Als Kalenderstreit werden die Auseinandersetzungen bezeichnet, die in der Folge der Ablehnung der 1582 erfolgten päpstlichen gregorianischen Kalenderreform durch die Protestanten ausbrachen.
Die Kalenderreform erstreckte sich über das gesamte Abendland. Protestanten, insbesondere zahlreiche Geistliche, weigerten sich, die von einem Papst ausgehende Anordnung zu akzeptieren und ihr zu folgen. In katholischen Ländern wurde der neue Kalender sofort, in evangelischen mit erheblicher Verzögerung, zum Teil erst im 18. Jahrhundert eingeführt.
In der Folge feierten die Konfessionen das Osterfest an unterschiedlichen Tagen. In katholisch regierten Territorien mit evangelischem Bevölkerungsanteil (was beispielsweise durch einen Erbfall erfolgen konnte) erließen die katholischen Landesherren ein amtliches Verbot der „evangelischen“ Osterfeiertermine.
Literatur
- Jakob Koder: Der Kalenderstreit als Ausdruck konfessioneller Differenzen am Beispiel der Stadt Regensburg. In: Regensburger RU-Notizen. 15, 2, 1996, ZDB-ID 1104572-3, S. 43–46,
- Felix Stieve: Der Kalenderstreit des sechzehnten Jahrhunderts in Deutschland. Akademie der Wissenschaften u. a., München 1880 (Abhandlungen der historischen Classe der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 15, Abth. 3, 1 = Denkschriften 54, ZDB-ID 209994-9).
- Carl Weitbrecht: Der Kalenderstreit in Sindringen. Eine Geschichte aus dem vorigen Jahrhundert. Verlag von Adolf Bonz & Comp., Stuttgart 1885.
- Reinhard Breymayer: Erhard Weigels Schüler Detlev Clüver und sein Einfluss auf Friedrich Christoph Oetinger (1702–1782) – Zur Schlüsselrolle des Sindringer Kalenderstreits von 1744. In: Katharina Habermann, Klaus-Dieter Herbst (Hrsg.): Erhard Weigel (1625–1699) und seine Schüler. Universitätsverlag, Göttingen 2016 (Online), S. 269–323, besonders S. 309 f.
- Reinhard Breymayer: Astronomie, Kalenderstreit und Liebestheologie. Von Erhard Weigel und seinem Schüler Detlev Clüver über Friedrich Christoph Oetinger und Philipp Matthäus Hahn zu Friedrich Schiller, Johann Andreas Streicher, Franz Joseph Graf von Thun und Hohenstein, Mozart und Beethoven. […] [Motto:] Brüder – überm Sternenzelt muß ein lieber Vater wohnen. SCHILLER. Heck, Dußlingen 2016. – ISBN 978-3-924249-58-8.