | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-3 |
Das Karische war die Sprache der Karer, der indigenen Bevölkerung des südlichen Westkleinasiens (Karien) während der griechischen Antike. Es war eine anatolische Sprache, und damit auch eine indogermanische. Am nächsten steht es dem im Südosten angrenzenden Lykischen und insbesondere der lykischen Dichtersprache (Lykisch B oder auch Milyisch), während es sich von dem im Norden angrenzenden Lydischen stark unterscheidet. Die karische Sprache ist in mehr als 200 Inschriften aus der Zeit zwischen 750 und 250 v. Chr. überliefert. Ältere Inschriften wurden in Ägypten und Nubien gefunden (Abu Simbel, Memphis u. a.), wo Karer Söldner im Dienste des Pharaos waren, sie stammen aus dem 7. und 6. Jahrhundert. Die jüngeren Inschriften stammen aus Karien selbst.
Schrift
Karisch wurde in einer lokalen Schriftform geschrieben, der karischen Schrift, die dem westgriechischen Alphabet ähnlich sah und sich aus insgesamt 45 Einzelzeichen zusammensetzte.
Die Entzifferung der karischen Schrift wurde lange Zeit dadurch behindert, dass viele Zeichen wie griechische aussehen, aber einen völlig anderen Lautwert haben. Erst Thomas W. Kowalski gelang es 1975, aufgrund der Namengleichungen in ägyptisch-karischen Inschriften eine Anzahl von Lautwerten richtig zu bestimmen.[1] Dieser Ansatz wurde dann von John D. Ray, Ignacio Javier Adiego und auch Diether Schürr aufgenommen, korrigiert und weiter ausgebaut.[2][3] Im Jahre 1996 fand man im antiken Kaunos eine längere karische Inschrift mit einer Parallelversion in griechischer Sprache (Bilingue), die es erlaubte, viele der bereits gewonnenen Lesungen zu bestätigen.[4]
Siehe auch
Literatur
- H. Craig Melchert: Carian. In: Roger D. Woodard (Hrsg.): The Cambridge Encyclopedia of the World’s Ancient Languages. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2004, ISBN 0-521-56256-2, S. 609–613.
- Peter Frei, Christian Marek: Die karisch-griechische Bilingue von Kaunos. Eine zweisprachige Staatsurkunde des 4. Jh.s v. Chr. In: Kadmos 36, 1997, S. 1–89.
- Wolfgang Blümel, Peter Frei, Christian Marek (Hrsg.): Colloquium Caricum. Akten der Internationalen Tagung über die karisch-griechische Bilingue von Kaunos (= Kadmos 37). de Gruyter, Berlin u. a. 1998.
- Ignacio J. Adiego: The Carian Language (Handbook of Oriental Studies. Section 1: The Near and Middle East 86). With an appendix by Koray Konuk. Brill, Leiden u. a. 2007, ISBN 978-90-04-15281-6.
Weblinks
- Digital etymological-philological Dictionary of the Ancient Anatolian Corpus Languages (eDiAna). Ludwig-Maximilians-Universität München, abgerufen am 14. März 2017.
- Die karisch-griechische Bilingue von Kaunos ( vom 12. März 2007 im Internet Archive)
- Omniglot: Carian alphabet
Einzelnachweise
- ↑ Thomas W. Kowalski: LETTRES CARIENNES: ESSAI DE DECHIFFREMENT DE L’ECRITURE CARIENNE. Band 14, Nr. 1, 1. Januar 1975, ISSN 1613-0723, S. 73–93, doi:10.1515/kadm.1975.14.1.73 (degruyter.com [PDF; abgerufen am 30. April 2024]).
- ↑ H. Craig Melchert: Further thoughts on Carian nominal inflection. In: Hellenistic Karia (= Études). Ausonius Éditions, Pessac 2010, ISBN 978-2-35613-283-3, S. 177–186 (openedition.org [abgerufen am 30. April 2024]).
- ↑ Ignacio Adiego: The Carian Language. In: The Carian Language. Brill, 2006, ISBN 978-90-474-1049-2 (brill.com [abgerufen am 30. April 2024]).
- ↑ Peter Frei, Christian Marek: Die karisch-griechische Bilingue von Kaunos. Eine zweisprachige Staatsurkunde des 4. Jh.s v. Chr. In: Kadmos 36, 1997, S. 1–89.