Allgemeines | |||||||||||||
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Name | Königswasser | ||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | nicht angebbar, da Gemisch | ||||||||||||
Kurzbeschreibung |
stechend chlorig riechende, gelbe bis rotbraune Flüssigkeit[1] | ||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||
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Eigenschaften | |||||||||||||
Molare Masse | nicht angebbar, da Gemisch | ||||||||||||
Aggregatzustand |
flüssig | ||||||||||||
Löslichkeit |
vollständig mischbar mit Wasser[1] | ||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||
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Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Königswasser (lat. aqua regia) ist ein Gemisch aus konzentrierter (37-prozentiger) Salzsäure und konzentrierter (65-prozentiger) Salpetersäure im Verhältnis 3 zu 1. Der Name stammt von der Fähigkeit, das „königliche“ Edelmetall Gold aufzulösen.
Chemische Wirkung
Für die Aggressivität des Königswassers sind offenbar nicht die einzelnen Säuren verantwortlich, sondern Reaktionsprodukte, die entstehen, wenn beide vermischt werden. Für sich allein kann keine der Säuren Gold auflösen, vermischt können sie es:
Es entstehen freie Radikale des Chlors und Nitrosylchlorid (NOCl),[2] welche Gold und andere Edelmetalle zu oxidieren vermögen. Aus Gold entsteht dabei Tetrachlorogold(III)-säure, aus Platin Hexachloroplatinate:
Elektrochemisch wird dabei entweder das Redoxpotential des Metalls durch Komplexierung mit dem Chlorid-Ion verringert, oder das Redoxpotential der Säure wird durch die freien Chloryl-Radikale erhöht, oder beides geschieht gleichzeitig:
Das Oxidationspotential des Königswassers reicht aus, Gold (+1,498 V) und Platin (+1,118 V) zu oxidieren, obwohl das weder Nitrat (+0,96 V) noch Chlorid (+0,93 V) allein könnten. Trockenes Chlor (+1.36 V) kann Gold und Platin auflösen.
Ein starker Komplexbildner wie Cyanid vermag es sogar, Gold bei atmosphärischen Bedingungen zu oxidieren (aufzulösen) und wird bei der Goldgewinnung verwendet:
Das Nitroniumion hat das größte Redoxpotential aller Stickstoffoxide. Seine Konzentration kann durch den Zusatz starker Säuren wie etwa Schwefelsäure erhöht werden:[3]
Das Königswasser kann fast alle Metalle außer Zirconium, Hafnium, Niob, Tantal, Titan, Ruthenium und Wolfram auflösen. Silber wird nicht aufgelöst, weil es durch die Bildung einer unlöslichen Silberchloridschicht vor weiterer Oxidation passiviert ist. Salpetersäure allein kann Silber auflösen, nicht aber Gold, und wird daher verwendet, um Gold von Silber zu scheiden.
Königswasser zerfällt von selbst, wobei Chlor, Nitrosylchlorid und nitrose Gase frei werden. Es wird daher üblicherweise unmittelbar vor Gebrauch aus den beiden Säuren frisch hergestellt.
Königswasser hat die UN-Nummer 1798 und darf in Europa als Gefahrengut nicht auf Straßen transportiert werden.
Anwendungen

- Herstellung von Edelmetallpräparaten für die Porzellan- und Glasmalerei,
- zum Aufschluss schwerlöslicher Stoffproben (Königswasseraufschluss) in der analytischen Chemie,
- zum Ätzen in der Metallografie,
- zur Edelmetallscheidung und -raffination.
- Früher wurde es stark verdünnt topisch als Medizin angewandt:
„Im Winter von 1857–58 hatte ich einen Kranken auf meiner Abtheilung, welcher von einer Erfrierung der Füsse eine Anästhesie zurückbehielt, wogegen ich unter anderem locale Bäder mit Königswasser anwendete.“
Geschichte
Königswasser wird erstmals in lateinischen Übersetzungen des Pseudo-Geber aus dem 14. Jh. erwähnt, jedoch nicht in den arabischen Schriften.[4] Im 16. Jh. wurde es für die Herstellung von Knallgold verwendet.
Als deutsche Truppen am 9. April 1940 während des Zweiten Weltkriegs die dänische Hauptstadt Kopenhagen besetzten, löste der im Labor von Niels Bohr arbeitende ungarische Chemiker George de Hevesy die goldenen Nobelpreis-Medaillen der deutschen Physiker Max von Laue und James Franck in Königswasser auf, damit sie nicht in die Hände deutscher Soldaten fielen. Von Laue und Franck waren in Opposition zum Nationalsozialismus in Deutschland und hatten deshalb ihre Medaillen Niels Bohr anvertraut, um so eine Konfiszierung in Deutschland zu verhindern; das NS-Regime verbot allen Deutschen das Annehmen oder Tragen des Nobelpreises, nachdem der Nazigegner Carl von Ossietzky im Jahr 1935 den Friedensnobelpreis erhalten hatte. Nach Kriegsende extrahierte de Hevesy das im Königswasser „versteckte“ Gold und übergab es der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften, die daraus neue Medaillen für von Laue und Franck herstellen ließ.[5]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Eintrag zu Königswasser in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 2. Januar 2024. (JavaScript erforderlich)
- ↑ Brockhaus ABC Chemie, VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1965, S. 714.
- ↑ R. Bruce King (Hrsg.): Encyclopedia of Inorganic Chemistry. 2. Auflage. John Wiley & Sons, 2005, Nitrogen: Inorganic Chemistry, S. 47.
- ↑ Marcelin Berthelot: La chimie au moyen âge. Band 3. Imprimerie Nationale, Paris 1893, S. 16 (archive.org).
- ↑ nobelprize.org: A unique gold medal.